Die Ebene
Als Prisca den Männern den Rücken zukehrt, denken sie, dass sie mit anderen Dingen beschäftigt ist, als auf ihre Stimmen zu hören. Seratos flüstert Edwin zu.
„Aber irgendwo hat sie doch recht. Wir sitzen hier rum und ihr beide habt nichts besseres zu tun, als sie zu belästigen. Der eine, weil es ihm Spaß macht und der andere, weil sie aus Notwehr seinen magischen Gefährten geblendet hat. Geblendet, Edwin. Sie hätte ihn auch töten können.“
Und noch leiser fügt er hinzu.
„Seht euch mal an. Wenn ihr so weitermacht seid ihr nicht besser, als unsere Feinde, die „Paladine“.
Prisca muss schon die Ohren spitzen, um den Magier zu verstehen. Auch Edwin redet sehr leise.
„Sollen wir ihr etwa dankbar sein, dass sie uns über den Weg gelaufen ist? Ohne sie wären wir sicher schneller in Mirabar und geholfen hat sie uns bis jetzt auch noch nicht. Wenn unser Orden sich nicht geschworen hätte, so rechtschaffend wie möglich zu sein, hätte ich vorhin mehr getan, als ihr nur eine Ohrfeige zu verpassen.“
Danach herrscht Stille. Und deshalb spürt Prisca auch wie ihre Fingerspitzen leicht kribbeln. Es ist nicht die Schwingung des Kraftfeldes, wie sie bald bemerkt. Denn die würde sich nicht an ihren Armen hocharbeiten und sich dann in ihrem ganzen Körper ausbreiten. Als das seltsame prickeln immer stärker wird und sich auch in ihrer Seele auszubreiten scheint, passiert es. Prisca spürt eine unglaubliche Stärke in sich. Ohne auf die warnenden Rufe der Nekromanten zu hören stolziert sie mitten durch das Kraftfeld.
„Wir sind verloren, ich habe es dir ja gesagt. Die Kleine bringt uns noch ins Grab.“
Sagt Edwin wütend zu Seratos. Der Befehlshaber der Magiergruppe hält seine Leute zurück. Er hat da so eine Ahnung, das ihnen nichts passieren wird. Als Prisca den halben Weg aus dem Kraftfeld zurückgelegt hat, beginnt das Kraftfeld hellviolett zu leuchten und dann explodiert es in einem hellen Licht. Geblendet, wegen der intensiven Helligkeit, können die Magier nicht sehen, was mit Prisca geschieht. Sie hat keine Angst um ihr Leben, im Gegenteil. Irgendwie gibt ihr der Ausbruch von starker Magie Kraft und sie spürt, wie sie das aktivierte Kraftfeld in sich aufsaugt. Kurz darauf ist die Explosion vorüber, das Kraftfeld deaktiviert und die Reisegruppe unverletzt. Prisca spürt noch immer die Stärke in sich, vermischt mit der Magie des Kraftfelds. Als sie an sich herunterschaut, sieht sie wie ihre Adern hervorgetreten sind und grünlich leuchten. Auch ihre Pupillen haben eine grüne Farbe angenommen, doch das kann sie nicht sehen. Während Edwin und Grom fassungslos dastehen, kommt Seratos langsam auf sie zu.
„Ich wusste es. Du hast die Macht in dir.“
Als Prisca sich zu ihm umdreht, bleibt Seratos stehen. Im ist gerade klar geworden, dass der Halbling ihn und seine zwei Begleiter jetzt problemlos beseitigen könnte. Und sie hätte auch allen Grund dazu.
„Überleg dir was du tust. Ich kenne jemanden, der dir helfen kann diese Macht zu verstehen und zu beherrschen, also beruhige dich.“