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Kapitel 1 - Die Gefährten

AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Der Magister kritzelte wieder eifriger in sein Büchlein, hatte der Weingeist doch ein äußerst interessantes Detail angesprochen. Wenn dieser nämlich als solcher viel Ahnung von Wein hatte, war die oft in den Schriften angeführte Verbindung zwischen den Weingeistern und der gleichnahmigen hochprozentigen Flüssigkeit vielleicht ebenfalls ein Irrglaube. Der flüssige Weingeist wurde, als sehr starker Alkohol, in der Alchemie und Parfümerie als Verdunstungsmittel genutzt, aber auch bei der Herstellung alkoholischer Getränke. Natürlich war Fidelius bekannt, dass beim Vergären von Weintrauben Weingeist entstand, aber genau das war ja auch der Beweis, dass Wein nichts mit Alkohol zu tun haben konnte. Schließlich wurde der Weingeist ja extrahiert, sonst konnte er ja nicht anderweitig genutzt werden. Und durch diese Extraktion blieb zum Schluss auch der wunderbare Nektar zurück, den der Skriptor als Wein kennen und lieben gelernt hatte. Jegliche anderen Behauptungen waren schlicht absurd, da dies bedeuten würde, dass beinahe alle Alkoholischen Getränke mit Wein hergestellt werden würden. Und dies konnte er, aufgrund mehrerer Geschmacksproben, einwandfrei verneinen. Die Weintraube brachte schlicht zwei Produkte hervor: Wein und Weingeist.

So also ist es klar ersichtlich, dass der Weingeist, die Flüssigkeit, und der Weingeist, das Wesen, nur in der Bezeichnung verwandt sein konnten. Ansonsten würde es sich bei seinem momentanen Begleiter ja schließlich um eine anthropromorphe Personifizierung puren Alkohols handeln, was absurd wäre, da Alkohol in solcher Konzentration bekanntlich hochgradig flüchtig ist und der Geist somit keinen langen Bestand hätte haben können.

Hochzufrieden mit seinen Schlussfolgerungen antwortete er Flasche also. "Nun, euer Angebot klingt verlockend, verehrte Flasche. Dennoch bin ich geneigt, in den entsprechenden Etablissements auf das angebotene Sortiment zuzugreifen. Schließlich arbeiten Gastwirte und Händler hart dafür, dieses aufrecht erhalten zu können. Es erschiene mir ungerecht, dieses nicht auch entgeltlich zu konsumieren. Sollten es allerdings dazu kommen, dass mein privater Vorrat nicht ausreicht, greife ich gerne auf eure Dienste zurück, sagt mir nur, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen kann."

In der Taverne angekommen, platziert Fidelius sich gegenüber der Kapitänin - erstens, um dieser die Möglichkeit zu geben, mit für ihre Unternehmungen relevanten Personen direkt sprechen zu können, und zweitens, um alle für ihn relevanten Informationen derselben Gespräche aufnehmen zu können - und legt sich zwei Pergamente zurecht. Als Skriptor war es wichtig, den Überblick zu behalten, alles ausreichend und schnell zu notieren und den Informationsfluss niemals ins stocken zu bringen. Nicht selten kann eine Unterbrechung den Sprecher verwirren oder verunsichern und diesen somit dazu veranlassen, wichtige Details bewusst oder unbewusst auszulassen.
 
AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Da fiel selbst der an sich nicht auf ihren Mund gefallenen Flasche nicht mehr viel ein.

"Ist recht, Meister, ist recht."

Dieser Mensch war einfach anders. Wie Meister Torm, war dieser Meister Fidelius im Kern seines Wesens einfach anders als die anderen.
Das mußte es gewesen sein, was die beiden Geister in ihrem eigenen Inneren angesprochen hatte, wo sich doch die körperlichen Ähnlichkeiten zum alten Steinschläger in Grenzen hielten. Aber Geister sahen naturgemäß erstmal die geistige Seite und auch der Muff mußte ganz instinktiv die ätherische Ähnlichkeit mit Torm bemerkt haben, auch wenn der quirlige Luftgeist wohl nicht seinen Finger auf dieses Gefühl hätte legen können.
Doch allzuviel Zeit hatte die Flasche nicht zum grübeln, denn da waren sie auch schon in der Taverne, die den Weingeist willkommen hieß, wie ein altes Kinderzimmer.
An solchen Orten war die Flasche groß geworden. Hier kannte sie sich aus.
Und traf promt einen alten Kumpel wieder, der hier dafür sorgte, das die Kneipe einen Rum ausschenkte, der einfach einen Zacken besser war, als der der anderen Wirtschaften. Wahrscheinlich war es deshalb so beliebt und schließlich auch die Lieblingstaverne der Kapitänin Dianthe.
Wie dem auch war, das Gespräch mit dem Magister war wohl vorbei, weil der sich mit der Schiffsführerin unterhalten wollte und die Flasche auch gerne mit dem anderen Weingeist, der auf den einfallsreichen Namen Schlucker hörte, ein paar Takte plaudern mochte.
Sie taten das aber astral, damit sie niemanden störten. Die Flasche hatte keine Lust Dianthe auch noch zu ärgern, so wie der Drummel es geschafft hatte. Sie ließ sich anscheinend recht leicht ärgern, also mußte man aufpassen. Mithören konnte also keiner, nur die Frau Kapitän, doch selbst die verstand wahrscheinlich nichts, selbst wenn sie sich entschloss, dem Gespräch der Weingeister zu folgen und nicht mit Zhuggens und Magister Promt sprach. Es wurde nämlich keine Elementarsprache verwendet, wie das Auran eine war, sondern ein reichlich besoffen wirkender Geisterdialekt, den selbst ein des Zauberns und der Weingeistsprache Kundiger nur verstehen konnte, wenn er voll war wie eine Strandhaubitze.
Oder eben ein Weingeist.
An diesem Punkt versteht wohl auch jeder, wieso der Torm Steinschläger keinerlei Probleme mit dieser Sprache hatte.
So vertrieb sich die Flasche die Zeit wieder mit reden. Viel mehr blieb ihr ja nicht, seit sie nicht mehr soff.
 
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Auf der Sternewanderer trat Lidia auf das Geländer des Krähennestes. "Ich bin Lidia und es ist mir immer eine Freunde zu fliegen." Nach diesen Worten ließ sie sich vom Krähennest in den Fallwind fallen, die Flügel an gelegt fiel sie schnell dem Wolkenfluss entgegen nur um kurz vor den Wolken die Flügel auszubreiten und mit den Federspitzen ein wenig von der Wolkendecke aufzuwirbeln. Dann ging es im Aufwind wieder nach oben und hinein in den Wolkentreiber immer schneller um das Schiff herum. Dabei stieß sie einen Freudenschrei aus, der die beiden Stadtwachen vor dem Schiff erschreckt nach oben schauen ließ. Als sie sich dann im saften Wind treiben ließ, schaute sie sich nach Drummel um, den hatte sie bei der Geschwindigkeit glatt aus den Augen verloren.

In der Taverne machte es sich Dianthe unterdessen auf einem Stuhl bequem. Sofort war eine der hübschen Bedienungen zur Stelle und fragte nach den Wünschen der Kapitänin und des Magisters. Dianthe bestellte gleich eine ganze Flasche Wiskey (aber nur eine kleine, schließlich machte es sich nicht gut irgendwann unter dem Tisch zu liegen) und wies die Bedienung an, für den Magister einen guten Wein aus dem Keller zu holen, wobei sie eine nachdrückliche Betonung in das Wort 'gut' legte.
 
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"Oh, ich danke Euch, Kapitänin Dianthe. Sehr aufmerksam von euch, bitte verzeiht mir, wenn meine Unterhaltung mit Herrn Flasche euch abgelenkt haben sollte." Entweder meinte der Magister das ernst, oder es war eine gezielt dezente Methode, sie des unerwünschten Lauschens zu bezichtigen. Allerding, wenn Fidelius das wirklich vorgespielt hatte, dann war er verdammt gut darin, und sein bisheriges Verhalten ließ diesen Schluss extrem unwarscheinlich wirken. Vielleicht war er aber auch WIRKLICH gut ... oder die unter Piraten angeborene Paranoia führte mal wieder einen autonomen Veitstanz auf.

"Ich möchte die Gelegenheit aber nutzen, solange wir noch zu zweit am Tisch sitzen. Es ist ja ein bekanntes Gerücht, dass Seeleute in jedem Hafen eine, ähm, Dame hofieren, und außerdem gibt es das Wort >Heimathafen<. Ich denke, beides lässt sich realistisch auf verschiedene Lokalitäten übertragen. Meine Frage ist nun folgende: Habt ihr eine bevorzugte Art von Örtlichkeit, welche ihr in jedem angesteuerten Hafen besucht, und habt ihr einen >Heimathafen<, und wenn ja, ist dieser tatsächlich der Hafen eurer ursprünglichen Heimat oder ist die Wahl anderweitig motiviert?"

Während er die Fragen stellt und auf die Antworten wartet, skizziert er mit schnellen Kohlestrichen das innere der Taverne. Die Art, wie die Zeichnung entsteht, wie der Skriptor das Bild aufbaut, wirkt wie eine Orientierungskarte. Zuerst kommen die wichtigsten Basis-Striche wie Raumecken, Tür, Bar, Kamin, Wand- und Bodenlinien. Dann folgen grob die Positionen der bewegbaren Möblierung, Fenster und markanter Dekorationen, wobei er einen besonderen Fokus auf die Achse legt, welche vom tragenden Balken über der Theke aus bis zu dem Donnerkrähen-Schädel an der Gegenüberliegenden Wand läuft. Wenn man genau hinsieht, scheinen diese beiden tatsächlich die zentralen Objekte des Raumes zu sein, jene, die den Hauptcharakter bilden.

Donnerkrähe:
In der alten Welt, vor dem Zerbrechen, als die Welt angeblich noch Rund und aus einem Stück gewesen sein soll, gab es angeblich Vögel, die das Wetter nich nur anhand ihres Fluges vorhersagen ließen, sondern sogar das Wetter brachten. Donnervögel und Sturmkrähen soll man sie, unter anderem, genannt haben. Hier, zwischen den Brocken, hatte man eine Art entdeckt, die diese Mythen vielleicht beweisen könnten. Es handelte sich um die sogenannte Donnerkrähe, einem schwarz bis hellgrau gemusterten Raub- und Aasvogel, durchschnittlich eineinhalb Meter von Schnabel- bis Schwanzspitze und drei Meter Spannweite. Diese Tiere hatten die besondere Eigenheit, während der Sommerstürme in Gewitterwolken zu fliegen und die Blitze mit ihren Rufen zu grüßen. Man sagt, ein Gewitter in dem Donnerkrähen flögen, könne Donnergrollen von solcher Stärke erzeugen, dass es Luftschiffe zerbersten könnte. Genauere Nachforschungen zeigten bisher allerdings weder Beweise für noch gegen diese Hypothese. Ein Aberglaube besagt, dass der Schädel einer Donnerkrähe vor Blitzschlag bewahrt, so ist ein solch seltenes Fundstück oder (noch seltener) Jagdgut auf dem Markt durchaus etwas wert. Der Aberglaube besagt allerdings auch, dass jeder, welcher einen solchen Schädel unrechtmäßig an sich bringt, von Blitzen regelrecht gejagt werden würde. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses letzte Detail von Händlern hinzugedichtet wurde, um den opportunistischen Langfinger von seinem Vorhaben abzubringen.
 
AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Dianthe befahl ihrer Paranoia die Klappe zu halten. Schließlich war es ja nicht so gewesen, dass Fidelius und Flasche geflüstert hätten.
"Nun, so lange Gerwin nicht noch auftaucht um mich über alle Einzelheiten im Leben seines Bruders zu informieren, werden wir auch zum größten Teil des Abends zu zweit bleiben. Ich habe heute keine geschäftlichen Aktivitäten zu erledigen, das habe ich mir für morgen aufgehoben. Vielleicht werde ich das ein oder andere Lied mit anstimmen, sofern die Stammmusiker heute auftreten." Sie machte eine kurze Pause, da die Bedienung die gewünschten Getränke brachte. Sie goss Dianthe einen ordentlichen Schluck Whiskey in ein Glas und stellte dann die Flasche daneben, genauso schwungvoll bekam Fidelius einen tiefroten Wein eingeschenkt und auch ihm stellte die junge Dame die Flasche auf den Tisch. "Danke Elaine." fröhlich zwinkerte Dianthe der Dame zu. "Bevor ihr mir nun Löcher in den Bauch fragt, Magister, hatte ich ja noch eine Sache mit euch zu besprechen. Mir ist durchaus bewusst, dass ihr Wert auf detaillierte und vollständige Aufzeichnungen legt, aber das heißt hoffentlich nicht, dass ihr alle Aufzeichnungen so detailliert, wie ihr sie macht, auch zu veröffentlichen gedenkt. Ich habe keine Einwände, euch die Abläufe und Hintergründe meines Metiers zu erläutern, nur möchte ich, dass meine genauen Methoden und Vorgehensweisen von euch vertraulich behandelt werden. Genauso möchte ich, dass ihr weder die Privatsphäre meiner Crew noch die meine verletzt. Wenn ich euch etwas nicht sagen möchte, werde ich das Kund tun und bitte euch, darauf Rücksicht zu nehmen. Wenn ihr zufällig etwas mithört, das nicht für euch bestimmt ist, ist das meistens nicht schlimm. Auf einem Schiff wissen alle, dass die Wände Ohren haben. Aber bedrängt meine Besatzung bitte ebenfalls nicht, wenn sie euch etwas nicht sagen möchte. Seid ihr mit diesen Bedingungen einverstanden?"
 
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Es war nicht Lidia's Schuld, das sie den Drummel nicht sehen konnte, er hatte nur eben seine natürliche Form angenommen. Das hieß, das die Raptorianerin die ganze Zeit auf dem Muff herumgeflogen war, denn nichts anderes war der stets günstige Wind gewesen, den sie so genossen hatte. Der Aufwind, der Fallwind, das und auch alles andere, war der Drummelmuff.
Luftgeister sahen nämlich nicht von Hause aus aus, wie kleine, pummelige Zwergenbengel mit Flügelchen. Diese Gestalt war Torm's Schuld, weil er den Muff eben in dieser Gestalt beschworen hatte. Das war Torm's Vorstellung von einem Luftgeist gewesen. Des Drummelmuff's wahre Gestalt...
...aber das würde jetzt zu weit führen.
Als der Luftgeist sah, das sich die junge Vogelechsin sich suchend umsah, materialisierte sich der Kopf des Geistes einen halben Meter vor ihrem Gesicht.

"Hihi, das war lustig. Ich bin warmgeflogen. Wollen wir jetzt einen RICHTIGEN Tandemflug machen ?"

Nun war sich der Drummelmuff aber nicht darüber im Klaren, das Lidia vielleicht garkeine Ahnung davon hatte, was er damit meinte. Das, was sie gerade gemacht hatten, war nämlich kein Tandemflug gewesen, sondern eher so, als ob der Drummel mit der Lidia ballgespielte. Nur das der Ball einen eigenen Willen hatte, was die Sache ja so lustig machte.
Ein richtiger Tandemflug aber, das war nicht einfach nur unterhaltend in der Luft herumzuplanschen, bei Tandem, da flogen Raptorianer und Geist wirklich zusammen. Der Muff konnte nicht wissen, wie detailiert die Erzählungen der Alten gewesen waren.
Der Tandem bedeutete jedoch, das sich der Luftgeist wie eine zweite Haut anschmiegte. Der Flieger mußte garnicht mehr mit den Flügeln schlagen, um in der Luft zu schweben, weil immer Luft unter den Flügeln war, die genau genug Auftrieb brachte, um perfekt in der Luft schweben zu können, ohne die Flügel auch nur einen Mirkometer bewegen zu müssen. Wenn man das aber doch tat, dann ging es richtig ab. Jeder Flügelschlag produzierte soetwas wie einen Jetstream, der umso stärker war, je stärker mit den Flügeln geschlagen wurde.
Gute Flieger konnten ihre Geschwindigkeit und Wendigkeit glatt verdoppeln. Ein richtig eingespieltes Team gar verdreifachen, was in anderen Dimensionen aber als sozusagen olympische Leistung beschieben worden wär.
Eine weitere praktische Sache war, das man im Erntfall unglaublich enge Kurven fliegen konnte, nur sah das nicht besonders hübsch aus, weil für den schnellstmöglichen Halt Airbags benutzt wurden. Gut war aber, das niemand, auf dieser oder einer anderen Welt, weichere und/oder sonstwie bessere Luftkissen erschuf, als ein Luftgeist.
Wie gesagt, der Drummelmuff hatte keine Ahnung, ob Lidia wußte, was Tandemflug für eine Extrempimpung ihrer selbst bedeutete. Dafür hatte der Luftpummel aber ungeheuer viel Lust darauf, so das sein Schamwölkchen in strahlendem Weiß um ihn herumwehte.

Ach ja, es sei hier noch, lediglich der Form halber, erwähnt, das nicht wenige...
also vielleicht sogar ein paar mehr...
plus noch ein paar...
ähhm... und davon dann möglicherweise noch das Doppelte verdreifachen...
na jedemfalls nicht wenige eben der Meinung gewesen waren, das die Tandemfliegerei eine nicht unbedeutende erotische Komponente gehabt hatte.
Die Raptorianer hatten das zumindest so empfunden.

Die Flasche unterhielt sich weiterhin mit dem Schlucker und schwelgte in Erinnerungen.
 
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Zum ersten Mal seit ihrer ersten Begegnung, blickte Fidelius pikiert wenn nicht sogar beleidigt drein. "Ich verstehe eure Bedenken, Frau Kapitänin, aber diese sind unbegründet. Als Skriptor ist es meine Aufgabe, alles detail- und wahrheitsgemäß festzuhalten, bei Art und Umfang der Veröffentlichung haben natürlich die jeweiligen Quellen absolutes Mitspracherecht. Alles andere würde Diebstahl gleichkommen."

Nachdem das ausgesprochen war, ergriff der Magister sein Glas und prostete Dianthe zu. Als er, nach dem Anstoßen, einen genüsslichen Schluck von dem Wein getrunken hatte, lösten sich auch seine Züge wieder und er wirkte wieder offen interessiert und entspannt wie vorher. "Hm, ein guter Wein. Ich kann euch auch allgemein beruhigen, Frau Kapitänin, denn mein Werk soll der Allgemeinbildung dienen. Von daher wäre es kontraproduktiv, auf Details und spezialisierte Techniken einzugehen. Schließlich gibt es ja neben der Ungebildetheit auch die Fachidiotie, und beide sind dem allgemeinen Verständnis der Welt im Ganzen und ihrer Zusammenhänge ein Hindernis."
 
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Währenddessen in der Flasche.

"Meine Fresche, Flasche, disch hab isch ja ewisch nisch mehr geschehn, hicksch... ," sagte der Schlucker beschwipst. "Wo bischu denn die gansche Scheit geweschn, hicksch ?"
"Hier und da, Schlucker, hier und da. Überall und nirgends, hihi. Du bist ja schon wieder ganz schön blau."
"Logisch ! Ehrnschache, hehe. Und, wo warschte nu ? Keine Schau hat disch gefundn. Wir ham allesch bisch aufn letschtn Tropfn Alk abgeschucht, aba keine Flasche nirgedsch."
"Naja, du weißt doch..."
"Wasch ? Dasch epische Beschäufnisch mitm Schteinschläga ? Aba dasch weisch doch eh jeda."
"Eben..., und das war mir peinlich. Ich mein, was soll denn das sein, ein weinloser Weingeist ? Da lachen mich doch alle aus."
"Hihi, isch doch witschisch, hicksch."
"Witzig ? Du meinst wie alkfreies Bier oder fettfreier Speck ? Pfff..."
"Genau, rischtisch, hahahahahaaaah."
"Du blöde Limo..."
"Hihihihihi, ach komm schon, nisch gleisch anfangn schu gären, Alta. Dasch kann doch jedm passchiern, hicksch."
"Ach ? Ist dir das auch schon passiert ?"
"Nöö."
"Eben. Und sonst auch keinem."
"Ahhh, jetscht verschteh isch. Du bringscht esch nisch mehr !"
"Wasch..., man jetzt fang ich auch schon an zu lallen. Was meinst du damit, heh ?"
"Dasch isch doch kla. Du kriegscht keinen mehr runta, hihihihi... hicksch."
"HEY ! DAS ist nicht lustig ! Ich hab nichts verlernt, hörst du ? Ich krieg hier jeden unter den Tisch !"
"Schooooo ?"
sagte der Schlucker und hatte die Flasche da, wo er sie haben wollte. "Dann hascht du ja beschtimmt nischtsch gegen einen klitschekleinen Wettschtreit, oda ? Hihihi."
"Mit dir nehm ichs überall und jederzeit auf, du Dünnbier !"
"Gut, gut, dasch wollt isch hörn, Flasche, genau dasch wollt isch hörn."
"Und was schlägst du vor ?"
"Bleibn wir gleisch hier, okää ? Du nimmscht den Typ und isch nehm die Alte. hicksch. Wer scheinen alsch erschtesch untn hat, gewinnt. Gut ?"
"Is recht, Schlucker, die Wette gilt !"


Und so kam es, das die Getränke von Kapitänin Dianthe und Magister Fidelius feiner, weicher UND sehr viel gehaltvoller wurden, als sie es normalerweise je hätten werden können. Ja man hätte ohne scheu sagen dürfen, das es in dieser Kneipe niemals besseren Stoff gegeben hatte.
Das kam halt davon, wenn zwei wettstreitende Weingeister so richtig vom Leder zogen und sich Mühe gaben.
Und die Ausgangpositionen waren durchaus gleich. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, das so ein vergeistigter, alter Schreiberling keine Herausforderung für eine gestandene Seebärin sei, aber mit dem bloßen Äußeren konnte man einen Geist natürlich nicht täuschen. Die Weingeister sahen selbstverständlich auch die Auren der Leute und auf die kam es schließlich an.
Und genau diese Auren verrieten ihnen, das nicht nur die Kapitänin trinkfest war, sondern auch der Herr Magister, selbst wenn der das weder wußte, noch je zugegeben hätte, da er Wein ja für etwas 'Nichtalkoholisches' hielt. Dieses 'Nichtalkoholische' aber konnte er in erstaunlichen Mengen zu sich nehmen.
Die Spiele waren eröffnet.
 
AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Auch Dianthe ließ sich den Whiskey nach dem Anstoßen schmecken. "Es freut mich, dass dieser Punkt nun geklärt ist. Lasst mich kurz überlegen, wo ich anfange, es haben sich ja doch einge Fragen eurerseits angesammelt." Während sie ihre Gedanken kurz sortierte, gönnte sich Dianthe den restlichen Inhalt des Glases und schenkte sich sogleich nach. Nach dem ganzen Theater mit dem Luftgeist war sie ja sowieso der Meinung, sich das verdient zu haben. Ihr fiehl schon auf, dass der Whiskey auf einmal die perfekte Trinktemperatur hatte, was sonst nie der Fall war, da der Barmann die Flaschen immer einen Tick zu kühl lagerte. Auch schien er heute noch besser zu schmecken als sonst. Aber Dianthe war gedanklich so mit der Wissbegierigkeit des Magisters beschäftigt, dass diese Tatsachen nicht wirklich in ihr Bewusstsein vordrangen und einfach von den restlichen Gedanken ignoriert wurden.
Die Kapitänin entschied sich, mit den neuesten Fragen des Magisters anzufangen. Boten diese doch eigentlich einen recht guten Einstieg in die Thematik. "In Ordnung, fangen wir am Besten mit dem Thema Hafen an. Der Begriff Heimathafen ist vielleicht etwas irreführend. Er bezeichnet lediglich den Hafen, in welchem das Schiff im Schiffsregister geführt wird. Das ist in also eine reine Verwaltungsfrage, das Schiff muss in diesen Hafen nicht einmal eingelaufen sein, um dort im Schiffsregister zu stehen. Im Allgemeinen Sprachgebrauch hat der Heimathafen eine leicht andere Bedeutung. Die meisten Seeleute bezeichnen den Hafen als Heimathafen, aus welchem sie ursprünglich stammen oder in welchem sie die meiste Zeit an Land verbringen. In meinem Falle fallen diese beiden Bedeutungen aber zusammen. Die Sternenwaderer steht hier in Gheredit im Schiffsregister und wenn ich an Land bin, verbringe ich auch die meiste Zeit hier. Ich bin zwar nicht in Gheredit geboren, aber zu einem Großteil hier aufgewachsen und meine Ziehfamilie ist hier." Und schon wieder war das Whiskeyglas leer. Wie war das denn passiert? Egal, Dianthe schenkte sich erneut ein. Ein Hauch von Röte auf ihren Wagen deutete an, dass der Alkohol den Weg in ihr Blut gefunden hatte.
"Und ob er in jedem Hafen, den das Schiff sonst noch anläuft ein Mädchen hat, hängt ganz vom Seemann ab. Basri, der Techniker, der uns zum Lagerhaus begleitet hat, ist zum Beispiel verheiratet und schaut keine andere Frau an, nicht einmal wenn er eine halbe Welt von der seinen entfernt ist. Wenn wir irgendwo ein paar Tage bleiben, sammeln sich manchmal wahre Trauben von Mädchen am Kai, die Mahir winken wollen. Na ja, und Gerwin hat wohl auch in jedem Hafen eine Liebschaft auch wenn er nur eine große Liebe kennt. Ich für meinen Teil kann nicht so viel mit Damen anfangen, daher mache ich mir meistens in den Hafentavernen bequem und lausche den Erzählungen der anderen Seeleute. Oft genug muss ich dann die Hälfte meiner Crew vor der Abfahrt aus einschlägigen Etablissements abholen." Bei dem Gedanken an die dabei schon passierten Peinlichkeiten lachte Dianthe in sich hinen. Und schon wieder war das Glas leer. Der Whiskey war heute wirklich süffig, aber bis auf die leicht roten Wangen zeigte die Kapitänin keine Anzeichen dafür, dass es sich bei ihrem Getränk um hochprozentigen Alkohol handelte.
"Und nun zu euren Fragen von vorhin. Bei meinen Geschäften geht es weniger darum welche Ware ich verkaufe, das ist oft ganz unterschiedlich. Es geht vielmehr darum, wem oder wo man die entsprechende Ware verkauft. Ein normaler Kapitän im Auftrag der Frerdrischen Liga bekommt von einem lizensierten Tabakhersteller in der Regel 300 Goldmünzen für eine Tonne Tabak. Aquiriert man nun aber kreativ von einem solchen Kapitän den Tabak und verkauft ihn an nicht lizensierte Händler kann man bis zu 600 Goldmünzen bekommen. Hat man ganz großes Glück und befindet sich bei diesem Kapitän noch dazu eine neu ausgestellte Lizenz für einen Tabakhersteller, steigt der Preis in noch höhere Höhen. Ich habe heute 100.000 Goldmünzen für den Tabak und die Lizenz zusammen bekommen, da ich jemanden kannte, dessen größter Wunsch es war, in diesen Geschäftszweig einzusteigen." Bei dieser Erklärung war Dianthe recht leise geworden, schließlich sollten die Nachbartische nicht mithören. Das Glas war auch schon wieder alle. Etwas irritiert schaute Dianthe das Glas an und schenke sich dann erneut nach. Die leichte Röte ihrer Wangen hatte einen etwas tieferen Farbton angenommen und die Kapitänin wirkte entspannter als vor den vier Gläsern, aber dass sie schon angeheitert war, konnte man noch nicht behaupten.

Lidia schwebte währenddessen unentschlossen über der Mastspitze der Sternenwanderer. Sie hatte absolut keinen blassen schimmer davon, was ein Tandemflug sein sollte. Die Ältesten hatten verschwommen über den Kuss der Luft gesprochen, wenn Raptorianer und Luftgeister innig verbunden durch die Lüfte flogen. Aber das hatte Drummelmuff bestimmt nicht gemeint. So etwas anzubieten, wenn man das erste Mal zusammen flog, würde schon fast an Unanständigkeit grenzen. Aber Luftgeist schien nett zu sein, also würde sie sich auf das Abenteuer einlassen, egal, was es war. Also bekam Drummel ein "In Ordnung." zur Antwort. Lidia wartete gespannt, was nun passieren würde.
 
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Genau DAS hatte der Drummelmuff aber gemeint, auch wenn er nicht wußte, das man es inzwischen den 'Kuß der Luft' nannte. Er freute sich jedoch sehr.
So ein Tandemflug war nämlich die zweitintensivste Möglichkeit für einen Luftgeist, sich wie eine Fleischwurst zu fühlen. Die Intensivste war zweifelsohne die Bewohnung eines menschlichen Körpers, dafür aber oft als nicht sonderlich angenehm beschrieben. Die meisten Luftigen empfanden die Schwere eines Festkörpers eben nicht als Freude. Konnte man auch irgendwo verstehen.
Der Tandem aber...
Die Luft, oder genauer gesagt der Muff, um Lidia herum fing an zu flimmern. Sie kam näher und legte sich eng um sie. Und mit ihr kam ein sonderbares, aber nicht unangenehmes Gefühl. Ein wenig so, als würde man unter einem Gebläse stehen, nur das es aus jeder erdenklichen Richtung blies. Lidia's Federkleid vibrierte in diesem unnatürlichen Luftstrom, ihr ganzer Körper summte vor Kraft und wenn sie ihre finger rieb, produzierte das kleine Funkenbögen, die langsam über ihre Flügel wanderten.
Das tat aber nicht weh, kitzelte nur ein wenig.
Außerdem würde die junge Raptorianerin wie ein von der Sehne gelassener Pfeil nach oben schießen, wenn sie jetzt noch mit den flügeln schlug, um in der Luft zu stehen.
Sollte sich Lidia wegen dieser Überraschung genötigt sehen, einen Schrei auszustoßen, dann würde sie feststellen, das ihre Stimme ebenfalls stärker geworden war. Die Luft verstärkte sie und trug sie weiter, als sie normal je gekommen wäre. Auf kurze Entfernungen konnte das richtig schmerzhaft laut werden, nur nicht für Lidia. Ihr tat die Luft nichts, außer gutes.
 
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Für Lidia war es ein sehr intensives Gefühl, als Drummelmuff sich an sie schmiegte. Das Kribbeln und Vibrieren fühlte sich an, als hätte sie nicht nur Schmetterlinge im Bauch sondern im ganzen Körper. Sie bekam auf dem ganzen Körper Gänsehaut und ob dieses seltsamen Gefühls schoss ihr das Blut ins Gesicht und zauberte einen tiefen Rotton darauf, was zum Glück im Moment keiner sehen konnte. Aus reiner Gewohnheit schlug sie mit den Flügeln, um in der Luft zu bleiben und schon schoss sie davon. Diese Erfahrung war so überwältigend, dass ihr jede Lautäußerung im Halse stecken blieb. Berauscht von der Geschwindigkeit und der Kraft ihrer Flügel flog sie so schnell sie konnte. Und so brauchte sie nur Minuten um in den noch Stunden von Gheredit entfernten Sturm zu geraten. Jeder normale Raptorianer hätte sich von so etwas fern gehalten, schließlich standen die Chancen gut, dass man in einem solchen Sturm extrem durchgeschüttelt wurde oder sich sogar einen Flügel verrenkte. Aber erstens war Lidia an den konservativen Standarts ihres Volkes gemessen nicht normal, zweitens war sie allein schon eine außerordentlich gute Fliegerin und drittens hatte sie einen Luftgeist unter den Flügeln. Also stürzte sie sich mit einem Freudenschrei in die ausgewühlten Luftmassen, eine Spur knisternder geladener Luft hinter sich herziehend. Der nun folgende Ritt auf den Sturmwinden hätte selbst den wagemutigsten Kurierflieger alt aussehen lassen. Und denen sagte man schon nach, dass sie vollkommen irre wären. So etwas hatte Drummelmuff wenn überhaupt, dann nur sehr selten erlebt.
 
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Der Sturm nahm an Intensität noch zu. Es war beinahe Nachtdunkel zwischen den Wolken, die grimmig grollten und sich wie eine Wand zusammenballten. Immer wieder leuchteten sie silbrig auf wenn sie von einem Blitz zerrissen wurden. Und da waren sie zu sehen, zwei mächtige dunkle schatten. Die Wolken verzerrten sie ein wenig aber es war klar was es waren. Die mächtigsten Räuber der Lüfte. Drachen! Jeder Reptorianer wusste das man diesen wenn auch grossen, doch sehr schnellen und wendigen Flieger nicht ausweichen konnte wenn sie einen als Beute auserkoren hatte und auf einen jagt machte. Jedes Kind lernte schon diese silutte zu erkennen auch wenn es in den letzten 200 Jahren keine Angriffe mehr gegeben hatte.
Wieder zerreißt ein Blitz die Wolken und taucht die Ungetüm in gespenstiges Licht. Mühelos glitten sie mit ihren breiten schwingen auf den starken winden. Der groessere von beiden mass gute 8 schritt länge von der schnauzenspitze bis zum schwanzende. Die ledrigen fluegel die sich im winde blaehten hatten eine spannweite von beinahe der gleichen laenge. Der zweite war kleiner, wohl halb so gross und sie hielten auf die stadt zu, getarnt in den wolken des sturmes. Unsichtbar fuer die toerichten fleischlinge die sich vor dem sturm in sicherheit brachten. Dann hatte die Wolke und die Drachen das Land erreicht. Und im nächsten Blitz verschwanden beide als währen sie ein Trugbild gewesen.
 
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Das stimmte.
Der Drummel hatte sowas schon lang, viel zu lang, nicht mehr gemacht und die Raptorianer von heute schienen noch genauso gut fliegen, wie die von damals. Immer schneller, immer waghalsiger wurden die Manöver, die sowohl Lidia als auch der Muff aufs äußerste genossen.
Und sie waren offenbar nicht die einzigen. Die Fleischwürste konnte man ziemlich leicht täuschen, aber selbst Drachen ritten auf der Luft, mußten sie atmen und waren so doch recht leicht zu bemerken.
Jedenfalls für einen Luftgeist.
Drachen kannte der Drummel auch. Wer kannte die nicht ? Wenigstens vom hörensagen, oder zumindest aus Märchen. Der Muff aber kannte Drachen schon seeeehr lange und auch nicht aus zweiter Hand, sondern von Angesicht zu Angesicht. Er kam gut mit ihnen klar. Ein paar waren recht abgehoben und arrogant, aber es ließ sich mit ihnen auskommen.
Das galt eigentlich für alle Elementargeister, weil selbst Drachen anerkannten, das die schon vor ihnen da gewesen waren und die Reptilien hatten den Elementaren eine Menge zu verdanken. Man hatte Pakte geschlossen und Abkommen, die beiden Seiten zum Vorteil gereichten.
Die Erd- und Wasserelementare sorgten für die Unterkunft. Die Trockendrachen bevorzugten meist höhlige Horte und die Feuchtdrachen machten sich oft garnicht die Mühe sich sowas zuzulegen, sondern nannten einfach ein Gebiet das ihre und ließen sogar ihre Schätze liegen, da sie auf dem Meeresgrund ziemlich sicher waren.
Natürlich gab es nicht mehr allzuviel Meer, seit die Welt zu einem Haufen Brocken geworden war.
Was die Feuerelementare für die Drachen getan hatten, konnte jeder sehen, wenn die Riesenechsen einmal kräftig ausatmeten.
Und die Luftigen ? Na die sorgten dafür, das die lächerlichen Flügel dieser Überflieger sie überhaupt trugen. Es mochte für eine gewöhnliche Fleischwurst ganz normal sein, das ein Drache flog, denn schließlich hat er ja Flügel, aber den allerwenigsten war aufgefallen, das sie eigentlich viel zu wenig Flügel hatten.
Wer das nicht glaubt, der soll mal einen Vogel fragen, was es für ein verdammter Aufwand ist, ohne Magie zu fliegen, und ein Drache würde sich nie zu etwas wie hohlen Knochen herablassen, dafür war ihnen ihre Stabilität viiiel zu wichtig. Dann noch die ganzen Schuppen, die Zähne, die Hörner und dieser Wahnsinnsschwanz !
Nein, so ein Drache flog nicht ohne Magie.
Aber deshalb hatten Elementare relativ wenig von Drachen zu befürchten, denn die großen Flatterlapps, so nannten die Luftigen Drachen scherzhaft, hatten keine Lust, die Luft gegen sich aufzubringen, die sie im Himmel trug. Sie wollten nicht, das ihnen der Hort über dem Kopf zusammenfiel, sich das Wasser nicht mehr atmen ließ, oder das ihnen im entscheidenden Augenblick das Feuer ausging, bzw. im Bauch anfing herumzuexplodieren.
Es herrschte also ein Frieden zwischen Drachen und Elementaren, was aber wohl nur darauf zurückzuführen war, das die Elementare die einzigen Wesenheiten waren, auf die Drachen angewiesen waren und die KEIN Futter darstellten.
Und wenn doch mal ein Jungdrache etwas zu sehr über die Stränge schlug, dann kümmerten sich die älteren Drachen in aller Regel selbst um den Halbstarken. Schlaue Drachen legten sich nicht mit den Elementen an.
Warum dieser ganze Kram erwähnt wird ?
Damit man versteht, das der Drummel überhaupt keine Angst vor den beiden Drachen hatte.

"Guck mal," jauchzte der Muff und wies Lidia auf die Flugechsen hin, "die Flatterlapps haben auch Spaß ! Wollen wir ihnen mal hallo sagen ?"

Ja, der Muff meinte das völlig ernst. Der Luftgeist hatte kein Problem damit, mal eben zu einem Paar Drachen rüberzufliegen und hallo zu sagen, wobei ihm völlig egal war, das er mit Lidia nur ein einzelnes Jagdflugzeug darstellte, das zu gleich zwei fliegenden Festungen hinüber wollte.
 
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Des Skriptors Feder kratzte eifrig über das Pergament und schrieb mit, von flinker Hand schwungvoll geführt und in kurzen und kryptischen aber dabei eleganten Zeichen. "Ja, der Begriff Heimat ist bekanntlich weitreichend interpretierbar, aber es ist sicher nicht falsch festzuhalten, dass dies auch für den Heimathafen gilt. Viele Menschen neigen dazu, unverwandte Begriffe allzu unflexibel aufzufassen." Seine freie Hand greift nach dem Weinglas, welches nach einem guten Schluck wieder exakt an der selben Stelle abgesetzt wird. Bevor er nämlich zu schreiben begonnen hatte, hatte Fidelius Glas und Flasche sorgfältig oberhalb der beiden Pergamente plaziert, gerade so, dass sie jeweils mittig zu denselben standen aber nicht den Blick nach vorne verdeckten. Ja, er war ein Mensch der Regelmäßigkeit und Routine, und nur die Götter und das Schicksal mochten erahnen, was das Leben, welches er sich nun ausgesucht hatte, mit diesen Vorlieben anrichten würde.

"Bitte nehmt die Frage nach der ... Umtriebigkeit von Seeleuten nicht persönlich, ich halte es nur für wichtig, solche Details zu erörtern um solch wilden Gerüchten einhalt zu gebieten. Dadurch entstehen nur Vorurteile und daraus resultiert Misstrauen, was wiederum zu weiteren starken und negativ konnotierten Gefühlen führt. So sind schon Kriege entstanden." Wieder der Griff zum Glas, welches anschließend mit einer fließende Bewegung nachgefüllt wurde. Es schien so, als ob der Magister das, was seine linke Hand mit Glas und Flasche tat, gar nicht wahrnahm, wie eine Maschine. Dem Nachfüllen folgte sogleich ein weiterer Schluck. dann passte er sich von der Sprachlautstärke Dianthe an. "Interessant ist aber auch, dass mir gar nicht bekannt war, dass Handelslizenzen ebenso als Handelsgut gehandhabt werden können wie die Ware an sich. Das würde bedeuten, dass ein Händler sein Geschäft sehr leicht umstellen könnte ... sehr praktisch, vor allem, wenn sich ein wirtschaftlicher Umschwung ereignet. Aber kann es da nicht zu verwaltungstechnischen Problemen kommen? Ich meine, gibt es denn keine zentralen Handelsregister oder so etwas? Das Aufrechterhalten solcher Einrichtungen wäre mit wechselnden Lizenzen über Gebühr aufwendig, erscheint mir."

Fidelius nahm einen weiteren Schluck und hielt mit Randnotizen ein paar Gedankengänge fest. Dann überlegte er kurz, nahm noch einen zweiten Schluck, bevor er das Glas wieder abstellte, und beugte sich wieder vor, die Stimme wiederum gesenkt. "Ihr hattet auch euren - zugegebenermaßen verständlichen - Mangel an Interesse für die Damenwelt erwähnt. Erlaubt ihr mir die Frage nach Männern in eurem Leben? Es würde die Behauptungen über Männer auf See zusätzlich relativieren, wenn ich in meinen Berichten auch auf die Frauen dieser Zunft einginge." Da das Glas wieder leer war, wurd es wieder angefüllt, wiederum ohne auch nur ein Iota Aufmerksamkeit auf den Vorgang zu verschwenden.

Der Wein schien, zumindest äußerlich, noch keine Auswirkung auf den alten Herren zu haben, aber Flasche bekam alles aus erster Hand mit, dank der mentalen Verbindung und Fidelius' mangelnder Übung mit derselben. Seine Gedanken begannen bereits leicht zu schwirren, wurden aber, ebenso wie die Ideen für spätere Nachforschungen, als Randnotizen zur Seite geschoben. Je mehr er trank, desto mehr Randnotizen entstanden, wobei manche gelegentlich überschrieben oder korrigiert wurden. Die jahrzehntelange Routine hatte sein Gehirn derart gedrillt, dass es selbst ohne bewusstes Denken relevante von irrelevanten Überlegungen unterscheiden und entsprechend sortieren konnte, wodurch vorerst auch alle Beeinträchtigungen durch den Alkohol als "unwichtig" zur Seite geschoben wurden und damit nicht aktiv zu tragen kamen.
 
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Dianthes erster Offizier hörte Zhuggens gespannt zu und sog jegliche Informationen über Derwin Dereth Steinblut auf. Es war gut fünf Jahre her seit er seinen Bruder zuletzt gesehen hatte. Ihre Wege verliefen irgendwann einfach zu weit auseinander und ihre Träume führten sie schließlich am Ufer des großen Blue Streams auseinander. Gerwin, der ältere der beiden Brüder ging wieder auf das weiße Meer hinaus, währrend Derwin seine Vorbereitungen für die Reise nach Norden begann, als Ziel immer die Greifsspitze angepeilt.
Ein Jahr später liefen sich Zhuggens und Derwin in der Savanne Muntrav über den Weg. Genau genommen heuerte er Derwin für eine Weile aber als der Auftrag erledigt war reisten sie noch zusammen weiter während Zhuggens dem Zwerg bei seinen Vorbereitungen half. Die Greifsspitze ist der nördlichste und wahrscheinlich am höchsten gelegene Teil der Brocken und es ranken sich viele Mythen und Erzählungen um diese ferne Insel. Derwin hatte es sich zur Aufgabe gemacht diese Mythen zu sammeln und sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Viele hässliche Dinge erzählt man sich darüber. Mord, Totschlag, Neid, Verbrechen, Untergang. Stichworte die in jeder zweiten Erzählung eine Rolle spielen. Die beiden hatten eine vage Vorstellung bekommen was Derwin auf dem Brocken erwarten wird, aber nichts hat ihn abschrecken lassen.
Nach 3 Jahren trennten sich ihre Wege wieder. Derwin wollte nun endgültig nach Norden. Zhuggens führte es nun weiter nach Westen und steuerte auf seine eigene Aufgabe zu.


Zhuggens und Gerwin liefen ins Gespräch vertieft durch Geredhit und folgten dem Flussverlauf. Der Himmel verdunkelte sich immer weiter, der Sturm rückte näher. Nach einigen Hundert Metern kamen ein paar Schatten aus einer Gasse hervor und stellten sich ihnen in den Weg.





Als die Tavernentür sich öffnete und Zhuggens und Gerwin von dem einsetzenden starken Regen hineingeworfen wurden traten sie in eine Dunstwolke des Alkohols. Gerwin steuerte - ohne sie vorher gesehen zu haben – direkt auf Dianthe zu und setzte sich zu ihr. Zhuggens hatte das seltsame Gefühl, dass dieser Tisch die Quelle der Wolke zu sein schien. Aber gut. Es sind Seemänner, erklärte er sich, die brauchen das Wanken unter den Füßen. Er folgte dem Zwerg an den Tisch, winkte der Bardame mit zwei Fingern und setzte sich dazu.
Was ich euch eigentlich noch fragen wollte, Gerwin. Eure Kapitänin meinte, ihr seid ein Genießer und Kenner, wenn es um eure Pfeiffe geht.“, Zhuggens zog die noch nassen Hände aus seinen Taschen und trocknete sie an seinem Mantel. Er stand nochmal auf, zog er ihn aus und warf ihn über eine Banklehne.
Ich bemerkte, dass ihr feinsten Gerundianischen Tabak mit euch führtet, aber Frau Dianthe ließ nicht mit sich reden.“ Gerwin lachte laut auf. „Haha, darum ging es euch also. Ihr schnorrt einen Zwerg nach seinem Tabak an, wenn ihr da nicht mit eurem Leben spielt. Hahah“ „Ja, euer Bruder war da ebenfalls sehr eigen.“, merkte Zhuggens schmunzelnd an. - „Aber auf ein Pfeiffchen lade ich euch ein. Das soll es mir wert sein“, sagte der erste Offizier der Sternenwanderer und griff in seine Innentasche. Er reichte den Tabakbeutel Zhuggens, der ebenfalls seine Pfeiffe hervor holte und ihn dankend entgegen nahm. Er stopfte sich einen Kopf und reichte den Beutel zurück. Wieder schmunzelte er.
 
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Über den Rand des Krähennestes der Sternenwanderer lugten vorsichtig zwei Augen in den Sturm und besahen misstrauisch die tobenden Winde. Sie gehörten natürlich zu Lidia, die sich dort schneller vor den Drachen versteckt hatte, als der Luftgeist gucken konnte. "Ich sage doch keinem Drachen Hallo, nicht einmal mit dir unter meinen Flügeln. Flieg doch allein, wenn du möchtest. Ich geh jetzt erst einmal meine Flügel trocknen." Ihren Worten zum Trotz bliebt Lidia aber erst einmal vorsichtshalber im Krähennest, wo sie sich vor räuberischen Flugrepitilien, die sie mit einer Zwischenmahlzeit verwechseln konnten, relativ sicher fühlte.

In der Taverne leerte Dianthe nachdenklich ihr fünftes Glas. Männer in ihrem Leben gab es einige, aber Liebschaften? Na ja, vielleicht drei oder vier, aber welcher Mann wartete schon auf eine Frau? Ihre Gedanken wurden von der Ankuft Gerwins und Zhuggens unterbrochen. Was sie aber nicht davon abhielt, sich noch einmal nachzuschenken. Mit dem Glas in der Hand lehnte sie sich zurück, das mit den Lizenzen war jetzt kein Thema, wo Zhuggens dabei war, aber wie sie die Männerfrage beantworten sollte, wusste sie immer noch nicht so recht. Als Zhuggens von Gerwin zu einer Pfeife eingeladen wurde, konnte sie sich ein kleines Schnauben nicht verkneifen. So an den Tabak zu kommen war geschummelt und sie war nun wirklich nicht beeindruckt. Als sie sich nun schon wieder nachschenken wollte, griff Gerwin erstaunt nach der Flasche, so viel hatte er Dianthe selten trinken sehen. "Hey, bestell dir gefälligst deinen eigenen, Elaine ist garantiert gleich da." kam es schon leicht beschwipst, aber sehr vergnügt von der Kapitänin. Deren Sinne waren aber trotz Alkohol noch scharf, und so bemerkte sie den Kratzer auf seinem Arm sofort. Blitzschnell griff sie also statt nach der Flasche nach Gerwins Arm und drehte diesen so, dass sie den Kratzer betrachten konnte. "Sag mal Gerwin, du hast dich doch nicht etwa geprügelt?" Gerwin zog genüsslich an seiner Pfeife. "Ach das, nur eine kleine Diskussion mit Sebastians Leuten." "So so, unser möchtegern Gangsterboss schickt seine Arme in Tariks Gebiet und macht Ärger. Ich muss ihm wohl noch mal klar machen, dass er seine Nasen aus meinen Geschäften lassen soll, sonst sind die schneller Staub als er sie rekrutieren kann." Auf diese Neuigkeit gönnte sich die Kapitänin gleich noch einen Whiskey und beschloss, sich nicht den Abend vermiesen zu lassen, offensichtlich war keiner zu Schaden gekommen, also hatte alles andere Zeit bis zumindest morgen. Elaine kam nun auch mit zwei vollen Bierkrügen an den Tisch und stellte je einen vor Gerwin und Zhuggens. "Ich habe mir erlaubt, dir das übliche zu bringen und deinem Freund gleich mit. Ich hoffe ihr mögt Bier?" fragte sie an Zhuggens gewandt, dann zwinkerte sie Gerwin zu und machte sich auf den Weg zum nächsten Tisch. Dianthe lächelte nun auch schon wieder verschmitzt. "Was habe ich euch gesagt, Magister, in jedem Hafen eine Liebschaft." Dianthe schüttelte mit gespielter Missbilligung den Kopf, was seine Wirkung irgendwie verfehlte. Das lag wohl daran, dass Dianthe kurz davor war, wie ein kleines Mädchen loszukichern. Der Alkohol schien ihr nun doch etwas zu Kopf zu steigen, was sie aber nicht davon abhielt, weiter zu trinken. "Nun was mich angeht, so habe ich mit drei Problemen zu kämpfen, die die Zahl meiner Liebschaften ganz schön eingrenzen. Erstens ist der normale ungehobelte Seemann nicht interessant genug um sich mit ihm zu beschäftigen, zweitens hat Frau immer auch einen Ruf bei ihren Verhältnissen zu verlieren und drittens wirkt ein griesgrämiger Zwerg mit halb gezogenem Entermesser ziemlich abschreckend auf Potentielle Kanidaten. Ich würde schätzen, dass sich nur drei Männer an Gerwin vorbei trauen und mehr Liebschaften habe ich demzufolge nicht." Gerwin brummte darauf nur etwas Unverständliches in seinen Bart und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu, wie Dianthe noch ein Glas leerte.
 
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Manches änderte sich nie. Der Drummel hatte das nur vergessen, vor lauter Spaß am fliegen, aber Raptorianer hatten sich ja noch nie mit Drachen verstanden.
Das war wahrscheinlich das Gleiche wie mit Katzen und Mäusen. Alleine in Ordnung, zusammen unverträglich.
Was sollte man da sagen.

"In Ordnung," meinte der Muff und zuckte mit den Schultern.

Als sich der Geist dann umsah, bemerkte er erst, das weder der Magister, noch die Flasche irgendwo zu sehen waren. Das war früher auch schon geschehen, aber da waren seine Meister kriegerische Leute gewesen, Piraten und natürlich Torm, welche sehr gut auf sich selbst aufpassen konnten.
Doch das war jetzt nicht mehr so. Nun war sein Meister ein schwächlicher Bücherwurm und er war mit einer unbekannten Kapitänin unterwegs, mit nichts weiter als einer Flasche zum Schutz.
Ganz schlecht und das lag nicht nur daran, das jetzt zwei Drachen hier herumflogen.
Ach ja, die Flatterlapps.
Wo waren die denn hin ?
Hmm, wohl gelandet. Egal, erstmal den Meister und seine Flasche suchen. DAS allerdings war eine leichte Übung. Der Drummel reckte sein Näschen hoch und schnupperte.
Kein Hund oder sonwastwas hatte eine bessere Nase. Wenns um Luft ging, da gabs halt keine größere Autorität, als eben einen Luftgeist.
Und da war er auch schon, der richtige Geruch. Es machte 'Flupp' und der Drummel war weg, im Astralen. Er machte einen kleinen Hopser von einigen tausend Stundenkilometern und fluppte über der richtigen Taverne wieder ins Physikalische. Ja, hier roch es nach der Flasche und Meister Fidelius, aber vor allem nach der Flasche.
Es schien eine beliebte Kneipe zu sein, denn es sammelten sich sogar schon Leute davor.

"Und sie sind da drin ?"
" Jepp."
"Sicher ?"
"Wenn ichs doch sag, Mann."
"Und keiner von Tarik's Leuten in der Nähe ?"
"Neien, herrgott."
"Hör auf zu unken, du Pfeife. Du hast ganz schön was aufs Auge gekriegt, von diesem Zwerg."
"Scheiße Mann, der hatte nur Glück, aber ich sag dir, der Kurze is da rein. Zusammen mit dem Fremden. Drinnen sitzt auch schon seine Kapitänsschlampe mit nem alten Sack und läßt sich volllaufen."
"Gut. Sehr gut. Geben wir dem Miststück noch ein wenig Zeit, dann sind sie so breit, das wir sie problemlos schnappen können. Sogar wenn DU dabei bist."
"Hey ! Ich hab doch gesagt..."


Weiter hörte der Muff nicht zu, denn es interessierte ihn keinen Deut, was die da quatschten. Er verwandelte sich einfach wieder in Luft und betrat die Taverne durch den Schornstein.

Dort war der Wettbewerb der Weingeister in vollem Gange. Zhuggens wußte es nicht, doch er ahnte es wohl und hatte völlig Recht damit. Es gab wirklich eine Wolke des Alkohols um den Tisch von Dianthe und Fidelius. Inzwischen waren nämlich nicht mehr nur Schlucker und die Flasche da, sondern noch ein gutes Dutzend Weingeister mehr.
Neuigkeiten verbreiteten sich im Astralen mit wirklich rasender Geschwindigkeit und das die Flasche aus ihrem Exil zurückgekehrt war und gleich einen Wettstreit anfing, das waren sehr interessante, sowie unterhaltsame Neuigkeiten. Und weil Weingeister sehr gesellige Ätherische waren, die Unterhaltung zu schätzen wußten, waren gleich ein paar gekommen, um die Flasch willkommen zu heißen und am Spaß teilzuhaben.
Das bedeutete 16 Weingeister am Stück, die sich um einen einzigen Tisch scharten.
Das konzentrierte astrale Besäufnis schien sogar schon leichte optische Auswirkungen auf die Realität zu haben, denn außer der Flasche war natürlich keiner der Weingeister trocken und soffen kräftig mit der Kapitänin und dem Magister mit, die immernoch keine Ahnung von ihrem Glück hatten.
Sie hatten nicht nur keine Ahnung von den Weingeistern, sie wußten ebenso wenig von Sebastian und seiner Bande, die sich vor der Kneipe sammelten und entschlossen waren, ein Stück von Tarik's Kuchen abzuschneiden.
Mit Dianthe Daryn wollten sie anfangen und ein Zeichen setzen. Sicher, die Kapitänin war ein harter Knochen und ihr Steuermann auch, aber Sebastian's Schläger ebenfalls. Sie waren schon zu zehnt und es fehlten noch ein paar. Das sollte auch für sie reichen, besonders wenn sie voll war wie ein..., naja ein Seemann auf Urlaub eben.
Während sie warteten und sich smmelten, waren sie so subtil wie eine Gemeinschaftsbettpfanne, aber das war nicht weiter schlimm, denn wer Sebastian's Bande vor dem Lokal sah, suchte sich lieber eine andere Kneipe und wer rausging, kam nicht wieder rein.
So konnte auch keiner Dianthe warnen, obwohl sie hier genug Freunde hatte, die das sehr wohl getan hätten.
Und für den Muff waren das nur labernde Fleischwürste gewesen. Er hatte nicht begriffen, worum es ging.
Also gesellte er sich zur Flasche und seinen Kollegen. Und weil er nichts anderes zutun hatte, sorgte er für bessere Luft. Das hieß, das jetzt nicht nur der Alkohol besser schmeckte und stärker war, jetzt roch er auch noch besser, der Tabak bekam ein intensiveres Aroma und das Essen duftete wie noch nie.
In der Taverne brach eine große Zufriedenheit aus, während sich die Flasche, Schlucker, Dianthe und der Scriptor ein spannendes Kopf an Kopf Rennen lieferten.
Niemand ahnte, das sich nicht nur über, sondern auch vor der Kneipe ein Sturm zusammenbraute.
 
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Nachdem die Kapitänin an einer Antwort vorerst gehindert worden war, wechselte der Magister auf das zweite Pergament und schrieb aufmerksam mit. Schließlich ging es hier offenbar gerade um die Einmischung zwielichtiger Subjekte ind rechtschaffene Geschäfte. Ein Konzept, welches sich Fidelius nach wie vor völlig entzog - wozu sollte man sich wider der Gesetze zu bereichern versuchen, schließlich sorgte die Gesellschaft doch dafür, dass jeder einen Platz finden konnte. Aber dennoch hieß er diesen Zwischenfall willkommen, da es doch die berüchtigte Abgebrühtheit von Seeleuten unter Beweis stellte - wenn jetzt noch ein Haufen vierschrötiger Schläger in die Taverne einfiel, könnte er sogar einer Kneipenschlägerei beiwohnen. Eine Begebenheit, welche sich noch niemand bemüßigt fühlte, ausreichend und eloquent zu Papier zu bringen. Der Skriptor hing diesem Wunschtraum noch ein wenig nach, was ihn verwunderte, da er ja eigentlich absolut gegen Gewalt war, und leerte wieder einmal sein Glas. Als er sich nachschenkte, stellte er fest, dass auch die Flasche mittlerweile leer war.

Also stand er auf, um der Bedienung per Zeichen bekannt zu geben, dass er gerne eine weitere Flasche dieses äußerst vorzuglichen Tropfens hätte. Jedoch kippte der Stuhl, an dessen Lehne der alte Mann sich hochzudrücken gedachte, ein wenig zur Seite. Die Qualität der Möbel schien offensichtlich hinter der der Getränke zurück zu bleiben. (Das war natürlich Unsinn, die Möbel waren massiv und gut gefertigt, allerdings war des Magisters Feinmotorik und Koordination schon in Mitleidenschaft gezogen.) Fidelius fing sich noch mit Hilfe der Tischkante und führte seinen Plan zu Ende. Eben saß er wieder und trank einen weiteren Schluck, während er sich das Etikett der leeren Flasche genauer betrachtete, da wurde die Tür aufgestoßen und besagter Haufen vierschrötiger Schläger schob sich in den Gastraum.

Der Magister beobachtete eine faszinierende Wechselwirkung zwischen dem Eindringen der Gruppe und dem Verhalten der anderen Gäste. Irgendwie schien es, wie wenn Wolken von einem Schiffskiel zur Seite geschoben werden, mit dem Unterschied, dass sich die Masser der Gäste etwa drei bis vier Schritt vor dem "Kiel" der Neuankömmlinge teilte und zielgerichtet aus der Tür strömte, sobald diese ausreichend freigegeben wurde. Dieses Verhalten wurde natürlich sofort ausgiebig notiert und mit verschiedensten bekannten Phänomänen aus der Wissenschaft verglichen, wie zum Beispiel dem allseits beliebten Experminent, des >Stein ins Wasser werfen<. Dabei war auch immer wieder zu beobachten, dass das Wasser zuerst zur Seite auswich, sich dann über dem Stein wieder schloss und anschließend nach oben strebte. Unter der Prämisse, dass sich das Wasser in einem Behälter befände und der Stein durch eine nur wenig größere Öffnung hineingeworfen würde, sollte sich die Flüssigkeit wohl ähnlich verhalten wie die Gäste eben.

Der Anführer des Mobs hatte keine großen Probleme, Dianthe und die um sie versammelte Truppe auszumachen - es waren die einzigen, die sich nicht vom Fleck bewegten. Die Kapitänin, ihr Offizier und Zhuggens, weil sie solcherlei Situationen kannten, der Skriptor, weil er zu sehr mit Beobachten und Analysieren beschäftigt war, um eine potentielle Gefahr wahrzunehmen. Aber auch die Schläger verstanden ihr Handwerk, denn sie teilten sich ungleichmäßig auf, um ihre Ziele einzukesseln. "Sieh an, Sieh an," eröffnete der Anführer hämisch grinsend. "Hast dir n neuen Lustknaben angelacht, Weib? Und nen alten Knacker als Leibdiener, oder was? Du wirst alt ... und alte Leute räumen den Platz für die nächste Generation, hab ich nich recht?"
 
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Hey, was war das denn ? Da störte jemand den Wettbewerb und die ganze schöne Harmonie des Ortes und die Flasche, genau wie alle anderen Weingeister, wußten genau was nun kommen mußte.
Sie hatten alle schon tausend mal dergleichen miterlebt und auch schon provoziert.
Die anderen Alkoholischen waren begeistert, das die Party jetzt richtig losging, bloß Schlucker und die Flasche waren sauer, weil es ihren Wettkampf störte.
Flasche überlegte, was man da tun könnte, aber der Muff war schneller.
Er war überhaupt nicht damit einverstanden, das sein zugegeben alter Meister hier irgendein Feld räumen und Platz machen sollte. Man sah doch ganz deutlich an dessen Aura, das er sich hier sauwohl fühlte.
Also reagierte der Luftgeist, wie Torm es getan hätte und materialisierte sich vor dem Sprecher.

"Hey, du Napfsültze ! Wer alte Leut nicht mag, sollte sich beizeiten umbringen, oder ?"

Ja, der Spruch gefiel der Flasche. Vielleicht etwas zu höflich, aber eindeutig Torm's Stil. Und da wußte auch der Weingeist, was er tun würde, sollte die Sache wirklich eskalieren und man den armen Magister körperlich angehen.
Nicht nur der Drummel hatte Dinge von Meister Steinschläger gelernt, die Flasche auch. Eines dieser Dinge, von denen der Weingeist äußerst fasziniert gewesen war, war die Fähigkeit des Zwerges, selbst in besoffenstem Zustand absolut wehrhaft zu sein und das ganz ohne nachdenken zu müssen.
Der Zwerg hatte das Drunken Prügling genannt.
Normalerweise hätte das dem Magister nichts genutzt, aber er war gerade nicht normal, sonder schon ziemlich dicht.
Dazu kam die Fähigkeit eines Weingeistes, problemlos in zwei Dinge einfahren zu können. Erstens in Trinkgefäße und zweitens in Dinge die genug Alkohol enthielten.
Soviel Alkohol, wie jetzt in einem gewissen Magister mit seinem Blut durch jede Vene strömte.
Wenn dieses Schlägerpack es wirklich wagen sollte, den netten Brüter von einem Meister mit Gewalt zu belästigen, dann würden sie eine schmerzhafte Überraschung erleben.
Nicht wegen des Muff's, der die ganze Bande zwar mit einigen Blitzen hätte rösten können, aber seine Probleme damit hatte, Fleischwürsten etwas anzutun. Außerdem hätte das die ganze Kneipe abfackeln können, wenn er mit seinem Geblitze etwas anzündete. Ein ausreichend heftiger Wind hätte auch bloß die ganzen Stühle und Tische zu Geschossen gemacht, die für den Freund genauso gefährlich geworden wären, wie für den Feind.
Nein, das hier war eine Kneipe, Flasche's Heimatboden im Physikalischen. Hier würde ER eingreifen, wenns nötig wurde.
 
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Sebastian hatte schon immer gewusst, wie man Dianthe auf die Palme brachte. Sie Weib zu nennen war ja schon gefährlich genug, aber alt?????? Die vier Elemente, die ihr das Leben eingehaucht hatten, kamen gerade mal wieder richtig in Wallung. Erde und Luft hielten sich bei ihr aber immer zurück, für die beiden war sie einfach nicht der Typ. Nur Feuer und Wasser stritten sich mal wieder um die Vorherrschaft in ihrer Gemütslage. Da die Situation aber nicht ganz ungefährlich war, beschlossen die beiden ausnahmsweise einmal zusammen zu arbeiten und so machte sich in ihr eine der gefährlichsten Stimmungen breit, eine eiskalte Wut, deren Feuer so kalt war, dass man trotz der Kälte das Gefühl hatte zu verbrennen. Von dem Stimmungswechsel bekamen aber erst einmal nur die Geister etwas mit, die den Temperaturwechsel im Astralen förmlich körperlich spüren konnten. Für alle anderen saß die Kapitänin noch immer ganz entspannt auf ihrem Stuhl und fing an zu lachen. "Sebastian, Schätzchen, bist du etwa immer noch beleidigt, dass es mit uns nichts geworden ist?" Während sie sich erhob, leerte sie noch einmal das Glas in der Hand und stellte es behutsam auf dem Tisch ab. Ein wenig Seegang hatte sie ja schon, aber den war sie gewöhnt und er würde sie nicht weiter beeinträchtigen, schließlich hatte sie sowohl unter Alkohol als auch bei schlechtem Wetter einen unglaublich festen Stand. Und Adrenalin war schon etwas wirklich Nützliches, wenn man einen klaren Kopf brauchte. Schon als Dianthe aufgestanden war, hatte sich Gerwins Körper komplett gespannt und seine Hand war zum Entermesser gewandert. Er wusste, dass seine Kapitänin in jeder Sekunde etwas furchtbar Dummes tun konnte, schließlich ließ sie so nicht mit sich reden. Und er hatte recht gehabt. Von einer Sekunde auf die nächste und praktisch ohne Vorwarnung schnellte Dianthe los. Über den Tisch, an dem alle saßen, und über alle anderen, die im Weg waren, einfach so, als wäre es ebener Boden direkt auf Sebastian zu. Und ehe es sich Sebastian versah, wurde er von der Kapitänin unsanft an die nächste Wand gedrückt die Klinge ihres Rapiers an seinem Hals. "Dumm von dir, selbst herzukommen. Und nun möchte ich wissen, wem du in den Arsch kriechen konntest, dass du so eine dicke Lippe riskierst." Ihr kalter Blick bohrte sich direkt in Sebastians Augen.

Für alle, die es interessiert, sei an dieser Stelle die Klinge der Kapitänin beschrieben. Es handelte sich nämlich nicht um eine gewöhnliche Rapierklinge. Zum einen war sie von einem ungewöhnlichen schwarzen Metall und zum anderen von Orichalkum durchzogen. Es musste sich also um eine magische Klinge handeln, deren magische Effekt im Moment nicht aktiv oder nicht wahrzunehmen war.
 
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