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Kapitel 1 - Die Gefährten

S

Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Derweil in der Flasche.

"Hast du diesen Apparillo gesehn, Flasche ?"

"Welchen ?" fragte Flasche zurück.
"Den, mit dem der Kleinfleischsack die Pflanzenleichen schleppt," antwortete der Drummel.
"Welchen ?" fragte Flasche nochmals. "Den, der aussieht, wie unser alter Meister ?"
"Nein, ich meine den, der seinen Bart auf den Füßen trägt."

"Ja, seh ich. Was ist mit ihnen ?"
"Lächerlich."
"Wie, lächerlich ?" Die Flasche war verwundert.
"Na diesen peinlichen, an Popeligkeit kaum zu übertreffenden Schwebezauber ! Das hab ich ja besser gekonnt, als ich noch ein Lüftchen war." Der Seraphinus klang sehr herablassend. Die Flasche besah sich diesen sogenannten Apparillo, dann die Kürze des Halblings und die Größe der Tabakstapel und fand, das der Zauber so popelig nicht sein konnte, aber er war auch nicht der Fachgeist für solche Fragen. Der war hier zweifelsohne der Drummelmuff, denn schweben taten Luftgeister noch bevor sie richtig wehen oder gar sprechen konnten.
"Na dann sags ihm doch," stichelte die Flasche, "vielleicht darfst du ihm zur Belohnung den Apparillo neu vollzaubern."
"HA !"
prustete der Muff. "Soweit kommts noch."
Nein. Ich die Zukunft konnten sie beide nicht sehen.
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Fidelius Gesicht leuchtete auf bei Dianthes Worten. "Aber selbstverständlich, kreativ ist gut. Wie sollte man denn vollständige und korrekte Forschungen betreiben, wenn man immer nur Berichte anderer oder aus zweiter Hand oder gar, verzeiht meinen verabscheuenden Ton, Sekundärliteratur heran zu ziehen hat." Tatsächlich wirkte das Wort >Sekundärliteratur< aus dem Mund des Magisters wie ein fürchterlicher Fluch. Außerdem war das Wort an sich eher einem elitären - oder verschrobenen - Teil der Gesellschaft vorbehalten, was bei der Art, wie Fidelius es aussprach, besonders unter Seeleuten die über Gebühr abergläubisch waren, dazu führen konnte, dass solcherart bezeichnete Schriftstücke tatsächlich als verflucht angesehen wurden.

Aber der Scriptor sprach munter weiter, ohne Ahnung davon, wie sich seine persönliche Art auf sein Umfeld auswirken mochte. "Je mehr differente und extraordinäre Methoden ich persönlich beobachten kann, desto detaillierter und umfangreicher werden meine daraus resultierenden Arbeiten. Was bringt eine Abhandlung über den Wahrentransit und dessen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Gesellschaft, wenn man nur ein allgemeines Bild zeichnet? Ware X wird von Hänldern bei A um Preis P angekauft, dann nach Y verschifft und dort an Händler B um Preis Q weiterverkauft ... BLAH! Humbug! Mumpitz! So etwas lernt man schon auf dem Dorfmarkt! Ist doch offensichtlich!" Kurz drängte sich der Eindruck auf, dass Fidelius sich in Rage reden würde, als sein Ton ganz plötzlich wieder in kühle aber leidenschaftliche Sachlichkeit - ja, er schein ein Sonderling in Sachen emotionaler Kombinationen zu sein - umschlug und er fortfuhr. "Aber exakte und persönliche Beobachtungen vor Ort, vor allem auch unter der Prämisse, dass der Beobachter selbst einen Teil des Gefüges darstellt, zusammen mit Berichten und Erzählungen der rauhen Gesellen, die hinter diesen vor der gemeinen Gesellschaft so simplifizierten Vorgänge stecken, von Taktiken und Strategien und den damit verbundenen Risiken ..." Fidelius warf die Arme in die Luft, wie als ob er darstellen wollte, dass er doch für das Offensichtliche keine Worte benötigen sollte. "Wie könnte sich man ruhigen Gewissens auf eine ratgebende Literatur verlassen, wenn deren Autor das ganze nur abgeschrieben hat? Nein, ich muss dabei sein, es sehen, es erlaben, mich mitten darin befinden. Und nichts auf den dreitausend Brocken kann mich davon abbringen." In diesem letzten Satz war alle Überzeugung und der ganze Wille des Magisters spürbar. Dass beides im Laufe seines Lebens wenig Nährboden gehabt hatte, sollte erst später offensichtlich werden.
 

Eregion

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Als die Seeleute langsam in seine Richtung kamen schaute Zhuggens ihnen kurz entgegen. Ein seltsames Trio war dies und Zhuggens musste lächeln. Er hatte ein sehr gutes Gefühl. Er wandte sich wieder ab und wartete darauf was passierte. Er lauschte dem Gespräch des kleinen alten Mannes und der Frau, die offensichtlich der Käpt'n zu sein schien. Als Zhuggens beinahe von einem Stapel Tabak erwischt wurde und ein genuscheltes "'tschulligung" vernahm, wandte er sich wieder den Ankömmlingen zu, die gerade die Lagerhalle neben der seinen öffnete und betrat, und musterte sie genauer. Dort waren ein seltsamer alter Mann, der wohl nur mit Glück nicht ständig über seine eigenen Füße stolperte und dessen Rucksack wahrscheinlich mehr wog als er selbst. Er redete pausenlos auf die große Dame ein. Diese hörte ihm Aufmerksam und leicht amüsiert zu. Sie war dunkelhäutig, auffällig hübsch und wirkte sehr selbstbewusst. Als sie das Lagerhaus aufschloss und dem Zwerg befahl die Waren dort einzulagern, entschloss er sich hinüber zu gehen. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Endlich kann es los gehen!
Zhuggens leerte seine Pfeiffe aus, trat auf die Dame zu und grüßte sie freundlich. "Verzeiht, dass ich euch störe. Aber mir ist gerade meine Pfeiffe ausgegangen, und bei dem wohligen Geruch der von eurem Tabak ausgeht kam ich nicht umhin euch anzusprechen. Ich möchte wetten, dass es sich um feinen Gerundianischen Tabak handelt. Es muss schon mindestens 12 Jahre her sein, seit ich diesen unverkennbaren Geruch in der Nase hatte."
 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Dianthe hörte Fidelius in der Tat aufmerksam zu. Nur der leicht amüsierte Ausdruck war eher eine Tarnung für ihre leichte Verwirrung. Sie verstand kaum ein Wort von dem, was der Magister da redete. Sie konnte nur so viel enträtseln, dass Fidelius sehr wohl bewusst war, was es mit der Piraterie auf sich hatte und diese abseits des normalen Handelsgeschäftes erleben und studieren wollte. Und zwar mit sehr viel Enthusiasmus und einem festen Willen. Dass er mit Worten wie Sekundärliteratur um sich warf, machte das Ganze für Dianthe nicht einfacher. Hatte er nicht vorher an einem Almanach gearbeitet, der so weit sie wusste als Tertiärliteratur galt? Warum tat er so etwas, wenn er schon Sekundärliteratur verabscheute?? Vielleicht sollte sie ihren Bruder fragen, der hatte die Angewohnheit, auch mit solchen seltsamen Begriffen um sich zu schmeißen. Aber von ihr aus sollte der Magister seinen Willen haben und mitkommen, nur als aktives Mitglied der Crew war er wohl nicht einzusetzen. Das hieß, dass ihr immer noch zwei Leute fehlten.
"Nun gut, Magister, ich denke, ihr könnt mitkommen. Aber zu einem Wein lade ich euch immer noch ein, dann erkläre ich euch den allgemeinen Ablauf auf meinem Schiff. Und glaubt ja nicht, dass ich umdrehe, wenn ihr es euch nach einem Tag auf See auf einmal anders überlegt."

Kaum hat sie das gesagt, als der Mann vom Lagerhaus nebenan zu ihr und dem Magister trat. Einer von diesen betont unauffälligen Menschen, aber das war in der Regel nicht so schlecht, wie man vielleicht vermuten würde. "Eine außerordentliche feine Nase habt ihr da. Viele, die sich Kenner schimpfen, würden Gerundianischen Tabak im unverarbeiteten Zustand nicht einmal erkennen, wenn er ihnen auf selbiger herumtanzen würde. Aber wenn ihr welchen wollt, müsst ihr Euch an Tarik wenden. Das ist sein Lagerhaus und jetzt auch sein Tabak. Oder ihr leihert meinem Ersten Offizier welchen aus den Rippen. Wenn ihr das zuwege bringen würdet, wäre ich ernsthaft beeindruckt." Da Basri inzwischen den Tabak verstaut hatte und schon wieder auf dem Weg zum Schiff war, schob Dianthe die Lagertür wieder zu und schloss ab.
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"Ausgez..." Fidelius' Ausruf wurde durch Zhuggens' Auftauchen unterbrochen. Gerade, wie dieser geendet hatte, wollte der Magister selbstzufrieden sein umfangreiches Wissen über die einzigartigen Eigenheiten des Anbaugebietes des angesprochenen Tabaks zum Besten geben. Dabei kam ihm auch in den Sinn, dass der Handel desselben eigentlich exklusiv der Frerdrischen Liga vorbehalten war und diese nie freischaffende beauftragten, der Gedanke verflog aber sogleich, da Dianthe schon zu sprechen begonnen hatte.

Der Hinweis auf den eben abgeschlossenen Warentransfer erinnerte ihn daran, dass er ja aus einem Grund an der Seite der Kapitänin stand. Schon kramte er ein Pergament und eine Feder aus seinem Gepäck und begann gewissenhaft alle eben getätigten Beobachtungen inklusive der Differenzen zu seinem bisher erworbenen Wissen zu notieren. "Ähm, Verzeihung, Kapitänin Dianthe ... dürfte ich fragen, welchen Preis per Einheit ihr bei diesem Handel erhalten habt, und welche Einheit, Währung und Transaktionsmethode dabei benutzt wurden?"
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"Guck mal," sagte Flasche, "da ist noch ein Fleischsack."
"Wo ?"
"Na da drüben, der, der qualmt. Den mußt du doch sehn."
"Ach so,"
sagte der Drummel, "na klar seh ich den. Und hättest du nicht deinen Korken drauf, dann hätte ich ihn schon viel früher gerochen, oder gehört."
"Mecker nicht rum, du Muff, duu. Wer will den den Korken immer drauf haben, heh ?"
"Jaja, ist schon gut, Flasche. Was ist denn mit dem ? Der qualmt doch bloß."
"Stimmt schon, aber riech mal."


Damit öffnete die Flasche ihren Korken und ließ die Hafenluft herein.
Der Drummelmuff hätte kein Luftgeist sein müssen, um diesen Geruch wiederzuerkennen. Viele Leute sagten Gestank dazu, aber für den Drummel barg er die schönsten Erinnerungen.
Das lachende Bartgesicht seines alten Meisters, wie er seine Pfeife stopfte. Die entschiedenen Rufe, er solle seinen elenden Knaster woanders rauchen. Des Meisters schallend gelachte Antwort, das man eben ein ganzer Kerl sein müsse, um dieses Kraut zu vertragen.
Und natürlich die darauf folgende Bitte des Meisters, die Luft für diese Tabakbanausen zu reinigen, außer für den größten und lautesten Meckerer.
Ja, das waren noch schöne Zeiten gewesen.

"Na, erkannt ?" fragte die Flasche.
"Selbstverständlich ! Dumme Frage."
"Gut, dann probier ich es mal mit einer Undummen."
"DAS kannst du ?"
"Paß auf. Meinst du, dieser neue Fleischling könnte aus der Heimat des Meisters kommen ?"
stellte Flasche seine Frage.
"Ach was, das... ," dann dachte der Drummel einen Moment lang nach, "ist garnicht mal soooo dumm."
"Eben. Das Stinkekraut wuchs doch nur da und haben wollte es auch kaum jemand. Das Zeug wurde bestimmt nicht sonderlich weit herumgereicht. Oder ?"
"Hmm, kann schon sein,"
meinte der Drummel.
"Na dann frag ihn doch mal," fing die Flasche wieder an zu sticheln. Nicht aus Bosheit, aber wenn man so eine lange Zeit mit einem Drummelmuff unter einem Korken lebt, naja..., dann hätte man doch auch gern mal etwas Urlaub, wenn ihr versteht.
"Nööö," sagte der Muff jedoch, "mach ich nicht. Wegen dem da komm ich nicht raus."
Und es sah schon so aus, als sei das sein letztes Wort gewesen, aber etwas leiser fügte er dann doch noch etwas an.
"Aber laß den Korken auf."
Da wußte die Flasche, das sie etwas richtig gemacht hatte.
 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Noch bevor ihr der unauffällige Mann antworten konnte, wandte sie sich schon wieder Fidelius mit einer hochgezogenen Augenbraue zu. "Selbstverständlich dürft ihr fragen, Magister. Aber eine Antwort erhaltet ihr erst, wenn wir vereinbart haben, in welchem Umfang ihr solche Beobachtungen und Aufzeichnungen für eventuelle Veröffentlichung eurerseits zu nutzen gedenkt." Jetzt klang sie schon wie ihr Bruder, na da hatte sie sich ja was eingebrockt. Hoffentlich war das Ich-will-nicht-dass-jeder-meine-Methoden-kennt bei dem Herrn Forschungsreisenden angekommen, sonst hatte sie wohl ein kleines Problem. Um anzudeuten, dass sie das Thema jetzt nicht ausführlich diskutieren wollte, wandte sie sich demonstrativ dem unauffälligen Herrn zu und sah in erwartunsvoll an.
 

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Zhuggens trat höflicherweise einen Schritt zurück, als die Frau das Tor wieder schloss. "Nun wie gerne würde ich das tun. Selten bekommt man die Gelegenheit ein solch gutes Kraut zu stopfen." Er streckte ihr die Hand entgegen. "Wenn ich mich vorstellen darf, Zhuggens ist mein Name. Ihr seid Dianthe, Händlerin und Seefahrerin von Beruf?"
 
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Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Des Magisters Gesicht nahm einen Ausdruck an, als hätte er ein Stück Zitrone im Mund, beugte sich tiefer hinter sein Pergament und murmelte etwas von Zensur, kritzelte aber dennoch weiter.

Da es ihm vorerst untersagt worden war, weiter zu schreiben, fertigte er eine schnelle Skizze von Dianthe an. In dem Moment, als sie Fidelius' Bitte mehr oder weniger zurück gewiesen hatte, hatte sie eine ganz besondere Ausstrahlung gehabt - ihre Haltung, ihre Körpersprache, ihre Augen, der Mund, ja sogar ihre Nase demonstrierten Autorität und Befehlsroutine. Der gesamte Eindruck ihrer Person war zu dem Zeitpunkt ... imposant gewesen. Genau das richtige um solcherart Texte, wie Fidelius sie im Sinn hatte, zu schmücken und in ihrer Wirksamkeit zu unterstreichen.

Auch der Fremde, Zuggens, hatte eine besondere Aura, aber der Scriptor konnte diese nicht so recht einordnen, also wurde diese Skizze eher grob und unbestimmt ... bis auf die Augen. Diese Augen waren die eines Suchenden, der ganz genau wusste, wonach er Ausschau hielt. Er kannte diesen Blick von einem seiner Kollegen, dem er regelmäßig Unterlagen in der Bibliothek vor der Nase weg geschnappt hatte. Mit der Zeit hatte Fidelius sogar gelernt, wie man selbst die größten Wälzer offen verbergen konnte. Der Trick war, sie nicht zu verstecken sondern zu benutzen. Sobald ein Gegenstand zweckentfremdet wird, wird er nicht mehr als solcher wahr genommen. Der alte Mann musste schmunzeln - unterbewusst bildete man sich vielleicht knisterndes Papier ein, wenn man es sah - als er daran dachte, dass er "Rompols Beobachtungen der Wechselwirkungen zwischen Wolkenzungen und Fluggurken" vier Monate lang als Unterlage für das zu kurze Tischbein benutzt hatte, ohne dass es irgend jemandem aufgefallen wäre.
 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Dianthe schüttelte die dargebotene Hand kurz und kräftig. "Dianthe Daryn, Kapitänin der Sternenwanderer." Sie nickte kurz zum Schiff hinüber. "Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen Herr Zhuggens." Während sie sich zum Gehen wendet, winkt sie Fidelius und Zhuggens ihr zu folgen. "Kommt Magister, je eher wir wir alles ausführlich diskutiert haben, desto eher könnt ihr weiter schreiben." An Zhuggens gewandt fährt sie fort: "Wir suchen uns einen Ankerplatz auf der anderen Seite des Flusses. Mit Ab- und Anlegen, solltet Ihr ungefähr eine viertel Stunde Zeit haben, Gerwin, meinen ersten Offizier weich zu klopfen. Aber einfach wird es nicht, er liebt diesen Tabak."

Da es nur ein kurzes Stück bis zum Schiff war, brauchten die drei nicht lang. Mit sicherem Schritt überquerte Dianthe die Stelling und sobald Fidelius und Zhuggens ebenfalls am Bord waren, gab sie das Signal zum Ablegen.
 
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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"Hab gewonnen," sagte der Drummel.
"Was ? Wieso ?" fragte Flasche, wenig überzeugt.
"Na der Alte ist auf dem Schiff. Fertig."
"Moment mal ! Es ist doch noch garnicht raus, ob er wirklich mitfliegt. Vielleicht hat die, die uns gesehn hat, noch einen Test mit ihm vor. Also ICH würde mir eine Prüfung einfallen lassen," sagte die Flasche.
"Aber er IST auf dem Schiff," beharrte der Muff.
"Aber er fährt noch nicht mit," blieb auch Flasche bei seinem Standpunkt.
Es gab wieder verbales Tennis, bis der Drummel genug hatte, denn Flasche konnte auch verdammt stur sein. Besonders dann, wenn es um einen Wunsch ging.
"Jaaa, das ist schon irgendwo richtig," lenkte der Drummel schließlich ein, "und jetzt fliegen die sowieso nicht los, außer sie mögen es hart."
"Was meinst du denn damit schon wieder ?" fragte der Weingeist.
"Riechst du das nicht ? Da liegt ein ausgewachsener Sturm in der Luft. Dauert nicht mehr lang. Zwei Stunden, plus minus 10 Minuten. Glaub mir, dann gehts los."
"Ich glaub dir, Drummel, davon verstehst du mehr als ich. Aber wenn ich das nicht riechen kann, dann riecht sie es vielleicht auch nicht und fliegt doch," konterte Flasche, die offenbar gerade unbedingt das letzte Wort haben mußte.
"Boah, du nervst grad so richtig, weißt du das Flasche..."
"Danke Drummel, ich hab ja vom besten gelernt. Danke nochmals."

Und damit wurde in der Flasche wieder geschwiegen und geguckt.
 

Screw

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Die Aufforderung Dianthes kam Fidelius entgegen, da er ja genau dies beabsichtigte, also folgte er der Kapitänin auch prompt - was witzig war, da dies ja sein Familienname ist ... alles klar? witzig? - Der Magister schüttelte kurz seinen Kopf um die Gedanken zu klären. Gelegentlich hatte er den Eindruck, dass in seinem Kopf Dialoge statt fanden, manchmal sogar ohne seine Teilnahme. Er hatte gelernt, damit zu leben und ignorierte diese meist - so wie seit dem Moment, da das klingeln in seinen Ohren nach dem Nebelhorn nachgelassen hatte. Immer wieder hatte er den Eindruck, dass knapp hinter seinem Kopf getuschelt wurde, was absurd war, da die daran beteiligten Personen dann auf seinem Rucksack sitzen mussten.

In diese Gedanke versunken folgte er der Kapitänin und dem Mann. Erst als sie stehen blieben, fiel ihm auf, dass sich der Boden, über den er ging, von Pflaster in Holzplanken gewandelt hatte. Kurz desorientiert blickte er sich um und nahm das Deck des Schiffes in Augenschein. Sofort nahm er wieder sein Schreibwerkzeug zur Hand und schrieb seine Eindrücke nieder ... und davon gab es viele.

 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Normalerweise überlies Dianthe Gerwin bei so kurzen Stecken das Steuer, doch da Zhuggens einen ansprechbaren ersten Offizier brauchte, nahm sie Gerwin das Steuer mit den Worten aus der Hand: „Lass mich das heut mal machen.“ Etwas verwundert trat dieser zur Seite und blieb neben Dianthe stehen, was der Kapitänin entgegen kam, denn so würde sie der Unterhaltung seiner Unterhaltung mit Zhuggens lauschen können. Auf das Steuern würde sie sich trotzdem konzentrieren müssen, da im Moment viele Schiffe einliefen, deren Crews für das Fest in Gheredit vorbeischauten. Und ihr Stammankerplatz lag nun einmal quer durch das Getümmel am anderen Ende des Hafens. So dauerte es nicht lang, und ein Ausdruck höchster Konzentration lag auf ihrem Gesicht.

Mit nur einigen kleinen gehissten Segel ging es vorsichtig und im gemäßigten Tempo voran, sodass der Crew nicht viel zu tun übrig blieb und sie sich mit einigen Aufräumarbeiten die Zeit vertrieb. Ein Mann in wallenden dunkelblauen Roben und ein Ork, der verdammt gepflegt aussah, lehnten untätig an der Reling und sprachen leise miteinander, wobei sie Magister Promt eingehend musterten. Plötzlich warf einer der anderen Seeleute dem Mann in Roben ein Bündel Taue entgegen. „He Mahir, nur weil du der Smutje bist, heißt das noch lange nicht, dass du dich vor der ganzen Arbeit drücken kannst. Die Taue ordnen sich nicht von allein.“ Blitzschnell fängt Mahir das Bündel und betrachtet es kritisch. „Und für was im Namen der acht Winde brauchst du aufgerollte Taue? Wenn alles an seinem Platz wär, würdest du überhaupt nichts mehr finden.“ Der Gegenüber des Smutjes grinst bis über Ohren. „Na vielleicht um so einen nervigen Schreiberling, den Frau Kapitänin wieder mal anschleppt, Kiel zu holen bevor er mir ein Ohr abkaut….“ Zwischen den beiden entspann sich ein Gespräch über ehemalige Passagiere des Schiffes und was man mit ihnen so angestellt hatte. Die anderen Seeleute beteiligen sich am Gespräch und es wurde viel gelacht. Es schien so, als teilten die Seeleute schöne Erinnerungen miteinander und dass sie tatsächlich Spaß daran hätten, ihrer Meinung nach unnützen Ballast möglichst kreativ los zu werden.

Dianthe schien von alledem nicht wirklich etwas mitzubekommen. Jedenfalls machte sie keine Anstalten ihre Crew zur Ordnung zu rufen und schien sich weiterhin ganz auf das Steuern des Schiffes zu konzentrieren. Ein aufmerksamer Beobachter würde jedoch bemerken, dass sie sehr wohl sowohl ihrer Crew, als auch Zhuggens und Gerwin alle Aufmerksamkeit, die sie entbehren konnte, zukommen ließ. Sie war auf Fidelius Reaktion sehr gespannt und auch auf Zhuggens Überzeugungskunst.
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Da war der Herr Magister losgezogen, um die Welt zu beobachten und wurde nun selbst zum Untersuchungsobjekt. Gelehrte Luftgeister von der von der Akademie der Acht Winde hätten es vielleicht zum Thema eines Aufsatzes gemacht, der unter dem Titel
'Die fleischgewordene Wechselwirkung eines Homo Sapiens Promtensis, mit einer delikaten, höchst unpassenden Realuwelt, im absolut physikalischen Linearkontext'.
Andererseits hätte es sie vielleicht nicht auch nur einen feuchten Furz geschert und das war viel wahrscheinlicher.
Der Drummelmuff und die Flasche aber waren gerade sehr begeistert von dieser Realumwelt und unterhielten sich in einfachen Worten.

"Ja, das ist schon ziemlich unterhaltsam, Flasche, aber du hörst ja, die Welt hat sich nicht geändert. Vielleicht ist dieser ältliche Mensch hier ein friedlicher, aber die ganzen anderen haben schon sehr eindeutige Vorstellungen davon, was man mit einem solchen zu tun hat," sagte der Drummel.
"Na komm schon, die meinen es doch nicht so," erwiederte die Flasche.
"Sie wollen etwas mit ihm tun, das sie kielholen nennen und wir wissen bedauerlicherweise was das ist. Desweiteren kam da noch an die wilden Greife verfüttern, an der Rahe aufhängen, auf seinem mitgeschleppten Papierberg verbrennen, zur Köderherstellung verwenden, aber vorher noch anständig putzen und aufräumen lassen, ihn Mahir's Neukreationen vorkosten lassen und noch einen ganzen Haufen Tödlichkeiten, die ich aber nicht richtig verstanden habe, weile sie alle zusammen durcheinander sprachen," zählte der Muff einige der Ideen der Besatzung auf.
"Stimmt," gab die Flasche sofort zu," und auch du hast bei einigen ziemlich geschmunzelt."
"Das waren nur Reflexe," meinte Drummel.
"Ja klar, die Reflexe, Drummel, die Reflexe."

Für das Gespräch zwischen der ersten Offizier und dem Neuankömmling namens Zhuggens interessierten sich die beiden Geister nicht sonderlich. Vielmehr widmeten sie sich den Reaktionen ihres Transportmagisters.
Dieses Menschenreiten machte schon irgendwie Spaß. Es hatte gerade für einen Luftgeist schon etwas verdorben dekadentes an sich.
 

Screw

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Sobald die Mannschaft ihre Aufgaben angingen und sich untereinander diverse Möglichkeiten unterbreiteten, wie man mit einer verstaubten Landratte verfahren könnte, gab es für Fidelius kein Halten mehr. Seine Feder flog nur so über das Pergament, während er alle neuen Fachbegriffe zwecks späterer Nachforschung über deren genaue Bedeutung notierte. Irgendwann begannen die Mitglieder der Mannschaft, sich zu wiederholen oder bereits vorgeschlagene Dinge zu variieren, also ging der Magister dazu über, ein paar Skizzen anzufertigen, größtenteils von Details des Decks und der Takelage, aber auch ein paar der Matrosen wurden festgehalten.

Schließlich, nachdem das Gespräch der Männer und Frauen immer mehr im Kreis lief, beschloss er, die Nachforschungen nun in Angriff zu nehmen. Er verstaute all seine Sachen, bis auf das Pergament mit den Notizen, einem leeren Pergament, Feder und Tinte. Flugs trat er an den Matrosen heran, der den ersten Fachbegriff genannt hatte. "Verzeihung, werter Herr, Magister Skriptor Fidelius K. Prompt ist mein Name, ihr habt vorhin einige Dinge erwähnt, deren Bedeutung ich gerne erörtern möchte. Zu aller Erst, >ein Ohr abkauen<, was hat es damit genau auf sich und ist es tatsächlich ein Verbrechen von derartiger Schwere, dass es Kielholen rechtfertigt?"
Der Kopf des angesprochenen drehte sich in Zeitlupe Fidelius zu, seine Kameraden wechselten vielsagende Blicke, bemühten sich nicht zu lachen und schlossen per knapper Handzeichen Wetten auf den Ausgang dieser Konfrontation ab. "Wenn du so weitermachst, wirst du es aus erster Hand erfahren, alter Mann." Die unterdrückte Aggression war dem Mann anzusehen, allerdings hatte Fidelius eine beinahe übernatürliche Resistenz gegen solcherlei Wahrnehmung.
So wunderte es nicht, dass er ungerührt die antwort notierte und mit der nächsten Frage fort fuhr. "Gut, gut, dass ist genau, weswegen ich hergekommen bin. Erfahrungen aus erster Hand machen. Lasst euch bitte nicht aufhalten, ich freue mich darauf, ihren geübten und fachkompetenten Handlungen beizuwohnen."
Das war neu. Niemand in der Mannschaft hatte mit einer solchen Antwort gerechnet. Sofort wurden neue Wetten darüber abgeschlossen, ob der dürre Skriptor die Drohung überhört, nicht ernstgenommen oder kaltschnäutzig ignoriert hatte. "Du willst also tatsächlich selbst ausprobieren, wie es ist, kielgeholt zu werden?"
Fidelius Augen begannen zu leuchten wie die eines Kindes beim Anblick von Süßigkeiten. "Wäre das möglich? Ich habe gelesen, dass dies meist tödlich für den Betroffenen ausgeht, aber wenn sie es mir so anbieten, bin ich ausgesprochen interessiert."
Selten kam es vor, dass Seeleuten der Mund offen stand, meist beim Anblick großer Reichtümer, schöner Frauen oder Männer oder unglaublicher Gefahren. Dieses Mal war es die unbändige Begeisterung eines alten verstaubten Stubenhockers darüber, kielgeholt zu werden. Fidelius Ellenbogen wurde gepackt und geschüttelt. Der Schiffsjunge blickte zu ihm hoch. "Bitte kommt mit, Herr Magister, Ihr solltet das Geschehen aus Sicht des Steuermannes beobachten. Dort hat man den besten Überblick, alles andere kann warten." Fidelius reagierte verwundert und leicht wiederstrebend, ließ sich aber mitziehen. "Bitte um Verzeihung, meine Herren, ich hoffe euer Angebot ist später auch noch gültig. Ich komme beizeiten darauf zurück."
 
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Samsonium

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Na und damit wars vorbei mit dem Ernst.
Wie dieser Magister Scriptor geradezu darum bettelte kielgeholt zu werden, gab den beiden Geistern in der Flasche den Rest. Die Jahre des fehlenden äußeren Inputs und Humorentzugs, ließen einen inneren Damm brechen und die über die lange Zeit aufgestaute Lache sprudelte nur so aus ihnen heraus.
Ja sie brach sich dermaßen den Weg, das die Äuglein des Drummelmuff wieder regneten, aber diesmal nicht vor Traurigkeit. Sie tränten sogar so stark, das sie für einen Moment die dunklen Schatten vor ihnen wegspülten.

"HAHAHAHAHAAAAA ! ICH PISS MIR EIN ! DER MEINT DAS ERNST !!!" grölte der Drummel.
"HIHIHIHIHIHIIIII ! Aber nicht in die Flasche ! Hörst du ?! NICHT IN DIE FLASCHE, DU FEUCHTER FURZ !" antwortete die Flasche höchst eloquent.
"Aber er will sich KIIIIIELHOLEN lassen. Hahahaha. Oh verdammt, ich kann nich mehr. Hahahaha."
"Hihihihihi," stimmte die Flasche zu. "Der Kerl schafft es doch tatsächlich, das ein Luftgeist keine Luft mehr kriegt. Hihihihihi."
"HAAAAAHAHAHAHAHA," löste das beim Muff gleich noch einen Lachanfall aus. " Das stimmt ! Hahahahahaha. Das stimmt wirklich !!! HAHAHAHA !"
"Verflucht, Drummel, hör endlich auf zu lachen ! Hihihihihihi."
"Ich kann nicht. Hahahahahaha. Mach du doch. Hahahahaha."


Und damit hatte sich auch die ach so große Geheimhaltung erledigt. Die beiden lachenden Flaschengeister machten einen derartigen Lärm in ihrem Behältniss, das es einfach jeder, der im näheren Umkreis herumstand, also Kapitätin, Steuermann, Zhuggens, der Schiffsjunge und natürlich der Herr Magister Scriptor, hören mußte. Außerdem wackelte Promt's Rucksack aufgrund dieses Humorbebens.
Doch das war dem Drummelmuff gerade völlig egal. Er und die Flasche hatten Pipi in den Augen, kringelten sich vor Vergnügen und es war fast so, als wären sie bei ihrem alten Meister.
Hach, was hatten sie damals gelacht.
 

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Fidelius biss die Zähne zusammen, als sich das Geflüstere in seinem Nacken zu einem tobenden Gebrülle und Gelächster steigerte. So penetrant und Aufdringlich waren die imaginären Stimmen noch nie gewesen - sollte er nun doch langsam seinen Versand verlieren? Sein Vater hatte es ihm prophezeiht, aber er hatte es nicht ernst genommen. Oder war es nur ein Zeichen seiner Nervosität, nach so vielen Jahren einen mutigen Schritt und ein neues Leben zu wagen? Egal, jetzt musste er erst mal durchhalten, also ignorierte er weiter alles, was an Stimmen in seinem Kopf existierte; die Realität war verlässlich, noch nie konnte seine Einbildung ihm etwas anhaben. Stoisch und konzentriert nahm er den Platz ein, der ihm vom Schiffsjungen zugewiesen worden war, und versuchte weiter, seine Beobachtungen fort zu setzen. Was nicht leicht war, denn scheinbar hatte sich einer der Riemen seines Gepäcks gelöst, sodass dieses unregelmäßig herumschlenkerte. Sobald sein Kopf wieder klar war, würde er es absetzen und den Mangel korrigieren, aber jetzt musste er erste inmal seine Contenance wieder erlangen. "Eure Besatzung ist äußerst entgegenkommend, Frau Kapitänin. Ich freue mich auf meine Arbeit mit ihnen. Ich darf sagen, dass ich bereits erste Kontakte geknüpft habe und mir auch schon die Unterstützung seitens eines Eurer Männer zugesichert wurde. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Zusammenarbeit von vielversprechenden Taten belohnt werden wird."
 

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Auf Dianthes Angebot hin folge Zhuggens ihr an Deck der Sternenwanderer. Es war ein robustes Schiff mittlerer Größe, vermutlich recht schnell und flexibel in der Luft. Die Crew sah wild und gut gelaunt aus, vermutlich hat sie auch von dem Fest heute Wind bekommen und freute sich endlich auf einen flüssigen Abend in den Straßen Gheredits. Am Steuerrad stand ein mürrisch dreinblickender Zwerg mit buschigen Augenbrauen und einem sorgsam gepflegten und geflochtenen Bart. Zhuggens hielt inne, denn er hatte die Eingebung, dass ihm dieses Gesicht in irgendeiner Weise bekannt vor kam.
Die Kapitänin ging auf ihn zu und übernahm das Steuer. „Lass mich das heut mal machen.“, sprach sie nur und begannüber den Fluss zu setzen. Der Zwerg nickte verwirrt und überließ es ihr.
Zhuggens konnte sich denken, dass dies Gerwin sein musste.
Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
„Ich fasse es nicht. Ihr müsst Gerwin Steinblut sein!“, platzte es aus ihm heraus, bevor er es verhindern konnte. Das war das eindeutig das Zeichen, auf das er gewartet hatte. Der erste Offizier schaute ihn verwundert an und grummelte: „Du liegst verdammt richtig. Und mit wem habe ich die Ehre?“ Der Tabak war völlig vergessen. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er versuchte seine übliche Ruhe wieder zu finden und gelassen weiterzusprechen. „Man nennt mich Zhuggens. Entschuldigt, dass ich euch so überrumpele. Ich bin lange Zeit mit Derwin Steinblut gereist. Er erzählte mir, er hätte einen Bruder mit Namen Gerwin der durch die Wolken zieht und hier und dort mal wieder auftaucht. Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen.“ Gerwin schaute ihn an, als könne er seine Geschichte nicht so recht glauben. Wenn Zhuggens es nicht besser wüsste, würde er sagen es sei ein unglaublicher Zufall. Plötzlich heiterte sich das Gesicht des Zwerges auf und er fing an zu lachen. Ha! Na wenn das nicht großartig ist. Ein Freund von Derwin ist auch mein Freund. Haha!“ Er streckte dem Fremden seine Hand entgegen und dieser nahm sie freundlich an. Dianthe schien von ihrer Konzentration kurz abzulassen und schaute verwirrt herüber. „Ihr müsst mir erzählen wie es meinem Bruder geht. Wann habt ihr ihn zuletzt gesehen?“, fragte Gerwin. Noch bevor Zhuggens antworten konnte wandte sich der Zwerg zu Dianthe. „Wo hast du denn diesen Kerl aufgegriffen? Ich habe so lange nichts von Derwin gehört. Haha! Wo treibt er sich rum, der alte Hund!“, rief er sichtlich erfreut wieder in Zhuggens Richtung und ließ auch die Kapitänin auf ihrer Antwort sitzen. „Nun es ist gar nicht mal einen Sommer her, seit sich unsere Wege trennten. Er wollte sich nach Norden auf die Greifsspitzen begeben, doch lag dies nicht mehr auf meinem Weg, sodass wir uns schweren Herzens verabschieden mussten. Euer Bruder ist ein guter Gefährte. Selten reise ich mit so einem standfesten Mann.“ - „Das klingt nach Dereth. Ha! Hat er es endlich gepackt. Schon mir lag er immer in den Ohren mit seiner Greifsspitze. Dieser räudige.“
Auch der Rest der Mannschaft schaute mittlerweile angesichts Gerwins laut lachenden Stimme herüber. Das sind sie ganz und gar nicht von ihm gewöhnt. Was ist mit dem strengen ersten Offizier passiert?
Das Schiff ist mittlerweile auf der belebten Uferseite angelangt, aber niemand schiend das so wirklich realisiert zu haben. Alle starrten noch verwundert in die Richtung des Fremden, der sich so gut mit dem ersten Offizier verstand.
Komm mit an Land Freund Zhuggens und trink ein Bier mit mir. Erzähl mir von eurer gemeinsamen Reise. Ha! Dianthe, das musst du dir anhören. Hab ich dir schonmal ...", Gerwin brach mittem im Satz ab und drehte sich zu dem alten Mann. Auch Zhuggens wandte sich ihm zu, denn da geschah gerade etwas recht ungewöhnliches. Der Rucksack des Schreiberlings bebte und lachte und hatte offensichtlich einen Heidenspaß. Fidelius schien das nicht zu interessieren, wandte er sich doch gerade zu einem Gespräch an die Kapitänin. Es war ein seltsames Schauspiel und Zhuggens fand Gefallen daran. Gerwin jedoch trat auf einen Schritt an Fidelius heran und musterte den Rucksack mit skeptischem Blick. "Alter Mann, wen oder was versteckst du in deinem Rucksack? Besonders unauffällig seid ihr ja nicht darin."
 
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Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Jedenfalls hatte Gerwin vor, das zu sagen, doch der durchdringende Blick seiner Kapitänin hielt ihn davon ab. Schließlich wusste sie, wer da in der Flasche war und das war schließlich von allen Anwesenden wohl an ehesten noch ihr Fachgebiet. Auf den Blick hin rührte sich auch kein anderer der Crew, in der Stimmung sollte man sich nicht mit Dianthe anlegen, sonst gab es hinterher unter Garantie Ärger.
Mit einem belustigten Funkeln in den Augen wandte sie sich an Fidelius. "Magister, ich habe noch eine eher persönliche Frage an euch. Habt ihr auch seit kurzem das Gefühl, Stimmen zu hören?" Aber das war eine rethorische Frage an den Magister, denn die Antwort kannte Dianthe. Geschickt angelte sie die Flasche, die da so halb aus dem Rucksack schaute. Sie musste ganz schön fest zupacken, so sehr wackelte sie noch unter dem Lachanfall der beiden Geister. "Darf ich euch versichern, dass Ihr nicht verrückt werdet. Ihr habt Stimmen gehört, und zwar diese hier." Sie hielt ihm die Flasche unter die Nase. Als sie wieder sprach war ihre Stimme wie das leise flüstern des Windes in den Blättern eines Baumes, logisch, denn sie sprach mit der Flasche und dem Aerolithus darin in Auran, der Sprache der Luftelementare und Luftgeister. "Soso, die Existens einer gewöhnlichen leeren Flasche wolltet ihr weiterführen. Das ist euch ja wunderbar geglückt. Da nun alle mitbekommen haben, dass ihr anwesend seid, wäre es wohl an der Zeit sich vorzustellen und wenn es geht bitte in Menschensprache, Auran versteht nämlich keiner außer mir."
 
S

Samsonium

Gast
AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Donner und Blitz !
Da war es passiert und natürlich war wie immer der andere Schuld. Als die geistersehende Kapitänin dann auch noch Flasche schnappte und alles ausplauderte, schwammen die letzten Felle davon.

"Verflixt !" meinte die Flasche, "ich hab doch gesagt, du solltest aufhören zu lachen."
"Ja, sagtest du,"
erwiederte der Muff, immernoch nicht ganz ernst, "und hast viel lauter gelacht als ich. Mich konnte doch eh keiner hören, bei deinem Gegacker."
"Unsinn ! Ich hab hööööchstens gegluckst, aber du hast geradezu gedonnert !"
"Erzähl doch nicht ! Ich bin ein, allerhöchstens zweimal..."


Da fiel den beiden Geistern auf, das sie von allen angestarrt wurden. Der Schiffsjunge guckte ein wenig abergläubisch, der Steuermannszwerg eher etwas mißmutig und mit einer Hand an seinem Entermesser, der Neuling namens Zhuggens war offenbar belustigt, die Frau Kapitän grinste schelmisch mit Augen und Aura, wenn auch ohne Mund, und der Magister, nunja, der stellte wieder diese eingeartige Mischung aus perplex und neugierig zur Schau.
Keine Chance, sich hier noch irgendwie rauszuwinden. Nicht, wenn die Geisterversteherin nicht mehr mitspielte.
Die Flasche machte wieder den Anfang, indem sie wieder ein Gesicht bekam und Ärmchen mit Händchen und diesmal auch Beinchen mit Füßchen, die nun, von Dianthe gehalten, in der Luft baumelten.
Ja, Flasche sprach in menschlicher Sprache, aber es klang ziemlich altmodisch und so, als hätte das Gefäß schon eine ganze Weile nicht mehr menschlich gesprochen, ganz unabhängig davon, das Flaschen das eh recht selten taten, selbst geleerte.

"Einen schönen guten Abend wünsch ich. Mein Name ist Flasche und ich bin Alkoholiker, aber schon seit gut hundert Jahren trocken."
Dann wurde etwas geschwiegen, weil die Fleischlinge dachten, es ginge gleich weiter und die Flasche auch, aber der Muff war wieder etwas bockig.
"Ähhhm, ja," mußte Flasche weitermachen, "also wie gesagt, ich bin die Flasche und das hier ist mein Freund, der Drummelmuff.
Los, Drummel, sag auch was !"
"Nein, ich will nicht,"
fiel der Luftgeist darauf rein.
"Genau," bestätigte der Weingeist, "so ist das."
Und damit war die Katze aus dem Sack.
 
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