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Kapitel 1 - Die Gefährten

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

oO Da hast du's, unnützer Bengel. Dein Wahnsinn ist ansteckend.
Ach, red doch keinen Unsinn, du alter Grantler. Die Flasche hat mit uns nichts zu tun, die spricht draußen.
Halt den Mund, mit dir rede ich nicht. Also, zurück zu dir, du Wicht. Du glaubst doch nicht, dass du diesmal mit einem Kopfschütteln davon kommst, oder? Das hier ist übel. Alle in deiner direkten Umgebung werden verrückt, reden mit Flaschen ...
Als wenn du dich nie mit dem Boden deines Kruges unterhalten hättest, was ist so besonderes daran? Sprechen halt alle mit der Flasche. Wenigstens antwortet die auch. Was man von den Bodensätzen deines billigen Fusels nicht behaupten konnte.
Ok, jetzt reichts. Jetzt bist du fällig. Dir werd' ich mal zeigen, was ein Bodensatz ist, wenn ich den mit dir gleich aufwische ... Oo

Und schon kamen die Kopfschmerzen wieder. Fidelius wollte eben seinen Kopf schütteln, um die Stimmen und den Schmerz wieder zu vertreiben, da nahm er die Flasche vor sich wahr. Mit Beinchen und Ärmchen und einem fröhlichen Gesicht, das ihn angrinste und dabei mit einer Hand winkte. Der Begriff >Realität< erzitterte im Bewusstsein des Magisters und schwankte gefährlich hin und her, während Innen und Außen eifrig dagegen traten. Der Blick des Scriptors wanderte zur Kapitänin, die ihn ebenfalls angrinste ... irgendwie zumindest. Seine linke Hand wanderte zu seinem Schulterriemen, seine Augen zum ersten Offizier. Der zeigte eine nachvollziehbarere Reaktion und die Realität fand wieder festeren Stand. Der Mann namens Zhuggens allerdings schien kurz davor zu sein zu applaudieren, was der Realität sofort Murmeln unter die Füße streute. Fidelius' rechte Hand ergriff ebenfalls einen Schulterriemen und gemächlich schoben beide Hände ihren jeweiligen Riemen von den Schultern des alten Skriptors. Aber noch war nicht alles verloren, es waren ja schließlich noch mehr Leute da. Der Schiffsjunge, viel zu jung, um von Wahnsinn befallen zu werden, viel zu unschuldig um selbst in dem bröselnden Verstand eines alten Mannes befremdlich zu wirken. Aber die Kinnlade des Kindes saß viel zu tief, und die Augen waren fast größer als ihre Höhlen. Der große Rucksack glitt vom Rücken und landete mit einem sachten >DMPF< auf dem Deckplanken, die Hände noch an den Riemen. Ein letzter Blick zur Mannschaft ... Unglaube, Entsetzen, Panik, Neugier, Hysterie, Belustigung, Zweifel ... mehr war nicht mehr notwendig. Mit einem kratzenden Geräusch schabte der Rucksack über das Holz als Fidelius ihn ordentlich neben sich hinstellte, so, dass er nicht umfallen würde. Mit dem gleichen Kratzen glit die Realität von ihrem letzten Halt ab unt hinterließ tiefe Kerben in was auch immer es war, woran sie sich bisher gehalten hatte. Dann beschloss der Horizont abzutauchen und dem Himmel die Freiheit zu geben, sich auszubreiten, nur unterbrochen von der Takelage des Schiffes. Und dieses Detail allein bewahrte die Realität davor, beim Aufschlag in tausend Stücke zu zerschellen. Fidelius Körper allerding, schlug wie ein kippendes Brett auf und die Kopfschmerzen kamen noch ein letztes plötzliches Mal mit aller Kraft zurück, um >Gute Nacht< zu sagen. Als sein Hinterkopf das zweite mal den Boden berührte, war er bereits ohnmächtig.
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"NNNNNEEEEEEIIIIIIIIIIIINNNNNNNN !!!" kam es aus der Flasche, in der es auf einmal rumorte, das sogar der feste Griff der Kapitänin sie kaum noch halten konnte. Ja es stürmte regelrecht im Gefäß.
"Du hast ihn kaputt gemacht ! Du dummes Glas hast die arme Fleischwurst kaputt gemacht," heulte der Drummel.
"Was ? Ich hab doch garnix..." doch weiter kam der Weingeist nicht, weil der Muff sich weiter echauffierte.
"Seit ewigen Zeiten der erste wirklich friedliche, nette Mensch und du Trampel machst ihn kaputt, kaum das er uns gefunden hatte !
AAAAARRRRGGGGGHHHHHH !"
Und weil sich dieses Etwas in der Flasche so fürchterlich aufregte, glotzten die Matrosen, genauso wie ihre Kommandanten und Gäste, wegen dieses Spektakels.
Genau deswegen aber, da sie alle mit gucken und wundern beschäftigt waren, beachtete keiner weiter den armen umgefallenen Magister, was den Muff nur noch mehr aufregte.
Dann machte es Ffffflupp.
Ffffflupp ? Ja, Ffffflupp.
Manch einer hat da vielleicht so romantische Vorstellungen davon, wie ein Geist aus einer Flasche zu kommen hat. Möglicherweise hatte man Geschichten gehört und Märchen als Kind, wo es dampft, qualmt und sich die psychedelischen Geräusche die Klinke in die Hand geben.
Aber, liebe Leute, laßt euch verraten, das war alles Mumpitz. Reine Show, um die Fleischwürste zu beeindrucken.
Es erschien auch kein drei Meter neunundachtzig großes Muskelpacket mit unmenschlicher Farbe und Nebel als Unterleib.
Schnickschnack !
Wenn so ein Geist aus der Flasche will und er auf den ganzen Humbug verzichtet, dann macht es nur Ffffflupp und er ist da. In diesem Fall erschien ein etwa vierzig Zentimeter kleines, blondes Bengelchen von zartestem Rosa, mit Schamwölkchen und einem so grimmigen Gesicht, das die Äuglein ganz verdunkelt waren.
Wenigstens für den Steuermann Derwin war klar, das es sich um ein Zwergenkind handelte, das da mit seinen kleinen Flügelchen flatterte wie ein Kolibri auf Koks.
Und schnell war der Kleine. Kaum aus der Flasche, huschsch, da war er auch schon über Fidelius Promt's Gesicht und dann bei den Füßen, dann links, dann rechts.
Dann war er wieder bei der Flasche und Kapitänin Dianthe und brüllte.
"JA HIMMELARSCH, VIELLEICHT KANN DEN MAL JEMAND REPARIEREN, ODER WAS ?!"
Jetzt denkt aber bitte nicht, das ein dünnes Stimmchen herumpiepst, wenn der Muff brüllt. Oh nein. So ein Drummelgebrüll ist ein richtig lautes und auch ein ziemlich beeindruckendes, besonders wenn sich der Himmel über dem Hafen seiner schlechten Laune anpaßt, sich verdunkelt und ein zünftiges Grollen abliefert.
Das Unwetter war ja eh schon recht nahe.
Die Leute reagierten, wie Leute bei sowas immer reagieren. Ziemlich unterschiedlich und doch irgendwie gleich. Der Flasche aber stand einfach der Mund offen vor Erstaunen.
"Drummelchen," sagte die Flasche schließlich, "du bist ja draußen..."
Da merkte es der Muff auch.
"AAAAARRRRGGGGGHHHHHH !" machte der Luftgeist direkt nocheinmal, "und das ist auch deine Schuld, du.... du.... DU FLASCHE DU !"
Der Himmel grollte promt noch eins mit.
 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Ob des Wutausbruchs und dem darauf aus der Flasche erschienenen Luftgeistes hatte Dianthe doch tatsächlich fasziniert auf diese Szene gestarrt und dabei ihr Steuer vergessen. Promt wurde ihre Nachlässigkeit von einem lauten Knirschen belohnt, als das Luftschiff an der Kaimauer entlang schrammte. Sofort korrigierte sie das Steuer und lies das Schiff in die richtige Position zum Anlegen gleiten, während der Aerolithus ihr ins Ohr brüllte. Der hatte vielleicht ein Organ. Und ihre Mannschaft starrte immer noch wie vom Blitz getroffen auf die Putte, die so aussah als wäre sie von der bemalten Decke der Bank gefallen, in der ihr Bruder arbeitete. Seltsame Gestalt für einen Luftgeist. Na ja, nun war sie erst einmal an der Reihe zu brüllen, und zwar Befehle. "Bei Ceres widrigen Wettern, steht nicht so herum, macht gefälligst das Schiff fest." kam es in ihrem energischen Befehlston, dem die Mannschaft gelernt hatte reflexartig zu gehorchen. "Artie, schau nach ob der Magister sich mehr eingefangen hat, als nur eine Beule. Und du" wendet sie sich an den Schiffjungen "holst einen Eimer Wasser." Der Schiffsjunge saust davon, trotzdem brüllt sie noch einmal hinter her: "Auf geraden Strecken darf gerannt werden! Das gilt auch für euch, der Hafenmeister wartet schon." Nun zu dem grollenden Luftgeist, der vor ihrer Nase schwebte und dessen Augen gefährlich nach Gewitter aussahen. "Und du beruhigst dich erst einmal. Wenn Menschen so schnell kaputt gehen würden, gäbs keine mehr. Ach ja, dass du mich zum zweiten Mal geärgert hast, ist dir wohl klar. Wenn du noch mal so ein Theater machst, lass ich den Magister samt dir und deiner Flasche hier. Ich habe nämlich keine Lust, mitten im Wolkenfluss abzustürzen, weil einem übellaunigen Luftgeist eine Laus über die nicht vorhandene Leber gelaufen ist." Herausfordernd sah sie den Luftgeist an. Eigentlich hatte sie ja keine Ahnung, was, wie hatte die Flasche gesagt, Drummelmuff mit Fidelius zu schaffen hatte, hatte dieser doch nichts von Drummels Existens gewusst. Doch da sich der Luftgeist so dermaßen aufregte, schien ihm wohl etwas an dem alten Herrn und zu liegen. Hoffentlich kühlte das den überhitzen Drummel etwas ab. Hoffentlich...
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Nicht nur die Augen des Muff's sahen nach Gewitter aus, auch das Schamwölkchen war dunkel und sturmgepeitscht, woran man eigentlich immer die Stimmung des Geistes erkennen konnte.
Aber als sich um den Alten gekümmert wurde und klar war, das der Herr Magister Scriptor nicht ernsthaft beschädigt worden war, beruhigte sich der Aerolithus so schnell wie er sich aufgeregt hatte. Außerdem war er auch noch ziemlich erschlagen von der Tatsache, das er aus der Flasche war.
Das er aber wieder diese Kapitänin geärgert haben sollte, nur weil er wieder bloß was für diesen schon erschreckend sympatischen Fidelius hatte tun wollen, weckte seinen natürlichen Trotz und er behielt eine sehr mißmutige Mine bei und guckte Dianthe wiederborstig zurück in die Augen.
Das dumme war bloß, das der Luftgeist auch diese doofe Kapitänin irgendwie mochte, was eben an deren besonderer Herkunft lag. Deshalb hatte es auch so gut mit dem Beruhigen geklappt, denn die Flasche brauchte immer ewig, bis der Drummel wieder runterkam, wenn er sich erstmal in Fahrt gedrummelt hatte.
Die Flasche war deshalb auch angemessen beeindruckt, weil da im Astralen auch kein Bann- oder Beschwörungsversuch zu erkennen war, sich der Luftgeist aber trotzdem so fix wieder im Griff gehabt hatte, kaum das sie was zu ihm sagte.
Die Flasche mochte in Kneipen aufgewachsen sein, aber sie war nicht dämlich. Auf diese Person mußte man achten.
Und was sagen mußte Flasche auch was.
"Ich ähhm, bitte um Verzeihung, oh höchst kapitänige Kapitänin Dianthe Geistersicht, aber der Drummel ist ein wenig aufbrausend, vielleicht sogar stürmisch. Bitte höflichst darum, sich nicht von der Laune dieses Muff's anstecken zu lassen, er kann, ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber wirklich nützlich sein," war die Flasche brav und artig entschuldigend wie höflich, denn sie hing noch immer in der Luft und hatte im Gegensatz zum Drummelmuff keine Flügel.
Im Wein lag die Wahrheit, aber doch auch mehr Absturz als Flugkunst.
"Bei dieser Gelegenheit würde ich eure Kapitänheitlichkeit aufs untertänigste bitten, mich sanft auf dem Boden abzustellen und nicht erzürnt als Wurfgegenstand zu verwenden.
Ihr würdet einer einfachen Flasche einen persönlichen Gefallen tun, eure verehrte Skipperität."

Dann wandte sich der Weingeist an den Drummel.
"Na los doch, du Unglücksmuff, mach dich mal nützlich !"
"Wieso denn, ich mach doch eh alles falsch. Prinzessin Etepetete hat doch bestimmt wieder was auszusetzen,"
trotzte der Muff.
"Herrjee, Drummel, so faß dir doch ein Herz und hab Erbarmen mit mir und dem Magister. Du kannst einem Kapitän auf seinem Schiff doch nicht so furchtbar respektlos entgegentreten.
Das ist doch nun wirklich nicht zuviel verlangt, wenn ich dich um ein weeeenig Gutwetter bitte. Oder ?"

"Najaaa, neeeee, ist es nicht," guckte der Luftgeist nun etwas bedröppelt zu Boden.
"Na siehst du. Die guten Leute wollen nur in ihren Hafen, das ist alles. Das Schiff ist entladen, hat kaum Tiefgang und ist empfindlich für heftige Winde, das weißt du doch genau," zeigte das Trinkgefäß unerwartetes Bordwissen. "Das ist doch ein Klacks für dich."
"Natürlich ist das ein Klacks für mich. Da ! Zufrieden ?"
"Du bist der beste Muff von allen."

Und wirklich, von nun an fuhr das Schiff wie von allein. Sanft, gleichmäßig und mit einem perfekten Wind aus der richtigen Richtung schwebte die Sternenwanderer zu ihrem Stammliegeplatz im Haupthafen.
 

Eregion

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Zhuggens war deutlich anzusehen, wie fasziniert er von diesen beiden Geisterwesen war. Nur selten trifft man auf einen abstinenten Weingeist und einen von ihm beherbergten Luftgeist. Genauer gesagt nie. Oder zumindest doch jetzt dieses eine Mal und danach wahrscheinlich auch nie wieder. Doch wenn Zhuggens recht überlegte, wirken viele Geschöpfe der Astralebene ziemlich skurril und verhalten sich oft anders als man erwarten sollte. Aber bis ein Weingeist aufhört zu trinken muss schon einiges passiert sein. Als Dianthe die Flasche zu Boden stellte wandte sich der Wanderer ab und trat auf die Reling zu. Er schaute zu wie sie sich langsam aber stetig vorwärts bewegen und atmete tief ein. Er bemerkte einen schwachen Beigeschmack in der Luft. Es schmeckte nach Regen und Sturm. Zhuggens blickte auf, aber der Himmel hüllte sich noch in Schweigen über sein Vorhaben. Das bedeutete zumindest, dass sie die Taverne noch im Trockenen suchen konnten. Er wandte sich wieder der Gesellschaft zu und … traute seinen Augen kaum. Diese Geister sind ja noch ausgefuchster als ich dachte, schoss es Zhuggens durch den Kopf und er tat sich schwer daran ein Lachen zu unterdrücken.
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Mittlerweile regte sich auch der Magister wieder, und zwar indem er verwirrt murmelte und sich mit Schwimmbewegungen aufzurichten versuchte. In seinem alten Job wäre dieses Vorhaben durchaus von Erfolg gekrönt gewesen, da er meist, wenn er von der Leiter gefallen oder bei der Arbeit eingeschlafen war, unter einem Haufen Pergamentrollen und Bücher gelegen war. Hier allerdings, war es nur Luft, an welcher er sich hochschaufeln wollte. Das Fehlen von beschriftetem Wiederstand und die Abwesenheit intensiven Raschelns, welches solcherlei Aktionen normalerweise mit sich brachte, veranlassten Fidelius, nach ein paar erfolglosen Zügen die Augen blinzelnd zu öffnen. So viele Gesichter, wo doch sonst immer nur Papier, Pergament und Papyrus sein Gesichtsfeld nach dem Aufwachen füllten, ließen ihn in der Bewegung inne halten. Irgendwie sah es ja komisch aus, wie der alte Mann so am Rücken lag und alle viere halb in der Luft von sich streckte. "Ähm ... hallo ... ich, äh ... könnte man mir wohl bitte aufhelfen?"

Nachdem zwei Matrosen ihn auf die Beine gehievt hatten, klopfte er sich aus alter Gewohnheit den Staub von den Kleidern und bedankte sich. Die Erinnerung kam mit einem schnellen Blick in die Runde auch wieder. "Ach ja ... nun ... ich bitte um Verzeihung. Ich bin es nicht gewohnt, solcherlei Dinge aus erster Hand zu erfahren. Wie lange war ich weg?" Noch während er dies sagte, sah er sich nach seinem Gepäck um und stellte zufrieden fest, dass es unbeschadet geblieben war. Zumindest dieser Reflex funktionierte also noch verlässlich. Dann fiel sein Blick auf Flasche und Drummelmuff. "Nun ... ich bin mir nicht sicher, ob dies dem korrekten Umgang entspricht, aber lasst mich mich euch erstmal vorstellen. Magister Skriptor Fidelius K. Prompt. Mensch. Und da ich in dieser Eigenschaft nicht als Schiff oder anderes Transportmittel angesehen werden kann, denke ich, dass ein Verfahren gegen meine ... "blinden Passagiere" auch nicht von Nöten ist." Ein unsicherer Blick zu Dianthe. "Ich hoffe doch, dass gilt auch von Eurer Seite. Es lag nicht in meiner Absicht, das versichere ich euch."
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Der Mensch namens Zhuggens war offenbar ansteckend.
Die Flasche stand noch nicht lang auf den Decksplanken, da fiel ihr etwas ein, das sie schmunzeln ließ. Als ihr Blick dann zufällig den fremden Raucher streifte, und sie sah, wie dieser den einen oder anderen Lacher hinunterwürgte, da regten sich auch Lacher in ihren gläsernen Eingeweiden.
Und als sich der Magister vorstellte...

"Das ist nicht ganz korrekt, Herr Magister," merkte Flasche mit Pipi in den Augen an. Der nicht für seine Unkorrektheit bekannte Promt guckte da natürlich etwas verwundert, was er denn ausgerechnet bei der Vorstellung seiner Person hätte schleifen lassen, doch die Flasche sagte es ihm sofort.
"Es muß heißen, Magister Fidelius K. Promt. Mensch UND Meister."
"Wieso ?," wollte der vorlaute Drummel natürlich gleich wissen.
"Ich bin froh, das du diese Frage stellst, mein Muffelchen,..."
"Nenn mich nicht so !"

"Tut mir leid, ich konnt grad nicht anders. Aber zurück zum Thema.
Drummelmuff !? Darf ich dir vorstellen, dein neuer Meister, Magister Fidelius K. Promt. Mensch und Gelehrter.
Magister Promt ? Ihr neuer Schutzgeist, Drummelmuff. Luftelementar und Nervensäge."

Damit konnte die Flasche nicht mehr und ergab sich entgültig ihrem Lachanfall. Soo hatte sich der kleine Laberwind das bestimmt nicht vorgestellt.

Das Windei und der Staubstubengelehrte guckte beide angemessen verdattert drein, aber die Flasche war grad zusehr mit lachen und rumkugeln beschäftigt, als das sie Erklärungen gegeben hätte.
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Animus Nubis Servitor - In Märchen und Legenden vorkommende geknechtete Form eines Luftgeistes. In ein magisches Gefäß gebannt, sind diese Wesen dazu verpflichtet, jedem Besitzer desselben Wünsche (meist drei) zu erfüllen. Je nach Autor sind die Geister vom Wesen her entweder hochmütig, verschlagen und bösartig, oder passen sich ihrem jeweiligen "Meister" an. Bisherige Forschungen haben keine effektive Methode hervorbringen können, eine solche Bannung tatsächlich durch zu führen, und oft sind jene, die an Feldversuchen gearbeitet hatten, verschwunden, wenn sie nicht anderweitig von dem beteiligten Luftgeist in Mitleidenschaft gezogen wurden. Milde Formen der Nachwirkungen beinhalten chronische Atemnot, Gewittermagnet-Flüche, permanenter Aufwind (ausschließlich bei weiblichen Forschern mit einer Vorliebe für Röcke und Kleider), notorisches Luftschlucken mit Nebenwirkung (die geschluckte Luft wird, entweder über Speiseröhre oder Darm, geräuschvoll wieder ausgeschieden) und andere störende oder erniedrigende Heimsuchungen. Es wird davon ausgegangen, dass Luftgeister nicht in dieser Form existieren und nur der Phantasie der Menschen ensprungen sind.

"Faszinierend!" Fidelius' Augen quollen geradezu über, dann fiel er auf die Knie, hockte sich hin und kramte ein Büchlein aus seinem Gepäck. "Ihr müsst mir unbedingt erzählen, wie es dazu kam, dass ihr in diesem Gefäß ... nun, wohnhaft wurdet." Auch Feder und Tinte waren schnell wieder zur Hand und schon flog des Skriptors Schrift über das Papier und ließ sich dort nieder. "Erst einmal zu den Fakten. Wie alt seid ihr? Gehört ihr zu einer speziellen Gattung Luftgeist, oder existiert so etwas in eurer Gesellschaft nicht? Habt ihr einen Geburtsnamen und wenn ja, wie lautet dieser? Gibt es bei euch Geschlechter und wenn ja, zu welchem gehört ihr?" Der Mund des Magisters stellt weitere Fragen, aber die Luft in seinen Lungen ist leider erschöpft, und so beobachten alle umstehenden, wie dieser stumm weiterplappert und dabei langsam blau anläuft.
 
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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"Was ?" schnappte der Drummel ungläubig in Flasche's Richtung.
"Was ?" guckte der Muff dann zum Magister Promt, als der ihn auf einmal begeistert vollfragte.
"Also mal ganz schnell angehalten ! Sowas hab ich niiiiiie gesagt," beschwerte sich der Luftgeist bei einer Wodkatränen lachenden Flasch.
"Doch doch, das hast du," beharrte das Gefäß.
"Unsinn ! Was soll denn das für ein Meister sein, häh ? Der sieht kaum was und schon garnichts magisches. Überhaupt hat jeder lustige Furz mehr Zauberkraft als dieser Bücherwurmling.
Wie kommst du nur auf diese völlig abwegige Idee, ausgerechnet derda könnte mein Meister werden ?"
fragte der Drummelmuff absolut ungläubig die Flasche, bevor er sich der Aufmerksamkeit des Magisters wieder bewußt wurde und noch ein,
"Nix gegen sie," anfügte.
"Das hab ich mir nicht ausgedacht, du hast es selbst gesagt, Drummel. Ich darf zitieren ?
'Ich schwör dir, Flasche, ich will mit dem ganzen verfluchten Fleischwurstgedöns nix mehr zutun haben. Ich geh jetzt ins Glas, hörst du, und ich werd verdammt nochmal erst wieder für jemand rauskommen, der es wert ist von mir Meister genannt zu werden.
UND DER SOLLS DANN AUCH SEIN, WEILS SOJEMAND EH NICHT GIBT, SO WAHR ICH DER DRUMMELMUFF BIN !'

Genau so ist das gewesen, du fliegende Gedächnislücke. Seit ich nicht mehr saufe, ist mein Gedächnis jedenfalls einwandfrei und ich erinnere mich an alles.
Und weil du für die Fleischwurst Promt rausgekommen bist, ist Fleischwurst Promt ab jetzt Meister Promt.
Außer natürlich, du hast gelogen..."
"ICH LÜG NICHT ! Na hör mal,"
empörte sich der Muff. Ein Späßchen war ja in Ordnung, aber einen ausgewachsenen Meineid, das kam nun überhaupt nicht in die Tüte. Man wußte ja was aus solchen Geistern wurde. Schwindler, Blender, Djinne.
Djinn ist Auran für Pissnelke, muß man dazu wissen und sie waren Ausgestoßene bei ihresgleichen.
Und ich sagte Djinn, nicht Jann.
Djinn ist die Pissnelke, Jann die Legende.
Eine recht lustige Legende übrigens, die jungen Geister erzählt wird, um sie zum lachen zu bringen, über ganz besonders neugierige Elemente, die beschlossen zu Fleisch zu werden, um das letzte Geheimnis zu erfahren.
Was auch immer das sein sollte.
Selbstverständlich gab es keine Jann.
Naja, diese Djinne jedenfalls waren rechte Mistmöhren, die es liebten, den Leuten mehr oder minder übel mitzuspielen. Normalerweise waren sie eh nicht die stärksten oder hellsten, so das sie sowieso nicht viel zu wehen hatten und auf der Arbeitsvermittlungswolke herumsaßen. Na und da kam man halt auf Ideen.
Eher früher als später werden solche Nervtöteln, da man sie nicht auf ihre Heimatebene verbannen kann, weil sie dort keiner haben will, irgendwo eingesperrt, damit sie keinem mehr auf die Nüsse gehen.
Leider wurden sie regelmäßig von irgendwelchen Idioten wieder freigelassen, allen Warnungen und Zeichen zum Trotz. Die Menschen neigten leider dazu alle Nase lang ihre Sprachen und Schriften zu vergessen und sich dafür neue auszudenken. Wozu das gut sein sollte wußte der Drummel nicht, für Warnungen auf Flaschen taugte diese Angewohnheit jedenfalls kein bisschen.
Was das Ganze soll, ist eigentlich bloß zu zeigen, wieso ein ehrbarer Drummelmuff nicht mit einem pissnelkoiden Djinn verwechselt werden wollte.
Und der Drummelpummel will sich auch grad aufs herrlichste darüber aufregen, deshalb und darum und überhaupt und sowieso und wie konnte die Flasche bloß darüber lachen...
All die fein vorbereitete, handgelutschte und hübsch aufgeschichtete Verbalmunition kippt in einen Schacht mit der Aufschrift 'Drauf geschissen' und wird ersetzt durch ein,
"MEIIIISTEEEER !"
Dann steckt der Muff dem Magister geistesgegenwärtig zwei Finger in die Nase und drückt ab.
Das wäre ja noch schöner, wenn seine Meisterruine erstickte, während sein Luftgeist danebenstand.
 

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Und da ploddern die Worte auch schon weiter. "... Bezeichnung überhaupt korrekt? Oder wird diese von euch als Beleidiohh, das ist ja interessant. Eine sehr faszinierende Fähigkeit, die ihr da demonstriert. Man sollte denken, das fühle sich unangenehm an, aber es ist eher so als würde man aus und einatmen zugleich ... was natürlich eine etwas befremdliche Erfahrung ist, aber durchaus praktisch. Aber dazu später." Sanft schob Fidelius die Finger des Muff aus seiner Nase und übernahm das Atmen wieder selbst, da es ihm am Schreiben hinderte, einen Arm zwischen seinen Augen und der zu beschriftenden Oberfläche gehabt zu haben. "Ich danke euch, verehrter Drummelmuff.", sagte er nach zwei selbstandigen Atemzügen. "Moment mal ... Meister? Das geht nicht, ich habe nie eine Lehramt-Prüfung abgelegt. Natürlich könnte ich euch was beibringen, aber das Ministerium wäre damit ganz und gar nicht einverstanden."

Dass die Umstehenden noch nicht auf die neue Situation reagiert haben ist kein großes Wunder, da der Magister eine äußerst beeindruckende Sprechgeschwindigkeit an den Tag legt, vergleichbar mit dem Verkäufergebrabbel eines abgebrühten Bazar-Händlers. Und auch seine Schreibgeschwindigkeit steht dem in nichts nach, hat der Skriptor doch bereits drei Seiten mit sauberer aber winziger Schrift gefüllt. Dazu muss erwähnt werden, dass Fidelius K. Prompt im Laufe der Jahre eine eigene Kurzschrift entwickelt hatte, was es ihm ermöglicht den Inhalt von 20 Seiten auf eineinhalb zu reduzieren.
 

Thevita

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Und schon wieder starrte Dianthe verträumt auf die sich bietende Szene. Drummelmuff, Magister Promt und die Flasche waren schon ein amüsantes Trio. Man konnte sich von dem Schauspiel ja kaum losreißen. Sie hätte ja nicht gedacht, dass dieses kleine Gewitterlüftchen auf die Idee kommen würde, einen Meister zu akzeptieren. Was sollte man dazu nur sagen?
In die Realität wurde sie von ihrem Schiffjungen zurückgeholt, der sie schüchtern an Ärmel zufte, den Eimer Wasser neben sich stehend, und ziemlich ratlos aussah. Die Kapitänin schüttelte kurz den Kopf um ihre Gedanken zu klären. Dabei stellte sie fest, dass ihre Mannschaft nun da das Schiff vor Anker lag, das ganze Schauspiel zwar immer noch faszinierend fand, nun aber langsam unruhig wurde, da alle an Land wollten. Selbst Gerwin stand mit hochgezogenen Augenbrauen da, die Geldbeutel mit der aufgeteilten Beute in der Hand. Zu allem Überfluss stand an Land auch wirklich schon der Hafenmeister mit zwei Stadtwachen parat. Dass diese lästige Organisationsarbeit nicht einmal einen Moment warten konnte.
"Danke, aber den brauchen wir wohl nicht mehr. Lass ihn einfach stehen, vielleicht hat Lidia ja Langeweile und schrubbt das Deck." Ein empörtes Flügelrascheln ertönte darauf aus dem Ausguck und ein paar sehr vogelähnliche Augen schauen missmutig nach unten. Dianthe winkte kurz fröhlich dem Ausguck zu, dann nahm sie Gerwin die Geldbeutel aus der Hand und wandte sie sich an den Rest der Mannschaft. "Euer Anteil, oder zumindest die erste Hälfte. Die andere gibt es morgen Mittag, bis dahin habt ihr frei. Und überlegt euch, ob ihr noch einmal mit fahrt, die komischen Vögel dadrüben nehm ich nämlich mit." Sie nickt in Richtung Magister und Geister. "Wenn irgendetwas sein sollte, findet ihr mich im Nord-Nord-Ost. Und nun wegtreten!" Damit war die Mannschaft entlassen und verließ eilig gut gelaunt das Schiff, beschwert mit einer nicht unbeträchtlichen Summe Gold, die es unter die Leute zu bringen galt. Dianthe fragte sich kurz, wer wohl alles wieder mitkommen würde, aber die Chancen standen gut, dass trotz Magister und Geistern alle morgen begierig wären, noch eine Fahrt zu unternehmen.
Auch Dianthe wandte sich nun zum Gehen, schließlich trat der Hafenmeister schon von einem Bein auf das andere. Es bleib abzuwarten, ob der Magister den Wink mitbekommen würde. Um Zhuggens machte sie sich da eher weniger Sorgen, Gerwin war schon drauf und dran den Fremden bildlich gesprochen am Arm gepackt hinter sich her zu zerren um es sich auf schnellsten Wege in ihrer beider Lieblingstaverne, dem Nord-Nord-Ost, bequem zu machen und über seinen Bruder zu reden. So hatte sie ihn wirklich nicht noch nicht erlebt. Bei dem Gedanken verzog sich ihr Gesicht einen kurzen Augenblick so, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Was genau sie störte, konnte sie gar nicht genau sagen. Vielleicht war sie einfach nur enttäuscht, dass sie nicht hatte herausfinden können, ob Zhuggens über nennenswertes Verhandlungsgeschick verfügte. Mattie war ihr immer eine große Hilfe gewesen. Was der Mensch an Infos und Ausrüstung aufgetrieben hatte, war sagenhaft. Wirklich schade, dass es ihn erwischt hatte. Wäre ja auch zu schön gewesen, jemanden mit ähnlichen Fähigkeiten zu finden. Ihr erster Maat hatte sich schon damals freiwillig gemeldet, den nun anstehenden unangenehmen Besuch zu machen und den Beuteanteil zu überbringen. Sie beneidete ihn nicht um diese Aufgabe, zumal die beiden wirklich gute Freunde gewesen waren.
Erneut schüttelte sie die trüben Gedanken fort und trat lächelnd zum Hafenmeister und der Stadtwache. "Ah, guten Abend Frau Kapitänin. Ich hoffe, eure Reise war erfolgreich. Darf ich höflichst um die Liegegebühren bitten?" Der Hafenmeister verbeugte sich leicht zur Begrüßung. "Natürlich dürft ihr. Wie immer keine Ladung, dafür diesmal Passagiere. Ich denke, das dekt die Gebühren ab, stimmt so." Dianthe überreichte dem Hafenmeister ein kleines Säckchen mit klimpernden Münzen, welches dieser mit angemessener Würde entgegen nahm. Natürlich zählte er nicht nach. Nachdem er noch einmal einen schönen abend gewünscht hat, trollte er sich. Die beiden Stadtwachen begrüßte Dianthe nun mit Handschlag. "Jens, was machst du denn schon wieder hier? Willst du nicht das Fest mit deiner Familie verbringen?" Der mit Jens angesprochene lächelt ein wenig gequält. "Bei sechs Kindern brauche ich alles Geld, was ich verdienen kann. Und mein Ältester will zu einem Apotheker in die Lehre. Wisst Ihr, was der an Lehrgeld verlangt?" Dianthe nickte verständnisvoll und drückte den beiden jeweils eine Münze in die Hand. "Erst einmal bis morgen Mittag, wie lange ich genau bleibe, weiß ich noch nicht." Die beiden Stadtwachen nickten und machten es sich dann auf einem Stapel Kisten in der Nähe bequem. Dianthe sah sich nun noch einmal nach ihren Passagieren um, begierig darauf, ebenfalls in die Taverne zu kommen und sich einen Whiskey zu gönnen. Nach diesem Tag hatte sie sich den verdient.
 
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Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Gut, der Alte laberte wieder und wer laberte, der lebte. Normalerweise hatte der Muff keine große Lust zum labern und wenn doch, dann tat er es selbst, doch auf einmal hatte er selbst Lust darauf.
Nein, nicht mit dem Magister, der ihm von dieser hinterhältigen Flasche als Meister untergejubelt worden war und der in seiner lieben blauäugigen Art tatsächlich dachte, das wäre eine Option. Nein, er wollte mit dieser Lidia labern.
Zugegeben, es war schon eine ganze Weile her, der Drummel hatte keine Ahnung, wieviele von diesen Fleischjahrhunderten genau, aber damals war er mit den Raptorianern geflogen. Das war richtig toll, machte Spaß und es waren echte Teams und Wettbewerbe entstanden. Richtig heiß gings da her und das kann man sich vorstellen, wenn einem eh schon guten Flieger, ein befreundeter Wind den Turbo unter den Flügeln spielte und Pfeile und Speere mit einer heftigen Extrabeschleunigung versieht.
Wie das heute aussah, wußte der Drummel nicht.
Die Fleischwürste waren vergesslich und so konnte er sich nicht darauf verlassen, das dieser Raptorianer da oben noch irgendwas von dieser alten Freundschaft wußte.
Aber eben das mußte der Muff ja rausfinden.
Und die Flasche mußte helfen.
"Du, Flasche, kümmer dich doch mal eben um den lieben Herren Meister, ja. Ich bin kurz weg."
"Hey ! Was soll das heißen, kurz weg ? Das ist immerhin dein Meister, oder ?"
"UNSER Meister, wenn schon. DU hast das herausgefunden und wers findet, darfs behalten. Also drück dich jetzt nicht."

Und damit hatte die Flasche einen Fidelius gewonnen, um den sie garnicht gespielt hatte und der sie, mit Feder und Papier bewaffnet, erwartungsvoll ansah.
Da mußte ein Weingeist tun, was ein Weingeist tun muß.
UND kann !
Denn wo würde man das Labern besser lernen, als in den Kneipen der Welt, bei einem entspannenden Alkohol ?

"Ja, mein lieber Herr Magister," fing die Flasche also an, "dann möchte ich jetzt mit einigen Fakten dienen, die sie so begehren. Wie sie sehen ist dieser Muff sehr leicht abzulenken und deswegen jetzt indisponiert.
Aber ich stehe ihnen voll zur Verfügung.
Aus Gründen der Höflichkeit und des Anstands bitte ich von persönlichen Fragen den Drummel betreffend abzusehen und diese später dem Muff selbst zu stellen.
Ach ja, ich bin übrigens ein Weingeist, wie erwähnt, und die genaue Bezeichnung ist Animus Vinus Veritabulus, glaub ich."

Das war natürlich Schwachsinn. Solche Bezeichnungen bedeuteten einem Geist überhaupt nichts und waren nur für die sogenannten Gelehrten wichtig, die sie in Bücher schrieben, deren Sprache dann vergessen wurde. Nein, die Flasche hatte auch keine Antwort auf dieses Paradox gefunden, aber vielleicht würde sich das mit Hilfe dieses Homo Sapiens Promtensis ja ändern.
Die Flasche war außerdem kein Elementargeist und ihre Moralbegriffe deshalb auch weit weniger elementar und streng.
Oder anders gesagt, der Weingeist hatte kein Problem damit, einem die Taschen bis zum platzen vollzulügen, und der Magister Promt kam jetzt in den Genuss dieses Services.

Der Drummel war indes glücklich, einen anderen Flieger getroffen zu haben.
DAS hatte ihm in der Flasche eigentlich am meisten gefehlt. Andere Flieger.
Selbst wenn sie bloß Fleischwürste waren, so wußten sie doch wovon sie redeten und wußten einen guten Wind zu schätzen. Reden konnte der Muff natürlich mit diesem Raptorianer, denn der Luftgeist verstand die Sprache von allem, was flog. Das war ganz normal und seit auch die flügellosen Fleischlinge in größeren Zahlen herumflogen, waren eine Menge Sprache dazugekommen. Aber Raptorianisch sprach man bei Luftgeists schon seeeehr viel länger.
Mit einem kurzen, schnellen FFFFRRRRRRRRPPPPP seiner kolobrischnellen Flügelchen, war der Drummel auch schon oben neben dem Krähennest, in der es zwar keine Krähe, aber eben eine Vogelechsige gab.
"Kiiiiiijjjjeeeeehhhhhh, Jjjjjjjaaaaaakkkkhh !" kreischte der Drummel der Lidia etwas vor. Das hörte sich zwar gefährlich an, bedeutete aber bloß soviel wie, 'Wünsche immer guten Wind unter den Flügeln'.
Die Betonung war hierbei sehr wichtig und die beiden h's am Ende von Jjjjjjjaaaaaakkkkhh darum auch. Ohne diese h's konnte ein Raptorianer ziemlich sauer werden.
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

"Ein Pressesprecher ... hm ... nun gut." Fidelius notierte alles, was Flasche sagte in einem separaten Büchlein. "Und wie kam es nun zu dem ... Arrangement zwischen euch und dem Herrn Drummelmuff? Ich hoffe es stört euch nicht, wenn wir im gehen weitersprechen, ich sollte vorerst an Kapitänin Dianthes Seite bleiben. Ihr könnt auch gerne wieder auf meinem Rucksack Platz nehmen." Der Magister erhob sich von seinen Knien und wartete darauf, ob Flasche aufstieg, bevor er sein Gepäck wieder schulterte und sich der kleinen Gruppe auf dem Weg zur Taverne anschloss.
 
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Samsonium

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Die Flasche stieg auf.

"Danke. Das laufen macht mir keinen sonderlichen Spaß, wissen sie, als Flasche ist man es einfach gewohnt, herumgetragen zu werden.
Der Rucksack ist ein fabelhafter Ort und da wir jetzt wohl in eine Taverne gehen, einer Art von Etablissement, mit der ich reichlich Erfahrung habe, ist es auch sicher keine schlechte Idee, wenn jemand auf das Gepäck achtgibt. Unbeaufsichtigte Dinge haben dort eine ungleich höhere Wahrscheinlichkeit, unbemerkt abhandenzukommen."


Ja, die Flasche konnte labern. Wenn es drauf ankam, dann laberte sie sogar den Magister unter den Tisch, weil der als Fleischwurst ja irgendwann Luft holen mußte. Eine Flasche mußte das nicht, hehe.

"Ach ja, was ich vielleicht noch erwähnen sollte, dieses Meistergeisterding, das ist weniger eine Art von Dienerschaft unsererseits, es ist auch kein Anstellungsvertrag, obwohl es solche befrosteten Kurzzeitabkommen auch bei uns nicht unbekannt sind, es ist eher eine Art von Pakt.
Einer, der im Laufe eines Jahres und eines Tages ab heute, ausdefiniert sein muß.
Der legt fest, was der Muff und ich zu tun haben, bzw. was sie uns dafür gutes tun können.
Es gibt da allerdings auch einen, wie soll ich sagen, Standarddienst, der jedem Meister zur Verfügung steht. Das ist die telepathische Kommunikation. Wenn sie es also wünschen, oder wir, dann können wir uns auch völlig lautlos und privat unterhalten, wobei noch nichteinmal ein Sichtkontakt nötig ist.
Ich sag das mal lieber vorher, weil sich Fleischlinge anfangs immer gern erschrecken möchten, oder sich rumdrehn und umsehn, wo es nichts zu sehen gibt.
Doch das nur nebenbei."


Dieser Magister war wirklich ein sehr viel dankbarerer Zuhörer als der nörgelnde Muff, das war mal sicher.

"Sie wollten ja eigentlich etwas ganz anderes wissen.
Der Drummel und ich, ja also das war so.
Unser alter Meister, wo auch immer die Winde ihn auch hingeweht haben mögen, hieß Torm Steinschläger und hat mich vor dem Muff beschworen. Dieser Zwerg ist ein ganz besonderer Zwerg und hatte irgendwann genug davon, eine Axt zu schwingen und ein wildes, brutales Leben zu führen. Deshalb beschloß er sich ganz seinem liebsten Hobby hinzugeben, dem Alkohol.
Leider mußte er wieder von zu Hause weg, weil er Magie anwandte, was zu einer größeren Explosion führte. Eigentlich wollte er bloß sterben, glaube ich, denn er redete viel von seinem alten Leben und das er es sich mit sämtlichen Todesgöttern aller Ebenen und Reiche verdorben hätte, so das er in kein Totenreich eingehen konnte. Er kam immer wieder zurück, ganz egal was er oder andere auch versuchten, um ihn aus der Welt zu tilgen.
Darum wurde er wohl irgendwann friedlich, doch ich weiß nicht, wie lange er zuvor schon hatte leben müssen.
Ich weiß aber, das er immer eine volle Flasche haben wollte und das er eine völlig neue Art der Magie erschuf, die Alkomantie, und es war mir eine Ehre unter ihm gedient zu haben. Ich scheue mich auch nicht offen und ehrlich zu gestehen, das er mich, nach langen wundervollen Jahren, unter den Tisch gesoffen hat.
Der große Alkomant, Torm Steinschläger, ist bisher das erste und einzige Fleischwesen, das es jemals geschafft hat, einen Weingeist in dessen Königsdisziplin zu besiegen. Möge sein Vermächnis in jedem guten Schluck weiterleben."


Hier ließ die Flasche einen effektvollen Seufzer hören, sie verstand schließlich ihr Laberhandwerk.

"Tja und das wars dann. Ich hab eine offizielle Wette verloren und als der einzige Weingeist, der je von einer Fleischwurst besiegt worden ist, bin ich der einzige Weingeist, der nicht mehr trinkt.
Das ist bei unsereins immer so, ist aber eben vorher noch nie vorgekommen.
So stand ich eine ganze Weile leer in einem Regal herum und langweilte mich. Der Meister merkte das und obwohl ich nicht mehr mit ihm soff, also seeeehr viel weniger Zeit mit ihm verbrachte, mochte er mich noch immer. So brachte er mich mit dem Muff zusammen, der auch irgendwie anders als andere Luftgeister ist, weil er sich dachte, Gleich und Gleich gesellt sich gern.
In diesem Falle hatte er völlig Recht.
Dieser Drummel ist zwar eine Nervensäge, aber auch ein Pfundskerl.
Sie müssen ihn unbedingt mal fragen, ob er sie eine Runde fliegt. Dieses Erlebnis werden sie bestimmt nicht vergessen."


Sofort bereute die Flasche diesem verbale Tretmine, aber nun lag sie schon dort. Es war sogar doppelt peinlich. Einmal, weil diese Gemeinheit eigentlich absolut plump und einfallslos war, andererseits aber auch, weil dieser arme Schreiberling womöglich genau das machen würde.
Schließlich hatte er sich auch kielholen lassen wollen.

"Andererseits ist das fliegen vielleicht doch mehr was für junge, sportliche Männer.
Jedenfalls verließ uns unser Meister eines Tages und sagte, das er uns nicht mitnehmen könne und wir die Wahl hätten, ob wir uns einen neuen Meister suchen oder aber wieder frei sein wollten.
Naja, da hatten wir schon sehr lange bei unserem Alkomanten gelebt und uns daran gewöhnt einen Meister zu haben, also sagten wir, das wir wenn es unbedingt nötig war, das er ging, einen neuen Meister haben wollten. Unser nächster Meister wurde also ein Pirat.
Der Erste war noch ein richtig guter Meister, aber von da an ging es nur noch bergab.
Und irgendwann ist der Drummel durchgedreht und hat sich selbst freigesprochen.
Das war eine ziemlich unschöne Sache gewesen, damals, aber halt auch nötig, das würde ich jederzeit bezeugen.
Jedenfalls hatte der Muff erstmal unheimlich genug von der Welt und da hab ich ihm angeboten, eine Wohngemeinschaft zu bilden.
Wozu sind denn Freunde sonst da ?
Und der Muff sagte ja, also wurds gemacht. Fertig. Eigentlich eine ganz kurze Geschichte."


Der Flaschengeist war recht zufrieden mit seinem Vortrag. Das konnte man niederschreiben und war schon irgendwie dran an der Wahrheit, nur war die Sicht vielleicht etwas sehr individuell.

"Sind sie eigentlich trinkfest, Herr Magister ? Sowohl an dem Ort, zu dem wir gehen, als auch unter Luftmatrosen im Allgemeinen, ist die Fähigkeit größere Mengen Alkohol zu trinken äußerst respektfördernd."

Nun war aber genug. Wie fies durfte eine Flasche werden ? Sicher, die Flasche hatte schon ewig niemanden verkackeiert, aber ausgerechnet den armen alten Meister hier ?

"Wie das fliegen, ist das allerdings wieder ein Sport für wildes, rauhes Jungvolk. Ihnen, Meister Promt, rate ich dazu, sich lediglich am Bier zu laben und keinesfalls zu einem Trinkwettstreit herausfordern zu lassen. Dies könnte den Verlust eines Abend, sowie der kostbaren Schriften hier im Rucksack nach sich ziehen. Man hat die Unterlegenen in einem solchen Duell schon bis auf die Unterhose ausgenommen auf die Straße geworfen.
Das scheint mir ein unwürdiges Schicksal für einen gelehrten Herrn wie euch zu sein, Meister.
Aber wenn ihr unbedingt mal einen solchen Wettstreit ausfechten müßt, und das ist in den Kreisen, in denen ihr die nächste Zeit verkehren wollt, sehr gut möglich, dann trinkt mit mir und ihr werdet gewinnen.
Ihr könnt das aber auch machen, wenn ihr mal Geld braucht.
Und laßt den Gegner ruhig aus mir trinken, dem geb ich dann all das, was ich für euch zurückhalte. Er wird schöne Träume haben, das verspreche ich."


Wurde schon erwähnt, das die Flasche labern konnte ?
 

Screw

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Magister Prompt schrieb pflichtbewusst und eifrig mit. Als Flasche die Möglichkeit telepathischer Kommunikation erwähnte und die Tatsache, dass die meisten dadurch anfangs aus der Ruhe gebracht werden können. "Ach, an Stimmen in meinem Kopf bin ich gewohnt", murmelte er zwischendurch in seinen noch nicht vorhandenen Bart, "normalerweise versuche ich allerdings, diese zu ignorieren."

Als Flasche von dem Zwerg erzählt, macht Fidelius einige Zusatznotizen an den Rändern der Seiten. Zwerge an sich sind eine Seltenheit auf den Brocken, und dass sie Magie im Allgemeinen und solch potenter Magie im Speziellen fähig sind ist noch seltener. Genaugenommen gibt es keine belegten Aufzeichnungen von magiewirkenden Zwergen, ein Fakt, welches für den Skriptor natürlich Grund für weitere Forschungen darstellt. Wenn die Hinweise auf Seltenes und Unbekanntes sich nur ansatzweise so fortsetzten wie bisher, dann könnte der ursprünglich geplante "Reiseratgeber" zu einem wahren Almanach heranwachsen. Alleine die Menge an Wissen, welche so der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden konnte, ließ den alten Mann schwindeln. Sein nächster Gedanke galt den Alchemistischen Unterlage, über die er im Laufe seiner Recherchen gestolpert war, und der Frage, ob man damit ein Leben verlängern könnte ... schließlich könnte es sonst mit der Fertigstellung ein wenig knapp werden.

"Nun, ich denke, das Fliegen kann ich vorerst auslassen. Schließlich gibt es doch einige sowohl sprach- als auch flugbefähigte Rassen, welche ich diesbezüglich interviewen kann. Außerdem denke ich, dass ein fremdgestützter Flug nicht annähernd an die angeborene Fähigkeit heranreicht, was einen verfälschten Eindruck nach sich ziehen würde. Zugegeben, die Erfahrung wäre interessant, aber im Allgemeinen maximal als touristische Attraktion verwendbar ... was sicherlich nicht im Sinne der Luftgeister wäre, kann ich mir vorstellen.
Aber über die Piraten möchte ich gerne noch sprechen. Schließlich sind diese ein allgegenwärtige Bedrohung in den Himmeln und auf den Wolken, obwohl auch schon Berichte behaupten, dass es sich bei manchen um edelmütige Gesetzlose handelt, denen das wohl der sozial Schwachen so sehr am Herzen liegt, dass sie dafür sogar ihre Freiheit und ihr Leben riskieren.
"

Mit flinkem Daumen blätterte er durch sein Notizbüchlein zwischen verschiedenen Stellen hin und her, so als ob er in mehreren Kapiteln etwas nachschlagen würde ... nur, dass die Kapitel noch gar nicht geschrieben worden waren. Auf jeder aufgeschlagenen Seite wurden kurze Informationen notiert oder erweitert. Es schien, als ob der Magister die Querverweise in seinem Kopf zusammenstellte und festhielt. Hätte es die Psychologie oder die Neurowissenschaften in dieser Welt geben, Fidelius wäre ein interessantes Studienobjekt gewesen; so wirkte er schlicht skurril.

Nachdem Flasche mit seinen Ausführungen über den Alkoholkonsum fertig war, wedelte der Skriptor abwehrend mit der Hand und schüttelte den Kopf. "Oh nein, ich trinke nie Alkohol. Mir ist dieses Zeug ein Greuel und ich kann gar nicht verstehen, wie man so etwas ekelhaftes in sich hineinschütten kann. Ich bleibe bei den alkoholfreien Flüssigkeiten wie Wasser und Wein, wobei ich Wein bevorzuge, da er mich in langen Arbeitsnächten immer gut wach hält. Ich habe auch jetzt fünf Flaschen dabei am Boden meines Rucksacks, allerdings reicht das, nach den Dingen die ich bisher schon alle notiert habe, maximal für heute Nacht. Ich werde wohl noch einiges an Vorrat besorgen müssen. Und euer Angebot des Betruges, verzeiht mir bitte, sollte euch das beleidigen, muss ich ablehnen, ich halte mich an die Regeln des Anstandes. Schließlich bin ich Gelehrter."
 
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Samsonium

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Japp, sowas hatte sich die Flasche fast schon gedacht. Dieser Magister Promt war keine normale Fleischwurst. Nein, er war kein unerkannter Superhexer, kein sonnenbadender Vampir und auch kein verkleideter Gott oder sowas, da war sich der Weingeist ziemlich sicher, nur war dieser Fidelius eben nicht normal.
Insofern paßte er ganz wunderbar zum Drummelmuff und der Flasche. Allerdings war sich die Flasche auch ziemlich sicher, das der Herr Magister ein Brüter war.
Ob er eier legt ?
Nein, jetzt bleibt doch mal ernst, natürlich legte er keine Eier.
Aber die Flasche hatte dieses Phänomen schon früher bei seinem alten Meister Torm gesehen.
Was das sein soll, ein Brüter ?
Gute Frage.
Nun, sagen wir es mal so. Ein Brüter ist eine Quelle der Verschrobenheit. Ja sicher, es wimmelt von verschrobenen Leuten, aber Brüter sind noch einen Zacken schärfer drauf. Die Verschrobenheit eines Brüters ist dermaßen immens, das sie, früher oder später, in der Lage ist, die physischen Begrenzungen ihres Besitzers zu überwinden und sich spontan in der Realität zu manifestieren.
Ja, das war beim guten alten Meister Steinschläger auch so gewesen.
Na und beim Fidelius K. Promt fing es auch schon an. Sanft zuerst, aber bemerkbar, wenn man seine Augen offen hielt.
Ja was glaubt ihr denn, wie jemand seinen Job verlieren kann und für tot gehalten werden, während er sich doch treulich und pflichtbewußt am Arbeitsplatz aufhielt ? Oder das ausgerechnet so ein Magister diese spezielle Flasche findet ? Oder auch die Tatsache, das so ein, als vierschrötiger Pirat möchte man sagen, schwindsüchtiger Altschreiberling allen Ernstes mit auf eine Kaperfahrt ging ?
Aber diese Gedanken behielt die Flasche für sich. Sagen tat sie lediglich...

"Oh, Wein ist kein Problem, den mach ich im Handumdrehn. Nur hoffe ich, das ich keine Illusionen zerstöre, wenn ich verrate, das Wein ebenfalls zu den alkoholischen Getränken zählt.
Mir sind viele Weine bekannt, um nicht zu sagen alle. Am beliebtesten waren die vom Brocken 44. Damals nannte man ihn auch noch den Franzackenfels oder die Froschfresserinsel. Ich weiß nicht, wie er heute heißt."


Da hätte ein Gelehrter aber auch von selbst drauf kommen können, das ein Weingeist etwas von Wein verstehen könnte. Oder war ers gar schon ?
 
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Screw

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"Wiebitte? Ahahaha, aber nein, das haben mir schon viele erzählen wollen. Aber das ist ein urbaner Mythos, welcher sich derart im Kopf der unbelesenen Bevölkerung festgesetzt hat, dass der Genuss von Wein bei den meisten Personen einen Placebo-Effekt entwickelt. Aber in all den Büchern und Schriften ist Wein niemals auch nur annähernd mit den ungenießbaren mit Alkohol versetzten Brühen und Spirituosen verglichen worden."

Oh ja, wie oft schon ist er Versuchen ausgesetzt gewesen, die ihn von der unverrückbaren Weisheit der Schrift ablenken wollten oder sich über ihn lustig gemacht haben, weil er an der Wahrheit festhielt und sich nicht beirren lies. Es war allerdings eine interessante Tatsache, dass dieser Irrglaube sogar über die sterblichen Völker hinausging, es musste sich also entweder um einen religiösen Effekt handeln oder sogar eine Art manipulative Magie handeln ... oder gar eine spezielle Art Krankheit? Auf alle Fälle war Fidelius offensichtlich jemand, der immun gegen die Auswirkungen war, er musste also nach Individuen suchen, die in dieser Angelegenheit wie er waren. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass er der einzige sein sollte.

 
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Samsonium

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Bei den heiligen vier Bierzutaten !
Die Verschrobenheit war ja noch viel weiter fortgeschritten, als die Flasche gedacht hatte. Was dieser Promt da gerade ausbrütete hatte richtig großes Potenzial. Ungeheures Unterhaltungspotenzial ! Ein Weingeist konnte da auch nicht über seinen eigenen Schatten springen und wiederstehen.

"Dann dürfte ich dem Herren Magister vielleicht einen Vorschlag mit Kostprobe machen. Wie ich bereits erwähnte bin ich ein Weingeist und wurde in dieses Gefäß beschworen, um Getränke zu erschaffen. Eine Kunst, in der ich recht bewandert bin und die ich euch nun anbieten möchte.
Da die bevorstehende Reise von unbekannter Dauer sein möchte, wäre es doch vielleicht von Vorteil, wenn ihr im Besitz einer Flasche wäret, die den Wein ihrer Wahl, in einer Menge ihrer Wahl zu produzieren.
Und wie es das Glück will, sind sie auch im Besitz einer solchen, nämlich mir.
Ich bin sowohl in der Lage, Wein und ähhm... weinähnliche Getränke zu erschaffen, als auch solche zu replizieren, wenn man mir eine Probe in den Hals schüttet. Es ist sozusagen eine ehrliche Möglichkeit auf seine Finanzen zu achten, ohne auf die von ihnen ungeliebten Betrügereien zurückgreifen zu müssen.
Eine, wenn gewünscht, auch ausgedehnte Weinprobe möchte ich ihnen hiermit anbieten.
Und sollte dem Herren Meister dieser Service zusagen, dann möchte er bitte auch darüber nachdenken, wie er einer freundlichen und nützlichen Flasche, für diesen Dienst Gutes tun kann."


Wer wußte schon, was für einen gäulichen Fusel der arme Magister trinken mußte. Aber mit einer Flasche wie Flasche, hatte man diesbezüglich keinerlei Sorgen mehr. Flasche war einer Meister flüssiger Kultur und ebenso einer des destillierten Schreckens ala Torm Steinschläger.
 

Thevita

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Während also auf dem Boden ein wahrer Labermarathon im Gange war, war es im Krähennest recht schweigsam zugegangen. Lidia war nur ein ganz klein wenig damit überfordert, einen leibhaftigen Luftgeist vor sich zu sehen, von denen die Geschichten der Ältesten berichteten. Und so tat sie das, was Raptorianer in diesem Fall immer tun, sie musterte den vor ihr schwebenden Luftgeist intensiv mit schief gelegtem Kopf. Nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass es sich nicht um eine Einbildung handelte, ließ sie sich zu einer Antwort herab. "Jjjjjiiaaaaaakkkkh' Kkkkkiiiiihh eeeeehhhh" Dies war die traditionelle Antwort und hieß so viel wie 'Mögen die acht Winde euch nie verlassen.' Sie spreizte ein wenig die Flügel, sodass ihre golden und haselnussbraun gefärbten Schwungfedern gut sehen waren, eine Geste des Respekts, wie sie einer Gestalt aus den Legenden ihres Volkes gebührte. Danach raschelte sie erneut mit den Flügeln. Ob dieser Luftgeist wohl an einer Flugrunde interessiert war? Da sie sich nicht zu fragen traute, sah sie Drummelmuff nur wieder intensiv mit ihren goldenen Augen an.

Unterdessen hatte Dianthe sich am Boden in Richtung Taverne in Bewegung gesetzt, sobald der Magister mit der Flasche im Rucksack sich zu ihr gesellt hatte. Dem Gespräch der beiden hörte sie nur mit einem halben Ohr zu. Nur bei der Behauptung, dass Wein keinen Alkohol enthalten würde, musste sie sich einen Lachanfall verkneifen, aber zum Glück achteten die beiden nicht auf sie. So konnte sie die Dämmerung und den aufziehenden Wind genießen, der erst unmerklich, dann ein wenig kräftiger in den Hafen wehte. Leise summte sie dabei eine Melodie, leicht wie ein Lufthauch, der über die Wange streicht.

Das Gespräch zwischen Fidelius und Flasche hätte dreimal für den Weg zur Taverne gereicht, aber die Kapitänin war extra gemächlich gegangen, aus Rücksicht auf den Magister. Nun standen sie aber endlich vor dem vierstöckigen Gebäude direkt am Fluss. Das Erdgeschoss war gemauert und frisch weiß verputzt. Die oberen Stockwerke bestanden aus cremefarbenen Holz, das Dach war mit Ziegeln gedeckt, die von Moos ganz grün waren. Die bunten Fenster waren hell erleuchtet und über der Tür schwang ein Schild, auf welchem eine auf Nord-Nord-Ost zeigende Kompassnadel prangte, leicht quietschend im Wind. Ohne zu zögern drückte dieKapitänin die Tür auf und betrat den dahinter liegenden Schankraum. Dieser hatte robuste Dielen, deren Farbe nach all den Jahren undefinierbar war. Zwei große Tische mit Bänken standen in der Mitte des Raumes, im Rest des Raumes standen viele kleinere Tische mit Stühlen verteilt. Ein Großteil der Wand zur Linken nahm ein Kamin ein, über dem zur Feier des Tages ein wirklich lecker aussehendes Spanferkel brutzelte. Zum Glück waren noch einige Tische frei und so machte Dianthe sich sogleich auf zu ihrem Lieblingstisch.
 
S

Samsonium

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AW: Kapitel 1 - Die Gefährten

Die folgenden Dialoge zwischen Lidia und dem Muff, seien, für die des Raptorianischen Unkundigen, in gewöhnlichem Menschlich wiedergegeben.
Der Drummel war jedenfalls von der Aussicht, mit der jungen Raptorianerin fliegen zu können, recht angetan. Und weil er ja immernoch die Blase aus Gutwetter rund um die Sternenwanderer kontrollierte, stellte er einfach mal seine vier Lieblingswindarten vor, indem er sie abwechselnd wehen ließ.
Den Beginn machte ein heißer Aufwind, wie ihn die Raprotianer in seiner Erinnerung auch gern benutzt hatten, um ihre Wettflüge abzuhalten. Diese spezielle Art von Wind entstand, wenn die Sonne so richtig heiß auf die weißen Kreidefelsen knallte, von denen der Heimatbrocken der Flugreptilien reichlich hatte.
Großartige Aerodynamik.
Dann kam ein Wind namens Wolkentreiber und den Leute, die ein Leben unter den Wolken führen mußten, garnicht kannten. Solcher Wind kam nur in sehr großer Höhe vor und konnte sehr, sehr schnell werden.
Dann kam ein starker, kühler Fallwind, bei dem jedem Flügelwesen automatisch der Gedanke an einen Sturzflug kommen mußte.
Und der vierte schließlich war ein sanfter warmer Wind in der Aufwärtsbewegung, der seine Wärmeenergie schon fast verbraucht hatte und quasi ein völlig anstrengungsloses Schweben in der Luft ermöglichte. Ein Wind, auf den man sich mit ausgebreiteten Flügeln legen konnte und der so sanft war, das man glatt einschlafen mochte, wenn man sich zu sehr entspannte.
Diese vier Winde wehten also immer mal abwechelnd rum und warteten darauf, von Lidia aus- oder abgewählt zu werden.
Der Drummel kam natürlich sofort auf den Punkt und machte keine langen Reden, wie die Flasche.

"Hallo Raptorianerfräulein," sagte der Muff und spreizte auch die Flügelchen zum Gruß, wobei er sehen ließ, das er diese ganze Flügelschlagerei eigentlich garnicht nötig hatte und auch ohne problemlos flog.
"Ich bin der Drummelmuff und war recht lang in einer Flasche. Nun würde ich gern etwas üben. Willst du mit mir fliegen ?"

Zack, ohne Umschweife raus damit. Und überhaupt kam das Raptorianische dieser Art zu sprechen entgegen. Es war eine sehr kernorientierte und aufs Wesentliche konzentrierte Sprache, die ihre Informationen möglichst weit verbreiten wollte und auch bei Sturzflügen verstanden werden wollte, also dementsprechend laut und langgezogen war.
 
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