AW: Heldige Helden?
puck schrieb:
Wozu hat man denn seine Prizipientreue? Doch nicht dafür, dass man seine Überzeugung bei der erst besten Gelegenheit abgibt. Die ist 10 GP Wert und sollte dementsprechend auch behandelt werden.
Richtig. Aber wie immer im Leben ist auch hier nicht alles ganz so einfach. Wenn ich als Prinzipientreue den Schutz Unschuldiger befolgen möchte, stehe in einem solchen Fall vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Ich bin in einem feindlichen Land, dass von Dämonen verseucht und "pervertiert" wird. Selbst die Götter verlieren den Einfluss auf Land und Leute. Dieses Land wird zu einem großen Teil von bezahlten Söldnern in diesem Zustand gehalten. Natürlich gibt es auch einige unfreiwillige, die in den Dienst gepresst wurden. Doch handelt es sich dabei nicht um die Mehrheit.
Nun erhalte ich den Auftrag in das Land zu gehen und etwas zu tun, dass es schwächt. Nach einiger Zeit stehe ich hinter einem Söldner und habe entweder die Möglichkeit kurzen Prozess zu machen (die sicherste Variante), oder ihn am Leben zu lassen (die unsicherste Variante). Lass ich ihn am Leben, kann womöglich die gesamte Queste also der Auftrag in die Hose gehen. Wenn ich jedoch erfolgreich bin, kann ich unter Umständen dazu beitragen, dass dieses Land irgendwann wieder befreit ist. Also was mache ich jetzt? Meine Prinzipientreue besagt, dass ich mich für Unschuldige einsetze. Achte ich also jetzt auf den Söldner, der mit recht hoher Möglichkeit seinen Dienst freiwillig tut? Oder achte ich auf die abertausenden Menschen, die seit Jahren geknechtet werden und die mit ansehen müssen, wie ihr Land langsam verkommt und sich selbst die Götter abwenden?
Wo würdest du also in diesem Fall deine Prinzipientreue eher ansetzen???
puck schrieb:
Genauso wie die paar Armen, dietäglich von übermotivierten Polizisten/Soldaten/Richtern/usw. gekillt werden?
Vielleicht meinen viele nicht, dass ihre Charaktere heutigen Moralvorstellungen entsprechen müssen, aber ich sehe das anders. Ich kann in meinem Charakter erst dann einen Helden sehen, wenn ich ihn persönlich als solchen wahrnehme. Da ich nunmal durch aktuelle Moralvorstellungen geprägt bin, muss mein Charakter diesen auch genügen.
Also würdest du womöglich niemals einen Novadi spielen, da es für diese ja völlig normal ist Sklaven zu halten? Oder einen Al´Anfaner aus den gleichen Gründen?
Oder Ork, weil der ja seine Frauen wie Vieh behandelt und nicht gerade gutherzig zu Menschen ist.
Nein, also eigene Moralvorstellungen haben in einem Fantasyrollenspiel nur recht wenig Platz. Es handelt sich defenitiv um eine fremde und harte Welt in der nunmal andere Moralvorstellungen vorherrschen. Wenn ich zwanghaft versuche meine moderne Moral in diese Welt zu quetschen, kann das nur zum Scheitern verurteilt sein. Natürlich gibt es Grenzen (schließlich muss ich mich als Spieler wohlfühlen können), aber generell sollte man niemals vergessen, dass man in einer anderen Welt spielt. Ich habe jedenfalls kein Problem damit einen Helden zu spielen, der aus einer sklavenhaltenden Nation stammt. Oder einen Helden, der durch den ständigen Kampf, durch seine harte Ausbildung und auch durch das Erlebte (Freunde die von Dämonen zerfetzt wurden, Tempel die zu Hurenhäusern umfunktioniert wurden) eine extreme Skrupellosigkeit gegenüber Kämpfern der Schwarzen Lande entwickelt hat.