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Das Schwarze Auge Railroading und Powermeister !!!

Integra

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Es ist sicher nicht einfach, sich vorzustellen, wie LARP abläuft, wenn man P&P zu Grunde legt. Ich versuche mal die Fragen so gut es geht zu beantworten, zur Illustration gibt es ein paar Bildchen:

kann jemand, der in seinem normalen Leben nicht fechtet oder ähnliches ein Schwert führen? Verliert er, der einen Ritter reinsten Wassers darstellt zwangsläufig, nur weil sein Gegenspieler, ein Barde, Bettler, etc., im realen Leben Bezirksmeister im Fechten ist?

Ja, er kann ein Schwert führen. Da in der Regel recht wenige Bezirksmeister im Fechten auf LARPs rumlaufen (ich habe noch keinen getroffen) brauch er, wenn er nicht wirklich ein Bewegungsidiot ist, keine Angst haben - LARP-Kampf ist sowieso eine eigene Sache, da im Hinblick auf die Sicherheit nicht einfach drauflosgeprügelt werden sollte und das Ganze auch möglichst schön aussehen soll. Der typische LARPie lernt das Kämpfen, in dem er auf LARPs geht, sich nicht vor blauen Flecken fürchtet und mit den alten Recken trainiert.
Allerdings: Wenn der Barde besser ist - dann sollte der Ritter sich nicht mit ihm anlegen.

kann jemand, der von der Statur eher 1,60, schmalbrüstig ist überhaupt einen Kämpfer spielen, wenn unter seinen Gegner 2 Meter große Bodybuilder sind?

Er kann:

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simuliert man ein Wesen wie den klassischen Dämonen? Gilt dann tatsächlich die Aussage: Nein, ICH habe keine keine Angst vor Dämonen! Natürlich bleibe ich stehen! Oder z.B. eine Feuerwand: Kann tatsächlich jeder sagen: Ich bleibe stehen und springe durch das Feuer, wenn ess sich nähert, auch wenn davon auszugehen ist, dass im realen Leben 90% der Leute die Beine in die Hand nehmen würden.

Dämonen sind wie im P&P vielgestaltig. Sie können direkt auftreten - und bekämpft werden. Oder ihre Anwesenheit zeigt sich nur in ihrem zerstörerischem Einfluss. Es liegt hier in den Händen der SL sie glaubhaft darzustellen. Aber wenn der Spieler nicht wegrennt, hat er entweder sehr viel Vertrauen in die Fähigkeiten seines Charakters oder er ist einfach zu dumm zum Überleben.

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kann jemad, der im realen leben kein Instrument spielt, einen Musiker verkörpern

Nein. Höchstens so einen wie Troubadix. Daher sind gute Barden Mangelware und kommen meist zu niedrigeren Preisen oder gar kostenlos auf ein Con.

simuliert man einen Bogenschützen? Ich persönlich könnte ja mit Bogen anrücken und unter den Gegner aufräumen (da ich das eben im realen Leben lang genug getan habe). Nur wäre das der Gesundheit der anderen abträglich...

Es gibt eine Menge ganz hervorragende Bogenschützen auf LARPs, genauso wie Armbrustschützen. Der Trick ist die Zuggewichtbeschränkung auf 20-25 lbs. und spezielle Pfeile - der Rest liegt beim Talent des Schützen.

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Erklettern einer 20m hohen senkrechten Wand

geht auch:

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Magieeinsatz, der eher schwer darzustellen sein dürfte

Magie ist eine der wichtigsten Zutaten für ein LARP - Magier, Hexen, Schamanen und Druiden - und die Darstellung sehr vielfältig. Es gibt Spruchzauberei: Hier sollte der Zauberer durch Gesten und den Zauberspruch an sich deutlich machen, was er von seinem Gegenüber erwartet (der Einsatz von Requisiten ist angebracht!) - wenn die Show gut ist, gibt es Windstöße, Schlafzauber, Brennende Hände, Feuerbälle ect.

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Bei der Rituellen Magie braucht es meist viel Zeit und eine Menge Leute. Wenn das Konzept stimmt, kein Fehler passiert (das Opferblut verkleckert, den Bannkreis nicht durchgezogen) - können größere Ergebnisse erzielt werden (Dämonen beschworen, mächtige Magie gebannt...der ganze Kram).

raanaVIII33.jpg


Es ist zwar im LARP nicht alles darstellbar (Erdbeben und Sonnenfinsternisse sind schwierig) aber mit ein wenig Phantasie und handwerklichem Geschick ist viel umsetzbar.

Um übermotivierte Spieler zu bremsen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Charakter wird schon modifiziert oder gar abgelehnt, wenn er mit der Anmeldung eingereicht wird. Das passiert schon mehrere Wochen vor dem Con. Das heisst, der Spieler hat genug Zeit, es erneut mit einem stimmigen Charakterkonzept zu versuchen.

2. Erneute Kontrolle beim CheckIn: passiert direkt bevor das Con beginnt. Umfasst auch Waffencheck (Sicherheit!) und manchmal das Vorführenlassen von Zaubern.

3. Anders als beim P&P gibt es auf LARP's meist mehr als eine SL. Die behalten die Spieler im Auge, größere Zauber (Rituale) sind abnahmepflichtig, d.h. die SL guckt zu - ist ja meist auch sehenswert - und entscheidet, ob der Dämon auch tatsächlich erscheint und was er dann mit den dilettantischen Würstchen macht, die die Dreistigkeit hatten, ihn zu beschwören. Auch NSC können bei Bedarf SL-Funktion übernehmen, wenn sie gut gebrieft sind. Haben wir schon mehrfach mit Erfolg ausprobiert - funktioniert v.a. dann gut, wenn die Spieler nicht wissen, dass der NSC ein NSC ist.

4. Die Selbstkontrolle funktioniert bei den Spielern ganz gut. Unfaires Spiel erlebt man extrem selten.
 

Voltan

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Danke für den wirklich detailierten Einblick ins LARP. Aber auch wenn ich das in gewisser Weise interessant finde, bleiben die Bedenken sonics. Im LARP kann mein Char nur das, was ich persönlich auch kann. Ich möchte aber auch einen furchtlosen Krieger darstellen, ohne stundenlang mit dem Schwert in der Garage (oder in Cons) üben zu müssen. Ich möchte einen athletischen, muskulösen Helden darstellen können, ohne jetzt mit einer Diät und einer Anmeldung in der nächsten Muckibude anfangen zu müssen.
Oder auch umgekehrt (einen dicken ungepflegten Kämpfer).

Sprich: MMn ist beim LARP einfach vieles zu sehr auf den Spieler zugeschnitten, bzw. von seinen Fähigkeiten/Aussehen abhängig. Beim Pen&Paper jedoch kann ich meiner Fantasie wirklich freien Lauf lassen. Ich kann meinen Char genauso kreieren wie ich ihn haben möchte/vorstelle.
Und dazu sind Werte eben unversichtbar.

Damit will ich jetzt nicht LARP kritisieren. Im Gegenteil kann ich mir gut vorstellen, dass es sehr viel Spaß macht mal so ein WE verbringen zu können. Aber mMn kann man eben beide Rollenspiele nicht miteinander vergleichen. Beide haben ihre Vor-und Nachteile. Es kommt halt immer drauf an, welche für einen selbst überwiegen.
 

Integra

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Ich glaube, ich bin auch ziemlich vom Thema abgekommen - ursprünglich ging es mir ja nur darum (siehe vorhergehende Posts), dass man es mit den Regeln nicht zu sehr übertreiben sollte und einfach auch mal dem Spieler vertrauen kann, dass er nicht plötzlich zum Munchkin mutiert. Vor allem in einer Rollenspielrunde, wo man sich schon länger kennt und auch einschätzen kann, kann man als SL ruhig zu Gunsten des guten Spiels mal seine Leute machen lassen.
Das funktioniert ganz unabhängig vom System und sogar unabhängig von der Art des Rollenspiels. DKWDDK hatte ich nur als extremes Beispiel genannt.

Eine Gegenüberstellung von LARP und P&P hatte ich auch nicht wirklich im Sinn. Wie Du schon sagtest, hat beides Vor- und Nachteile. Ich spiele beides sehr gerne und bin der Meinung dass sich beides durchaus befruchten kann.
 
Z

Zylerath

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Bis auf die Tatsache das Larp und P&P bis auf den Rollespielhintergrund gerade mal gar nix miteinander zu tun haben. Da stimme ich zu.
 

Voltan

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Integra schrieb:
ursprünglich ging es mir ja nur darum (siehe vorhergehende Posts), dass man es mit den Regeln nicht zu sehr übertreiben sollte und einfach auch mal dem Spieler vertrauen kann, dass er nicht plötzlich zum Munchkin mutiert. Vor allem in einer Rollenspielrunde, wo man sich schon länger kennt und auch einschätzen kann, kann man als SL ruhig zu Gunsten des guten Spiels mal seine Leute machen lassen.

Zurück zum eigentlichen Thema.
Ja, da gebe ich dir absolut Recht. Und in meiner Runde ist es tatsächlich so, dass die Regeln in vielen Belangen zurückgefahren wurden. Aber letztlich sind Regeln auch ein Gerüst, auf das alle Spieler aufbauen und sich berufen können. Und in einer Runde ist es nunmal so, dass es verschiedene Menschen mit verschiedenen "Ansichten" gibt. Nur weil z.B. in einer Gruppe zwei oder drei wirklich tolle Rollenspieler sind, kann man jetzt nicht das Reglement vernachlässigen. Das würde dann nämlich die restlichen Mitspieler entweder verunsichern (weil sie Regeln als eine Art Leitfaden sehen) und einige evtl. sogar verleiten dies auszunutzen (Munchkin, bzw. PG).
Wenn es z.B. keine Mutproben mehr gäbe, bzw. bei DSA keine Schlechten Eigenschaften, würden es sicherlich einige in der Gruppe mit ihrem Gespür für gutes Rollenspiel trotzdem in Erscheinung treten lassen. Aber der andere Teil der Mitspieler würde schon sehr schnell (unbewusst zum Teil) seinen Char sehr einseitig und völlig ohne innere Ängste spielen. Es ist halt schwer jemanden zu verleiten FREIWILLIG etwas zu tun, was ihm im Spiel schadet bzw. das Leben schwerer macht. Z.B. kann eine misslungene Totenangstprobe beim Kampf gegen Untote dazu führen, dass der Held mit schlechteren Kampfwerten gegen die Kreatur kämpft.
Viele Spieler würden so etwas sicherlich nicht freiwillig in einem WICHTIGEN Kampf von sich aus bestimmen.
Und natürlich ist es auch unmöglich in einer Gruppe zu sagen: "So, ihr drei seid tolle Rollenspieler. Also braucht ihr keine Ängste mehr auszuwürfeln, sondern entscheidet selbst wann ihr Angst habt und was dann passiert. Die anderen Spieler müssen aber weiter würfeln..."
Das geht halt leider nicht. Also geht es nach dem Allgemeinheitsprinzip "Gleiches Recht für alle". Jeder würfelt und jeder ist den gleichen Regeln unterworfen. Gute Rollenspieler hingegen werden aufgrund des Wurfergebnisses mehr rausholen können. Sie werden z.B. die Ängste ihres Char eindringlich und verständlich rüberbringen und auf diese Gefühle tiefer eingehen. Ein weniger guter Rollenspieler schaut sich das Ergebnis an und sagt dem Meister: "So, mein Char hat die Totenangst vermasselt. Das heisst AT-3 PA-3. Und weiter."
Man kann also die Proben als Spiel im Spiel ansehen. Sie geben das Startzeichen zum Rollenspiel. Man kann sich nicht, wie bei der freiwilligen Variante, darauf vorbereiten, dass der Held jetzt Angst hat. Vielmehr muss man spontan nach einem Würfelwurf agieren und seinen Char stimmig darstellen. Finde ich persönlich doch recht spannend, oder??
 

Integra

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AW: Railroading und Powermeister !!!

So gesehen gebe ich Dir uneingeschränkt recht. So Sachen haben halt immer zwei Seiten.
 

Sameafnir

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Eine Gegenüberstellung von LARP und P&P hatte ich auch nicht wirklich im Sinn. Wie Du schon sagtest, hat beides Vor- und Nachteile. Ich spiele beides sehr gerne und bin der Meinung dass sich beides durchaus befruchten kann.

Integra, danke für die sehr anschaulichen (tolle Fotos !) Erklärungen das (Larp) hört sich sehr interessant an. Auch wenn es wie VOLTAN sagt, sehr auf den Spieler zugeschnitten ist (irgendwie zwangsweise), finde ich auch, dass sich diese beiden Arten von Rollenspiel durchaus ergänzen können. Hatte noch die die Gelegenheit zu einem Larp, wir haben aber in unserer Gruppe schön öfter drüber gesprochen eventuell mal eins zu besuchen (nur als Statisten/Zuschauer sozusagen.
 

Tufir

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AW: Railroading und Powermeister !!!

Wow!

Da fährt man mal 2 Wochen in Urlaub und schon verpasst man eine der besten Diskussionen aller Zeiten in diesem Forum.

Ich muss schon sagen, dass mir die meisten der Beiträge hier sehr gefallen haben. Danke auch von mir an Integra für den kurzen aber guten und gut gemachten Einblick ins LARP. Einige wenige Beiträge fand ich aber auch daneben.

Nun will also auch ich noch meinen Senf dazu geben: Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich Voltan mit seinem letzten Post voll zustimme. Ohne Regeln geht (leider) gar nichts. Aber auch Integra hat Recht: Weniger Regeln für mehr Rollenspiel. Nur eines ist nach Tausenden von Jahren menschlicher Geschichte klar: Ganz ohne Regeln geht es eben wirklich nicht. Warum geben sich Staaten, Vereine, Verbände, Logen, Geheimbünde und jegliche andere Art von Gemeinschaften mit mehr als einem Mitglied Regeln? Weil Menschen Individualisten sind. Weil zwei Menschen, so ähnlich sie sich auch sein mögen, immer mehr Unterschiede haben als Gemeinsamkeiten.

Regeln dienen dazu, Menschen unterschiedlichster Kulturen und Charaktere vernünftig zusammen leben und agieren zu lassen. Anarchie ist nur in der Theorie machbar. Sie setzt den perfekten Menschen voraus. Leider sind aber auch die Regeln nie perfekt. Weil es immer Menschen gibt, die Regeln ungerecht und/oder für sich persönlich als nachteilig empfinden.

Und mit dem Rollenspiel ist es nicht anders. Solange es Rollenspieler unterschiedlicher Qualität gibt, muss es Regeln geben. Und je mehr diese Qualitäten divergieren, desto mehr Regeln wird es geben. Und einige dieser Regeln werden immer ungerecht sein. In meinen Augen ist ein guter Rollenspieler ein Mensch, der GENAU DAS erkennt und respektiert.

Ein christlicher Philosoph sagte einmal: "Es ist schon seltsam, dass wir tausende von Gesetzen benötigen, um die 10 Gebote zu erfüllen." Meines Erachterns hat er Recht. Das ist seltsam. Nur hat auch er das vergessen, was alle Schreiber in diesem Thread (inklusive ich selbst) vergessen haben: Zu sagen, wie man es wirklich besser machen könnte! Und zwar nicht vom eigenen Standpunkt aus, sondern vom Standpunkt Aller aus.

Versucht das mal!!! ;)

Gruß
Euer Tufir
 
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