AW: Westwind: Kapitel 1 - Ankunft
Royce und seine Brujah nehmen die Notfall-SMS ernst. Sogar Kelly und Brody hatten ihre Knutscherei eingestellt und befingerten nun ihre Waffen. Sie waren unbesiegbar, da war sich Royce ziemlich sicher. Eine Gruppe entschlossener Brujah hielt nichts auf.
" Wir bilden zwei Trupps und suchen Mike und Cristos ! Brody, Kelly, ihr beide kommt mit mir ! Milton, Harris und Ben sind das B-Team ! Cristos und Mike sind unsere Späher, wie immer ! Also, hopphopphopp, keine Gefangenen und Milt, mach mal die Mucke aus. "
Ein besonders groß und brutal aussehendes Brujahwesen schießt mit seiner trommelgefütterten Schrotflinte in die Musikanlage, woraufhin diese ordnungsgemäß ihren Dienst einstellt.
" Scheiße, Milt, du bescheuerter Schwanzmuskel ! Was sollte der Blödsinn wieder ? " Royce klang stinkig.
" Hihihi, na du hast doch, hihihi, gesagt, das wir ne neue Anlage kriegen, hihihi, oder ? " antwortet eine unangenehm piepsige Stimme, welche so garnicht zu den Massen des Körpers passen will.
Milton war ein ziemliches Arschloch, aber er war auch stark. Er hatte nicht immer so geklungen, eigentlich erst seit kurzem. Da war so ein Kampf mit einem Sabbatrudel gewesen und einer von denen hatte Milton am Hals gepackt. Mußte wohl ein Tzimiske gewesen sein, doch Milt hatte ihn dafür zerrupft, das selbst soeiner sich nicht wieder würde zusammenreißen können.
Sie gingen los.
Auch Kenji's Pelesiten huschten umher und erkundeten die Gänge. Es gab viele Türen, die sie aber nicht öffneten. Viel eher suchten sie nach bereits geöffneten Türen, aus der Leute mit Waffen kämen.
P1 ging den klassischen Weg durch die Korridore, während sich P2 entschlossen hatte mal einen Luftschacht zu probieren, hatte Kenji doch nur befohlen zu suchen, aber nicht wie. So war P2 noch vor allen anderen im untersten Kellerstockwerk.
Dort wollte er gerade das Lüftungsgitter entfernen, als er inne hielt. Er sandte eine kurze mentale Botschaft an seinen Herren und wartete.
Kenji war nicht nur ein Meister des Fleisches, sondern er hatte auch die Shintai der Tiere geübt. Es war kein Problem für ihn sie zu kontrollieren oder durch ihre Sinne wahrzunehmen und was bei denen klappte, das ging bei seinem eigen Fleisch und Blut erst recht. So sah er, wie ein Mann mit ausgefahrenen Klauen einen Gang entlang ging. Er hatte eigenartige große Ohren, wie vielleicht die eines deutschen Schäferhundes und das, was Kenji erst für einen Klumpfuß gehalten hatte, entpuppte sich bei näherem hinsehen als Huf.
Einen Augenblick blieb er stehen, drehte seine Ohren wie ein Chamäleon seine Augen und machte dann einen gewaltigen Satz zum Lüftungsgitter.
Kenji's Pelesit taumelte überrascht zurück, als die Gangrelklaue das Blech einfach durchstieß und der Japaner spürte den Schmerz, als er getroffen wurde. Doch die kleine Skorpionspinne hatte Glück im Unglück, denn die nach Gehör gezielte Attacke war ungenau und der Pelesit nicht groß. Der Spinne wurde eines ihrer Beine abgerissen und sie selbst zurück in den Luftschacht geschleudert, was gut war, denn für einen Menschen war es hier wohl aus Sicherheitsgründen viel zu eng. Und wo Kenji gerade darüber nachdachte, es ging hier keine Luft durch die Belüftung. Komisch. Wozu brauchten Vampire überhaupt eine Belüftung ? Und falls das hier keine Belüftung war, was wurde hier dann durchgeblasen, wenn die Schächte benutzt wurden ?
Kenji würde nicht unbedingt gefallen was er sich alles vorstellen konnte. Vom Schacht klang es so.
" Scheiße, Scheiße, Scheiße ! Hast du das Vieh gesehn ? Ich trink Milch, wenn das normal war. Wir sind verarscht worden, Mike, ich sag dir, wir sind sowas von verarscht worden. Das war was von den Tzimmis, ich schwörs dir, wir ham denn verficktn Sabbat am Arsch ! "
Und dann...
" Komm, ich hab ne Idee. " Es war immer die selbe Stimme gewesen, die der Einhufkreatur, die noch etwas im Schacht herumgegrabscht hatte, so weit ihr Arm hineinlangte, es dann aber aufgab. Mit wem er da geredet haben könnte, davon hatte Kenji keine Ahnung, aber vielleicht redeten die Kinjin ja auch mit ihren persönlichen Dämonen, doch als sich die Schritte dann rasch entfernten, waren es wieder nur die Schritte einer Person. Möglicherweise war das Einhufwesen auch nur verrückt, der Drache hatte mal von einem ganzen Clan der Verrückten gehört, konnte sich jetzt aber nicht an den Namen erinnern.
Außerdem mußte er überlegen, ob er den verletzten P2 wieder zurückrief.
Die Brujah waren indes Richtung Treppe gestürmt und das ziemlich schnell, sie wollten sich erst oben aufteilen. Sie bogen gerade um eine Ecke, als P1 das auch tat. Den Bruchteil einer Sekunde guckten sich Brujah und Skorpionspinne komisch an, dann begann die Ballerei. P1 war sofort wieder hinter die Ecke zurückgehuscht, aber auch die Ecke löste sich schnell unter einem Kugelhagel auf.
So schnell P1 auch huschte, Kelly war viel schneller. Mit einem Affenzahn raste sie den Flur entlang, nahm die Kurve an der Wand lang, einmal quer über die Decke und vor der armen Spinne wieder hinunter. Dabei nagelte sie sie mit einer Salve aus ihrer Uzi fest und gab ihr mit ihrer Machete den Rest.
" HA, keiner is schneller als ich, Drecksteil. " Dabei kickte sie die Pelesitenresten. " Na gucke mal an, was issn das fürn Ding ? " Sie beugte sich runter um sich das Alienteil mal genauer anzusehn.
Royce und die anderen hört man schnell aber ohne Disziplinen einzusetzen näherkommen.
Kenji greift sich mit zwei klauen an die Brust und geht kurz in die Knie, als der P1 getötet wird. 40 Meter, es sind nicht mehr als 40 Meter bis zum Feind.
Durch eine eigenartige Akkustik, die ein Abhören per Disziplinen im Elysium verhindern soll, kann man seinen Ohren nicht sehr weit trauen, aber woher sollten die Kuei-Jin das wissen ?
Kenji weiß jetzt aber genau wo der Feind jetzt ist. 40 beschissene Meter sind ein Nichts für jemanden, der auf dem schwarzen Wind reitet und zumindest eine dieser sogenannten Brujah ritt definitiv. 6 hier, einer dort, fehlte also noch einer.
Yang bekam hier unten ein ganz mieses Gefühl. Dann ertönte eine Schießerei, die sich für ihn und Sunisa noch recht weit entfernt und gedämpft anhörte, aber er wußte, das sie der Gefahrenquelle schon näher waren, ganauso, wie er wußte, das es eine viel gefährlicherere Gefahrenquelle gab.
Und wie das manchmal so ist, wenn man gerade eins mit dem All war, dann wußte man irgendwie ganz genau, das es verdammtnochmal besser wäre, wenn man den Panicroom fände und das trinnipampi.
Takari dürfte, auch wenn Miyuki für einen Menschen beachtliche Fähigkeiten hat, es dann doch für sicherer halten, sie hinter statt vor sich zu wissen. All das Training, die mehrjährige Investition in sie und nur, damit sie in einem geschmacklosen Korridor zusammengeschossen wurde ? Sicher nicht. Sie war seine Augen am Tage, sein Jagdmesser, nicht seine Bazooka.
Allerdings war sie auch die einzige auf der Seite der Kuei-Jin, die eine Schußwaffe hatte. Das galt es zu nutzen.
Miyuki's schwerer Revolver war eine außerordentlich große Waffe für eine kleine Asiatin, aber sie konnte prima damit umgehen. Wie schon öfters, so behandelte Takari die Kugeln der Waffe mit Chi und umgab sie mit einer Hülle aus Yin-Energie. Die Schüsse aus Miyuki's Revolver würden jetzt nicht so mirnichts dirnichts wegzuheilen sein.