AW: Sind SL und Spieler Autoren?
Das Beispiel "Regisseur und Schauspieler" íst mir zu ungenügend. Denn im Normfall (Filme, Theater usw.) ist der Regisseur der Herr über alles. Die Schauspieler können nur in einem seeeehr kleinen Maßstab eigene Dinge hineinbringen. Z.B. den Text leicht ändern o.ä. Aber selbst dann ist ihnen dies nur erlaubt, solange der Regisseur kein Widerwort gibt.
Dies entspricht aber so gar nicht dem Grundgedanken eines Rollenspiels.
Eher würde ich es tatsächlich, wie schon montrovant schrieb, mit einem Improvisationstheater vergleichen. D.h. der Regisseuer (sprich Spielleiter) kennt die Geschichte und den Hintergrund. Er weiß jedoch nicht, wie die Schauspieler (sprich Spieler) darauf reagieren werden und muss die Geschichte an deren Reaktion ständig anpassen. Es besteht also eine Interaktion zwischen Regisseur und Schauspieler und dabei darf der Regisseur die Handlungen der Schauspieler nicht verhindern oder verbieten (es sei denn sie widersprechen der inneren Logik des Hintergrundes).
Auf die Frage, ob SL und Spieler nun als Autoren gelten dürfen gibt es wohl keine allgemeingültige Antwort. Spielen sie ein vorgefertigtes Abenteuer, ist die eigene Kreativität eher gering. Zumindest beim SL ist dies so. Zwar bringt er durch seine Beschreibungen und der Darstellung der verschiedenen NPC eigene Impulse in die Geschichte. Ob dies aber ausreicht, ihn als Autor einer Geschichte anzusehen, bezweifle ich. Eher würde ich ihn dann auch als Regisseur ansehen (was zu einem Autor durchaus einen Unterschied darstellt).
Erst wenn es sich wirklich um ein eigenes Abenteuer handelt, sehe ich den SL auf jeden Fall als Autor an (der für seine Geschichte gleichzeitig Regie führt).
Die Spieler sind dagegen kaum als Autoren anzusehen. Sie bewegen sich in einer vom SL vorgegebenen Geschichte, die sie zwar durch ihre Aktionen verändern können, jedoch niemals in diesem Umfang, wie es dem SL (oder eben ein Autor) selbst möglich ist.
Spieler müssen sich z.B. keine Gedanken über einen Spannungsbogen machen. Sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, wann und ob gewisse Dinge geschehen müssen, damit die Geschichte ihren Lauf nimmt.
Aber oben schrieb ich ja schon "kaum als Autoren anzusehen". Und kaum bedeutet, dass auch bei einem Spieler durchaus gewisse "Autorenfähigkeiten" benötigt werden. Denn er muss sich Gedanken über den Hintergrund seiner Figur machen. Er muss sich Gedanken darüber machen, wie er diese Figur im Spiel darstellt. Diese Dinge könnte man schon als "Autorenarbeit" ansehen.
Aber diese stellen eben nur einen kleinen Teil der Tätigkeiten eines Spielers dar.
Ich würde mal Prozentmäßig folgende Darstellung versuchen:
Schriftsteller = zu 100% Autor
Spielleiter = zu 70% Autor (wenn eigenes Abenteuer, sonst nur 40%)
Spieler = zu 25% Autor
Gruß
Voltan