AW: Kap. 3d: Luca an Deck
Ich trat hinaus an die frische Luft. Nachdem ich meinem Schmerz und meinem Ärger Luft gemacht hatte, brauchte ich einige Minuten für mich. Ich blickte hinüber zum Bug und erkannte weiter vorn das Firmament. So unendlich weit erschien mir alles.. Die Besatzung Karolines schenkte mir Blicke, die ich nur allzugut kannte. Ich entschloss mich zu ignorieren was mich innerlich jedesmal beinahe in pure Rage versetzte. Alle sahen das Äußere eines Menschen, jeder kann es auf Anhieb sehen und beginnt augenblicklich mit der Analyse, ob der Mensch für ihn attraktiv oder unattraktiv ist. Ohne das wir es merken teilen wir die menschliche Welt in zwei Bereiche ein. Einmal der positive, und der negative. Und ohne es zu wissen werten wir Menschen sofort ab oder auf, und kennen diesen im Grunde garnicht. Nur kann ich auch nicht sagen, dass ich das Angestarre als aufwertend empfinden kann..
Ich drehte den Jungs den Rücken zu und lehnte mich mit beiden Armen auf die Reling. Der Wind spielte ein unverbindliches Spiel mit meinem Haar, meine Augen ruhten auf dem glitzerden Wasser. Tief füllte ich meine Lungen mit frischer Seeluft und genoss das belebende Gefühl und die Ruhe, die nach diesem Ausbruch eben bei Karoline, in meinen Körper einkehrte. Doch als ich mich wieder umdrehte, sah ich wie einige der Männer schnell ihrer Arbeit nachgingen, und ich schüttelte genervt den Kopf.
Nichtmal so weit draussen, mitten in der Unendlichkeit fand man die Ruhe, die jeder Mensch irgendwann mal in Anspruch nehmen würde. Irgendwann, wenn alles zuiel ist. Wenn jede Emotion deinen Körper auszehrt, deine Sinne überlastet sind und deine Gedanken sich in einem Wirr-Warr verstricken.. Dann sucht jeder Mensch eine gewisse Ruhe, die man nur sehr selten und sehr schwer erreichen kann..
Ich schlenderte an Deck ein wenig nach vorn, betrachtete die vielen Arbeiten, deren nachgegangen wurde, ehe ich an eine nur angelehnte Tür kam. Ich erinnerte mich an die dickliche Frau, Molly, die Pelgram abführte wie einen streunenden Hund, und wie sie sagte seine Kajüte wäre gleich hier. Ich stellte mich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür, und so das mich niemand zunächst bemerkte. Ich lauschte etwas und Pelgram erzählte von einem Jambo.. Was immer das sein sollte. Dann vernahm ich kurz Eluned und lächelte. Die ganze Zeit über hatte sie mir geholfen, hatte mich eigentlich erst hierhin gebracht, wo ich nun stehe. Ich musste mich bei Gelegenheit nochmal richtig bei ihr bedanken.
Ich entschied, dass ich nicht stören wollte, und so stieß ich mich von der Wand ab und ging einige Schritte zurück an Deck, ehe ich gegen ein Fass stieß, das unüberhörbar und polternd umfiel.