AW: Boulevards und freie Märkte
Und wieder lernte Adamantu etwas über dieses eigenartige Zeitalter. Es war offenbar höflich, auf der Straße vor dem Reden gegen aufgestellte Stengel zu laufen, die praktischerweise mit einem Licht versehen waren, damit man sie im Dunklen besser fand.
Der Obsidianer hörte sich also Casimir's Worte an, verarbeitete sie mit einem charakteristischen und hörbaren Kopfwackeln und wandte sich dann dem winzigen Zettelchen zu, das man offenbar aus einer Tierhaut gefertigt hatte.
Nachdem er sich einwenig abgemüht hatte, aber die Buchstaben zu klein waren, hob er den Zettel mit zwei Fingern ins Licht des Dagegenlaufstengels, hielt dann den dicken Zeigefinger seiner anderen Hand davor und es begann ein Kristall aus ihm zu wachsen. Er war rein und klar und machte die Buchstaben für Adamantu lesbar, wenn er durchschaute.
"Aha," murmelte seine Schotterstimme beim lesen. "So ist das also." Und, "Ahhh, jaa."
Zuletzt gab das Steinwesen Casimir seinen Zettel zurück.
"Danke, Casimir, das war sehr lehrreich. Und ich scheine Glück zu haben, wenn ihr der Casimir vom Zettel seid. Bestimmt könnt ihr es möglich machen, das ich ein paar Edelsteine gegen Mit-Fisch eintauschen kann, um die Kleidung bezahlen zu können."
Adamantu sah sich kurz um, dann an sich herunter und wollte schon einen seiner Auswüchse aus Rubin abbrechen, entschied sich dann aber anders.
Es ging ja auch ohne Schmerzen, auch wenn er sich bereits ausgepopelt hatte.
Der elementarist lief also mal kurz gegen den Laternenpfahl, verbog den, kratzte sich am kopf und bog ihn wieder grade.
"Moment," malmte der Obsidianermund hervor, kurz bevor er noch absonderlichere Laute von sich gab. Es war erdelementarisch und hörte sich auch genauso an. Vielleicht und mit furchtbar viel Phantasie, wie ein gedonnertes Chinesisch mit bayrischem Akzent, gesprochen von einem Briten.
Wie gesagt, nur vielleicht.
Aber es wirkte und schon kurz darauf bebte die Erde ein wenig und eine große Hand stieß aus dem Boden hervor. Der ganze Arm danach war bis zu dessen Schulter so lang wie der ganze große Obsidianer, also mußte dieser Arm zu etwas noch größerem gehören.
Tat es auch.
Es folgten noch ein riesiger Kopf, zwei Schultern und ein weiterer Arm, bis ein Teil des gewaltigen Erdelementars wie am Rand eines Swimmingpools aus der Erde guckte. Das Gespräch zwischen den beiden wurde aus in erdelementarisch gegrollt und es war ungefähr so, als unterhielten sich zwei Steinschläge.
"Hey, Rocko."
"Hey, Adi. Lang nicht mehr gesehn, Kleiner. Wie gehts denn so ?"
"Muß ja, Rocko, muß ja. Bin grad aufgewacht und hab ein Zeitalter verschlafen, glaub ich."
"Ach das kenn ich. Wäre da nicht alle Nuggets lang eine Beschwörung, ich ginge in Rente. Aber du hast mich doch nicht zum quatschen gerufen, Kleiner, oder ?"
"Stimmt, wie immer hast du recht. Ist auch der gleiche Wunsch wie meistens."
"Ahh, Tauschmetall. Kriegen diese Winzlinge immernoch nicht genug davon ?"
Und dabei drehte sich der Kopf des Elementars, der noch um einiges gewaltiger war, als der Adamantu's, um auf den Casimir hinab zu blicken. Augen aus reinem Orichalkum musterten den Gnom.
"Scheint so. Und Fisch."
"Fisch ?"
"Fisch."
"Dieses Wuselviehzeug, das im Wasser lebt ?"
"Genau."
"Das ist ja pervers."
"Naja, ein bisschen schon. Aber was willst du machen ?"
Der große Erdelementar schüttelte seinen Kopf, das Steinchen fielen.
"Gut, Kleiner, ich bin gleich wieder da. Wieviel willst du denn ?"
"Ich weiß nicht. Eine Hand voll sollte reichen."
"In Ordnung. Bis gleich."
Dann wackelte wieder ein wenig der Boden, als sich der Elementar in die Erde zurückzog und Adamantu meinte beruhigend zu Casimir,
"Keine Sorge, der kommt gleich wieder."
Das tat der Erdgeist auch erneut mit einem Minibeben. Diesmal kam aber bloß ein halber Kopf und eine Hand heraus, die ihm einem massiven klupen Gold vor die Obsidianfüße packte. Eine Erdelementarhand voll, die ein Zwerg oder ein Ferengi sofort und präzise mit 24 Karat auf 5,42 kg beziffert hätten.
Adamantu winkte dem scheidenden Elementar zu, nahm dann den Goldklumpen, lief brav gegen die Konversationslaterne, verbog sie und bog sie wieder grade.
"Das hätte ich gerne mitfischifiziert," sagte der Obsidianer und hielt dem Gnom den Klumpen entgegen.