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Sci-Fi / Fantasy Auge in Auge mit dem Wolf

Shadow

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Die frei lebenden Wölfe des Banff Nationalparks werden nun schon seit 20 Jahren genau beobachtet. In „ Auge in Auge mit dem Wolf“ haben Günther Bloch und Peter A. Dettling die bedeutendsten Momente in Wort und Bild zusammengefasst.

Der Banff Nationalpark befindet sich im Süden von Kanada. Im Winter des Jahres 1984 siedelt sich die erste der vielen beobachtete Wolfsfamilien an. Sie wird „Sprays“ genannt und scheint sich im Banff Nationalpark wohl zu fühlen. Aus den ursprünglich sechs Wölfen entstehen schon bald neue Rudel. Eigentlich bietet der Banff Nationalpark alles, was man für ein Wolfsleben braucht. Nur leider führt durch den Park nicht nur eine Eisenbahn, sondern auch eine Autobahn. Eine fehlende Umzäunung und das unvorsichtige Verhalten von Mensch und Wolf trägt zu zahlreichen Unfällen bei. Die Fahrer halten sich selten an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Wölfe nutzen bei der Jagd öfters Straßen und Schienen als Laufbahn, was ihnen oft zum Verhängnis wird.
So ergeht es auch der Leitwölfin Delinda, welche von heute auf morgen all ihre Wolfsjungen zurück lässt. Der Wolfsvater ist nun ziemlich überfordert, schafft es aber doch die Jungen auch allein groß zu ziehen.

Diese und viele andere Geschichten erfährt man in diesem Buch. Doch auch fachliche Fragen zum Thema Wolfsverhalten kommen keineswegs zu kurz. Denn genau darum geht es bei den Beobachtungen. Es soll herausgefunden werden, wie die Wölfe sich in der freien Natur verhalten und warum sie es tun. Da jeder Wolf einzigartig ist, ist es nicht immer einfach ein System dahinter zu erkennen.
Einige „Wolfsklischees“ werden hier widerlegt. Zum Beispiel ist die Rangordnung innerhalb eines Rudels nicht so leicht systematisch erfassbar, wie häufig angenommen. Oft geht man davon aus, dass Wölfe nicht bellen können, was sie aber sehr wohl tun.
Bisher wurden schon viele Verhaltensforschungen an Wölfe vorgenommen, die in einem Gehege leben. Bei diesem Buch liest man aber von Erkenntnissen, die nur an frei lebenden Wölfen gemacht wurden. Es wurde viel Wert darauf gelegt, der Natur ihren Lauf zu lassen. Dadurch wird das Verhaltensmuster der Tiere so wenig wie möglich beeinflusst und somit nicht verfälscht. Wenn man bei den Beobachtungen keinen Einfluss nehmen möchte, bedeutet das aber auch, dass hungernde und sterbende Wölfe keine Hilfe von Menschen erhalten. Selbst wenn man durch Auslegen von Tierkadavern oder Hilfe von Tierärzten den Problemen entgegenwirken könnte.
Ganz fern bleibt der Einfluss durch Menschen aber nicht, da der Nationalpark von vielen Touristen besucht wird und auch Verkehrswege hindurchführen.

Vor allem als der „Alltag“ der Wölfe beschrieben wird, liest sich dieses Buch beinahe wie eine Geschichte. Es wird nicht verallgemeinert, sondern genau beschrieben, welcher namentlich genannte Wolf wann was und warum tut. Die Wölfe werden zum Teil einzeln vorgestellt. Neben einem passenden Foto erfährt man die charakterlichen Eigenschaften, welche auch bei Wölfen sehr verschieden sind.

Neben interessanten Texten findet man beeindruckende Fotos. Beinahe jede Seite zeigt eine Farbabbildung von Landschaften und Tieren – natürlich in erster Linie Wölfe. Die Fotos sind zudem mit passenden Kommentaren versehen.
Zu den beeindruckensten Bildern, gehören jene auf denen die Wölfe einfach mitten auf der Straße schlafen. Da kann man nur hoffen, dass ihnen nichts passiert...

Am Ende des Buches sieht man noch einige Karten und Statistiken. Unter anderem sieht man die Verteilung und der Wandel der Rudelgebiete. Zudem noch eine Statistiken wie zum Beispiel Todesursache der im Nationalpark lebenden Wildtiere.

Der Autor Günther Bloch hat seit 1977 eine Hunde-Farm in der Eifel. Sie besteht aus einer Forschungsabteilung, Hundeschule und einer Pension. Bei den Forschungen geht es in erster Linie darum das Verhalten der Hunde besser zu verstehen und somit die Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu vereinfachen. Da Wölfe vieles mit Hunden gemeinsam haben liegt es Nahe, dass er sich auch mit verschiedenen Projekten der Verhaltensforschung von Wölfen und Wildhunden befasst.
Für zahlreiche gelungene Fotos sorgte Peter A. Dettling. Für seine Naturfotografie ist er unter anderem aus Magazinen wie NaturFoto, Terra oder Canadian Geograhpic bekannt.
In diesem Buch sieht man welchen großen Beitrag er zu Fotos von frei lebenden Wölfen geleistet hat. Im Gegensatz zur Fotografie von Gehegetieren ist es eine deutlich größere Herausforderung gelungene Fotos von frei lebenden Tieren zu erhalten.
Für fachliche Unterstützung sorgten Dr. Paul Paquet und Dr. Mike Gibeau. Dr. Paul Paquet ist leitender Ökologe der kanadischen Gesellschaft für Naturschutzbiologie . Er ist Fachmann für Beutegreifer, vor allem Wölfe und setzt sich unter anderem als Mitglied beim WWF-Kanada für deren Schutz ein.
Dr. Mike Gibeau ist ebenfalls ein Beutegreifer – Experte und zudem Geografieprofessor. Als Ranger und heute Biologe sammelte er bereits zahlreiche Erfahrungen in Nationalparks. Ein ganzes Jahrzehnt lang erforschte er den Einfluss des Menschen auf Grizzly-Bären. Nun befasst er sich sehr mit dem Schutz der Beutegreifer und versucht neuartige Maßnahmen einzurichten.

Für Leute, die sich schon etwas mit dem Thema Wölfe beschäftigt haben, hat das Buch einige interessante und zum Teil auch neue Erkenntnisse parat. Doch auch für „Neulinge“, die gerne mehr über Wölfe erfahren möchte ist das Werk gut geeignet. Es könnte allerdings sein, dass man das ein oder andere Fachwort nachschlagen muss, da diese im Buch häufig nicht erläutert werden.

Vielen Dank an den Kosmos-Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
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