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Sci-Fi / Fantasy Affe trifft Wolf

feuervogt

Auf Abenteuer
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Affe trifft Wolf ist der gemeinsame Versuch von Günther Bloch und Elli H. Radinger, die evolutionsgeschichtliche Entwicklung von Menschen und Hunden anhand der beiden Vorfahren derselben zu beleuchten. Dabei greifen beide Autoren auf ihre jahrelangen Beobachtungen diverser Wolfsrudel und die dabei gemachten Erfahrungen zurück.

So werden anschaulich und leicht zu lesen immer wieder anhand von Anekdoten aus dem Leben ihrer eigenen Schützlinge oder der von ihnen beobachteten Wolfsrudel die Verhaltensmuster von Wölfen und Hunden erläutert. Bloch und Radinger legen dabei sehr viel Wert auf eine Darstellung des soziologischen Verhaltens aus der Sicht von Kaniden. Dabei führen die Autoren allmählich von der Urzeit von Wölfen, Raben und Menschen, über die Domestikation zur Kulturgeschichte von Mensch und Hund und schließen das Buch mit einem Kapitel über den modernen Haushund und jeweils einem Tag im Leben ihrer eigenen vierbeinigen Freunde. Dem gegenüber wird die Entwicklung der Menschen anhand ihrer eigenen Vorfahren und an Affen aufgeführt.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei ständig auf der Ermahnung, unsere Hunde vor ihrem geistigen und seelischen Erbe der Wölfe zu betrachten und sie wie solche wahrzunehmen und zu behandeln, mit ihnen zu kooperieren anstatt sie nur zu dominieren. Wir Menschen sollten unsere erhabene und überlegene Position überdenken und darüber nachdenken, ob es wirklich nur die Wölfe waren, die von uns gelernt haben oder ob die ersten Menschen sich das ein oder andere doch vom Wolf abgeschaut haben.
Anders als bei Primaten üblich, wird wird in Kanidenkreisen ein familiärer, freundlicher Umgangston gepflegt und das unbeherrschte, aufbrausende Affentheater vermieden – daran sollten wir Menschen uns ein Beispiel nehmen und unsere überhebliche, angeblich erhabene Position neu überdenken.

Als Erziehungsratgeber für die eigenen Hunde ist das Buch nicht unbedingt geeignet, zumal es diesen Anspruch zu keiner Zeit propagiert. Letztlich hilft es aber doch dabei, sich ein wenig in die Welt der Hunde versetzen zu können und regt zumindest zum Nachdenken über das eigene Verhalten in dieser, leider nicht immer, symbiotischen Beziehung zwischen Affe und Wolf an. Es bietet neue Denkansätze und hilft, Hunde neu zu betrachten und nicht nur als Arbeitstier, sondern als echten Freund und wertvolles Familienmitglied kennenzulernen.

Wer Hunde und Wölfe mag und sich dafür interessiert, wie sie sich verhalten, wird in diesem Buch eine Hommage an die Kanidenwelt vorfinden, bei der wir Primaten nicht immer ganz so vorteilhaft wegkommen. Bloch und Radinger wissen zu polarisieren und schreiben stellenweise sehr provokativ. Doch wer sich dafür begeistern kann, wird schnell verstehen, warum man in den Himmel schauen sollte, wenn man Wölfe sucht.

So ausführlich der Standpunkt in Bezug auf Wölfe durch eigene Erfahrungen und Überlegungen gefestigt wird, so wenig standfest beruht die Darstellung der anderen Seite auf kurzen Aussagen anderer Autoren. Dabei kann der Kontext der ursprünglichen Aussage nicht immer auf die Schnelle überprüft werden, sodass man, der Rhetorik des Buches folgend, eher dem Blochschen Wolf vertraut, als dem Affen in uns. Der Affe im Titel wird weit weniger gut hingestellt, als der Wolf. Ein paar mehr Seiten hätten ihm vielleicht gut getan. Dennoch sind sämtliche Aussagen nachvollziehbar und logisch. Grund zum Zweifeln gibt es nicht.

Das Buch kommt, wie bei Kosmos üblich, als Hardcover aus hochwertigem Papier gebunden und mit 171 Fotos auf 192 Seiten daher. Der überwiegende Teil der Bilder zeigt Hunde und hebt sich kaum von anderen Bildern ähnlicher Bücher ab. Die, leider zu wenigen Fotos von Wölfen zeigen jedoch bis auf eine Ausnahme, ausschließlich Wölfe in freier Wildbahn und sind durchaus sehenswert.

Der Preis von 19,99 Euro ist für ein Buch in dieser Größe etwas hoch, gemessen an der Aufmachung und der Zielgruppe und der wohl damit verbundenen Auflage noch vertretbar, könnte aber gerne etwas niedriger ausfallen.


Über die Autoren:

Günther Bloch erforscht seit über 20 Jahren das Verhalten frei lebender Wölfe in Kanada und arbeitete als Hundetrainer in seiner Laufbahn mit knapp 32000 Mensch-Hund-Teams zusammen. Neben Verhaltensstudien von Gehegewölfen und gemischten Kanidengruppen, erforscht er Timberwölfe in den Rocky Mountains.

Elli H. Radinger gab ihren Beruf als Rechtsanwältin auf und schreibt als freie Autorin für Fachzeitschriften für Natur und Tiere und verfasste zahlreiche Fachbücher. Ihre große Leidenschaft gehörte schon immer den Wölfen. Sie ist Herausgeberin des “Wolf“ Magazins und verbringt den Großteil des Jahres im Yellowstone Nationalpark bei der Beobachtung von Wölfen.
Gemeinsam mit anderen gründeten Bloch und Radinger 1991 die „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V.“, deren Vorsitz Radinger zehn Jahre lang innehatte.

Persönlicher Nachtrag:
[MI]Bei der Recherche für diese Rezension fiel mir auf, dass der vorliegende Titel für reichlich Gesprächsstoff bei anderen Lesern sorgt und einige dieser Leser etwas anderes von Günther Bloch erwartet hätten. Dazu ist anzumerken, dass es sich hierbei um ein Gemeinschaftswerk handelt und beide Autoren ihren Teil dazu beitragen, wobei Blochs eigener Erzählstil durchaus zum Vorschein kommt. Seitenhiebe auf andere Autoren und Wissenschaftler entstammen deutlich der persönlichen Meinung von Bloch und Radinger und regen zum Nachdenken an. Das Schwarz-Weiß-Bild, das dabei oft gezeichnet wird, ist nicht jedermanns Geschmack aber vielleicht notwendig, um den Denkanstoß loszutreten. Dies zeigt meiner Meinung nach, dass das Buch genau ins Schwarze trifft, denn wer darüber diskutiert, denkt nach.

Unvoreingenommen und für sich betrachtet, lohnt sich die Anschaffung dieses Buches für jeden, der sich wahrhaftig für das Wesen seines Hundes interessiert und der nicht von Dogmen gesteuert wird, die er von außen aufgepfropft bekommt. Wer sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen will, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen und seinen Horizont erweitern.
Selbst denken, statt vordiktiert bekommen, eben wie ein Wolf![/MI]

Diese Rezension entstand mit freundlicher Untertützung des Kosmos Verlages
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Affe trifft Wolf

Wenn ich nicht so sehr der "Katzentyp" wäre, würde ich es glatt lesen! Oder vielleicht doch irgendwann mal frei nach dem Motto: "Mal was Anderes!"
 
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