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Sci-Fi / Fantasy Jagdzeit

Seppo

Auf Abenteuer
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„Tief im Wald wirst du finden, was du suchst!“ Olivia Kenning könnte sich wesentlich schönere Dinge vorstellen, als in einen Wald zu gehen. Die bekennende Großstädterin würde lieber in Ruhe vor dem Fernseher bei einer Tafel Schokolade mit ihrer Katze kuscheln. Und dennoch entfernt sie sich so weit aus der österreichischen Landeshauptstadt, um in das entlegene Bergdorf W. zu fahren. Doch was ist der Grund? Und warum hockt Olivia jetzt mutterseelenallein im dunklen Wald? Männer! Eigentlich wollte die junge Autorin in dem entlegenen Dorf nach Inspiration für einen neuen Roman suchen, nähert sich ihr vom Verlag aus doch die gesetzte Deadline. Aber wenn sie gerade schon unterwegs ist kann die Singlefrau auch noch auf ein Blinddate mit dem Dorflehrer gehen. Soweit ist der Plan für Olivia in Claudia Tomans zweitem Buch „Jagdzeit“. Doch es kommt anders als von Olivia gedacht. Statt auf den lieben und gutaussehenden Dorflehrer zu treffen, trifft sie nur auf Adrian Alt, ein Tourist, der von allen Dorfbewohnern nur „Schnüffler“ genannt wird. Und Adrian ist wirklich ein Schnüffler, denn etwas geht um in W. Die Menschen sterben hier entweder sehr jung oder sehr alt. Der Friedhof ist voller Kleinkinder und Greise und den wenigen armen Seelen, die versuchten, dem Geheimnis von W. auf den Grund zu gehen. Auch Olivia kommt dem Geheimnis näher, wenn auch unbeabsichtigt und sie wird entführt in eine sonderbare Welt. Eine Welt mit Hexenhäuschen, geheimnisvollen Runen, einem sprechenden Waldkauz und den großen, bösen Wolf. Als wäre das noch nicht genug, rückt ihr die Deadline immer näher und die Inspiration bleibt aus. Die Legende von dem Haus im Wald und der magischen Quelle kommt ihr dabei gerade recht. Doch Magie hat immer ihren Preis. Wird Olivia die Quelle finden und aus dem Ort W. entkommen? Was ist das wohl gehütete Geheimnis des Dorfes und was hat Adrian Alt damit zu tun? Eins ist jedenfalls sicher. Ein Monster geht um in W. und es holt sich unartige Kinder und alte Großmütterchen und Großväterchen.

Claudia Toman verarbeitet in ihrem zweiten Roman „Jagdzeit“ Motive aus der nordischen Mythologie mit einer eigenen Fassung von Rotkäppchen. Doch obwohl auf den ersten Seiten noch der Klassiker der Gebrüder Grimm zitiert wird, bildet sich eine ganz neue Geschichte. Die Heldin begibt sich nicht freiwillig in den Wald und sucht den rechten Weg, sondern die Ereignisse zwingen sie dazu. Wie es zu diesen Ereignissen kommt erfährt der Leser nach und nach in einem von insgesamt vier ineinander verwobenen Handlungssträngen. Der Leser begleitet Olivia im ersten Moment auf ihren Weg durch den Wald auf der Suche nach der Quelle der Inspiration und wird im nächsten Moment abwechselnd von Adrian und Olivia durch die Vorgeschichte geführt, die aufzeigt, wie Olivia in den Wald gekommen ist. An verschiedenen Stellen sind zudem noch Romanfragmente eingebaut, in denen Olivia die Ereignisse im Dorf W. verarbeitet. Was auf dem ersten Blick verwirrend erscheinen mag, fügt sich doch schon bald in ein passendes und spannendes Gesamtbild. Denn je tiefer man in den Wald eintaucht oder je weiter man dem Geheimnis auf die Spur zu kommen versucht, umso schwerer wird es, das Buch aus der Hand zu legen. Doch bietet das Buch nicht nur einen Mix aus Märchen, Mysterien und gefährlicher, dunkler Spannung. Auch witzige Elemente finden sich, die großteils aus Situationskomik entstehen. Sei es der kleine Waldkauz Sibby oder Olivias pessimistische und zynische Seite in ihrem Kopf, die sie selbst Motzmarie getauft hat. Sie lockern das Geschehen an passender Stelle auf und sorgen für den ein oder anderen herzhaften Lacher.

Obwohl Olivia Kenning auch in dem zweiten Roman von Claudia Toman die Hauptfigur ist, kann man diesen Roman sehr gut lesen und verstehen, selbst wenn man den ersten Roman „Hexendreimaldrei“ nicht gelesen hat. Da nun auch ein dritter Roman um die Heldin Olivia in Arbeit ist, kann man schon von einer Serie von Romanen rund um die magisch-märchenhafte Welt der Olivia Kenning reden. Erzählt wird die Geschichte immer aus der Sicht der Person, dessen Handlungsstrang gerade verfolgt wird, wobei Olivia aus der Ich-Perspektive erzählt. So fällt es sehr leicht, der Handlung zu folgen und man fühlt sich richtig in den dunklen Wald hineinversetzt.
Das Cover zeigt die linke Hälfte eines Waldkauzkopfes hinter einigen Blättern und im dunkeln verborgen. Herausstechend ist hierbei das große Auge. Persönlich hätte ich an dieser Stelle lieber einen Wolfskopf gesehen, da der Wolf eine größere Rolle in diesem Buch spielt als der Waldkauz. Ansonsten ist es ein dunkel gehaltenes Cover und der Roman wirkt sehr passend im Softcover. Insgesamt ein lesenswerter Roman, der auch einmal eine andere Interpretation der Grimm’schen Märchen zeigt.


Vielen Dank an den Diana Verlag, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
Interview mit der Autorin

Liebe Forenmitglieder,
Claudia Toman, die Autorin von "Jagdzeit", war so freundlich mir nach der Rezension noch ein kleines Interview zu geben. Natürlich möchte ich euch dieses Interview nicht vorenthalten. Daher an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Autorin und viel Vergnügen beim Lesen.


Sehr geehrte Frau Toman,

Mein Name ist Sebastian C. und ich bin Mitglied bei RPG-Foren.com, wo ich vor kurzem Ihren neuen Roman „Jagdzeit“ rezensieren durfte. Im Zuge dieser Rezension würde ich gerne ein kurzes Interview mit Ihnen durchführen.



Frau Toman, Ihre beiden Romane „Hexendreimaldrei“ und „Jagdzeit“ sind märchenhaft angehaucht. Wie kommt man als Autorin auf die Idee, sich an Kinder- und Hausmärchen für eine Buchidee zu orientieren?


Das entstand mehr oder weniger zufällig, als mir einmal, tatsächlich auf dem Klo sitzend, die Idee mit der Tütüfee und dem Wunsch nach der Verwandlung in einen Frosch kam. Dazu kommt, dass ich ein großer Fan der Märchen der Gebrüder Grimm bin, ich mag die dunklen Seiten und die wiederkehrende Symbolik. Märchen sind in unserer modernen Welt präsenter als man glauben sollte. Die Faszination von Magie ist ungebrochen und alt wie die Menschheit.

Im Roman ist Olivia im Wald auf der Suche nach der „Quelle“. Was ist ihre persönliche Quelle der Inspiration?

Es gibt fast nichts, das nicht als Inspiration dienen kann, Geschichten begegnen uns jeden Tag in allen möglichen Formen. Ich persönlich schöpfe viel auf Reisen, wobei mich Plätze und ihre Atmosphäre am meisten reizen. Ein Ort kann ganz bestimmte Gefühle auslösen und nicht selten stößt man dann auch auf Geschichten oder Mythen rund um diesen Ort. Solche Erlebnisse hatte ich oft.

Wenn man eine Figur erschafft, sei es in einem Roman oder einem RPG, so fließt nach meiner Erfahrung immer ein Teil der eigenen Persönlichkeit in die verschiedenen Charaktere mit ein. Wie viel Ihrer Persönlichkeit fließt in ihre Charaktere mit ein?


In Olivia ist sehr, sehr viel von mir eingeflossen, eigentlich mehr als gut ist, weil man zeitweise Feedback wie „die Protagonistin ist naiv/nervig/unsympathisch“ sehr persönlich nimmt. Jede Figur, die man sich ausdenkt, trägt aber natürlich Elemente der eigenen Erfahrungswelt und Persönlichkeit in sich. So ist in Adrian Alt meine große Sehnsucht nach einem klassischen Helden wie Aragorn eingeflossen und in Shakespeare und Mimmer meine Gedanken über das Schreiben.

Eine von Olivias großen Schwächen oder besser gesagt Ängsten, sind Vögel. Warum gerade Vögel, wenn sich in diesem Roman doch eigentlich Wölfe besser anbieten würden?

Eine entscheidende Frage. Ich darf da natürlich noch nicht alles verraten, aber Ängste sind tief in uns verborgen und auch nicht immer rational. Manche Menschen fürchten sich vor harmlosen kleinen Krabbeltieren, manche vor Schlangen. In Olivias Fall hat das mit den Vögeln große Bedeutung, der Grund dafür liegt in ihr selbst. Klar fürchtet man sich vor großen Tieren mit Zähnen, aber das ist eine andere Art von Angst als die klassische Phobie.

Olivias größtes Problem ist anfangs noch ihre auslaufende Verlagsdeadline. Wie schwer oder leicht ist es für Sie, Ihre Deadlines einzuhalten?

Bisher zum Glück noch sehr leicht, weil ich schnell arbeiten kann und ziemlich gut einschätzen kann, wie lang ich für etwas brauche. Aber es kann immer passieren, dass man plötzlich in einer Sackgasse landet, dann, womöglich wird es eng.

Dürfen sich ihre Leser eigentlich in Zukunft auf ein neues Abenteuer von Olivia Kenning freuen und wenn ja, wissen Sie schon, welches Märchen Ihnen diesmal als Vorlage dient?

Im März 2011 erscheint Olivias drittes und letztes Abenteuer, in dem alle Fäden zusammen kommen. Ich schreibe gerade daran, es wird noch um einiges verrückter als Hexendreimaldrei und Jagdzeit, Hauptthema ist diesmal Frau Holle, wie vielleicht für den aufmerksamen Leser durch das wiederkehrende Brunnenmotiv zu erwarten war.

Als ich das erste Mal beim Lesen auf den Waldkauz Sibby traf, musste ich herzhaft lachen. Zum Einen, weil es komplett unerwartet war und zum Anderen, weil mich der Waldkauz ein bisschen an Archimedes aus Die Hexe und der Zauberer erinnerte. Woher kam Ihnen die Idee?

Ach ja, stimmt, Archimedes, daran hätte ich gar nicht gedacht, obwohl ich den Film natürlich als Kind geliebt habe. Zum einen liebe ich Eulen, zum anderen sind sie in Märchen einfach nicht wegzudenken. Die Grundidee stammt wohl aus einem meiner Lieblingsmärchen Jorinde und Joringel, wo sich die Hexe tagsüber in eine Nachteule verwandelt. Diese Hexe-Eule-Verbindung ist sehr interessant.

Sie verdienen ihr Geld mit ihren Büchern. Kommt man dann auch dazu, in Ruhe und mit Genuss ein Buch einer Kollegin oder eines Kollegen zu lesen oder kommen einem dann eher die Gedanken, wie man das Buch anders geschrieben hätte?

Ich lese sogar sehr gerne Bücher von KollegInnen, zuletzt „Erebos“ von Ursula Poznanski und „Das Kind auf der Treppe“ von Karla Schmidt, beide haben mich restlos begeistert. Natürlich liest immer ein kleiner Kontrolleur mit, aber es spricht für die Qualität eines Romans, wenn dieser völlig überrumpelt und außer Gefecht gesetzt liegen bleibt, weil mich die Story so mitreißt. Dieses Fallenlassen funktioniert zum Glück immer noch.

Manche Menschen lesen ein Buch in wenigen Tagen komplett durch. Doch wie viel Arbeit und Zeit steckt hinter der Entstehung oder kurz, wie lange braucht es von der ersten Idee bis zur druckreifen Version?

Das ist bei Autoren sehr unterschiedlich. Bei mir persönlich braucht es von der Idee zum Schreibbeginn etwa ein halbes Jahr, dann ein halbes Jahr Schreibzeit zur ersten Fassung und etwa noch einmal ein halbes Jahr mit mehreren Lektoratsdurchgängen bis zur druckreifen Version. Also eineinhalb Jahre Arbeit, grob geschätzt.

Vielen Dank schon mal bis hierhin Frau Toman. Ich würde Ihnen zum Abschluss gerne noch ein paar persönliche Fragen stellen.

Was ist Ihr persönliches Lieblingsbuch?


Immer schon und wahrscheinlich bis in alle Zeit Es von Stephen King, dicht gefolgt von Herr der Ringe und Harry Potter.

Was trinken Sie am liebsten?

Tee in jeder Form.

Was ist ein guter Grund für eine Arbeitspause für Sie?

Stress im Brotberuf oder private Probleme, beides Phantasiekiller.

Wann kamen sie das erste Mal auf die Idee, Autorin zu werden?

Ich glaube, das war nie eine Idee, sondern eine Tatsache seit ich lesen kann, denn in etwa so lange denke ich mir auch selbst Geschichten aus.


Vielen dank Frau Toman, für das Interview. Es hat mir sehr gefreut und ich möchte mich noch einmal herzlich für die Gelegenheit bedanken, Sie und Ihren Roman durch dieses Interview ein klein wenig kennengelernt zu haben.

Sehr gerne, es war mir ein Vergnügen!
 
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