AW: Sozialstatus und Verbindungen bei Spielbeginn
In meinen Runden mussten die Spieler bislang nicht die Verbindungen, die durch ihre direkte Familie zustande kamen durch GP kaufen. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die familäre Bande sozusagen durch den Kauf des Sozialstatus bereits abgedeckt ist.
In meinen Runden hat es mit dieser Regelung bisher auch keine Probleme gegeben, da ich meist Spieler hatte, die Charaktere mit SO um die 8 zu Spielbeginn spielten. Recht mittelständisch halt.
Und bei der Frage, ob einem Charakter der familiäre Hintergrund, sei es die tatsächliche Familie von Geburts wegen oder die Otta-Mannschaft bei einem zur See fahrenden Thorwaler, zu Hilfe eilen kann und wird, wenn der Spielercharakter fern ab der Heimat Abenteuer bestreitet? Wohl kaum. Auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein Charakter in der Ferne mit einem in der Heimatstadt großen und berüchtigten Familiennamen etwas anfangen kann.
Aventurien macht zwar offiziell gesehen von der Größe her den Eindruck eines Dorfes, dass man zu Pferd binnen drei Monaten durchreiten kann. Aber die Omnipräsenz prominenter Zeitgenossen in den Medien wie heute ist dann doch eher nicht zu erwarten.
Man wird als "gewöhnlicher" Aventurier vielleicht sich schon glücklich schätzen dürfen, den lokalen Baron mal gesprochen zu haben und vom fernen Kaiser sich den Namen gemerkt zu haben. Sich da dann auch noch jede irgendwie richtig kompetente Persönlichkeit merken und auch als solche erkennen...? Nö. Aus eben diesem Grunde halte ich das Vorhandensein und das Erfolgreichsein von Aufschneidern und Hochstaplern in größerem Umfang durchaus für vorstellbar. Selbstverständlich muss ein Aufschneider und Hochstapler jederzeit damit rechnen, gelyncht zu werden, wenn er auffliegt und wird daher sich nicht all zu lange am selben Ort aufhalten dürfen. Und konsequenterweise nach Möglichkeit ein und denselben Ort nicht zweimal aufsuchen...
Unter welchen Bedingungen könnte eine familiäre Bande denn so spielrelevant werden, dass sich ein Spielleiter überlegen müsste, dass diese spezielle Verbindung bei der Charaktererschaffung extra zu bezahlen sei?
Nehmen wir das obige Beispiel eines SO-4-Charakters, der in der Familie auch noch einen Schmied hat. Darin sehe ich überhaupt kein Problem. Denn zum einen muss der Charakter natürlich gerade in der Gegend sein, wenn er von diesem Onkel etwas möchte. Zum anderen kann er natürlich nicht unbedingt erwarten, dass sein Onkel ihm eine besondere Meisterwaffe schmieden kann. Vielleicht ein bißchen auf seine Person zugeschnitten. Aber vielleicht ist er im Schmieden von Waffen auch gänzlich ungeübt, weil er seit 30 Jahren nichts anderes gemacht hat als Pferdehufe zu beschlagen, den Pflug der Bauern gerade zu biegen und mit seinen Zangen sich als Zahnbrecher zu verdingen?
Als Spielleiter gehe ich davon aus, dass ein Spieler, der über seinen Hintergrund etwas besonderes erreichen möchte, nicht einfach nur sagt, dass er das hat oder das kann oder ihm das zur Verfügung steht, sondern im Rollenspiel vermittelt oder sich über eine entsprechende Hintergrundgeschichte sich in schriftlicher Form Gedanken dazu gemacht hat. Und wenn die Hintergrundgeschichte vor "Meister Hier" und "Meister Da" wimmelt, dann muss ich da ein paar klärende Worte mit dem Spieler wechseln. Ablehnen kann ich es als Spielleiter, aber wenn ich es einmal zugelassen habe, dann ist halt Essig mit nachträglich zurückziehen...
Ich bin sowieso kein Freund von Spieler künstlich klein halten, damit sie ja nie etwas können oder an Einfluss gewinnen. Ein Spielleiter, der dieses bei seinen Spielern auf Biegen und Brechen verhindern möchte, ist entweder nicht kreativ oder zu faul, seine Abenteuer und Kampagnen an die Spielgruppe anzupassen...