Cry
Eingesessen
- Beiträge
- 191
- Punkte
- 16
Immerhin zwei Tage waren seit der zweifelshaften Begrüßung durch die Gang an jungen Kainiten vergangen, die Wunden, die Sunisa davon getragen hatten, waren beinahe verheilt, aber noch durchzuckte bei jedem Schritt ein massiver Schmerz ihre gesamte Flanke. So etwas half einem, sich auf's wesentliche zu konzentrieren, wie die Teufelstigerin fand.
Sie erwachte früh am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, als das Yang-Chi in ihr zu brodeln begann. Sie hatte kaum noch Schwierigkeiten, Tagsüber wach zu bleiben, solange sie den Schlaf irgendwann nachholte. Sunisa öffnete die Augen nur einen spalt weit. Die Decke ihres Schlafzimmers war mit bestickten Seidentüchern verhangen und nun kaum mehr zwei Meter hoch. Wer größer war, musste sich bücken oder hing mit dem Gesicht in feinen Textilien.
Ein paar Räucherstäbchen glühten neben dem Bett vor sich hin, das sie sich mit drei jungen Damen geteilt hatte, die sie nicht so recht auseinander halten konnte. Aber sie waren gutaussiehend, wohlriechend und reich an Yang-Chi, also bemühte die Kuei-Jin sich, sie wenigstens meistens beim richtigen Namen anzusprechen. Dankbarkeit war ein wichtiger Teil einer erleuchteten Existenz, auch für einen Teufel. Vorsichtig schob sie eins der nackten Mädchen von ihrer Brust, was mit einem Schmatzen quittiert wurde, als es sich einfach umdrehte und weiterschlief. Durch das halb geöffnete Fenster im Vorraum drang der Straßenlärm in die Wohnung im dritten Stock des gedrungenen Gebäudes in einer kleinen Seitenstraße - der meiste Lärm schallte von der Bowery herüber. Schreiende Händler, fahrende Autos, hupende Taxis. Die Teufelstigerin stieg geschickt aus dem Bett, ohne auf einen der nackten Leiber zu treten und hüpfte zu einem Schemel neben dem Bett, auf dem ein seidener Bademantel hing. Es war nicht ihrer, passte aber gut genug, also streifte sie ihn über.
Auf dem Balkon trank sie einen starken Kaffee und aß ein paar Trauben, während sie in den letzten Strahlen der Abendsonne badete, ehe sie sich im Westen hinter das Ufer des Hudson River senkte, während nach und nach die Straßenlaternen ansprangen. Die Menschen unterdes reagierten, wie von einer Schwarmintelligenz geleitet, auf das Einbrechen der Nachtzeit. Die Ströme an Leuten schienen mit dem Verschwinden der Sonne nach und nach das Interesse an Lebensmittelgeschäften, Gewürzmärkten und Sightseeing zu verlieren, während sich die Restaurants, Bars, Nachtclubs und Massagesalons füllten.
Sie selber hatte heute noch viel zu tun, heute war die Nacht, in der sie die Bosse besuchen würde. Es konnte keine Chinatown ohne die Triaden und die Tong geben - wie es keinen Garten ohne Pflanzen geben konnte. Man musste lediglich das Unkraut jäten, während man die erwünschten Pflanzen wässerte und mit Dünger versorgte. Genau so musste sie die destruktiven Elemente des Stadtteils entwurzeln und die nützlichen, stabilisierenden stärken.
Der Alte Nghia, der tatsächlich der jüngere Nghia war, würde vermutlich gerade das Restaurant öffnen, die Spa, wenn man es so nennen mochte, Sunisa würde vermutlich von einem abgewichsten Puff sprechen, aber das kam bei der Kundschaft nicht gut an, würde auch die zweideutigen Neonschilder anknipsen. So ein Etablissement zu betreiben bot ihr einen guten Überblick über die Degenerierten dieser Stadt. Um die Seele einer Stadt zu kennen, musste man zunächst ihre Sünden betrachten.
Sunisa lächelte, als das gelbe Licht der Sonne erst ins Orange und schließlich ein rotstichiges Rosa überging und die letzten Strahlen ihren toten Körper erwärmten. Heute würde eine gute Nacht werden, sie konnte das gute Joss förmlich spüren.
Sie erwachte früh am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, als das Yang-Chi in ihr zu brodeln begann. Sie hatte kaum noch Schwierigkeiten, Tagsüber wach zu bleiben, solange sie den Schlaf irgendwann nachholte. Sunisa öffnete die Augen nur einen spalt weit. Die Decke ihres Schlafzimmers war mit bestickten Seidentüchern verhangen und nun kaum mehr zwei Meter hoch. Wer größer war, musste sich bücken oder hing mit dem Gesicht in feinen Textilien.
Ein paar Räucherstäbchen glühten neben dem Bett vor sich hin, das sie sich mit drei jungen Damen geteilt hatte, die sie nicht so recht auseinander halten konnte. Aber sie waren gutaussiehend, wohlriechend und reich an Yang-Chi, also bemühte die Kuei-Jin sich, sie wenigstens meistens beim richtigen Namen anzusprechen. Dankbarkeit war ein wichtiger Teil einer erleuchteten Existenz, auch für einen Teufel. Vorsichtig schob sie eins der nackten Mädchen von ihrer Brust, was mit einem Schmatzen quittiert wurde, als es sich einfach umdrehte und weiterschlief. Durch das halb geöffnete Fenster im Vorraum drang der Straßenlärm in die Wohnung im dritten Stock des gedrungenen Gebäudes in einer kleinen Seitenstraße - der meiste Lärm schallte von der Bowery herüber. Schreiende Händler, fahrende Autos, hupende Taxis. Die Teufelstigerin stieg geschickt aus dem Bett, ohne auf einen der nackten Leiber zu treten und hüpfte zu einem Schemel neben dem Bett, auf dem ein seidener Bademantel hing. Es war nicht ihrer, passte aber gut genug, also streifte sie ihn über.
Auf dem Balkon trank sie einen starken Kaffee und aß ein paar Trauben, während sie in den letzten Strahlen der Abendsonne badete, ehe sie sich im Westen hinter das Ufer des Hudson River senkte, während nach und nach die Straßenlaternen ansprangen. Die Menschen unterdes reagierten, wie von einer Schwarmintelligenz geleitet, auf das Einbrechen der Nachtzeit. Die Ströme an Leuten schienen mit dem Verschwinden der Sonne nach und nach das Interesse an Lebensmittelgeschäften, Gewürzmärkten und Sightseeing zu verlieren, während sich die Restaurants, Bars, Nachtclubs und Massagesalons füllten.
Sie selber hatte heute noch viel zu tun, heute war die Nacht, in der sie die Bosse besuchen würde. Es konnte keine Chinatown ohne die Triaden und die Tong geben - wie es keinen Garten ohne Pflanzen geben konnte. Man musste lediglich das Unkraut jäten, während man die erwünschten Pflanzen wässerte und mit Dünger versorgte. Genau so musste sie die destruktiven Elemente des Stadtteils entwurzeln und die nützlichen, stabilisierenden stärken.
Der Alte Nghia, der tatsächlich der jüngere Nghia war, würde vermutlich gerade das Restaurant öffnen, die Spa, wenn man es so nennen mochte, Sunisa würde vermutlich von einem abgewichsten Puff sprechen, aber das kam bei der Kundschaft nicht gut an, würde auch die zweideutigen Neonschilder anknipsen. So ein Etablissement zu betreiben bot ihr einen guten Überblick über die Degenerierten dieser Stadt. Um die Seele einer Stadt zu kennen, musste man zunächst ihre Sünden betrachten.
Sunisa lächelte, als das gelbe Licht der Sonne erst ins Orange und schließlich ein rotstichiges Rosa überging und die letzten Strahlen ihren toten Körper erwärmten. Heute würde eine gute Nacht werden, sie konnte das gute Joss förmlich spüren.