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(Advanced) Dungeons & Dragons [Kurzgeschichte] Die Rote Dame

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Theodin

Heldenhaft
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Die Rote Dame


Sie hatte sich verletzt. Marsen besah sich die Wunde an ihrer Handfläche während sie peinlich eingeschüchtert auf den Boden verharrte. Ihr Blick unter dem teilweise langen Pony des gelb-orange gefärbten Haar war spürbar abgewandt. Ein sanfter fast rötlicher Ton, Marsen musste an diese Haare denken, ehe er sich wieder auf die Wunde konzentrieren konnte. Seine rechte Hand griff in den Bundgürtel, auf dessen Innenseite eine Ausbuchtung war, die ein kleines Gefäß symbolisierte. Als er es öffnete stank es ein wenig. Er nahm die Hand der Frau, die sich nicht wirklich dagegen zu wehren schien, und rieb die Paste auf die Wunde. Kurz zuckte ein leichter Schmerz und ihr Gesicht drehte sich noch weiter fort. Sie konnte dem Mann nicht in die Augen sehen, den sie erst panisch nieder geworfen und der ihr nun geholfen hatte.
Plötzlich riss ihr Kopf herum und der Mann schaute ihr in die Augen. Ihre wunderschönen grünen Augen... Erneut verlor der Mann sich in das Kunstwerk der Weiblichkeit vor sich. Nur der beschämte Blick der Frau, die ihre Augen zum Boden und aus der Augenhöhe des Mannes wendete, brachte ihn zurück.
Kurz wendete Marsen den Kopf, diesmal sichtlich selbst beschämt über sich selbst. „Verzeiht, es war unangebracht.“ Der Mann ließ von ihrem Gesicht ab und band ein älteres Seidentuch um die Hand der Frau. „Diese reinigende Paste wird die Heilung beschleunigen. Bitte lasst sie einen Tag auf der Wunde. Ich geleite Euch hier hinaus.“
Immer noch rührte sich die Frau kaum. Stand sie noch unter Schock, weil sie die zwei Männer gewaltsam zwingen wollten? Vielleicht fand sie einfach nicht die Worte ihn anzusprechen. Marsen bemerkte ihr Dilemma, jedoch nicht den Grund. Seine fürsorgliche Art zwang ihn einfach dazu ihr zu helfen. Zumal sie ein Bilderbuch der schönen, verbotenen Früchte war. Das Künsterleben ist hart.
„Ich bin Marsen Hundschild“, sprach er und griff unsanft ihren Arm hinter der verwundeten Handfläche um sie hoch zu ziehen. Aber sowohl Gewicht wie Wille der Frau gingen zu Boden. Marsen ließ ab und ihr Arm glitt wieder hinab zum nun leicht zitternden Körper in ihrer Bauernkluft. Er hielt sich die rechte Hand an den Kopf.
„Meine Dame, bitte zwingt mich nicht Euch zu tragen. Diese Hände vollführen Kunst, keine Knochenarbeit.“ Wieder kam keine Reaktion. Resignierend gab Marsen auf, ließ sich lautstark hinab gleiten und sorgte für einen kurzen Schreck der Dame, die nachsah. Was sie vorfand war das Lächeln des lebhaften Künstlers der erneut tief in ihr Gesicht schaute und die leicht spiegelnden Augen verschwimmen sah. „Das ziert Euch nicht Lady. Dieses Gesicht braucht Frohsinn. Kommt lacht.“ Nie hätte sie ernsthaft jemand als Lady angesprochen. Sie eine gewöhnliche. Ihre Emotionen nachzuvollziehen war Marsen kaum möglich. Er kannte nicht einmal den Grund für ihren Aufenthalt in diesem dunklen Bereich der alten Marktstadt von Grauenweiher. So saßen sie da, Marsen an ihrer Seite immer sanft lächelnd, wenn sie hoch blickte und die nun weinende Frau. Sie saßen in mitten der verfallenen Marktstadt von Grauenweiher zwischen Dreck und alten Schilfhütten.


„Dann sagte der Grabbi, wenn meine nächste Portion Eisen nicht rot sein soll, mach Dich vom Acker.“ Die Frau sah Marsen leicht unverständlich an. Marsen seufzte. „Gut... ja... die Geschichte ist weder witzig noch hilft sie uns weiter. Aber Lady Lisma“, Marsen sprang in ihren Gang und stoppte sie mit seinen sehr aktiven Händen. „Beleidige nie einen Grabbi ob seines Essens. In sofern war es doch lehrreich.“ Marsen schmiss die Arme vom Körper und wendete sich leicht errötet ab. Lady Lisma war sehr still und er musste fast jede Unterhaltung allein führen. Doch er hatte sich wieder einmal zum Idioten gemacht.
„Lady Lisma es wäre leichter wenn Ihr Euch herablassen würdet auch einmal mit mir zu reden.“ Marsen rieb seinen Schuh verlegen über den Boden. Selbst Lisma hatte erkannt, dass er sich in der kurzen Zeit sehr für sie interessierte. Ihr Lächeln hinter seinem Rücken verschwand als Marsen sich wieder zu ihr drehte. Sofort wollte sie wieder sorgsam aussehen. Es gelang ihr nur schwer. Sie musste immer daran denken ob er sie verlassen würde, wenn sie nicht mehr so bedrückt aussah. Sie setzte vollkommen auf seine Hilfsbereitschaft. Mittlerweile mehr als sie sich eingestehen wollte. Als Marsen wieder weiter ging, stoppte sie ihn mit einem ihrer seltenen Sätze.
„Herr Hundschild...“ Er drehte sich um. „Marsen, einfach Marsen reicht.“ Seine Umwendung erkannte mit seinem Lächeln ihr Unbehagen erneut zu spät und musste seine Hoffnung auf Annäherung zurücknehmen. Sogleich entschwand sein Lächeln wieder. „Aber wenn Ihr Euch wohler fühlt... nennt mich Hundschild Lady Lisma.“ Die Situation war am Tiefpunkt. Nun traute sich keiner von beiden noch ein Wort zu sagen und sie gingen weiter. Still, stiller als sonst. Auch Marsen fand keine Worte mehr.
Das Viertel von Kleewald um sie herum hingegen wurde immer einladender. Dennoch wirkten die Magd und der Künstler in ihrer eher unsteten Kleidung unter den wohligen Männern und Frauen für Unmut. Das einzige was verhinderte, dass man sie hinaus warf, war das Schreiben von Marsen. Er war es auch, der die erste Spur zu ihm fand seit Lisma losgegangen war. Hier waren sie, beim letzten Ort wo er gesehen wurde.
Marsen pfiff und unterdrückte kein Stück die Bewunderung des Bauwerkes. „Euer Bruder wurde hierhin eingeladen?“ Marsens Augen fielen förmlich heraus. Weiße Himmelssäulen und wunderschönem Gestein meisterlich mit jeder Mythologie behauen. Es war wie ein Schritt durch alle Geschichte von Omur. Die Geschichte der kosmischen Waage unmittelbar neben dem Schattenglauben. Am besten gefiel ihm die Himmelssäule der alten Lebensphilosophie der Grabbi. Alles war wie lebendig, als wäre der Schmerz und die Freude der Parteien echt. Ein Künstler im Himmel. Erst als er durch das zweite Tor schritt bemerkte er spät, dass Lisma ihm nicht folgte. „Lady Lisma...“ Marsen ging zurück um sie zu holen und unterbrach kurz während sie Gedanken verloren weiter herum stand.
„Liz'!“ Marsen hob seinen Kopf und sprach die Worte wie selbstverständlich aus und hielt ihr die Hand hin. Einen ungläubigen Moment später wendete sie sich wieder zum Künstler. „Wir sind fast da. Kommt!“ Lisma konnte ihre Gefühle nicht mehr unterdrücken und erstrahlte unter ihrem Lächeln. Ein Wort, eine persönliche Geste hatte alle ihre Zweifel ob ihrer Beziehung zum erliegen gebracht. Marsen würde sie nicht verlassen. Niemals. Liz', ein Wegfall jeder Höflichkeit.


Lismas Füße schmerzten vom langen Weg durch den Wald des alten Talhügels. Der Mann deutete, er habe Inn und zwei andere zur alten Burg im Wald geschickt. Inn war ein hervorragender Beobachter und hätte keine Probleme gehabt die seltenen Schriften an den Wänden zu finden, die er gesucht habe. Die Malerin Mira und die Wache Thoss, die ihn beglitten hatten auch feste Aufgaben. Lisma war es unverständlich und auch Marsen war sich nicht sicher, wieso eine ausgebildete Wache und die beiden anderen über einanhalb Monate nicht wieder kamen. Das alte Gemäuer war ihre letzte Spur.
Marsen und Lisma kamen sich unterdessen näher. Er zeigte ihr die Vorzüge der Kunst und einige Besonderheiten der verwucherten Steinhütten die sie ab und an im Wald trafen. Schon diese waren elegant verziert und prunkten vom Wohlstand der Talbewohner auf ihrem kleinen Hügel. Was war hier passiert... Weder der Künstler, der nur Augen für die Kunst noch Lisma, die ihren Bruder suchte, hatten auch nur kurz daran gedacht.
Schließlich kamen sie nach zwei unruhigen Nächten im alten Wald an den Hang zur Burg. Oben auf dem Berg stach die hübsche Feste dem Künstler bereits in sein Auge. Mit Adleraugen erspähte er kunstvolle Wappengravuren an den Außentürmen, wobei der Östliche leider eingestürzt war.
„Schau Liz' diese Bauweise der vier Prunktürme wird heute nicht mehr verwandt. Die Planung einer Gravur auf Steinen ohne immer nach zu messen, da sie direkt verbaut wurden, war revolutionär. Die heutigen Burgen sind weder ästhetisch noch wohnlich.“ Wieder beugte der Künstler sich hervor und besah einige kleinere Details.
„Diese Reliefs... ein Traum. Auch hier stehen Geschichten verewigt. Vielleicht so alt, dass man sie nicht mehr kennt. Kein Wunder, dass der alte Mann die Kopien haben will. Komm!“ „Ahh..“ Liz bestürzende Bremsung riss Marsen wieder aus seiner fanatische Aufbruchsstimmung. „Marsen wir sind tagelang gelaufen.“ Marsen jauchzte. „Uhm... Ihr habt Recht Liz'. Ich kann auch noch eine Stunde warten. Kommt, gebt das Tempo vor.“ Beide lächelten sich an.


Marsen besah sich den Innenhof des alten Gemäuers genau, wie wahrscheinlich zuvor auch Inn. Ein wahrer Prachtbau trotz der ersten Verfallserscheinung. Erneut fiel der grobe Blick über die beeindruckenden Glyphen der oberen Innenmauern während er sich drehend durch den Hof voran bewegte.
„Lis', ist das nicht eindrucksvoll? Der Burgherr hatte einen hervorragenden Kunstgeschmack.“ Das breite Gesicht von Marsen vollzieht Lisma nicht nach. Ihr Blick blieb zuerst an den grimmigen Speiern hängen, die aus allen vier Burgecken mit ihren Visagen wetteiferten, wer vom Gott der Dunkelheit denn mehr Abscheu erhalten hatte.
„Marsen... lass uns wieder gehen.“ Lismas Stimme klang unsicher und leise, sodass auch der bezirste Künstler Marsen nicht mehr weg hören konnte. „Aber Lis', wir sind doch gerade erst hier und Ich habe Euch versprochen wir finden Euren Bruder.“ Marsen hebte die Hand und bittet um keine Reaktion von Lisma, als er an ihr vorbei in die Mauergrube links neben dem Eingang ging. Lisma selbst drehte sich nur um und musste mit ansehen, wie Marsen eine Blume aus ihrem Schlaf riss.
„Marsen, man pflückt die Rote Dame nicht!“ Er jedoch nahm noch ein paar weitere und ging danach zu Lisma zurück. „Marsen!“ Warf Lis Stimme vorwurfsvoll ein und ihre unsicheren Augen beschauten den Strauß Totenblumen.
„Ich weiß, ich weiß. Das Pflücken der Dame soll Unglück bringen. Aber so wenig Ich diesem Geschwafel glaube umso mehr solltet Ihr doch beruhigt sein.“ Marsen baute ihr eine Kette und steckte wenige in ihr Haar. Den alten Vers auf den Lippen.


Seht im morgen im weißen Licht,
Lord Retwald nahm der Blüte leben.
'Ihr' schimmernd' Pracht beachte nicht,
ihr blühen nur bezeugt mein Streben'.


Der Lord ging fort in Kriegesrachen,
schlug den Krieg zum Siege ein.
Und bald nach Krieg da kam die Wachen,
liessens Weib zu Haus allein.


'Der Lord geehrt und hielt Wort,
Frau und Land fielen aus dunkler Not.
Nur der Pfand an jenem Ort,
Euer Mann, der Lord Retwald ist tot.'


Ihr im Gramm der Sinn entschwand,
sie blickt' auf der Blume Ort.
'Dies Gewächs hat hohen Pfand,
plück' und Rache nimmt dich fort'.


Sie folgte ihm im Schnitte Tod,
der Blume Blatt färbte sich rot.


Die Rote Dame.

Am Ende des Satzes war er fast fertig geworden mit der Bestückung seiner neuen Freundin. „Die Blume des Kriegsgängers mag für viele ein böses Omen sein, aber selbst wenn wird sie ihr Weib doch beschützen.“ „Ich, Ich hab Angst Marsen.“ Das leichte Pochen mit der Faust auf der Brust ertrug er stoisch und als es nachließ wendete er sich an ihr Gesicht. Holte tief Luft und sagte. „Humbug.“ Lisma war ob dieser Erwiderung so überrascht, dass sie ihren Einwand glatt vergass.
Also wo mussten wir hin?“ Lisma erwiderte nach dem kurzen Jauchzen nach Luft und fasste sich. „Der Mann sagte er habe sie in die Burg gehen sehen und ein wenig später Licht im Nordturm entdeckt.“ „Also zum Nordturm. Mal sehen ob dieser schüchterne Mann in seinem Kapuzenmantel Recht hatte.“ Marsen drehte sich kurz um und ging langsam rückwärts in Richtung der Ecktür. „Nebenbei, die Blumen stehen Euch, Lady Lisma.“ Die ehrfürchtige Verbeugung seiner Parodie alter Zeiten ließ sich der Künstler ebenso wenig nehmen. Den rieselnden Sandstein bekam er nicht mit, als der folgende Knall von der oberen Tür herab sauste.
 

Theodin

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AW: [Kurzgeschichte] Die Rote Dame

Die Abstimmung ist anonym, aber wenn sich jemand bereit erklärt trotzdem zu sagen, was für eine Kurzgeschichte unpassend ist, wieso es gefallen oder nicht hat oder weshalb es vielleicht gelungen ist...
Ich möchte nicht wissen was ihr gewählt habt. Selbst die 5er haben sicher irgendeine Kritik, so konstruktiv sie bitte sein möge.

Das Problem eines Authors ist die eigene Zielmarke. Meistens ist er davon "geblendet" es geschafft zu haben seine Idee irgendwie zu schreiben. Dabei kann schon einmal ein Augenmerk verloren gehen. Also gebt mir einmal Eure Augen, ok?
 

SoulReaper

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AW: [Kurzgeschichte] Die Rote Dame

Die Abstimmung in der Jury ging ja nach einzelnen Gesichtspunkten, die bewertet wurden, war also noch was komplexer. Und das wirst du dir am Ende des Wettbewerbs auch anschauen können. Das könnte dir dann auch Aufschluss geben, was der Jury an deiner Geschichte gefallen hat und was nicht.

Aber naja, ich kann die Datei ja eh erst veröffentlichen, wenn der Wettbewerb gelaufen ist...^^"
 
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