AW: Der Rote Schutz - Heute Chinatown, Morgen Manhattan!
Kenji war geladen. Ihm war durchaus bewußt, das es mehrere Wege gab, um mit einem Etablissement fertig zu werden und ihm ging es kurz durch den Kopf, das man es, statt mit Gewalt, auch mit Minbo, oder besser Minji kani boroku, der Kunst der Erpressung, wie sie in seiner Heimat von den Yakuza so erfolgreich praktiziert wurde, versuchen könnte.
Er hoffte trotzdem, das Sunisa sich für die erstere Lösung entscheiden würde. Wie auch immer, er würde über seinen Pelesiten alles erfahren, was die Tigerin beschloß, Tür hin oder her.
Siegfried und Roy waren unterdessen auch nicht untätig, nur war das Penthose von Billy Cheung nicht so praktisch im Keller, wie das Elysium. Es befand sich ganz oben und das hieß, das es jede Menge zu klettern gab. Das hatte auch etwas Gutes, denn schließlich lernten die beiden Guhlratten so die Gänge der Klimaanlage kennen, aber dauern tat es trotzdem.
Die beiden tippelten durch schier endlose Luftschächte und Kenji hatte keine Lust durch ihre Augen zu sehen, da er so nur einen Tunnelblick bekäme. So krabbelten Siegfried und Roy im Tagteam, bis Roy glaubte etwas aus den Augenwinkeln zu sehen.
Er bepiepste sich kurz mit seinem Kollegen und wollte sich das mal näher angucken, weil Kenji schließlich gesagt hatte, das sie die Äuglein schön offen halten sollten, derweil Siegfried seinen Weg fortsetzen sollte.
Roy flitze also davon, um zu suchen, was auch immer da gewesen sein mochte. Hoffentlich keine Katze. Sowas konnte bös ins Unterfell gehen.
Nach einem kleinen Weilchen stieß der Rattich auf eine Blutspur, die ihn dazu brachte, nicht mehr so schnell herumzuflitzen. Er leckte einmal an den Schleifspuren und war jetzt sicher, das ihn seine Nase nicht verarscht hatte. Eindeutig Katzenblut. Rattenscheiße !
Roy war vielleicht nicht ganz so mutig wie Siegfried, aber schließlich war er keine gewöhnliche Ratte. Er war eine Superratte, jawohl.
Nachdem sich Roy also noch etwas mehr Mut eingebildet hatte, setzte er seinen Weg vorsichtig fort. Er horchte, schnupperte und guckte sich alarmiert um, bis er schließlich im zweiten Stock fündig wurde.
Da lag eindeutig eine Katze, die sich jedoch nicht bewegte. Oder halt, da hatte doch gerade was gezuckt ? Nein.
DOCH ! Das Katzenvieh zuckte, aber wie es schien nicht von selbst. Kurz darauf steckte eine Ratte ihren Kopf aus dem Katzenkadaver und Roy war schon dabei erleichtert aufzuatmen, doch die Erleichterung währte nur kurz.
Als die fremde Ratte ihren Kopf drehte und Roy anguckte, da erkannte der Rattich die fette Ratte aus dem Wohnfriedhof seines Herrchens. Der Geschwürrattich fiepte Roy wütend an und kam aus der toten Katze gehopst.
Das war Roy dann zuviel. Er fiepte nocheinmal aus Prinzip zurück und machte, das er hier wegkam. War das Vieh damals auch schon so groß gewesen, als Kenji sie auf die Jagd nach dieser Ratte geschickt hatte ? Wer weiß, schließlich hatte es nur ein geistiges Bild gegeben, ohne Größenvergleichsmöglichkeit, und es waren noch einige hundert Kollegen da gewesen, die einen unterstützen konnten. Jetzt aber war Roy ganz allein und die Geschwürratte war noch ein gutes Stück größer als Siegfried, der ja auch ein Stück größer war als Roy.
Der Spährattich rannte so schnell es ging weg. In Kenji's Kopf kam folgendes an.
' Hilfe ! Die Ratte ist hier ! Die aus dem Wohnfriedhof. HIER ! Hat ne Katze gefressen und nun will sie mich ! Hilfe ! Was soll ich machen ? '
Natürlich kamen nicht genau diese Worte bei Kenji an, aber es waren Bilder um Gedanken, die einem Meister der Tier-Shintai genau das sagten.
Der Fahrstuhl hielt an und gab, nach Öffnung der Türen, den Blick auf eine Art Warteraum mit einem halben dutzend Stühlen, einem Tisch mit Kaffeemaschine und Fastfoodresten, einem Fernseher mit DVD-Player an der Wand und noch zwei Typen frei. Diese Beiden lümmelten auf vier Stühlen herum, spielten irgendein Kartenspiel und schauten sich nicht wirklich den Porno an, der da in der Flimmerkiste lief.
" Da wären wir, Süße, " verkündete Liftboy Hu.
" Und du kannst da in der Ecke warten, Kenji-Sunny, " fügte Liftboy Bao hinzu, als er sich die beiden verbleibenden Stühle schnappte, um diese für sich und seinen Kumpel zu reservieren. Wahrscheinlich hatten sie vor sich die Zeit mit Kartenspielen zu vertreiben, bis der Boss die Neue gecastet hatte.
Hu klopfte an die Tür und erntete ein barsches " Herein ! ".
" Auch du Kacke, " waren James' erste Worte, " so knochig sah sie auf dem Bild garnicht aus. ", als Sunisa den Raum betrat.
Dann machte Hu die Tür wieder zu, setze sich zu Bao und den anderen beiden an den Tisch, meinte zum Drachen, " Und du stör uns nicht ! ", und ließ Kenji damit stehen. Der hatte ja auch keinen Stuhl mehr, auf den er sich hätte setzen können und einen Rattenalarm im Kopf.