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Sci-Fi / Fantasy Der Kreis der Sechs (Drachenschatten I)

Luzifer

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Drachenschatten I“ gibt es zweimal. Zum einen in DIN A4 Form – das ist das Abenteuer und die neueste große Queste für Rollenspieler in Aventurien, und zum anderen das Taschenbuch, von dem hier die Rede ist. Ziert es zudem den Untertitel „Der Kreis der Sechs“. Es ist der 112te DSA-Roman, geschrieben von Michael Masberg, der damit in dieser Hinsicht debütierte. Die Geschichte wird als Zweiteiler erzählt.


Ein Mord in Kuslik, im Lieblichen Feld. Nichts Besonderes an sich für die Obrigkeit, sollte man meinen. Etwas sehr Besonderes allerdings für Avesa, welche die Schülerin des Toten Valberto war, seines Zeichens Magier und Forscher. Und auch die Todesursache ist durchaus außergewöhnlich, zumal sie auf drachische Magie schließen.

Generell scheint die Weltordnung aus den Fugen zu geraten, denn der Drachenstein und gleichzeitig das heiligste Artefakt der Hesindekriche, der Umbilicus, ist verschwunden. Der Geweihte Borson hätte es verhindern können, wäre da nicht die wohlige Decke des Rausches gewesen, der er sich hingegeben hatte. Mit viel Elan und neu gewonnenem Ehrgeiz ist es sein Bestreben den Stein vor den Feiertagen wieder zu finden, denn da soll er den Gläubigen wie jedes Jahr präsentiert werden.

Und zwischen all den Einzelschicksalen schwirrt ein Pfeil des Lichts mit Namen Zita Zidona durch das Dunkel. Magierin im Namen der Ordnung. Schließlich hat die Obrigkeit doch Interesse an dem Tod von Valberto, denn sein Mörder ist vermutlich auch der Dieb des Umbilicus.

In eigenem Antrieb ist Avesa fortan unterwegs um den Mörder zu finden und ihrer eigenen Gerechtigkeit zu zuführen. Schließlich hat ihr Lehrmeister an sie geglaubt, als sie von allen anderen fallen gelassen wurde. Sie wird in ihrer Suche unterstützt von ihrer Jugendliebe Dartan, einem Dieb aus der Unterstadt, und ihrem jetzigen Geliebten Horadan, ein Mitglied der Garde. Unliebsame Zwischenfälle und Eifersüchteleien lassen da nicht lange auf sich warten.
Letzten Endes muss Avesa aber einen ganz anderen Weg gehen, um den Tod ihres Meisters aufzudecken.

Da die Gegenwart nicht ohne die Vergangenheit existieren kann, wird das Schicksal Avesas mit dem „Kreis der Sechs“ verwoben. Einer konspirativen Gruppe äußerst mächtiger Magier, welche sich über die Jahrtausende immer wieder neu zusammen gefunden hat. Und alles steht in Verbindung mit den Drachen, deren Zeitalter schon längst vergangen ist. Oder etwa doch nicht?


Der Kreis der Sechs“ ist ein Buch für DSA-Veteranen. Namen, Zauber und Begrifflichkeiten werden in einem Fort genutzt, welche nur langjährigen Besuchern Aventuriens in ihrer Fülle bekannt sind. Da hilft auch das obligatorische Glossar nicht viel. Helden- und Martyrersagen, Heilige der Götter, Artefakte und Zauberformen in den verschiedensten Formen finden immer wieder Einzug in die Kapitel. Der wissende Geist wird auf jeden Fall seine Freude daran haben.

Der Mord an dem Lehrmeister der Protagonistin ist in diesem Fall nicht Hauptaugenmerk des Plots. Es ist viel mehr Mittel zum Zweck, um die Geschichte in Fahrt kommen zu lassen und um einen Einstieg zu haben. Was bei „Drakensang“ funktioniert hat, scheitert auch nicht bei „Drachenschatten“. Armer Ardo, armer Valperto.

Die Erzählung selbst ist zweigeteilt: in Ymras Seiten – der Vergangenheit und der Gegenwart. Selbstverständlich steuern beide aufeinander zu, auch wenn das Beginn noch überhaupt nicht klar wird, was die Geschichten miteinander zu tun haben.
In der Vergangenheit wird die Zusammenkunft des „Kreis der Sechs“ unter dem „verhüllten Meister“ Taphirel beschrieben und viele Hintergründe aufgedeckt. Alles aus Sicht des verdorbenen, aber dennoch sympathischen Killgorn von Punin. Zur Unterscheidung der beiden Zeiten sind die Kapitel in der Vergangenheit in der Ich-Form erzählt, während die Gegenwart aus Sicht eines Erzählers geschrieben sind.

In der Gegenwart begleitet man mal Avesa und zwischendurch andere Figuren, wie z.B. ihre Jugendliebe Dartan oder den Hesindegeweihten Borson. Dies führt anfänglich zu einiger Verwirrung und es dauert einige Zeit, bis man den Überblick behält.

Auf gleiche Art und Weise entwickelt sich auch die Spannung. Es dauert ein bisschen. Anfangs lesen sich die Kapitel etwas zäh und der Autor benötigt einige Zeit, bis er zum Kern des Geschehens kommt. Ist dieser Punkt (nach ca. 80 Seiten) überwunden gewinnt die Geschichte mehr und mehr an Fahrt. Leider wird sie am Ende des Buches unverhofft gebremst und man darf sich auf den zweiten und finalen Teil gedulden: „Drachenschatten II – Der Nabel der Welt“.

Die Figuren in dem Roman sind authentisch gezeichnet, auch wenn mit dem einen oder anderen Klischee nicht gegeizt wurde, wie z.B. an der ehrgeizigen Zita Zidona einer weißen Magierin, oder dem Gardisten der Roten Garde, Horadan.

Egal in welchen Kreisen sich die jeweiligen Protagonisten befinden ändert sich die Sprache, was der Atmosphäre viel Farbe verleiht. Leihwörter aus dem Bosparan (entspricht dem Latein) oder dem Liber Cantiones und hochwissenschaftliche Reden füllen ganze Seiten, wenn sich Magier unterhalten. Während Dartan in der Unterwelt von Kuslik seine ganz eigene Zunge besitzt.


Der Roman ist für Spieler, wie auch für Spielleiter gleichermaßen geeignet. Im ersten Band der Spielkampagne Drachenchronik wird der Roman eigens erwähnt. Wichtig hierbei ist, dass die Geschichte keine Abenteuer aus der Queste oder Meisterinformationen vorweg nimmt, die den Spielspaß der Kampagne gefährden könnten. Es handelt sich dabei vielmehr um einen geschichtlichen Prolog, wie auch schon „Drakensang“. Für das Spiel der Drachenchronik ist die Lektüre aber nicht zwingend notwendig. Selbstverständlich erhält man viele Hintergrundinformationen über die Hesindekirche, drachische Magie, geschichtliche und sonstige Hintergründe. Für den Spielleiter lassen sich diese Informationen in der Kampagne nutzen und vielleicht taucht ja auch eine Figur als NSC im Abenteuer auf. Spieler können dieses zusätzliche Wissen auch auf viele Arten nutzen, zum Beispiel um den Charakter noch besser auszuarbeiten, solange man zwischen Spieler und Heldenwissen unterscheidet.


Drachenschatten I – Der Kreis der Sechs“ ist ein vielschichtiger Roman, welcher die aktuellste Geschichte Aventuriens erzählt – parallel zu den derzeitigen Abenteuern. Natürlich muss man die Kampagne auch nicht spielen um Spaß an dem Roman zu haben. Er ist durchaus auch eigenständig betrachtet eine spannende Erzählung mit interessanten Charakteren. Die Zielgruppe ist allerdings durch die Sprache und den Hintergrund ganz klar formuliert: Spielerinnen und Spieler der Drachenchronik.

Diese Verschränkung der Medien zeichnet sich momentan immer mehr ab: Abenteuer/ Kampagne + begleitender Roman + zuletzt sogar das PC-Spiel rund um die Geschichte der Drachen in diesem Fall. Es funktioniert, da kein Element von einem anderen abhängig ist, und man sich selbst heraus picken kann, womit man seine Freizeit gestaltet.

Kreis der Sechs“ ist dabei ein Element, welches die Freizeitgestaltung kurzweilig bereichert.


Über den Autor:

Michael Masberg wurde 1982 in der Nähe von Dortmund geboren und lebt heute in Oberhausen. Dem Fieber Aventuriens erliegt er seit 1993. Nach dem ersten Platz beim Abenteuerwettbewerb Der Goldene Becher 2005 war er an vielen Publikationen in der DSA-Redaktion beteiligt, wie z.B. Auf Elfenpfaden, Wetterleuchten, Märchenwälder - Zauberflüsse, Schild des Reiches und Reich des Roten Mondes. Regelmäßig schreibt er zudem für den Aventurischen Boten.

Neben seiner Tätigkeit als Autor verwirklicht sich Michael Masberg als Theaterregisseur und betreut diverse künstlerische Projekte.


Vielen Dank an den FanPro Verlag, welcher diese Rezension ermöglichte.
 
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