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Sci-Fi / Fantasy Der Schrecken von Arlingen

sonic_hedgehog

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1030 nach Bosparans Fall: Der Gelehrte Geron di Montacci und sein Begleiter (Leibwächter & Diener) Grimaldo werden vom Grangorer Herzog nach Arlingen geschickt, einem kleinen Fischerdorf an der Küste der Markgrafschaft Windhag, um eine Mordserie aufzuklären. Seit Wochen werden immer wieder Einwohner aufs Grausigste dahingeschlachtet und Angst und Aberglaube gehen um. Als Gesandter eines Herzogs, der den Einwohnern des Dorfes recht wenig bedeutet und noch dazu als Fremder aus der Stadt, der die Gefühle der Dorfbewohner nicht verstehen kann und auch deren Beziehungsgeflechte nicht durchschaut, hat Geron wahrlich keinen leichten Stand. Erschwerend kommt hinzu, dass er auch noch von seinen eigenen Dämonen gequält wird: Der Tod seines Vaters, aber insbesondere seine Erlebnisse während der Roten Keuche verfolgen ihn immer noch und er muss erst diese Vergangenheit überwinden, bevor er sich der Zukunft zuwenden kann.

Das Thema, das Thomas Walach-Brinek für seinen Roman wählt, muss jedem Fantasy Fan bekannt vorkommen: Ein Gelehrter, der an einem abgelegenen Ort ein Angst erzeugendes, grausames Verbrechen aufklären soll und dabei auch mit dem Widerstand der Einheimischen klar kommen muss – nicht nur ich dürfte dabei an „Sleepy Hollow“ oder „Der Pakt der Wölfe“ denken. Insgesamt folgt der Autor hier also ausgetretenen Pfaden, was aber ja kein Schaden sein muss und in diesem Fall auch nicht ist. Die mystische Welt Aventuriens gibt dem Autor schließlich das Handwerkszeug in die Hand, der Mischung auch noch eine Prise Horror und Fantasy zuzufügen. Auch hier bedient sich der Autor durchaus gelungen bei literarischen Vorbildern, die zu verraten jedoch der Geschichte vorgreifen würde.

Nicht nur thematisch orientiert sich Walach-Brinek an filmischen Vorbildern, auch sein Erzählstil lässt sich am besten als cineastisch beschreiben. Er folgt der klassischen Aneinanderreihung einzelner Szenen, zwischen denen, teils auch längere, ereignislose Zeiträume liegen, die einfach übersprungen werden. Unterbrochen wird diese Abfolge durch Rückblenden auf das Leben des Protagonisten, die es dem Leser ermöglichen, diesen Schritt für Schritt besser kennenzulernen und zu verstehen. Die Erzählperspektive ist dabei meist die eingeschränkte des Protagonisten, was dem Leser (für eine Kriminalgeschichte überaus passend) kaum Wissensvorsprung gewährt. Abgeschmeckt wird das Ganze durch eine teilweise schon überbordende Sprache, die jedoch dankenswerterweise nicht nur aus Sätzen wie diesem besteht: „Der Sturm, zu Recht empört über die Anmaßung dieser Würmer, die meinten, ihm trotzen zu können, straft sie mit der ganzen Wucht seiner geballten Faust.“ Von solchen übertriebenen Ausreißern abgesehen ist der Stil des Autors jedoch fesselnd. Auch sein Protagonist ist Walach-Brinek gut gelungen, er bedient sich mehrerer gängiger Klischees und kombiniert sie zu einem runden Charakter, der den Leser gut an die Geschichte bindet. Insgesamt ist der Roman stimmungsvoll und fügt sich gut in die Spielwelt Aventuriens ein.

Dieses durchaus hohe Niveau, das sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, kann der Roman leider nicht über die ganze Strecke halten. Hier offenbart sich der Nachteil einer an Vorbildern orientierten Geschichte, spätestens auf der Hälfte des Romans dürfte jedem Leser klar sein, wer hinter den Morden steckt. Dies nimmt dem Roman einiges an Spannung. Auch die Frage nach dem Grund der Taten ist leider weniger spannend als man sich das wünschen würde, da diesbezüglich auch am Ende noch einige Fragen bleiben, was nicht zuletzt an einigen logischen Lücken liegt. Dennoch versteckt sich hinter dem zumindest diskussionswürdigen Cover einer der gelungeneren DSA-Romane, den man sich als DSA-Spieler ohne lange zu überlegen zulegen kann.

Thomas Walach-Brinek, Jahrgang 1983, stammt aus Wien und legt mit „Der Schrecken von Arlingen“ sein Debüt vor. Ich danke Fanpro für die Möglichkeit, diesen Roman zu rezensieren und wünsche Euch allen viel Spaß beim Lesen.
 
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