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Horror / Mystery Teufelssohn

Voltan

Heldenhaft
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Bei Teufelssohn handelt es sich um den zweiten Teil einer Mystery-Krimireihe, die mit „Teufelszahl“ ihren Anfang genommen hat.
In Teufelssohn werden die Geschehnisse rund um Paul Kadrell und Claudia Bianchi weitergesponnen. Der Roman spielt wenige Monate nach den Erlebnissen von „Teufelszahl“. Claudia Bianchi hat sich kaum von den Geschehnissen erholt, da droht auch schon die nächste Gefahr am Horizont. Während einer Festlichkeit, an der sie und ihr Kollege anwesend sind, begeht einer der Laudatoren scheinbar Selbstmord und reißt dabei auch eine weitere Person in den Tod. Das Merkwürdige ist allerdings, dass die Polizei kurz davor eine Email erhalten hatte, in der schon der Tod von zwei Personen während der Veranstaltung angekündigt worden war. Insbesondere der dort vorhandene Vermerk „Falls es Claudia Bianchi nicht verhindern kann“, stößt auf Unverständnis. Denn die Email kam zweifelsfrei nicht vom „Selbstmörder“. Wie konnte also jemand diesen Vorfall vorhersehen und vor allem, warum warnt er die Polizei vorher und nennt dabei sogar Bianchis Namen?

Aus diesem durchaus interessanten Ansatz, entwickelt Jörg Kastner einen Mystery-Roman mit Verschwörungstheorien, alten Prophezeiungen und dunklen Bruderschaften.
Dabei wird der Roman überwiegend aus der Sicht von Claudia Bianchi und teilweise auch Paul Kadrell, ihrem Geliebten und Sohn des alten Gottes (siehe Teil 1) erzählt.

Jörg Kastners Roman spielt im Rom der heutigen Zeit und tatsächlich werden immer wieder berühmte, oder weniger bekannte Gebäude (kurz) beschrieben. Auch die stilisierte Karte der Stadt, die sich standartgemäß auf den ersten Seiten des Buches befindet, möchte dabei etwas zum Flair beitragen.
Und doch will beim Leser genau dieses nicht aufkommen; weder für die Geschichte, noch für die Protagonisten.
Kastner nutzt für seinen Roman eine sehr einfache und wenig detailreiche Sprache. Seine Sätze sind kurz und die Beschreibungen der Örtlichkeiten, wie auch der Gefühle und Gedanken der Protagonisten sind knapp gehalten.
Während andere Autoren (hier sei aktuell ganz besonders Frank Schätzing genannt) sich teilweise seitenlang um die Gefühlslage und den Hintergrund ihrer Protagonisten bemühen und ebenso viel Platz den Beschreibungen der Umgebung widmen, hakt Kastner scheinbar nur das Nötigste ab und geht nicht wirklich in die Tiefe.
Dadurch werden allerdings die Protagonisten für den Leser nicht richtig greifbar. Ihre Motive nicht nachvollziehbar. Sie verkümmern zu zweidimensionalen Gebilden, deren Schicksale den Leser überraschend wenig interessieren. Die Liebesbeziehung zwischen Bianchi und Kadrell ist eines der Opfer dieses Schreibstils. Sie wirkt auf den Leser aufgesetzt, wenig glaubhaft. Auch die Beziehung zwischen Bianchi und dem Täter, die zum Ende des Buches ebenso kurz beleuchtet wird, bleibt statisch und wird nie richtig aufgerollt.
Durch seine knappe Erzählweise verschenkt er viele Möglichkeiten, der Geschichte und deren Protagonisten Tiefe zu geben und sie für den Leser lebendig zu machen. Auch die Dialoge sind teilweise holprig, wenig überzeugend und manches Mal sogar regelrecht naiv.

Die Geschichte selbst hätte vielleicht bei einer detaillierteren und tiefer gehenden Beschreibung besser funktioniert. So allerdings müht sich der Leser von einer Schiesserei zu nächsten und hofft auf einen Spannungsbogen, der ja vielleicht, so die Hoffnung, auf der nächsten Seite endlich anfangen könnte.

Die knappe Erzählweise und einfach strukturierte Sprache des Autors sorgt zumindest dafür, dass der Roman schnell „weg gelesen“ ist. Er fesselt den Leser zwar nicht, aber für ein verregnetes Wochenende erfüllt er durchaus seinen Dienst. Und wer den ersten Teil mochte, wird sicherlich auch hier nicht enttäuscht werden.


Der Autor:
Jörg Kastner wurde 1962 in Minden geboren und hat nach seinem Jurastudium aus seiner Liebe zum Schreiben einen Beruf gemacht. Seine Romane wurden bislang in zwölf Sprachen übersetzt und sind auch im Ausland sehr erfolgreich. Jörg Kastner lebt mit seiner Frau in Hannover.


Wir danken dem Knaur-Verlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 
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