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Sci-Fi / Fantasy Das Artefakt

Tufir

Drachling
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Klappentext schrieb:
Dies ist die letzte Chance der Menschheit: Nachdem sie eine interstellare Katastrophe verursacht haben, die nur durch das Eingreifen der Hohen Mächte eingedämmt werden konnte, müssen die Menschen innerhalb von 600 Jahren beweisen, dass sie zu dauerhaftem Frieden fähig sind. Und das Vorhaben der Menschen scheint unter einem guten Stern zu stehen: Der Planet Heraklon wird zum Zentrum des Friedens und der Diplomatie. Doch dann taucht ein uraltes Artefakt auf, so mächtig, dass es den Technologien der Hohen Mächte ebenbürtig ist – und der Krieg beginnt aufs Neue ...

Irgendwann fand das „Ereignis“ statt. Eine kosmische Katastrophe, von den Menschen herbeigeführt, die über 200 Welten, darunter auch die Erde, vernichtete, verwüstete oder in die Barbarei katapultierte. Nur 13 Systeme wurden verschont und konnten sich ihr Entwicklungsniveau bewahren. Aus ihnen bildete sich die Ägide. Eine Vereinigung, die helfen soll die „gefallenen Welten“ wieder auf den Stand der Technik und der Zivilisation zu bringen, den sie vor dem Ereignis innehatten.

Es ist aber nicht nur ein altruistisches Motiv das ihr Handeln bestimmt, sondern vielmehr reiner Selbstzweck. Denn in Brandhorsts Universum gibt es die „Hohen Mächte“, ein Zusammenschluss von hochentwickelten außerirdischen Völkern, die über Jahrhunderttausende Wissen gesammelt und es in einer „Kosmischen Enzyklopädie“ vereint haben. Diese Mächte bieten der Ägide an, die Menscheit in ihre Reihen aufzunehmen und an der Enzyklopädie teilhaben zu lassen, sollte es der Ägide gelingen, 600 Jahre lang Frieden zu halten und die gefallen Welten bei dem Neuaufbau zu unterstützen. Ein Hort der Diplomatie und des Friedens soll dabei der Planet Heraklon sein. Missionare der Ägide, unter ihnen Rahil Tennerit, reisen von Planet zu Planet um die Beschlüsse der Ägide kundzutun und durchzusetzen.

Kurz vor Ablauf der 600 Jahresfrist jedoch entdeckt man auf Heraklon ein Artefakt, aus der Zukunft geschickt. Ein Wettlauf der Völker entbrennt, denn jeder erhofft sich eine wahrhafte Machtfülle für den, der es in seinen Besitz bringen kann. Die Ägide entsendet Rahil Tennerit um die Situation unter Kontrolle zu bringen damit der 600 Jahresplan nicht gefährdet wird. Doch Tennerit kommt ums Leben.

Andreas Brandhorst macht es seinem potentiellen Leser nicht leicht, einen Einstieg in seine Geschichte zu finden. Die ersten Seiten sind gespickt mit unbekannten Begriffen und zeigen eine Situation auf, die dazu angetan scheint, den Konsumenten des Buches in Verwirrung zu stürzen.

Doch der Biss, den der Leser haben muss, um Zugang zu dem Roman zu finden, muss nicht lange anhalten. Der Autor versteht es, seiner Geschichte recht schnell einen spannenden Stempel aufzudrücken – zumindest für SF Fans. Was anfangs überhastet und hektisch wirkt, wird sehr schnell verlangsamt. Rahil Tenerit wird als zentraler Protagonist der Geschichte ausführlich dargestellt und aufgebaut – was Brandhorst unter anderen durch Rückblicke in dessen Kindheit und Jugend ermöglicht, womit er dem Charakter Tiefe gibt und seine Handlungen nachvollziehbar macht. Damit schafft er ein optimales Identifizierungspotential für den Leser. Die Geschichte Rahils beginnt quasi mit dessen Wiedergeburt. Von der ersten Seite an ist er bereits auf der Flucht, vor wem weiß man vorläufig nicht. Sein Gedächtnisimage, welches auf seinen Klon übertragen wurde, ist über 1 Jahr alt und somit ist er nicht auf dem neuesten Stand – was Brandhorst auch auf den leser überträgt und diesen somit auch in einer spannenden Unklarheit lässt.

Andreas Brandhorst hat mit „Das Artefakt“ ein wirklich schönes und komplexes Universum erschaffen, so facettenreich wie man es aus seiner Kantaki Trilogie kennt. Eigentlich ist es sogar viel zu schön ausgearbeitet, um nur einmal benutzt zu werden. Die Technik, welche er in seinem Roman beschreibt, ist, was den Stand heutiger Science Fiction betrifft, auf dem neuesten Stand. Mit Hilfe von Femtotechnik im Körper eines Menschen, analog zu den früheren Naniten, werden die Menschen fast unsterblich, da Wunden oder Krankheiten selbständig behandelt und geheilt werden. Ein im Einsatz getöteter Missionar wird quasi neugeboren, indem ein Klon herangezüchtet und bekommt mittels eines Gedächtnisimages (welches man regelmäßig anfertigen sollte) die Erinnerung und Persönlichkeit des Toten übertragen. Sogenannte Schmieden, anderweitig auch Replikatoren genannt, können Werkzeuge oder sogar komplexe Dinge wie ganze Raumschiffe herstellen.

Es macht Spaß das Buch zu lesen, das Ende ist zugegebenermaßen Geschmackssache! Andreas Brandhorst zeigt, dass er zu einem wichtigen Genreautor geworden ist, von dem man auch in Zukunft noch einige sehr unterhaltsame SF-Romane erwarten darf.

Viel Spaß beim Schmökern wünscht
Euer Tufir

Wir danken dem Heyne-Verlag für die Möglichkeit dieser Rezension!


Andreas Brandhorst wurde am 26. Mai 1956 in Sielhorst, Rahden geboren ist Übersetzer und deutscher Fantasy- und Science-Fiction-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Thomas Lockwood und Andreas Weiler.

Andreas Brandhorst ist vor allem für seine Romane um das Kantaki-Universum und als Autor für die Serie Die Terranauten bekannt. Auch für Perry Rhodan verfasste er zwei Taschenbücher. In den späten 1980er und 1990er Jahren war er vor allem als Übersetzer tätig. Zu den bekanntesten seiner Übersetzungen zählen die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett und Romane aus der Star-Trek-Serie. Seine Kurzgeschichte Die Planktonfischer wurde 1983 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Andreas Brandhorst lebt heute als freier Autor und Übersetzer in Norditalien. Er war zweimal verheiratet und hat zwei Kinder.

 
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