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Sci-Fi / Fantasy Kinder der Ewigkeit

Tufir

Drachling
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Kinder Ewigkeit

Die Menschheit hat die Unsterblichkeit erreicht. Aber diese steht längst nicht jedem offen, und diejenigen, die sich auf den Weg durch die verschiedenen Behandlungen machen, haben einen schweren Weg vor sich. Die verschiedenen Stufen der Behandlung, nach deren Erreichen sich der Stand eines Kandidaten bemisst, müssen erkauft werden mit Diensten an der Öffentlichkeit, deren Wert von den Magistern, den allmächtigen Maschinenwesen, die über die Menschheit wachen, festgelegt wird.

Doch es gibt auch andere, illegale Wege. Für einen dieser Wege hat sich Esebian entschieden. Mit Auftragsmorden hat er es geschafft, die vorletzte Stufe vor der Unsterblichkeit zu erringen. Vor 20 Jahren hat er sich dann entschieden, sich als Profikiller zur Ruhe zu setzen und den restlichen Weg auf legale Weise zu Ende zu bringen. Dann holt ihn seine Vergangenheit ein, und ein mysteriöser, über seine Vergangenheit gut informierter Auftraggeber erpresst ihn, einen letzten Mord zu begehen. Jedoch ist diese Zielperson ein Unsterblicher, und Esebian ahnt, dass dieser letzte Auftrag nicht einfach wird. Die Unsterblichkeit lockt, und so macht er sich auf, seinen letzten Auftrag auszuführen.

Doch schnell muss er erkennen, dass er in eine gefährliche Verschwörung geraten ist, die das ganze bekannte Universum vernichten kann.

Andreas Brandhorst ist bekannt dafür, ungewöhnliche Romane zu schreiben, was er zuletzt mit „Äon“ beweisen hat. Mit „Kinder der Ewigkeit“ legt er nun ein Werk vor, dass es schwer haben wird, von mehr als Fans und Kennern der Szene geliebt zu werden. Mit brachialer Sprachgewalt und bekannten, unbekannten und erfunden wissenschaftlichen Begriffen wirft der Autor den Leser in ein neues faszinierendes Universum der Zukunft. Dabei geht er nicht sanft und langsam vor, wie andere Kollegen seiner Zunft, sondern zwingt seinen Konsumenten zu einem Sprung mit verbundenen Augen vom Zehnmeterbrett ins kalte Wasser. Der Aufprall ist hart und das Chaos der Orientierung scheint endlos. Wer es jedoch schafft, diesen Aufprall zu überstehen und sich frei zu schwimmen, den erwartet ein Universum voll unglaublicher Vielfalt und Schönheit, in der die Menschen mit weitaus subtileren Mitteln um ihr Dasein fechten, als mit Energiestrahl werfenden Großraumschiffen. Nicht nur Naturwissenschaft und Technik sind in Brandhorsts Welt der visionären Darstellung unterworfen, auch die Gesellschaftssysteme haben sich (weiter) entwickelt.

Der Autor zieht von Anfang bis Ende seinen Stil durch und lässt den geduldigen Leser eine Welt erleben, die man selten in einem solch faszinierenden Spektrum in einem Buch findet. Trotz der vielen fremden Begriffe und Abschweifungen zu kosmischen und naturwissenschaftlichen Dingen zeichnet er eine Welt, die das Verständnis des Lesers nicht überstrapaziert. Der Spannungsbogen ist ihm gut gelungen, die Protagonisten sind von Anfang bis zum Ende dabei und die Auflösung lässt nicht viel zu wünschen übrig, ohne dass man zu früh im Buch bereits zu viel davon erraten könnte.

Für alle, die noch mehr angefüttert werden möchten, hier eine Leseprobe vom Beginn des Buches, wo alles noch nach einem harmlosen SF-Thriller aussieht:

Als Esebian in sein Haus über den Experimentalseen von Angar zurückkehrte, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte.
Während fünfhundert Meter weiter unten zweihundertsiebenunddreißig feuchtigkeitsorientierte Spezies in einem Beschleunigten Ökologischen Experiment grunzend, quiekend und manchmal in stummer Verzweiflung um ihr Überleben kämpften, herrschte hier oben Stille. Aber es war eine Stille, die weniger friedlich geworden war; irgendwo darin verbarg sich Gefahr.
Reiner Instinkt ließ Esebian im Eingang innehalten, ein alter Instinkt, so tief in ihm verankert, dass er selbst in seinem derzeitigen mentalen Modus, dem des gelassenen Wissenschaftlers, Alarm schlug.
"Kommen Sie herein", erklang die Stimme eines Fremden.
Es war völlig unmöglich, dass sich jemand ohne Autorisierung Zugang verschafft hatte. Das Haus war mit den besten Sicherheitssystemen ausgestattet, die man für Meriten bekommen konnte. Esebian musste es wissen, denn er hatte einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, solche Systeme zu überlisten.
Er trat einen Schritt vor und damit über die erste Sicherheitsschwelle, die ihm durch subliminale Signale mitteilte, dass …

In diesem Sinne sei das Werk jedem SF-Fan ans Herz gelegt!

Viel Spaß beim Schmökern wünscht euch
Euer Tufir


Andreas Brandhorst (* 26. Mai 1956 in Sielhorst, Rahden) ist Übersetzer und deutscher Fantasy- und Science-Fiction-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Thomas Lockwood und Andreas Weiler.
Andreas Brandhorst ist vor allem für seine Romane um das Kantaki-Universum und als Autor für die Serie Die Terranauten bekannt. Auch für Perry Rhodan verfasste er zwei Taschenbücher. In den späten 1980er und 1990er Jahren war er vor allem als Übersetzer tätig. Zu den bekanntesten seiner Übersetzungen zählen die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett und Romane aus der Star-Trek-Serie. Seine Kurzgeschichte „Die Planktonfischer“ wurde 1983 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Andreas Brandhorst lebt heute als freier Autor und Übersetzer in Norditalien. Er war zweimal verheiratet und hat zwei Kinder.

Vielen Dank auch an den Heyne-Verlag, der die Rezension dieses Werk ermöglichte.
 
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