L
Luca van Xay
Gast
Ungehorsam schlugen schwarze, geifernde Wellen gegen die dunklen, mit grünem Seetank überzogenen, Planken des Schiffes
"HMS Eveningstar". Ächzend unter der Einwirkung des Wassers wog sich der Viermaster im Wind und bettete sich immer wieder in meterhohe Wellen. Weit und breit sah man lediglich die schwarze See, nirgendwo konnte man die Küste oder eine Insel ausmachen. Nord, Ost, West und Süd blieben am Firmament dunkel, nicht einmal die Sterne ließen sich hinter den tiefhängenden Wolken blicken. Kalt war es nicht, zumindest nicht sehr. Es war eher die beklemmende Stille auf diesem Ozean, die frösteln ließ. So dunkel, wie hier, hatte man es noch nie erlebt. Man konnte die Hand kaum vor Augen erkennen, und das tosende Rauschen der See nahm eine eintönige Resonanz an, die zum Einschlafen bewog. Einzig und allein der Capt'n steuerte seine geliebte "HMS-Eveningstar" durch die aggressiven Wellen, die das Schiff irgendwie vom Kurs abdrängen wollten. Die gesamte Crew schlief unter Deck und wurde sanft in ihre Hängematten geschaukelt.
Alle schliefen tief und fest, doch jederzeit bereit aufzuspringen und ein Gefecht zu liefern. Alle Hängematten waren belegt, und mit dem Gedanken daran, wog sich der Capt'n in eine entspannte Sicherheit. Seine Crew war vollzählig, sein "Baby" in Topform, und er am Steuerrad. Er liebte die Seefahrt, er liebte die "HMS-Eveningstar" und liebte seinen Job bei der königlichen Flotte -zumindest tat er das bisher. Er war ein angesehener Commandore, trug viele Abzeichen und Auszeichnungen, hatte Frau und Kind, ein Gut im Shire of England , und war mit sich und der Welt im Reinen. Doch auch die vielen Abzeichen, die vielen Verdienste und Orden, konnten ihn nicht vor dem warnen, was vor ihm lag....
Unter den Füßen des Capt'n's , in einer der Hängematten schlief ein Matrose nicht. Nein, er lag wach und starrte, die Hände auf seinen Bauch gelegt, an die hölzerne "Decke" des Schiffes. Unter seiner Mütze lugte braunes Haar hervor, und den wachsamen Augen entging nicht ein Zucken der Anderen. Ruhig ging sein Atem, in voller Konzentration auf das, was nun mit Sicherheit gleich geschehen würde. Er wusste, was passieren würde, er wusste es so hundertprozentig, dass er schon die Sekunden zählte bis zum Countdown. Dann, dann ertönte auch schon die volle Stimme des Capt'ns. "Auf, Auf ihr Ratten, bewegt euch!" schrie er aus voller Seele und das Schiff bewegte sich urplötzlich in einen scharfen Schlenker. "Wir stehen unter Beschuss! BEWEGT EUCH! Doch die Stimme versiegte und keiner der Schlafenden eilte ihm zu Hilfe. Nur der wachsame Matrose erhob sich langsam, zog sich die Lederstiefel an, blickte sich kurz grinsend um, und eilte dann hinauf zum Capt'n. Noch immer rührte sich keiner der Männer, nicht einer bewegte sich und horchte dem Schrei des sterbenden Kapitäns...
Nachdem die Rufe des Capt'ns versiegten, hörte man noch einige Kanonenschüsse, ehe es wieder ganz still um sie alle herum wurde. Nur noch das protestierende Knarren der Masten war zu hören, und das leise Plätschern der See. Wie von Geisterhand war der Ozean, der eben noch so wütend und tosend unter ihnen brodelte, verstummt. Leise, ruhig und zufrieden erschien er. Man könnte meinen, die "HMS-Eveningstar" sei nun eines der viel umschriebenen Sagenschiffe, eben jenes, dass die Hochsee niemehr verlassen wird, ein im Volksmund genanntes Geisterschiff, ewig dazu verdammt den Tücken des Meeres zu widerstehen... Doch der Matrose, welcher nun an Deck gelangte, stellte sich an die Reling, hielt Ausschau nach dem Piratenschiff welches ihn hier abholen sollte. Der Deal war einfach gewesen, er beseitigte die Mannschaft, die anderen den Capt'n.. Doch irgendetwas stimmte nicht.. die Augen verengend betrachtete der junge Braunschopf die stille See, argwöhnisch glitten die Augen über den Horizont wo kein Schiff auszumachen war.. Alles um ihn herum war totenstill, jegliche Geräusche versiegten. Er wandte sich um, blickte unberührt zum Kapitän hinab und überprüfte ob dieser auch wirklich tot war. Daran jedoch hatte er keinen Zweifel.
Er stieß einen wütenden Seufzer aus, hob die Hand und zog die Mütze von seinem Haupt. Hervor kamen lange, dunkle und leicht gewellte Haare ; das niemandem aufgefallen war, das "Der Neue" in Wahrheit eine Frau war, hatte sie verwundert, doch nun spielte das keine Rolle mehr. Nein, sie war hier, auf einem Geisterschiff mit 27 Leichen, und wartete auf jenes Schiff, welches sie abholen sollte. Abermals blickte die junge Frau hinüber zum Horizont. Kein Zweifel, sie war alleine auf diesem gottverlassenen Schiff..
Alleine würde sie es niemals segeln können, das war ihr klar, doch was tun?...
Ein urplötzlicher Ruck durchfuhr den Rumpf des Schiffes und die junge Frau verlor das Gleichgewicht. Sie stieß mit der Brust gegen die Reling, keuchte, und klammerte sich an dem dicken Holz fest. Ein weiterer Ruck zuckte in die andere Richtung, und gleich darauf wieder nach vorn, so dass sie den Halt verlor und in die tiefe Schwärze des unerbittlichen Ozeans fiel..
Kalt...fesselnd..beklemmend...schwarz.. das Wasser durchdrang ihre Lungen, durchfuhr Leib und Seele und hustend tauchte sie auf. Sie hatte das Gefühl, als würden viele unsichtbare Hände nach ihren Gliedern grabschen, sie hinunter ziehen, sie sterben sehen wollen. War das die Hölle? War das ihre Hölle, aus der sie nie wieder würde fliehen können? Sie hatte sich die Hölle stets dunkel vorgestellt, ein absoluter Qualenort für "Lichtwesen". Depressionen würden die Verdammten heimsuchen, Wahnsinn und Aggressionen würden in ihre seelenlosen Körper kriechen und sie zu einem Leben in ewiger Knechtschaft zwingen...
Und tatsächlich, sie wurde hinab gezogen, hinab in die unendliche Tiefe, die Dunkelheit. Sie konnte nichts dagegen tun, nichts außer ... sterben.
Nachdem sie soweit hinab gezogen wurde, dass sie die Oberfläche nicht einmal mehr erahnen konnte, brach der Druck und die Beklemmung über sie hinein.. Die Luft versagte und sie verlor die Orientierung, wenig später das Bewusstsein....
Das alles lag nun mehr als ein Jahr zurück. Doch die bedrohliche Wasseroberfläche suchte sie Nacht für Nacht heim.. Sie würde es selbst unter Folter niemals zugeben, doch das beklemmende, erdrückende Gefühl, als würde eine eisige Hand langsam und wissendlich deine Kehle zudrücken, verfolgte sie seit jeher. Es wurde in der Nacht schlimmer als am Tage, und doch verlor sie niemals die Professionalität.
Starr und die Hände in die Taschen ihres Wintermantels gedrückt, lehnte die zierliche Frau an einer eisigen Hauswand. Die Augen, welche so grün und ungewöhnlich waren, dass ein jeder einen oder auch zwei Blicke riskieren musste, fixierten den Mann an der anderen Ecke. Wie lange ging sie diesem Handwerk nun schon nach? 4 oder 5 lange, schmutzige Jahre? Und überhaupt, wann hatte dieses Lebewesen in ihr Besitz ergriffen? 7 Jahre.. 7 Jahre ist das jetzt her - Himmel wie die Zeit vergehen konnte. Inzwischen war aus dem Kind ein Profi ohne jegliche Skrupel geworden, ein Kind, dass einst den Thron Englands besteigen sollte, und nicht einmal blauen Geblüts war. Ihre Geschichte ist verquer, kompliziert, und doch so einfach wie kaum eine andere..
Und langsam machte sich die junge Frau durch die Dunkelheit auf, die Augen stets auf den Rücken des Mannes geheftet. Oh er merkte ja nicht einmal, dass er verfolgt wurde, er verspürte mit Sicherheit nicht mal ein Kribbeln im Nacken. Nein, er war beschäftigt eines der Mädchen anzugraben, eines von jenen, die des Nachts an den Bordsteinen standen und den Männern in ihren Kutschen zu lächelten.. Perfekt! Als der Mann mit seiner Eroberung, oder sollte man sagen, der Mann als eine Eroberung, mit dem Mädchen abzog, folgte die junge Unbekannte mit einem bestialischen Grinsen unter der schützenden Kapuze…
"HMS Eveningstar". Ächzend unter der Einwirkung des Wassers wog sich der Viermaster im Wind und bettete sich immer wieder in meterhohe Wellen. Weit und breit sah man lediglich die schwarze See, nirgendwo konnte man die Küste oder eine Insel ausmachen. Nord, Ost, West und Süd blieben am Firmament dunkel, nicht einmal die Sterne ließen sich hinter den tiefhängenden Wolken blicken. Kalt war es nicht, zumindest nicht sehr. Es war eher die beklemmende Stille auf diesem Ozean, die frösteln ließ. So dunkel, wie hier, hatte man es noch nie erlebt. Man konnte die Hand kaum vor Augen erkennen, und das tosende Rauschen der See nahm eine eintönige Resonanz an, die zum Einschlafen bewog. Einzig und allein der Capt'n steuerte seine geliebte "HMS-Eveningstar" durch die aggressiven Wellen, die das Schiff irgendwie vom Kurs abdrängen wollten. Die gesamte Crew schlief unter Deck und wurde sanft in ihre Hängematten geschaukelt.
Alle schliefen tief und fest, doch jederzeit bereit aufzuspringen und ein Gefecht zu liefern. Alle Hängematten waren belegt, und mit dem Gedanken daran, wog sich der Capt'n in eine entspannte Sicherheit. Seine Crew war vollzählig, sein "Baby" in Topform, und er am Steuerrad. Er liebte die Seefahrt, er liebte die "HMS-Eveningstar" und liebte seinen Job bei der königlichen Flotte -zumindest tat er das bisher. Er war ein angesehener Commandore, trug viele Abzeichen und Auszeichnungen, hatte Frau und Kind, ein Gut im Shire of England , und war mit sich und der Welt im Reinen. Doch auch die vielen Abzeichen, die vielen Verdienste und Orden, konnten ihn nicht vor dem warnen, was vor ihm lag....
Unter den Füßen des Capt'n's , in einer der Hängematten schlief ein Matrose nicht. Nein, er lag wach und starrte, die Hände auf seinen Bauch gelegt, an die hölzerne "Decke" des Schiffes. Unter seiner Mütze lugte braunes Haar hervor, und den wachsamen Augen entging nicht ein Zucken der Anderen. Ruhig ging sein Atem, in voller Konzentration auf das, was nun mit Sicherheit gleich geschehen würde. Er wusste, was passieren würde, er wusste es so hundertprozentig, dass er schon die Sekunden zählte bis zum Countdown. Dann, dann ertönte auch schon die volle Stimme des Capt'ns. "Auf, Auf ihr Ratten, bewegt euch!" schrie er aus voller Seele und das Schiff bewegte sich urplötzlich in einen scharfen Schlenker. "Wir stehen unter Beschuss! BEWEGT EUCH! Doch die Stimme versiegte und keiner der Schlafenden eilte ihm zu Hilfe. Nur der wachsame Matrose erhob sich langsam, zog sich die Lederstiefel an, blickte sich kurz grinsend um, und eilte dann hinauf zum Capt'n. Noch immer rührte sich keiner der Männer, nicht einer bewegte sich und horchte dem Schrei des sterbenden Kapitäns...
Nachdem die Rufe des Capt'ns versiegten, hörte man noch einige Kanonenschüsse, ehe es wieder ganz still um sie alle herum wurde. Nur noch das protestierende Knarren der Masten war zu hören, und das leise Plätschern der See. Wie von Geisterhand war der Ozean, der eben noch so wütend und tosend unter ihnen brodelte, verstummt. Leise, ruhig und zufrieden erschien er. Man könnte meinen, die "HMS-Eveningstar" sei nun eines der viel umschriebenen Sagenschiffe, eben jenes, dass die Hochsee niemehr verlassen wird, ein im Volksmund genanntes Geisterschiff, ewig dazu verdammt den Tücken des Meeres zu widerstehen... Doch der Matrose, welcher nun an Deck gelangte, stellte sich an die Reling, hielt Ausschau nach dem Piratenschiff welches ihn hier abholen sollte. Der Deal war einfach gewesen, er beseitigte die Mannschaft, die anderen den Capt'n.. Doch irgendetwas stimmte nicht.. die Augen verengend betrachtete der junge Braunschopf die stille See, argwöhnisch glitten die Augen über den Horizont wo kein Schiff auszumachen war.. Alles um ihn herum war totenstill, jegliche Geräusche versiegten. Er wandte sich um, blickte unberührt zum Kapitän hinab und überprüfte ob dieser auch wirklich tot war. Daran jedoch hatte er keinen Zweifel.
Er stieß einen wütenden Seufzer aus, hob die Hand und zog die Mütze von seinem Haupt. Hervor kamen lange, dunkle und leicht gewellte Haare ; das niemandem aufgefallen war, das "Der Neue" in Wahrheit eine Frau war, hatte sie verwundert, doch nun spielte das keine Rolle mehr. Nein, sie war hier, auf einem Geisterschiff mit 27 Leichen, und wartete auf jenes Schiff, welches sie abholen sollte. Abermals blickte die junge Frau hinüber zum Horizont. Kein Zweifel, sie war alleine auf diesem gottverlassenen Schiff..
Alleine würde sie es niemals segeln können, das war ihr klar, doch was tun?...
Ein urplötzlicher Ruck durchfuhr den Rumpf des Schiffes und die junge Frau verlor das Gleichgewicht. Sie stieß mit der Brust gegen die Reling, keuchte, und klammerte sich an dem dicken Holz fest. Ein weiterer Ruck zuckte in die andere Richtung, und gleich darauf wieder nach vorn, so dass sie den Halt verlor und in die tiefe Schwärze des unerbittlichen Ozeans fiel..
Kalt...fesselnd..beklemmend...schwarz.. das Wasser durchdrang ihre Lungen, durchfuhr Leib und Seele und hustend tauchte sie auf. Sie hatte das Gefühl, als würden viele unsichtbare Hände nach ihren Gliedern grabschen, sie hinunter ziehen, sie sterben sehen wollen. War das die Hölle? War das ihre Hölle, aus der sie nie wieder würde fliehen können? Sie hatte sich die Hölle stets dunkel vorgestellt, ein absoluter Qualenort für "Lichtwesen". Depressionen würden die Verdammten heimsuchen, Wahnsinn und Aggressionen würden in ihre seelenlosen Körper kriechen und sie zu einem Leben in ewiger Knechtschaft zwingen...
Und tatsächlich, sie wurde hinab gezogen, hinab in die unendliche Tiefe, die Dunkelheit. Sie konnte nichts dagegen tun, nichts außer ... sterben.
Nachdem sie soweit hinab gezogen wurde, dass sie die Oberfläche nicht einmal mehr erahnen konnte, brach der Druck und die Beklemmung über sie hinein.. Die Luft versagte und sie verlor die Orientierung, wenig später das Bewusstsein....
Das alles lag nun mehr als ein Jahr zurück. Doch die bedrohliche Wasseroberfläche suchte sie Nacht für Nacht heim.. Sie würde es selbst unter Folter niemals zugeben, doch das beklemmende, erdrückende Gefühl, als würde eine eisige Hand langsam und wissendlich deine Kehle zudrücken, verfolgte sie seit jeher. Es wurde in der Nacht schlimmer als am Tage, und doch verlor sie niemals die Professionalität.
Starr und die Hände in die Taschen ihres Wintermantels gedrückt, lehnte die zierliche Frau an einer eisigen Hauswand. Die Augen, welche so grün und ungewöhnlich waren, dass ein jeder einen oder auch zwei Blicke riskieren musste, fixierten den Mann an der anderen Ecke. Wie lange ging sie diesem Handwerk nun schon nach? 4 oder 5 lange, schmutzige Jahre? Und überhaupt, wann hatte dieses Lebewesen in ihr Besitz ergriffen? 7 Jahre.. 7 Jahre ist das jetzt her - Himmel wie die Zeit vergehen konnte. Inzwischen war aus dem Kind ein Profi ohne jegliche Skrupel geworden, ein Kind, dass einst den Thron Englands besteigen sollte, und nicht einmal blauen Geblüts war. Ihre Geschichte ist verquer, kompliziert, und doch so einfach wie kaum eine andere..
Und langsam machte sich die junge Frau durch die Dunkelheit auf, die Augen stets auf den Rücken des Mannes geheftet. Oh er merkte ja nicht einmal, dass er verfolgt wurde, er verspürte mit Sicherheit nicht mal ein Kribbeln im Nacken. Nein, er war beschäftigt eines der Mädchen anzugraben, eines von jenen, die des Nachts an den Bordsteinen standen und den Männern in ihren Kutschen zu lächelten.. Perfekt! Als der Mann mit seiner Eroberung, oder sollte man sagen, der Mann als eine Eroberung, mit dem Mädchen abzog, folgte die junge Unbekannte mit einem bestialischen Grinsen unter der schützenden Kapuze…
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