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Sci-Fi / Fantasy Winternacht: Schamanenpfade

Illister

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Narai, Arun und Dogan leben in einem Dorf am Fuße eines Vulkans. Nur in der Nähe des Vulkans ist Leben möglich, die restliche den drei Jugendlichen bekannte Welt besteht aus Eis und Schnee. Eines Abends belauschen sie ihre Dorfschamanin beim Gebet, der Vulkan droht zu erlöschen. Die drei machen sich überstürzt auf, um eine Rettung für das Dorf zu suchen und begeben sich damit in größere Gefahren, als sie ahnen.

Als ihr Erstlingswerk präsentiert Sarah Wisbar mit Winternacht: Schamanenpfade eine Comic-Kurzgeschichte. Diese beginnt mit einem kolorierten Prolog, der nicht zum Rest passt, weder zeichnerisch noch inhaltlich. Unordentlich wirkende Wasserfarbenbilder zeigen ein Mädchen, welches vor ihren Verfolgern aus einer Stadt flüchtet. Das Mädchen taucht in der Geschichte nicht mehr auf, zumindest nicht so, dass man sie eindeutig zuordnen könnte. Nach dem Prolog beginnt die eigentliche Geschichte. Mehrere Jugendliche kommen von ihrer Prüfung zurück und anschließend wird im Trinkhaus gefeiert. Am selben Abend noch erfahren die drei Protagonisten mehr oder weniger durch Zufall von der drohenden Gefahr. Sie beschließen am nächsten Morgen mit dem Boot aufzubrechen, eine Rettung zu finden und als Legenden zurückzukehren. Sehr abrupt und unüberlegt stürzen sie sich in ein Abenteuer, dem sie nicht gewachsen sind. Als Narai umkehren möchte und ein Streit unter den dreien entbrennt, werden sie von einem Fischungeheuer angegriffen. Dogan stirbt bei dieser Attacke, Arun und Narai werden an eine fremde Küste gespült. Ohne Ausrüstung und Orientierung machen sie sich auf. Mittels Rückblenden und Träumen erfährt man jetzt mehr über die Jugendlichen. Narai wollte schon immer eine Heldin werden, Arun Schamane. Jedoch sprachen die Ahnen nie zu Arun, so dass er genau wie Narai Jäger wurde. Die beiden stellen sich ihren eigenen Ängsten und Träumen und zu allem Überfluss tauchen zwei Unbekannte auf, die die Situation noch komplizierter machen.

Sarah Wisbar ist die Siegerin des Comicstars Contest 2009 und wenn man ihre Zeichnungen sieht, weiß man warum. Bis auf den Prolog zeichnet sie sehr klar und detailliert. Die Schlüsselbilder sind eine wahre Augenweide. Das Schamanenzimmer, der Morgen des Aufbruchs, das Fischungeheuer, die Umgebung ihres Nachtlagers – man könnte meinen, hier sei ein Profi am Werk gewesen. Ihr Zeichenstil erinnert an Ghibli, an westlichen Zeichentrick und ältere Anime-Serien, da die Gesichtszüge und Proportionen zwar einfach, aber realistisch gezeichnet wurden. Es gibt bei ihren Zeichnungen nur eine Sache zu bemängeln: die Arme erscheinen in vielen Szenen zu kurz. Das fällt anfangs nicht auf, aber sobald man es sieht, stört es einen.
Die Geschichte ist gut aufgebaut, fängt jedoch sehr abrupt an und hört ebenso abrupt mit einem offenen Ende auf. An manchen Stellen stutzt man als Leser, so kann man den Prolog nicht richtig einordnen und fragt sich, warum die zwei Unbekannten in einer Schneelandschaft mühelos mit Sommerbekleidung herumlaufen. Es findet fast keine Entwicklung der Charaktere statt. Ob das von der Autorin bewusst so gewählt worden ist, um den Charakter einer Kurzgeschichte zu verdeutlichen, oder aber „aus Versehen“ passiert ist, bleibt unklar. Man erfährt nur wenig vom Hintergrund der Welt, aber es ist auch nicht nötig viel mehr zu erfahren.
Das von Knaur gewählte Format von 21*15*2cm wird den Zeichnungen gerecht und ist gerade richtig. Es findet sich in diesem Comic ein Downloadcode für comicstars.de. Wer Näheres zu comicstars.de, dem Download und Knaur wissen möchte, kann bei der Rezension von Nina Nowackis Guns and Swords 1 nachlesen.

Winternacht: Schamanenpfade ist ein Comic mit vielen schönen Bildern und einem angenehmen Zeichenstil. Der Einstieg und das Ende sind sehr abrupt, weswegen ich bevorzuge, von einer Comickurzgeschichte zu sprechen. Die Welt ist stimmig gestaltet und lässt viel Freiraum für eigene Interpretation. Wer keine komplette Geschichte mit viel Hintergrund erwartet, kann sehr viel Freude mit Winternacht: Schamanenpfade haben.

An dieser Stelle möchte ich dem Knaur Verlag dafür danken, dass er neue Talente fördert und diese Rezension ermöglichte.
 
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