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Sci-Fi / Fantasy Nocturnum- Lange Schatten

SoulReaper

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Wer glaubt, dass Cthulhu, die Alten und all die anderen Ausgeburten des Schreckens nur in den 1920ern ihr Werk vollbrachten, irrt sich gewaltig. Denn spätestens seit Cthulhu Now wissen wir, dass sie auch heute noch in verborgenen und dunklen Ecken wirken. Und wie gemacht für diese Jahreszeit, wenn es wieder früher dunkel wird, besagte dunkle Ecken zahlreicher werden und uns an die verzerrten Gestalten unserer Alpträume erinnern, veröffentlicht Pegasus Press endlich die erste Kampagne für diesen Ableger seines sehr erfolgreichen Rollenspiels nun auch auf Deutsch.

Mit den vorangegangenen Kampagnenbänden für Cthulhu, wie dem Orientexpress, wurde die Messlatte für Nocturnum natürlich sehr hoch angesetzt. Doch braucht der erste der drei Bände einen Vergleich nicht zu scheuen. Die Qualität des Buches ist sehr hoch und das Layout stimmig. Das Titelbild passt zur Kampagne und der Einband selber ist robust, wodurch er auch durch häufigen Gebrauch und Transport wahrscheinlich noch lange intakt bleiben wird. Das Schriftbild ist sehr sauber und ohne Hintergrundbild abgedruckt, wodurch man auch bei gedämpftem Licht den Text noch gut lesen kann. Durch das geschickt gewählte Layout und zahlreiche Bilder steht nicht zu viel Text auf einer Seite, was das Wiederfinden einzelner Passagen während des Spiels stark erleichtert. Gelegentliche Rechtschreibfehler oder etwas holprige Übersetzungen fallen dabei nicht weiter auf, und wenn doch, stören nicht weiter.

In gewohnter Manier geht es wieder um übernatürliche Wesen, die im Hintergrund die Fäden ziehen und Menschen bestenfalls wie Marionetten benutzen. Die Spieler kommen einer weltumspannenden Verschwörung auf die Schliche, die in nichts geringerem als der Zerstörung des gesamten Planeten gipfeln wird. Von ihren Mitmenschen für verrückt erklärt und von eben jenen übernatürlichen Wesen gejagt, begeben sie sich daran, das Schicksal der Erde noch einmal zu wenden.
Doch beginnt in „Lange Schatten“ die episch anmutende Geschichte noch nicht wirklich. Vielmehr wird dem Spielleiter zu aller erst ein Überblick über die gesamte Kampagne gegeben. Dadurch bietet sich dieses Buch auch gleich als ein gutes Nachschlagewerk über die gesamte Kampagne hinweg an. So kann der Spielleiter jederzeit bequem sehen, wo seine Gruppe gerade im Verlauf der Geschichte steht. Daneben werden alle Abenteuer, auch die des zweiten und dritten Bandes, in jeweils einem kleinen Textabschnitt beschrieben. Der Leser erhält dadurch schon im Vorfeld ein recht klares Bild, was ihn auch in den späteren Bänden erwartet und kann schon im ersten Band grob sehen, ob die Kampagne seinen Erwartungen entspricht. Dies ist löblich, da die Einzelbände mit nicht ganz günstigen 25€ zu Buche schlagen.
„Lange Schatten“ besteht allerdings nicht nur aus Hintergrundmaterial. Die ersten drei Abenteuer der Reihe sind ebenfalls enthalten und bieten einen guten Einstieg in die Kampagne. Allerdings sind sie auch nicht viel mehr als dies. Die Charaktere sollen hier an die Existenz paranormaler Wesen herangeführt werden und ihre zukünftigen Dauerwiedersacher zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Der eigentliche Handlungsfaden der Story entfaltet sich allerdings noch nicht.

Im Einzelnen sind folgende Abenteuer im Buch vorhanden. Wer sich die Überraschung bewahren möchte, sollte diesen Abschnitt überspringen:
[MI]Im ersten Abenteuer „Winternacht“ stranden die Charaktere in einem verschneiten Bergdorf, indem seit neuestem unerklärliche Morde geschehen, hinter denen eine blutrünstige Bestie zu stecken scheint. Ehe sie sich versehen, werden sie auch schon mitten ins Geschehen gezogen und müssen darauf achten, nicht zu den nächsten Opfern der Bestie zu werden.
In „Königin des Zwielichts“, dem zweiten Abenteuer, werden die Charaktere von einem alten Bekannten kontaktiert. Er studiert an einer entlegenen Universität Chemie und hat ein Gegenmittel zu einer Droge entwickelt, die viele der hiesigen Studenten in seinen Bann gezogen hat. Nun wird er allerdings verfolgt und fürchtet um sein Leben. Dass noch viel mehr dahinter steckt, ahnen die hilfsbereiten Charaktere zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Den Abschluss macht „Stille“, wo die Charaktere, die sich mittlerweile als Ermittler für übernatürliche Phänomene einen Namen gemacht haben, einem Vater dabei helfen sollen, seine vermisste Tochter wieder zu finden. Dass diese Tochter ein starkes Medium ist, erfahren die Charaktere erst später, genauso, aus welchem Grund sie entführt wurde.
Weiterer Verlauf der Kampagne:
In dem Buch wird zusätzlich noch beschrieben, dass hinter all den Geschehnissen uralte Intelligenzen stehen, die sich Shk’ryth nennen. Diese Rasse will die Erde verlassen und sich auf den Weg zu ihrem Erschaffer machen. Dafür wollen sie eine Maschine benutzen, die einen riesigen Kometen auf die Erde prallen lässt. Bei dem Aufschlag soll soviel Energie freiwerden, dass die Shk’ryth damit ihre Reise antreten können.[/MI]

Die Story der Kampagne birgt viel Potential und verspricht, sehr spannend zu werden. Die drei Einstiegsabenteuer sind ansprechend und übersichtlich aufgeschrieben. Für jede Szene gibt es einen kurzen Text, wo man schnell alle wichtigen Fakten nachlesen kann. Jedes Abenteuer hat einen eigenen Anhang mit zahlreichen Handouts, bestehend aus Karten aller Örtlichkeiten sowie Briefen, Zeitungsausschnitten, Tagebuchseiten, etc. Sie wirken qualitativ hochwertig und sind äußerst ansehnlich.
Der Text selber wird immer wieder durch schwarzweiße Bilder und kleine Geschichten, die Geschehnisse im Hintergrund beschreiben, aufgelockert. Sie geben einen guten Eindruck von der Stimmung und den Gefühlen der verschiedenen Charaktere in der jeweiligen Situation wieder. Die Bilder selber sind ebenfalls sehr schön gemacht. Allerdings überschneiden sie an zwei Stellen leicht den Textbereich und trennen somit ein paar Millimeter der ersten Buchstaben jeder Zeile ab. Der Text bleibt dadurch zwar weiterhin lesbar, der Mangel stört aber trotzdem erheblich.

Die Abenteuer sind so gehalten, dass sie nicht zwangsweise direkt hintereinander gespielt werden müssen, sondern sogar komplett losgelöst und unabhängig von der Kampagne gespielt werden können. Ehrlich gesagt sollte man die drei Abenteuer auch nicht hintereinander spielen, da ansonsten schnell etwas Monotonie aufkommen könnte. Wenn die Charaktere zum dritten Mal hintereinander in einem kleinen, von der Außenwelt abgeschnittenen Dorf landen, kann man fast auf den Verdacht kommen, dass bei den Schreibern leichter Ideenmangel herrschte. Trotzdem sind die Abenteuer sehr schön gemacht und wenn man mehrere Einzelabenteuer dazwischen einstreut auch ein sehr guter Einstieg in den weiteren Verlauf von Nocturnum.

„Lange Schatten“ stellt den spannenden Einstieg in eine Kampagne dar, die äußerst fulminant zu werden verspricht. Das Buch bietet einen kompletten Überblick über die gesamte Kampagne und beinhaltet zusätzlich die ersten drei Abenteuer, die viele spannende Stunden in der Spielrunde ermöglichen. Die Aufmachung des Buches ist dabei sehr hoch und äußerst ansprechend. Lediglich der relativ hohe Preis kann etwas abschrecken. Sollten die folgenden zwei Bände ebenso werden die dieser, kann sich Cthulhu einer weiteren, hochwertigen Kampagne rühmen.

Wenn eine Gruppe also noch ein Weihnachtsgeschenk für ihren Spielleiter sucht, ist sie mit „Lange Schatten“ bestens bedient. Und ganz nebenbei macht sie sich sogar noch selber ein großartiges Geschenk.

Vielen Dank an den Pegasus Press Verlag, der diese Rezension ermöglicht hat.
 
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