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Horror / Mystery Der Schatten über Innsmouth

SoulReaper

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„Die atmosphärische Dichte dieser Novelle steigert sich vom anfänglichen Grauen bis hin zu blankem Entsetzen und endet im Wahnsinn. Ein wahres Meisterwerk vom Gott des Horrors.“ Das zumindest verspricht vollmundig der Text auf der Rückseite des Jewelcases von „Schatten über Innsmouth“. Doch lesen sie weiter, ob es sein Versprechen wirklich halten kann.

Schatten über Innsmouth gehört zu den wenigen längeren Geschichten Lovecrafts. Dabei handelt sie von einem jungen Mann, der zum Zwecke einiger Ahnenforschungen nach Arkam reisen möchte, da die Familie seiner Mutter von dort stammt. Während dieser Reise erfährt er von Arkams Nachbarstädtchen Innsmouth und den eigenartigen Leuten, die dort wohnen. Die Nachbarn wissen einige unglaubwürdig klingende Gerüchte zu erzählen, wie dass die Innsmouther immer über die Maße viel Fisch fangen, auch wenn in der Umgebung gerade kein Einziger zu fangen ist. Oder dass die Goldraffinerie arbeitet, obwohl noch nie jemand einen Transport des Rohgoldes in das Städtchen beobachtet hat. Dies weckt die Neugier des Fremden und er beschließt, einen Abstecher in die mysteriöse Siedlung zu unternehmen.
Dort angekommen bemerkt er, dass die Bewohner wohl unter einer merkwürdigen Degeneration leiden. Denn je älter sie werden, desto mehr verändern sie sich und die Haut an ihren Kehlen wird eigenartig faltig. Von den Einwohnern erfährt der Reisende nichts, da sie Fremde zu hassen scheinen und ihn meiden. Einzig allein mit Zadoc Allan, einem alten Säufer, kann er ein längeres Gespräch anfangen, dessen Inhalt er allerdings keinen Glauben schenkt. Denn was der alte Allan ihm erzählt, könnte abartiger und fantastischer kaum sein. Doch schon sehr bald glaubt der junge Reisende den Erzählungen, als er sich gezwungen sieht, eine Nacht in Innsmouth zu verbringen und in der Nacht auf dem Flur seines Hotels eigenartige Geräusche vernimmt…

Dieses Hörbuch ist der zweite Lovecraft aus der Reihe „Gänsehaut für die Ohren“. Auf drei CDs enthält es die komplette, ungekürzte Novelle. Die vierte CD beinhaltet Bonusmaterial. Dort wird erzählt, wie die Geschichte veröffentlicht wurde. Außerdem gibt sie einige Interpretationen und Kritiken, sodass man einen tieferen Einblick erhält. So erfährt man zum Beispiel, dass Innsmouth wirklich existiert, allerdings unter einem anderen Namen. Lovecraft hatte dieses Fischerdorf vor Jahren selber besucht. Beim Schreiben der Novelle zeichnete er eine detaillierte Karte Innsmouths, um besser die ausführlichen Verfolgungsjagden beschreiben zu können. Zusätzlich zu Hintergrundgeschichten und Interpretationen enthält die Bonus-CD noch einen kleinen Einblick in das preisgekrönte Hörbuch „Der Cthulhu- Mythos“.
Im Bonusmaterial wird „Schatten über Innsmouth“ über alle Maße gelobt. Es wird als das beste der späten Werke Lovecrafts bezeichnet. Dies ist aber durchaus Ansichtssache und abhängig vom Geschmack des Zuhörers. Tatsächlich ist der Verlauf der Geschichte größtenteils vorhersehbar, da seine Motive schon zahlreich kopiert und erneut verwendet wurden. Trotzdem ist die Geschichte dadurch nicht langweilig, da es immer noch interessant ist, welche Wendungen die Geschichte damals nahm. Außerdem hat Lovecraft noch eine besondere Überraschung zum Ende seiner Erzählung eingebaut. Aber hierüber will ich jetzt nichts verraten.
Stellenweise wirkt das Buch etwas langatmig. Vor allem die Aufzählung der einzelnen Straßen, die die Hauptperson auf ihrer Flucht durch Innsmouth entlangläuft, hilft leider weniger zur besseren Verbildlichung. Vielmehr lässt es diese Passage recht zähflüssig wirken.

Das Hörbuch ist diesmal leider nicht ganz so gelungen, wie man es von den anderen Teilen dieser Reihe sonst gewöhnt ist. Dies liegt aber nicht zum großen Teil am Text selber. Besonders auffällig ist die musikalische Untermalung, die diesmal leider nicht perfekt ist. Der Männerchor wirkt unstimmig und billig, außerdem sind die Musikeinspieler zu abgehakt hinter den gesprochenen Text gepackt. Leise Hintergrundmusik, die die Stimmung des Textes sonst in anderen Hörbüchern immer so gut unterstrichen hat, wird man hier leider gänzlich vermissen müssen. Zusammen mit der etwas vorhersehbaren Story kann es für Leute, die Werke dieser Art nicht besonders gut leiden können, schnell langweilig werden. Fans werden diese kleinen Schnitzer allerdings leicht übersehen können. Vor allem das interessante Bonusmaterial gleicht viel der Unzulänglichkeiten aus.
Die Sprecher dagegen sind wie immer äußerst gut. Lutz Riedel liest den Erzähler angenehm klar und präzise und kann die Stimmungen des Textes gut wiedergeben. Er wird durch Joachim Kerzel unterstütz, der den wahnsinnigen Allen wunderbar in Szene setzt. Der wahnsinnige Säufer hätte wohl kaum von jemand anderem besser gesprochen werden können. Das Bonusmaterial wird von Nana Spier gelesen, die eine sehr klare Stimme besitzt und daher angenehm zu hören ist. Zitate von Lovecraft selber werden wie gewohnt von David Nathan gesprochen.

Schatten über Innsmouth ist ein gutes Hörbuch, auch wenn es im Vergleich zu anderen aus derselben Reihe einen klaren Abfall gibt. Fans von Lovecraft können aber trotzdem getrost zugreifen.

Diese Rezension entstand mit freundlicher Unterstützung des Lübbe-Audio Verlages.
 
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