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Sci-Fi / Fantasy Machtspiele - Handbuch für Spione

sonic_hedgehog

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Spionage – eines der Hauptgeschäftsfelder für Shadowrunner, schließlich fallen darunter auch Beschattungen, Extraktionen oder Informationsbeschaffung auf krummen Wegen. Das perfekte Feld, in dem (außer den klassischen Kämpfern vielleicht) alle Charaktere ihre Aufgaben finden können. Außerdem ist Spionage schon seit Jahren in, man denke nur an den Aufschwung von gerade actionreicheren Spionagefilmen wie den neuen James Bonds, Triple X, Mission Impossible, … Insofern nur konsequent, dass man das Thema für Shadowrun aufbereitet. Eigentlich...

Warum eigentlich? Weil der Titel in die Irre führt! Wer sich diesen Band anschafft, weil er auf genau die aufgezählten Informationen hofft, wird bitter enttäuscht werden. Der eigentliche Titel müsste Machtspiele – Denver in den Schatten lauten.

Der Band beginnt, typisch für die Städtebücher, mit über 80 Seiten Schilderungen zur geteilten Stadt. Unterteilt in Einreise, die verschiedenen Sektoren, Geschichte, die vertretenen (Mega-)Konzerne sowie Politik und organisierte Kriminalität. Diese Schilderung hat die klassische Qualität der Shadowrun-Bücher, jedoch erschloss sich mir nicht, was das spezielle Flair der Stadt ausmachen soll. Sicherlich, Ghostwalkers Herrschaft und gleich 4 unterschiedliche Staatsgebiete sind schon ein spezielles Setting, allerdings spielt es in der Praxis kaum eine Rolle, ob sich 4 Staaten und ein Drache zoffen oder ob in einer Stadt verschiedene extraterritoriale Konzerne Gebiete besetzen und beim ein oder anderen eine Dracoform regiert. Gut, die gibt es in Denver noch oben drauf, aber letztlich ließ sich aus dem Band allen nichts übermäßig Ungewöhnliches ableiten, das sich nicht auch in anderen Städten darstellen ließe. Aber davon abgesehen ist die Beschreibung der Stadt gewohnt sauber und detailliert. Wer in Denver spielen möchte, findet hier das passende Material.

Im Gegensatz leider zu den dann folgenden Kurzbeschreibungen von Austin (CAS), Brüssel, Kansai, London, Nairobi und Tel Aviv, die mit einem Gesamtumfang von 16 Seiten inklusive Bilder und Shadowtalk nur bessere Lexikoneinträge darstellen.

Im Anschluss folgt das, worauf ich gewartet hab: Spionage! .Wer, warum und wie - was unternehmen Abwehrorganisationen gegen Spionage und (ganz ganz kurz) wie spielen erwachte Wesen im Spiel mit? Diese 32 Seiten sind mitunter etwas oberflächlich, aber durchaus interessant. Nicht alles davon ist im Spiel umsetzbar, solange die Runner als freie Kräfte mit wechselnden Loyalitäten arbeiten wollen, aber gerade in längeren Kampagnen für einen Schmidt/Johnson finden sich hier viele interessante Ansätze. Ansätze, die auch zu sehr intensiven Rollenspiel führen können, wenn die Runner versuchen, Informationsquellen abzuschöpfen oder sich Informanten anlachen wollen. Geschildert werden auch die Hauptakteure in diesem Spiel, die natürlich die klassischen Geheimdienste, aber auch Mietdienste sein können.

Im Anschluss daran findet sich der spezielle deutsche Zusatzinhalt – ein politisches Update für die ADL und die Schilderung Hannovers. Das Politikupdate fasst die in Deutschland in den Schatten II und Brennpunkt ADL geschilderten Informationen knapp zusammen und bringt sie auf den Stand nach Crash 2.0 und Tempo-Krise. Also eine Beschreibung der akuellen politischen Struktur der Länder, der politischen Institutionen, der politischen Parteien und Policlubs. Mit Hannover schließt sich dann die Politikmetropole der ADL an. Die Beschreibung folgt der klassischen Struktur (Anreise, Rundgang, wichtige Player), nimmt sich aber die Zeit, das Thema des Buchs aufzugreifen: Neben den politischen Intrigen zwischen Parteien, Ministerium, Bundestag und Bundesrat werden auch Interessensgebiete vorgestellt, die fremde Geheimdienste in die ADL und nach Hannover locken können und wie die ADL versucht sich zu wehren. Rund 40 durchaus interessante Seiten,

In Kombination mit den dann folgenden 28 Seiten neuer Ausrüstung (Tarnung und Spionagespielzeuge), neuen Zaubern und Adeptenkräften, die den Sammeltrieb direkt ansprechen, findet das Buch ein versöhnliches Ende, bevor sich dann auf den 4 Seiten Abenteuerideen erneut die Schwäche des Buchs zeigt – eigentlich sind alle Ideen Runnerstandard. Nett wiederum der Anhang, in dem ein Glossar wichtige Begriffe erklärt und die Dienste der verschiedenen Länder und Konzerne kurz aufgezählt werden.

Machtspiele ist ein Quellenbuch, das zu bewerten nicht ganz leicht ist. Was es liefert, liefert es in der Qualität, die man von Shadowrun inzwischen kennt. Der deutsche Anteil des Buchs ist meiner Meinung nach (ein weiteres Mal) besser gelungen als der des amerikanischen Originals – die Beschreibung Denvers ist zwar von den Fakten her gesehen durchschnittlich, schafft es aber nicht, das besondere Flair, das Denver zweifellos hat, auch zu transportieren. Das war in früheren Publikationen besser gelungen. Trotzdem, sicherlich kein schlechtes Quellenbuch. Nimmt man aber hinzu, was man sich angesichts des Titels versprochen hat, bleibt leider ein schaler Geschmack. Sicherlich – fast alles, was Runner so den lieben langen Tag lang tun, kann man auch als Spionage bezeichnen. Insofern war es sicher schwer, einen ganzen Band thematisch korrekt zu füllen. Ich hatte dennoch mit einem stärkeren Fokus auf Infiltrationsstrategien, Abhöraktionen, Datenklau, Informanten, etc. gerechnet. Daher fällt dieser Band in meinen Augen dann doch deutlich gegen seine Kollegen zurück. Spionage baut man sich besser aus den Quellenbüchern zur Matrix und zu technischen Spielereien selbst zusammen.

Ich danke Pegasus Spiele für die Möglichkeit diesen Band zu rezensieren.
 
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