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Sci-Fi / Fantasy Khunchomer Pfeffer - Schattenflüstern

Luzifer

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133
Mit dem 104. Roman aus der Welt des Schwarzen Auges debütiert das junge Autorenduo Eevie Demirtel und Marco Findeisen. Mit einer Mischung aus Krimi, Diebestouren und einer Hand voll Exotik entführen sie den Leser in die südliche Stadt Khunchom, die Kennern des aventurischen Kontinents bestens bekannt sein dürfte. Aber auch DSA-Neulingen können über den Roman einen passenden Einstieg in diese Welt erleben.


Khunchom ist die bunte, die schillernde Hafenstadt des Wüstenvolkes im Südosten Aventuriens. Der Handel zu See und über Land blüht und gedeiht und verschafft ihren Bewohnern ein gutes Auskommen unter der Hitze der Sonne. Kein Wunder, dass man bei diesen Temperaturen nicht ständig zum Schwitzen kommen will, was sich auch Kasim ben Gaftar denkt, der in der Garde der Stadt für Recht und Ordnung sorgt. Zumindest ist es ihm zur allzu recht, wenn bei dem Dienst ein ordentliches Bakshish (Almosen, Gabe, Gefälligkeit – in der Mentalität des Wüstenvolkes durchaus auch als legitimes „Schmiergeld“ zu verstehen) herausspringt. Wie unpassend, dass gerade ein Mord in der Gaststätte seines Onkels ihn zu einer Zusammenarbeit mit dem steten Unruhestifter der Garde, Deniz ibn Seyshaban, zwingt. Dieser ist bekannt dafür nicht nur dem, unter Ein-Gott-Gläubigen verpönten, Al’Kohol zu zusprechen, sondern auch sehr eigene Ermittlungsmethoden zu wählen und dabei nicht immer das Wohlwollen des Hauptmanns der Garde zu ernten. Die Aufgabe wird durch den Umstand erschwert, dass Khunchom ein Siedepunk vieler Kulturen ist und die ohnehin schwachen Indizien und Hinweise in dem Mordfall in das Viertel der Maraskaner führt. Die seltsamen Emigranten der Insel Maraskan, die im Volksmund als tückisch, giftig und schlechthin lebensfeindlich bezeichnet wird, haben es auch auf dem Festland gelernt ihre fremdartigen Bräuche zu pflegen.

All das und die Tatsache, dass das Mordopfer lediglich ein nicht bekannter Reisender war, stellen Kasim und Deniz bald vor arge Probleme. Auch untereinander merken beide schnell, dass sie vollkommen andere Ansichten haben Das Gespann droht zu zerbrechen. Der Ruf von Kasims Onkel und seiner Gaststätte steht auf dem Spiel, als dann doch noch ein Verdächtiger auftaucht. Ein Herumtreiber aus Almada, dem Herzen des Kaiserreiches Gareth, namens Federigo Madanaldo Sforigan. Damit wäre für Kasim eigentlich alles schon erledigt. Beweise sind etwas, das man mit Bakshish erledigt, oder dem Willen seines Gottes Rastullah überlässt. Sein Kollege Deniz dagegen will die Wahrheit wissen, als mitten in den Ermittlungen die exotische und wunderschöne Tänzerin Leila auftaucht.

Federigo muss mit fremder Hilfe beweisen, dass er selbst nicht der Mörder ist und versucht die Fäden selbst zu entwirren. Hierbei gerät er auf die Fährte eines uralten und unglaublich mächtigen Artefakts, das nicht nur dunkle Magier, sondern auch einen gut rasierten Maraskaner zu seinen Gegnern macht.

Die Schicksale, das Kismet oder Karma der Personen verwebt sich zu einem Teppich, wie er nur in Khunchom geknüpft werden kann. Die Fragen nach dem Mord, dem Mörder und schließlich auch dem Warum, sowie der alles antreibenden Kraft im Hintergrund stellen sich bis zum Schluss und warten dort auf ihre Auflösung.


Der Roman ist broschiert in einer Paperbackausgabe erschienen und kann ein stimmungsvolles Bild einer orientalischen Verschleierten auf einem Markt vorweisen. Neben Informationen über die Autoren, enthält das Buch das mittlerweile für DSA-Publikationen obligatorische Glossar. Dies ist besonders für Neulinge in der Welt des Schwarzen Auges auch dringend von Nöten, da oft einschlägige Begriffe aus Aventurien genutzt, hier aber erklärt, werden. Ein Anhang mit der Dramatis Personae, wie sie ansonsten gerne bei DSA-Romanen angeführt wird, ist nicht vorhanden. Sie ist aber auch nicht nötig, aufgrund der übersichtlichen Anzahl an Charakteren.



Das Autorenduo setzte mit der Handlung kurz nach dem Tod des unbekannten Handlungsreisenden an und lässt den Leser auf gleichem Wissensstand, wie die Protagonisten Deniz und Kasim. Später erhält man Einsicht in das Streben, des zu Unrecht beschuldigten, Federigos und beginnt schon mal zu rätseln, was wirklich hinter dem scheinbar unbedeutenden Mord zu stecken vermag.

Zunächst sehr irritierend sind die kurzen Einführungen eines jeden Kapitels, welche sich im späteren Verlauf als Einblicke in die Handlungen der Gegner unserer Protagonisten erweisen. Jene Figuren sind zu Beginn der Geschichte nicht besonders sympathisch, auf ganz unterschiedliche Arten. Das ändert sich allerdings mit dem Lauf der Geschichte. Zu keinem Zeitpunkt sind sie dem Leser egal. Die Autoren verstanden es anhaltend Gefühle und Gefühlsregungen zu oder gegen die Figuren beim Leser entstehen zu lassen. Dies trifft auch auf Frederigo zu.

Der Handlungsstrang dagegen kommt nur mühsam in Fahrt und die Spannung stellt sich erst ab dem zweiten Drittel des Buches ein. Der Mord an sich ist zwar der Aufhänger der Geschichte, aber da die Bindung zum Opfer für den Leser fehlt, reicht er alleine nicht aus um an das Buch zu fesseln. Spannender wird es aber doch noch und auch zunehmend rasanter. Sehr eindrucksvoll werden actionreiche Szenen, darunter Verfolgungsjagden mit mehreren Beteiligten und Zweikämpfe vermittelt. Die detailreichen Beschreibungen lassen einen hierbei selbst außer Atem kommen bzw. die erlittene Wunde nachfühlen. Hier zeigt sich die Verliebtheit der Erzählweise der beiden Autoren, die selbst auch Rollenspieler sind.

Die Auflösung der Geschichte erscheint zum Teil etwas konstruiert, als ob die Autoren sich von einem Kapitel zum nächsten geschrieben hätten, ohne das Ende im Detail vorgeplant zu haben. Das ist schade, da man mittlerweile mit den Protagonisten mit gefiebert und um sie gebangt hat und dann doch nicht erleben darf, wie sie sich selbst im Finale aus den Intrigen und von allen Bedrohungen befreien. Dem Ende haftet so das Manko einer Deus ex Machina an, welches bestimmt auch hätte anders gelöst werden können.

Die Sprache und die Dialoge des Romans sind durchdrungen von Phrasen, welche die Sprache der Novadis, also dem Nomadenvolk aus der Wüste, nachempfinden soll. Erfindungsreich werden hier Verwandtschaftsbande zu Worten und dem Adressaten gezogen, sei es der Bruder der Ungläubigkeit, die Mutter der Unvernunft oder der Onkel der Sturheit. Anfangs noch erheiternd, verliert dieser sprachlich, ständig wiederkehrende Baustein fortwährend an Einfallsreichtum und überschreitet irgendwann die Grenze, ab der es zu nerven beginnt. Man könnte auch sagen, die blumigen Vergleiche welken von einer prächtig blühenden Orchidee zu einem verdorrten Veilchen.


Fazit:

Khunchomer Pfeffer ist ein gelungenes Erstlingswerk und von Rollenspielern für Rollenspieler geschrieben worden. Besonders in Szenen mit gedrungener Handlung verstehen es die Autoren den Leser den Überblick behalten zu lassen und ihn zu fesseln. Die Stadt Kunchom stellen sie erfolgreich als Schmelztiegel der Völker dar und lassen den Leser in die verschiedenen Kulturen und Mentalitäten eintauchen. Die Handlung birgt nichts, was nicht schon mal dagewesen wäre, aber sie bietet den Rahmen für einen guten Roman, der hin und wieder leider nur mäßig spannend ist. Dennoch ist er zu empfehlen und lässt auf mehr von den Autoren hoffen. Der Untertitel „Schattenflüstern“ lässt den geneigten Leser vielleicht auch schon eine Fortsetzung der Geschicke von dem eigenwilligen Deniz und seinem gemütlichen Partner Kasim erwarten.

Der Roman wird von mir mit 6 von 10 Punkten bewertet.


Die Autoren:

Eevie Demirtel wurde 1982 in Frankfurt am Main geboren, wohnt auch noch dort und hat Archäologie, Anglistik und Germanistik studiert, bis sie kurzerhand auf eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin umsattelte. Seither liest und verkauft sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist, schreibt nebenher Zeitschriftenartikel oder schlägt sich die Nächte mit der Organisation von Rockkonzerten um die Ohren. Im Alter von 12 Jahren hatte sie erstmalig Kontakt mit der Rollenspielwelt von DSA und hat sie seit dem nicht mehr verlassen. Erst durch ein Drängen von Marco Findeisen ließ sie sich dazu anstiften einen eigenen Roman zu schreiben.


Marco Findeisen wurde 1984 in Bad Soden am Taunus geborgen, wuchs in Usingen im Hochtaunus auf und studierte heute Literaturwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Sein Einstieg in die Welt des Schwarzen Auges erfolgte 1997 durch das Computerspiel „Schatten über Riva“. Er schreib bereits für den „Aventurischen Boten“ und nahm zweimal am Autorenwettbewerb „Der Goldene Becher“ teil, bei dem er einmal den vierten und einmal den sechsten Platz belegte. Khunchomer Pfeffer ist sein erster Roman.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Luzifer


Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den Fanpro-Verlag.
 
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