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Sci-Fi / Fantasy Khunchomer Pfeffer - Tod auf dem Mhanadi

Luzifer

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Rastullah aley kum* bei deiner Rückkehr nach Khunchom“, könnte der Satz sein, der den Leser bei dem zweiten Buch des Autorenduos Eevie Demirtel und Marco Findeisen willkommen heißt. Schließlich haben sie für „Khunchomer Pfeffer – Tod auf dem Mhanadi“ nicht nur ein allzu bekanntes Gardistenduo zu neuem Leben erweckt, sondern auch – wie der Name schon sagt – die Stadt der Städte der Tulamidenlande wieder als bildreichen Rahmen für ihren Kriminalroman gewählt: Khunchom. Dabei ist „Tod auf dem Mhanadi“ mitnichten eine Fortsetzung ihres ersten gemeinsamen Werkes „Schattenflüstern“. Alte und liebe gewonnene Bekannte trifft man zwar allemal, zu denen sich jedoch ein gutes Bündel neuer Charaktere gesellt hat. Vermutlich deshalb ist neben dem Glossar und einer Übersetzungshilfe (Aventurisch – Deutsch) diesmal auch ein „Dramatis personae“ zu finden. Die Handlung ist zudem grundsätzlich losgelöst von ihrem Vorgänger.

Neun soll die Zahl der Tage sein, an denen die Perle des Südwestens in Glanz und Feierlichkeiten gekleidet sein soll. Anlässlich der Geburt des Prinzen Sheranbil muss alles herausragend vorbereitet werden. Zumal auch Hasrabal ben Yakuban, Sultan von Gorien und gleichzeitig Schwiegervater des Thronfolgers Stipen Kulibin der Fürstenfamilie die Ehre seiner Anwesenheit erweisen will. Allein diese Aufgabe wäre schon auslastend für Khorim ibn Tulachim, den Wesir des Palastes. Zusätzlich plagt ihn nicht weniger einnehmend, aber weitaus tückischer, das intrigante Wesen eines konkurrierenden Höflings. Weniger glamourös dürfen sich Deniz ibn Seyshaban und Kasim ben Gaftar in den Straßen von Khunchom die Zeit mit dem Fund von immer mehr Toten vertreiben. Schnell gelangen sie auf die Fährte eines Attentäters, der die Fürstenfamilie höchst selbst als Ziel auserkoren hat.

Das Trio ist zurück. Deniz, Kasim … und die Stadt Khunchom. Perfekt harmonierend, sich ergänzend und wie füreinander gemacht führen diese drei „Protagonisten“ den Leser durch den Roman. Khunchom erhält in diesem Direktvergleich allerdings die meiste Tiefe und die detailverliebteste Ausschmückung. Man liebt sie, man hasst sie, man lacht über sie. Sie ist einfach bunt, laut und eindrucksvoll. Deniz und Kasim dagegen wirken selbst als bereits bekannte Charaktere wie eindimensionale Handlanger des Plots. Kasim ist vollschlank, um nicht zu sagen, etwas dick geraten; er liebt die Ruhe, weltliche Genüsse und weiß es sich durch „Bakshish“ (sagen wir mal „Schmiergeld“) auch zu verdienen. Mit der Vorstellung eines schwergewichtigen Stadtgardisten, der gerne auch mal etwas tollpatschig ist, erfüllt die Erzählung schnell das Klischee, dass man von einem lustig überdrehten Sidekick wie zum Beispiel „Klößchen“ aus „TKKG“ erwartet. „Tim“ (TKKG) wäre dann Deniz, aber mit Alkoholproblemen. Oder wie ihn der Autor Marc Findeisen bei einer Lesung nannte: „Das schwarze Kamel der Garde“. Zumal Deniz im Gegensatz zu anderen Aufpassern mit viel Neugier ausgestattet ist, was nicht immer gut bei seinem Hauptmann ankommt, der dienstlich eher die Ansichten Kasims teilt. Auch die anderen Figuren des Buches verfügen nicht wirklich über ein feinmaschiges Netz an charakterlicher Tiefe.

Der Vorteil des Buches ist jedoch, dass es diese Charaktertiefe nicht wirklich benötigt um eines zu vermögen: Den Leser zu unterhalten. Müsste man den Roman in Kategorien einordnen, findet man ihn unter Action, wie auch Krimi, aber auch Humor. Letztgenannte Schublade öffnet sich an Stellen, an denen man es erwartet, aber auch völlig unverhofft. Die Grenze zum Slapstick wird dabei in ein bis zwei Szenen hart touchiert. Alles in allem schaffen es die Autoren aber den Humor auf förderliche Art und Weise in ihre Erzählung einzuweben. Wichtig ist dabei, dass die Autoren um ihren ironischen Schreibstil wissen und diesen hin und wieder selbst auf die Schippe nehmen. Beispielsweise in der aventurischen Adaption klassischer Filmszenen oder abgewandelten (erdischen) Zitaten.

Wie schon bei „Schattenflüstern“ sind Actionszenen die große Stärke von Eevie und Marc. Bei Kämpfen, Verfolgungsjagden & Co. sind die Beiden ganz in ihrem Element. Das spürt man als Leser deutlich an der Intensität der Schilderung in diesen Passagen. Wie im Film spulen sich diese Kapitel vor dem geistigen Auge ab. Während der Vorgänger über einige Längen verfügte, ist bei „Tod auf dem Mhanadi“ die Geschichte anders zusammen gepackt. Wechsel in der Erzählperspektive und die Abwechslung zwischen dramatischen, lustigen und beschreibenden Elementen halten die Geschichte am Laufen.

Eevie Demirtel und Marco Findeisen haben sich nach eigener Aussage vorgenommen in „Tod auf dem Mhanadi“ „mehr Humor, mehr Action, mehr Härte, und mehr Buch“ hinein zu packen. Mehr Buch ist ihnen mit 502 statt 336 Seiten ebenso gelungen, wie die Action zu steigern. Die Story ist dabei dichter. Über die Härte lässt sich streiten, denn die Ansammlung von mehreren Leichen in einem Roman wird nicht an andere Vertreter der Kriminalriege heran reichen. Humor ist derweil in dem Buch die schärfste Waffe des Autorenduos. Witz und Ironie machen ihr zweites gemeinsames Werk zu einer angenehmen Lektüre mit einer sehr kleinen Prise Anspruch, dafür umso mehr Kurzweil. Und das für Aventurienkenner, wie auch Neulinge, mit oder ohne Kenntnisse um „Schattenflüstern“.

[MI]*Rastullah sei mit Euch[/MI]

Die Autoren:

Eevie Demirtel wurde 1982 in Frankfurt am Main geboren, wohnt auch noch dort und hat Archäologie, Anglistik und Germanistik studiert, bis sie kurzerhand auf eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin umsattelte. Seither liest und verkauft sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist, schreibt nebenher Zeitschriftenartikel oder schlägt sich die Nächte mit der Organisation von Rockkonzerten um die Ohren. Im Alter von 12 Jahren hatte sie erstmalig Kontakt mit der Rollenspielwelt von DSA und hat sie seit dem nicht mehr verlassen. Erst durch ein Drängen von Marco Findeisen ließ sie sich dazu anstiften einen eigenen Roman zu schreiben.

Wer mehr zu ihr erfahren möchte, findet hier eine Vorstellung.

Marco Findeisen wurde 1984 in Bad Soden am Taunus geborgen, wuchs in Usingen im Hochtaunus auf und studierte heute Literaturwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Sein Einstieg in die Welt des Schwarzen Auges erfolgte 1997 durch das Computerspiel „Schatten über Riva“. Er schreib bereits für den „Aventurischen Boten“ und nahm zweimal am Autorenwettbewerb „Der Goldene Becher“ teil, bei dem er einmal den vierten und einmal den sechsten Platz belegte. Khunchomer Pfeffer - Schattenflüstern" war sein erster Roman.


Mit freundlicher Unterstützung von Ullisses-Spiele GmbH (www.ullisses-spiele.de) und www.f-shop.de.
 
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