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Sci-Fi / Fantasy Sternenleere - DSA-Roman

sonic_hedgehog

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Titel: Sternenleere
Herausgeber: Eevie Demirtel
Genre(s): Kurzgeschichten-Roman
Aufmachung: ebook
Verlag: Ulisses
Erscheinungsdatum: 01.12.2015
ISBN-13: 978-3957521170 (Taschenbuch)
Preis: € 9,99 (ebook) / 14,95 (Taschenbuch)

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Sternenleere, herausgegeben von Eevie Demirtel, versammelt insgesamt 24 Kurzgeschichten in einem Band, die allesamt den Sternenfall thematisieren, der - soweit zumindest bisherige Informationen - den zukünftigen Metaplot prägt. 24 Kurzgeschichten auf (in der Printausgabe, ich habe das ebook heruntergeladen, da lässt sich das schwer sagen) 332 Seiten.

Würde ich versuchen, auf alle Kurzgeschichten einzeln einzugehen, könnte ich auch gleich versuchen, den Roman abzutippen - insofern werde ich mich auf den Überblick beschränken.

Metaplot - mir ist bewusst, dass es sich dabei um einen Aufreger handelt. Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn - wie auch immer: Er ist eines der definierenden Elemente des DSA-Universums. In diesem Fall soll es allerdings nicht im nächsten Weltuntergang münden, sondern nur Raum für Abenteuer und Herausforderungen bieten - wobei das Endergebnis angeblich noch nicht festgelegt ist. Das prägt auch den vorliegenden Kurzgeschichtenband. Metaplot bedeutet auch: Der Roman dürfte den ein oder anderen Spoiler enthalten und ziemlich sicher enthält diese Rezension Spoiler zu Roman. Das gesagt, nun zum Inhalt:

Man muss sich Sternenleere wie einen Episodenfilm vorstellen. Dasselbe Ereignis, sowie Ausschnitte seiner Vorgeschichte und Folgen, aus verschiedenen Blickwinkeln. Beginnend noch in den dunklen Zeiten erlebt der Leser, wie die letzten echten Shinxir-Gläubigen im Angesicht ihrer drohenden Niederlage gegen die Löwen-Anbeter beschließen, statt eines letzten Gefechts den Rückzug ins Verborgene beschließen. Doch schon mit der zweiten Geschichte erfolgt der Sprung in die aktuelle Zeit: Die Götter wissen um das Kommende und warnen ihre Anhänger, mehr oder weniger verklausuliert. Hier die Hexen, die in Ihren Suppentopf zukünftige Veränderungen der Sterne sehen, da die Nandusinspiration, da die Ahnungen der Zibilja, da ungeklärte Mächte, die Menschen in die Dämonenbrache locken. Dann: Die Vernichtung des Charyptoroth-Splitters und ein unheiliges Ritual Tionnin Madaraestadins. Und die Sterne fallen vom Himmel, zerstören Häuser und Städte, erschlagen Menschen. Doch was fällt hier vom Himmel? Nur Steinklumpen? Oder nutzen die Götter die fallenden Sterne, auch andere Informationen zu transportieren? So scheinen einige der gefallenen Sterne Schwarze Augen zu sein und denkt man an den Stern von Elem - nun, wer weiß was noch alles gefunden werden wird. Und daneben natürlich der Zusammenhang zur Zeitenwende - und der Unklarheit, ob das Zeitalter das der Menschen ist, oder nicht doch das der Orks. Und wieder der Namenlose. Und die anderen Veränderungen am Himmel, der ja immer ein Abbild der Machtverhältnisse in Alveran darstellt. Letztlich bleibt aber: Da weder Auslöser noch Ergebnisse feststehen, bieten sich auch verschiedene Interpretationen an: Handelt es sich wirklich um die Befreiung des Namenlosen? Ist es das Wieder-Erstarken alter Götter? Welche Rolle spielt Phex, dessen Sternenhimmel es ja schließlich ist, der sich ändert? Worin liegt der Zusammenhang zur Zerstörung des Splitters der Dämonenkrone?

Die Geschichten legen all diese Deutungen mehr oder weniger deutlich nahe. Nach meiner Interpretation, soweit von Interesse, ist der Versuch der Befreiung des Namenlosen eher ursächlich, wohingegen das Wiedererstarken Shinxirs eher in die Kategorie Trittbrettfahrer fallen könnte. Wobei mir aufgrund mehrerer Geschichten klar scheint, dass Rondra tatsächlich ein Problem hat - einerseits deutet sich an, dass Shinxir Rache für Rondras Sieg in den Dunklen Zeiten nehmen will, anderseits scheint auch Kor Morgenluft zu wittern und (wie man es sonst von Dämonen kennt) treue Rondragläubige auf seine Seite zu verführen. Und am Rande Götter wie Dämonen, die den Namenlosen und eine Zerstörung der Schöpfung fürchten.

Weiterhin scheint mir in den Geschichten an viele, aus anderen Publikationen (seien es Abenteuer, seien es Romane) bekannte Erzählfäden angeknüpft zu werden. Da ich allerdings schon seit einer Weile keine offiziellen DSA-Abenteuer gespielt oder geleitet habe und DSA-Romane aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit nur sehr selektiv konsumiere, fällt es mir schwer, diese alle zu erfassen und korrekt einzuordnen. Intime Kenner der aktuellen Entwicklungen dürften sich daher über viele Punkte freuen können, die bei mir untergehen. Und mögen mich auf Basis dieses Wissens auch gerne in meinen Schlussfolgerungen korrigieren.

Dennoch - und damit sind wir mitten in der Qualitätsdiskussion, hatte ich auch als jemand, dessen Kenntnisse zum Metaplot etwas gealtert sind, viel Freude an Sternenleere. Freude, die (auch das hat eine gewisse Tradition) durch redaktionelle Fehler etwas getrübt wird. Die wird das geschulte Auge auch hier finden, dennoch sei der Hinweis erlaubt. Es bleibt einfach dabei: Wer hohe Literatur sucht, die auch entsprechend umgesetzt ist - der sucht keine Rollenspielromane. Und so gibt es aus meiner Sicht wenig gegen die erzählerische Qualität zu sagen. Hier liegt aus meiner Sicht in der Kürze die Würze, auch innerhalb des Bandes im Vergleich der einzelnen Geschichten. Sicher: Nicht jede Geschichte fesselt den Leser gleichermaßen (was in persönlichen Vorlieben, aber auch in Aufbau und Gestaltung der jeweiligen Geschichte begründet liegt), aber im Großen und Ganzen liefern die Autoren solide Qualität. Manche Geschichten werden sich sicher erst in Zukunft erklären, aber auch das trägt zur Faszination bei.

Daher:
Für Fans des DSA-Metaplots ein Pflichtkauf - für Fans und Sammler sicher auch. Für Gegner des Metaplots eine klare Warnung. Und für alle anderen interessantes Futter für zwischendurch – wobei ich nicht erwarten würde, dass diejenigen es mehr als einmal lesen. Die Bewertung erfolgt aus Sicht des Fans, da dieser der wahrscheinlichste Konsument sein dürfte.

In diesem Kontext zum Abschluss noch eine Randnotiz/Frage: Der Index am Ende der DAS-Romane, in dem wichtige Begriffe kurz erläutert werden, mag ja Tradition haben - ich möchte an dieser Stelle aber doch einmal Zweifel äußern ob irgendwer, der diesen Index für das Verständnis des Romans benötigt, wirklich Freude an ihm haben wird. Kenntnisse zu DSA sind nun unzweifelhaft unverzichtbar. Aber sei es drum.

Herzlichen Dank an Ulisses, die diese Rezension durch das Rezensionsexemplar unterstützt haben.

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[34/40] - Handlung
[30/40] - Stil
[--/10] - Aufmachung: nicht bewertbar - ebook
[07/10] - Preis/Leistungs-Verhältnis

79% - gesamt
 
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