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Sci-Fi / Fantasy Sternendieb

Tufir

Drachling
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Sternendieb

Tabea Jute ist Eignerin und Kapitänin eines kleines Raumfrachters namens Alice Jidell. Ihre Unabhängigkeit als solche genießt sie sehr und schlägt sich mit mal mehr und mal weniger guten Aufträgen durch das Leben. Das Universum der Tabea Jute ist voll von den verrücktesten Gestalten aus der ganzen Milchstrasse, deren Heimatwelten die Menschen jedoch nicht besuchen können. Die Capellaner, welche den Menschen die Möglichkeit der Raumfahrt brachten errichteten eine Barriere um das Sonnensystem, welche die Menschen daran hindert ihren Heimatbereich zu verlassen. Sie begründen dies damit, dass die Menschen erst einmal reif werden müssen für die interplanetare Raumfahrt, bevor sie in das interstellare Zeitalter aufbrechen dürfen. Auch wachen die Capellaner und ihre Hilfsvölker auf Einhaltung von Recht und Gesetz innerhalb des planetarischen Systems der Erde.

Die Zeit steht wieder einmal schlecht für Tabea, sie braucht dringend Geld für ein Ersatzteil ihres Raumfahrzeugs und vermasselt es aber, ihren nächsten Auftrag an Land zu ziehen. Obendrein gerät sie unbeabsichtigt mit dem Gesetz in Konflikt und muss eine Strafe zahlen. So kommt ihr der Gaukler und Komödiant Marco mit seinem singenden Papagei gerade Recht, der um eine Mitfahrgelegenheit vom Mars zu einer Raumstation in der Nähe der Erde bittet. Als er obendrein Tabea die Aussicht bietet, seine ganze Truppe anschließend für gutes Geld von der Raumstation zum Titan zu fliegen, lässt Tabea ihren guten Vorsatz, niemals Passagiere zu transportieren, fallen und schlägt ein. Ein weiterer Grund dafür ist auch Marcos unwiderstehliche Anziehungskraft, die jener im erotischen Sinne auf sie ausübt. Das Abenteuer, das für Tabea mit dem Andocken an Plenty, der Raumstation, beginnt, hätte sie sich dann aber nicht in ihren kühnsten Träumen vorgestellt – und sie verflucht Marco und seine „Konterbande“ erst einmal bis an deren Lebensende!

Greenlands Welt erschließt sich dem Leser nur schwer. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser einer bizarren Welt voller Fremdartigkeit und auch Wunder. Er gibt dem Leser keine Zeit, sich langsam die Dinge dieses zukünftigen Menschheitsuniversums zu erarbeiten, sondern fordert von Beginn an den Einsatz des Intellekts des Lesers und damit auch dessen Geduld und Ausdauer. In zwei verschiedenen Schreibstilen lässt er dann eine SF Welt erstehen, die ihresgleichen sucht. In seinen Kapiteln wechselt er sich ab mit der Erzählung des aktuellen Plots in der „normalen“ Ansicht einer dritten Person auf der einen Seit und auf der anderen mit Flashbacks von Tabea, die sie in Form von Zwiegesprächen mit der KI ihres Schiffes führt. Aber gerade durch diese Zwiegespräche erfährt der Leser sehr viel über Tabeas Motivation und Einstellung zum Leben und der fiktiven Vergangenheit der Menschheit im Vorfeld seiner Erzählung. Diese Art der Beschreibung ist so gut gemacht, dass jede(r) Leser(in) Tabea sofort in ihr Herz schließt, als es mehrfach darum geht, dass sie möglicherweise ihr Schiff verliert.

Colin Greenland schrieb seinen Roman 1990. Der Heyne Verlag veröffentliche 1993 eine erste Übersetzung. Warum weitere 17 Jahre vergehen mussten (und 12 Jahre nach Erscheinen von Teil 4 im Original), bis sich Blanvalet entschloss, eine Neuauflage zu starten wird wohl ein Rätsel bleiben. Aber eines ist sicher: Die Fortsetzung liegt schon auf meinem Tisch. Colin Greenlands Welt ist absolut faszinierend und Tabea Jutes Schicksal sollte sich kein SF Fan entgehen lassen!


Viel Spaß beim Schmökern wünscht
Euer Tufir

Colin Greenland (geboren 17. Mai 1954 in Dover, Kent) ist ein britischer Science-Fiction-Schriftsteller. Bereits mit seiner ersten Erzählung gewann er den zweiten Preis des Faber & Faber-Wettbewerbs. Sein Roman „Take back Plenty“ (1990) wurde schließlich mit den wichtigsten britischen Science Fiction-Preisen ausgezeichnet: British Science Fiction Association Award und Arthur C. Clarke Award.

Greenlands erstes veröffentlichtes Buch, The Entropy Exhibition: „Michael Moorcock and the UK New Wave“ (1983) war eine kritische Betrachtung der sogenannten New Wave in der britischen Science Fiction, basierend auf seiner Doktorarbeit. Danach veröffentlichte er einige Fantasy-Romane wie „Daybreak on a Different Mountain“, ehe er zur SF wechselte. Die erfolgreichsten Werke veröffentlichte er mit der Plenty-Reihe, die er 1990 mit Take Back Plenty begann und mit Seasons of Plenty (1995), The Plenty Principle (1997) und Mother of Plenty (1998) fortsetzte.

Greenland schrieb auch Bücher, die nicht der SF zurechnen sind, wie den Mainstream-Roman „Finding Helen“ über die Arbeit an der Erinnerung. Neben der Belletristik ist der Autor jedoch auch noch im Sachbuchbereich schriftstellerisch tätig und aktives Mitglied in der Science Fiction Foundation, zudem Teil des Redaktionausschusses des Magazins Interzone.
Als Kritiker schrieb und schreibt er Besprechungen für New Statesman, The Face, The Guardian, The Independent und die Sunday Times. Als Gastredner war er zu vier Microcons eingeladen (1988, 1989, 1993 und 1994).

Colin Greenland lebt seit 1996 mit der Schriftstellerin Susanna Clarke (Jonathan Strange & Mr. Norrell) zusammen. Seine Werke wurden bisher in zwölf Sprachen übersetzt.


Der Dank gilt auch dieses Mal dem Verlag Blanvalet, der diese Rezension ermöglichte.
 
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