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Sci-Fi / Fantasy Im Königreich der Kälte

Integra

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Die Geschichte beginnt in Irland, wo Light auf dem Anwesen ihres Vaters, der Arktisforscher ist, aufwächst. Ihre Mutter Amaruq war Inuit und schon vor Jahren auf einer Reise in ihre alte Heimat gestorben. Lights ungewöhnliches Äusseres – sie ist eine Albino – macht sie in der Schule zur Aussenseiterin und so besucht sie sie schliesslich nicht mehr. Ihr Vater und der Hausdiener namens Butler unterrichten Light daraufhin selbst, was dazu führt, dass sie unter anderem so lebenswichtige Dinge wie Morsen, fliessend Inuktitut und Arabisch sprechen und Jeep fahren lernt.

Als ihr Vater von einer Expedition nicht mehr zurückkehrt und für tot erklärt wird, beginnen die Dinge plötzlich sehr sonderbar zu werden: Auf dem Rückweg von dessen Beerdigung wird Light von einem eigenartigen Mann verfolgt und von einem untoten Falken (!) angegriffen, was schon nach wenigen Seiten für eine ziemlich gruselige (für ein Kinderbuch) Szene sorgt:

„Der Vogel hatte sich von Light abgewandt, doch nach einigen unheimlichen Knackgeräuschen vollführte er eine unnatürliche Drehung um hundertachtzig Grad mit dem Kopf und sah sie an. Ein Auge baumelte aus der Höhle, das andere war vollständig zerquetscht.“
Zwar wird sie von Butler und einer Schar Krähenvögel gerettet, doch besteht der Hausdiener darauf, das Haus zu sichern und sie mit einem geladenen Gewehr auf dem Schoss zu bewachen. Dass seine Sorge nicht unbegründet ist, zeigt sich, als sie tatsächlich von nicht menschlich aussehenden Fremden angegriffen werden...

Was actionreich und unheimlich beginnt, geht rasant und teilweise recht grausam und blutig weiter – Light findet sich, beinahe über Nacht, auf der Suche nach dem totgeglaubten Vater wieder, der ihr ein Tagebuch hinterließ, aus dem hervorgeht, dass er nicht nur Messungen zum CO2-Gehalt des Wassers durchführte, sondern dem Verbleib von Sir Franklins Expedition, die auf der Suche nach der Nordwestpassage verschollen war, auf der Spur ist und dass er von der Existenz eines sagenumwobenen Wesens aus alten Inuitmythen namens “Frost” überzeugt ist.

Schon bevor sich Light auf den Weg nach Norden macht, schliessen sich ihr ungewöhnliche Mitstreiter an: Tupilak - ein Wesen mit Haifischkopf und Eisbärbeinen, dass behauptet von der Inuitgöttin des Meeres zu ihr geschickt worden zu sein und “Schatten” - der Geist eines Mädchens, der seit Jahrhunderten zwischen den Wänden des Anwesens, in dem Light zuhause ist, eingemauert war und auf Rache an der Nachfahrin ihres Mörders sinnt. Der immer mysteriöser werdende Butler kommt ebenfalls mit.

Auf der Reise werden sie wiederholt von Frosts Dienern angegriffen, treffen aber auch immer wieder auf Verbündete...

“Im Königreich der Kälte” ist ein spannendes Abenteuer für Kinder ab 12 – die aber schon ganz schön heftige Szenen zu verdauen haben. Das Buch führt in die eisige, schön-schaurige Welt der Arktis, bevölkert mit alten Göttern, Geistern und den gruseligsten Untoten, von denen ich bisher gelesen habe! Die Legenden der Inuit, die in dem Buch erzählt werden, offenbaren komplett andere Vorstellungen von Moral, als man es in der westlichen Welt gewohnt ist: Wer überleben will, muß töten – und sich hinterher vor dem rachsüchtigen Geist des Opfers in acht nehmen.

Das Erzähltempo ist durchweg hoch und sorgt für Spannung bis zur letzten Seite, die Komplexität der Geschichte und der skurrile Humor mit der Nick Lake sie erzählt, machen sie auch für Jugendliche und Erwachsene durchaus lesenswert, vor allem, da er erfrischenderweise ganz ohne jugendfreie Schmusevampire, kuschelige Drachen und nervtötend weise Elfen auskommt!

Zu erwähnen bliebe noch die liebevolle Gestaltung: Vignetten, die an traditionelle Inuit-Darstellungen von Tieren und Fabelwesen angelehnt sind, sind jedem Kapitel vorangestellt und der Text wird von Tagebucheinträgen, Zeitungsausschnitten, Karten und gemorsten Textpassagen aufgelockert.

Zum Autor:

Nick Lake wurde 1979 in England geboren, wuchs in Luxemburg auf und studierte in Oxford Englisch und Linguistik. Danach arbeitete er als Lektor für Kinderbücher.

Mein Dank geht an den PAN-Verlag, der diese Rezension ermöglichte.
 
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