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Sci-Fi / Fantasy Herr der Legionen

XarfaiEngel

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Herr der Legionen​

Herr der Legionen – so lautet der Titel des zweiten Romans von Judith C. Vogt, der in Aventurien spielt. Seine Handlung findet in den dunklen Zeiten statt, die seit eineinhalb Jahren auch für Spielerhelden zu erkunden sind. Doch auch ohne Kenntnis dieser Box ist der Roman eine schöne Lektüre für alte DSA-Hasen, die in die Zeit vor Bosparans Fall einsteigen wollen. Auch „Systemfremden“, die hier einen mit Phantastik durchsetzten Einblick in die römische Kultur erhalten, hat der Roman einiges zu bieten.

Bevor der eigentliche Roman beginnt, findet sich eine stilvoll gemachte Karte des Horasreichs zur Zeit Dalek-Horas I. von Melanie Maier. Diese bildet bereits einen guten Einstieg in die dunklen Zeiten. Es folgt ein Vorwort der Autorin, in dem sie bereits auf das Glossar am Ende des Romans hinweist. Dies gefällt mir sehr gut. In den anderen mir bekannten DSA-Romanen fehlte mir etwas Vergleichbares. Das Glossar bietet den Lesern, denen Aventurien unbekannt ist, die Möglichkeit sich in die Terminologie einzuarbeiten. Es beschränkt sich nicht nur auf DSA-Begriffe, sondern es werden auch die verwendeten lateinischen Begriffe übersetzt.

Die Handlung des Romans beginnt damit, die erste der drei tragenden Protagonistinnen vorzustellen. Puella, eine Sklavin von außerhalb Bosparans wird nach Bosparan gebracht, da sich bei ihr eine magische Begabung bemerkbar gemacht hat und sie nun gewinnbringend verkauft werden soll. Sie malt sich eine großartige Zukunft in der Stadt aus, doch es soll anders kommen. Sie wird an einen in der Unterstadt Bosparans agierenden Nekromanten verkauft, der ihre Gabe, den Geist anderer zu beeinflussen, für seine Zwecke missbraucht. Im Verlauf des Romans kann sich Puella aber mit der Hilfe des Marbo-Tempels befreien und kommt sogar zu der Patrizierin Sahina, die sie adoptiert.

Diese ist die zweite Protagonistin des Romans. Zu Anfang wirkt sie noch unsympathisch und oberflächlich, doch ändert sich dieser Eindruck im Verlauf des Romans. So hat sie zunächst nur ihren gesellschaftlichen Aufstieg in die Reihen der Comites, den engsten Vertrauten des Horas im Sinn. Für dieses Ziel sind ihr alle Mittel recht, doch als sie nach einem erfolglosen Fest, das in einer Orgie geendet hat, erwacht, erinnert sie sich an ihr Erbe. Sie stammt von den Alhanierinnen ab, den zauberkräftigen Frauen aus dem Osten des Kontinents. Als solche hat sie sich verpflichtet, den vorausgesagten Untergang ihres Volkes zu verhindern. Mit diesem Ziel vor Augen macht sie sich zunächst auf die Suche nach einer Erbin, die sie in Puella findet.

Die dritte im Bunde ist Eiria, eine Legionärin in der Legio V „Shinxiria“. Sie hat ihren eigenen Handlungsstrang, der bis kurz vor dem Ende des Buches nicht mit den anderen zwei zusammengeführt wird. Sie erlebt den Sturm auf Gareth und wird in die Intrigen der Oberen der Legio hineingezogen. Sie hilft den Befehlshaber zu töten und verhilft somit den ältesten Sohn Sahinas, Venetus, zum Oberbefehl über die Legio. Zudem verliebt sie sich in dessen Schreiber Titus und beginnt eine verbotene Liebschaft mit ihm.


Insgesamt wird eine kontrastreiche Geschichte entworfen, die ohne zu starken Schwarz-Weiß-Kontrast auskommt. Dem überladenen Leben der Patrizierin wird das entbehrungsreiche Leben der Legionärin und das erniedrigende Leben der Sklavin entgegengestellt. So werden die großen Differenzen zwischen den Schichten klargemacht.
Die Protagonisten verhalten sich jeweils auf ihre eigene Art klischeehaft. Sahina ist zu Anfang genau die verzogene Patrizierin, die man sich vorstellt, wenn man die Stichworte „intrigant, reich, machthungrig“ zu hören bekommt. Auch die Sklavin kann zunächst nicht aus ihrer demütigen Rolle ausbrechen. Und die Legionärin ist ein Macho, wie er im Buche steht. Doch wird mit diesen Klischees im Laufe des Romans gebrochen und die Charaktere erhalten eine ungeahnte Tiefe. Sahina erinnert sich an ihr Erbe, Puella nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und die stake Eiria verliebt sich und bekommt sogar ein Kind.
Vogt spielt hier mit den Vorstellungen, die sich der Leser macht, und überrascht ihn dann, indem sie die Vorstellungen nicht erfüllt.
Ein Kritikpunkt lässt sich aber zur Wahl der jeweils starken Protagonisten anführen: Vogt springt manchmal ein wenig unvermittelt zwischen den Personen. So animiert sie aber auch zum Weiterlesen, da die offenen Übergänge die Spannung erhöhen.

Auch sprachlich ist der Roman sehr ansprechend. Er bietet einen gelungenen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Charaktere und kann hierbei die Handlungen überzeugend unterlegen. Die Autorin arbeitet mit vielen Bildern, die das Gelesene veranschaulichen. Das Elend der untersten Schichten der Gesellschaft wird genauso greifbar wie die Anspannung der Patrizier, die den Horas zum Fest erwarten. Die Situation im Heerlager wird durch Flüche unterstrichen, die man den Praiosgeweihten lieber nicht hören lassen sollte. Dies kann man gut finden, oder als Kritik anführen. Diese Szenen sind manchmal ein wenig zu hart. Auch wenn die Bel’Quelel-Priester ihr Werk vollbringen, ist die Sprache manchmal für zu junge Leser nicht angemessen.

Insgesamt zeichnet Judith C. Vogt ein detailreiches Bild vom bosparanischen Reich, 356 vor seinem Untergang. Das Buch bietet eine erfrischende Lektüre, die vor allem auch in den ersten Kapiteln Lust aufs Weiterlesen schürt. Das Ende ist bleibt offen und macht Vorfreude auf den zweiten Teil, der im Juni erscheinen soll. Für mich ist dieser auf jeden Fall ein Pflichtkauf, gerade bei dem guten Preis, den man bei DSA-Romanen gewöhnt ist. Eine weitere Vernetzung ist mit dem Abenteuer möglich, das Vogt für den „Die dunklen Zeiten-Abenteuer-Wettbewerb“ eingereicht hat und das in der Anthologie „Legenden aus dunklen Zeiten“ auch schon erschienen ist.
 
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