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Sci-Fi / Fantasy Judassohn

Albero

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Eine Fortsetzung? Ein Aufkochen der Vorgänger mit neuem Wasser? Selten habe ich die Fortsetzung eines Romans mit so großer Begeisterung gelesen. Markus Heitz legt mit „Judassohn“ nicht nur endlich eine sehr gelungene Fortsetzung zu seinem in 2006 erschienenen Vampir-Romans „Kinder des Judas“ vor. Nein, er demonstriert auch auf sehr elegante Weise, dass die Fortsetzung eines Erfolgsromanes möglich ist, ohne den Nachfolger wie den Abklatsch des ersten wirken zu lassen. Markus Heitz greift in diesem Roman Handlungsstränge aus dem ersten Teil auf und führt sie weiter aus. Zudem bekommen die Charaktere aus dem ersten Teil noch mehr Tiefe als sie es ohnehin schon hatten. Die Handlung ist wie auch schon aus dem ersten Teil der Trilogie spannungsgeladen und rasant. Ein Buch, das ich erst aus den Händen gelegt hatte, als ich auf der letzten Seite angekommen war.


Leipzig, 2008. Theresia Sarkowitz jobbt noch immer als Türsteherin Leipziger Diskotheken. Mit ihrer Vergangenheit hat sie nicht abgeschlossen. Allerdings hat sie ihren Frieden gefunden und hält schützend ihre Hände über ihre letzten Nachkommen. Ja, sie pflegt mittlerweile ein sehr inniges freundschaftliches Verhältnis. Theresia Sarkowitz ist gerade auf dem Heimweg mit ihrem Motorrad als sie Augenzeugin einer rasanten Verfolgungsfahrt zweier edler Geländewagen wird. Aus reiner Neugier nimmt sie die Verfolgung auf. Die Verfolgungsfahrt endet an einem Krematorium, das sich auf einem Friedhof befindet. Was sie dort zu sehen und zu hören bekommt, will sie zuerst nicht so recht glauben. Sollten sich tatsächlich Werwölfe, oder solche, die sich dafür halten, in Leipzig festgesetzt haben? Der Stadt, die Theresia Sarkowitz als „ihr Revier“ ansieht?

Frankreich, Ende des 18. Jahrhunderts. Wenige Jahre vor der französischen Revolution wird die Geschichte des jungen Mannes Tanguy erzählt. Tanguy lebt in bescheidenen Verhältnissen in der Brière, einer Region in der südlichen Bretagne. Aber er und seine Familie sind geachtete Schilfbauern und Tanguy ist mit der Tochter eines Salzbauern aus der nahen Stadt verlobt. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit dem jungen Paar und so beginnt die Geschichte in der Vergangenheit eine verhängnisvolle Reise, die bis in die Gegenwart und darüber hinaus zu wirken scheint…



Die Umschlaggestaltung dieses Taschenbuches ist auch dieses Mal wieder aufwändig gestaltet. Die Buchdeckel sind vorne und hinten großzügig gedoppelt. Dies verleiht dem Buch insgesamt mehr Stabilität und erhöht die Lebenserwartung des Umschlages. Die Vorderseite des Umschlages ziert ein in schwarz-weiß gehaltener obere Teil eines Schädels mit auffällig großen Eckzähnen. Es ist vom Künstler augenscheinlich mehr oder weniger bewusst offen gehalten worden, ob es sich um einen blanken Totenschädel oder den Kopf eines Vampirs handeln soll. Teile des Kopfes erscheinen wie ein Totenschädel, andere Teile erscheinen wie ein Kopf aus Fleisch und Blut mit Augen. Auf dem zweiten Blick erscheinen die Augen allerdings nicht als echte Augen, sondern als verwirbelte Ranken.

Wie schon im Vorgängerroman „Kinder des Judas“ erzählt Markus Heitz stets aus den wechselnden Perspektiven seiner handelnden Charaktere. Dabei springt er sowohl zwischen den einzelnen Handlungsräumen als auch den verschiedenen Zeiten der Handlung, die im wahrsten Sinne des Wortes Jahrhunderte umfasst. Markus Heitz gelingt es dabei auf sehr gute Weise, den Leser nicht zu verlieren und einfach nur irgendeine Geschichte auf den Tisch zu werfen. Wie aus anderen Büchern von ihm bekannt, ist die Handlung rasant und packend. Nur selten bekommt der Leser die Chance, durchzuatmen. Durststrecken in der Handlung oder Textabschnitte, die sich ziehen wie ein ausgelutschtes Kaugummi, und das Lesen dadurch beschwerlich gemach hätten, habe ich in dem hier vorgestellten Buch vergeblich gesucht. Im Gegenteil, zum Schluss habe ich das Buch regelrecht verschlungen und bis tief in die Nacht gelesen, gleichwohl ich am nächsten Tag noch früh zur Arbeit musste. Aber ich wollte endlich wissen, ob meine Vermutungen bezüglich einzelner Charaktere der Handlung richtig waren oder nicht.

Markus Heitz verknüpft in diesem Roman nicht nur auf geniale Weise die verschiedenen Handlungsstränge des vorliegenden Romans, sondern bezieht auch den ersten Teil der Trilogie mit ein. Und nicht nur das: Auch Charaktere aus seinen Werwolf-Bänden „Ritus“ und „Sanctum“ finden mehr oder weniger direkt Eingang in die Handlung. Ein Verständnis der Handlung des vorliegenden Romans wird ohne die Kenntnis vorangegangener Publikationen nicht unmöglich. Allerdings ergeben sich interessante „Aha“-Momente, wenn man die anderen Romane gelesen hat. Einige Szenen aus vergangenen Romanen werden aus anderer Perspektive erzählt und der Leser bekommt so weitere interessante Einblicke in das Wesen der Charaktere.

Das Ende des Romans ist der mögliche Einstieg in die „Judastochter“, den dritten Teil der Trilogie. Und ich bin schon jetzt gespannt und neugierig auf die Fortsetzung. Leider, oder zum Glück, ist die Veröffentlichung von „Judastochter“ erst, oder schon, für Dezember 2010 geplant.


Vielen Dank an den Knaur-Verlag für die freundliche Unterstützung.
 
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