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Sci-Fi / Fantasy Die Letzte Kaiserin

Luzifer

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Mit dem 105ten Roman aus der Welt des Schwarzen Auges hat Daniel Jödemann das alte Bosparan zum Leben erweckt. Mit „Die letzte Kaiserin“ führt er in dieser Form des Schreibens fort. Bislang war er in Rollenspielkreisen bekannt als Co-Autor bzw. Mitarbeiter von Spielhilfen und Abenteuern. Den Einstieg in das kreative Schreiben schaffte er über den Abenteuerwettbewerb „Der Goldene Becher“, bei dem er 2000 den 2. Platz belegte. Die Ehrungen häuften sich, bis 2004 die Übernahme in den Autorenkreis der DSA-Redaktion offiziell gemacht wurde. Mittlerweile arbeitet er auch für den Pegasus Spiele Verlag. „Die letzte Kaiserin“ ist sein zweiter Roman, und der erste von zwei Teilen aus der Serie „Die zwei Kaiser“.


Fast 1000 Jahre vor der „aktuellen“ aventurischen Geschichtsschreibung regierte Murak-Horas den gesamten Kontinent. Den gesamten Kontinent? Nein, denn das diamantene Sultanat der Tulamiden beugte sich nicht seiner halbgöttlichen Herkunft und seinem Kaiserhaus. Doch aller Widerstand ist zwecklos und das Sultanat verliert den Krieg. Nahezu alle Länder in Aventurien sind so unter dem Adlerthron der Horas-Krone vereint. Dies bekommt Murak allerdings nicht mehr persönlich mit, denn er verstirbt an den Folgen eines Kampfes. Sogleich tritt die sagenhaft schöne und magisch begabte Hela seine Nachfolge an.

Dies muss auch Salim akzeptieren, ein Tulamide aus fürstlichem Hause, der sich der scheinbar grenzenlosen Macht der neuen Horas beugt und sich sogar in ihre Dienste begibt. Durch Mut, unbändige Kraft und Disziplin schafft er es in den folgenden Jahren die Gunst der Hela-Horas zu erlangen und wird sogar zu ihrem Leibwächter in der Leibgarde der Kaiserin: der Prätorianer. Mehr und mehr fühlt er sich an sie gebunden und weiß es gut, seine Dienste zum Wohle und zum Gefallen der Kaiserin zu erfüllen. Gefühle wie Gnade, Mitleid oder Barmherzigkeit werden ihm fremd, sind sie zumal auch seiner Kaiserin nicht wichtig. Alle Warnungen in den Wind schlagend, folgt er ihr auf einen Weg, der unendliche Macht oder absolute Verdammnis als Ziel hat. Den Hela-Horas, die alle weltliche Macht in sich vereint strebt nach weitaus mehr. Sie will sich keinen Göttern unterordnen. Sie will nicht nur auf Aventurien, sondern auch in Alveran – der Welt der Götter – herrschen. Hierzu ist ihr absolut jedes Mittel recht und jedes Opfer willkommen.

Weit entfernt von Bosparan, der Wiege des Imperiums, liegt Gareth. Eine aufstrebende Stadt im Reich. Noch ahnt aber in Gareth niemand etwas von dem Streben der Herrscherin. Eine andere Gefahr ist viel näher: Die Orks. Und die Kaiserin denkt gar nicht daran, den Garethern ihre Soldaten zur Verteidigung der Stadt zu schicken. Zeit für den Hauptmann der Garde, Baduar von Eberstamm – der auch schon in der bosparanischen Legion gekämpft hat - und seinen Freund und Mitstreiter Raul die Sache in eigener Weise in die Hand zu nehmen. Raul ist Tulamide und durch einen phexischen Zufall an den Legionär Baduar geraten, der auf dem Weg nach Gareth war. Seit diesem Tag waren ihre Schicksale fest miteinander verbunden, auch wenn sie es gar nicht so recht bemerkten oder gar wollten.

Im Kampf gegen die Orks stellt sich Rauls Kampfgeschick unter Beweis. Mit Charme, Intelligenz, Strategie, großem Mut und einer Prise Glück schafft er es zusammen mit Baduar als Anführer einer Bauernarmee die Orks in die Flucht zu schlagen. Allerdings nicht zum Wohlwollen der Kaiserin. Die schickt ihre Verwandte, die Prinzessin Valussa, nach Gareth um dies auf diplomatische Art und Weise zu verdeutlichen. Der Held, Raul der Große – wie er seit der Schlacht genannt wird – und die Prinzessin treffen aufeinander, und wie sollte es anders sein? Er verliebt sich unsterblich in sie. Die Liebe ist derart stark, dass er alles was er besitzt, sogar seine Freundschaft und das Leben seines Freundes, riskiert, um seine Liebe zu ihr wahr zu machen.


Der Roman wird aus den Perspektiven des rohen und barbarischen Salims, sowie des charismatischen und edleren Rauls erzählt. Beides Tulamiden vertreten sie gänzlich unterschiedliche Standpunkte und Ansichten. Die Geschichte lässt sie in unterschiedlichen Parteien aufeinander zu rasen. Eine Konfrontation bleibt scheinbar unvermeidlich. Allerdings kommt es in „Die letzte Kaiserin“ nicht dazu, da der Roman auf dem vermeintlichen Höhepunkt der Geschichte endet. Sprichwörtlich einem „Cliffhanger“ entsprechend, wird man mitten in der Spannung hängen gelassen und muss auf die Fortführung im zweiten Teil „Der erste Kaiser“ warten.

Während man bei Salim nicht so genau weiß, ob man ihn auf irgendeine Art sympathisch finden sollte, zieht Raul den Leser sehr früh in seinen Bann. Dabei entwickelt er sich erst noch vom Begleiter des geradlinigen und rondrianischen Baduar zur tatsächlichen Hauptfigur.
Tatsächlich unberührbar und entrückt ist Hela-Horas dargestellt. Und bei all ihren Beschreibungen der Unnahbarkeit wittert man auch ständig das Unheil, welches sie umgibt.


Der Plot erstreckt sich über mehrere Jahre der Herrschaft Hela-Horas, beginnend mit dem Tod ihres Vaters und ihrer Ernennung zur Kaiserin. Sehr geschickt setzt Daniel Jödemann an prägnanten Punkten der Geschichte an, verfolgt sie weiter oder überspringt sie, so dass die Spannung beinahe die ganz Zeit über erhalten bleibt.

Die Sprache derer sich Daniel Jödemann bedient ist angemessen und orientiert sich häufig an lateinischen Lehnwörtern. Genau genommen bedient sich der Autor kräftig am Wortschatz der alten Römer. Ob Tribun, Centurio, Legion oder Prätorianer, alle Wörter hat man auch schon beim Schauen von „Gladiator“ gehört. Selbstverständlich entsprang dies nicht der Phantasielosigkeit des Autors, sondern war von der DSA-Redaktion durch vergangene Publikationen so vor gegeben. An welcher Stelle hier die Arbeit des Autors einsetzte ist ohne Weiteres nicht nachvollziehbar. Insgesamt stört diese fast schon krampfhafter Vergleich Bosparans mit dem römischen Imperium allerdings. Als Leser mag man sich hier fragen, ob eine eigene Schöpfung nicht erfrischender gewesen wäre, sei es jetzt im Allgemeinen durch die DSA-Redaktion oder den Autor.

DSA-Romane, welche auch die aventurische Geschichte beleuchten und das Leben herausragender Persönlichkeiten von näherem Betrachten, haben in letzter Zeit Hochkonjunktur. Diesem Trend wird auch mit „Der letzten Kaiserin“ genüge getan. Das Leben bzw. der interessanteste Teil der Hela-Horas wurde bis dato nur in wenigen Veröffentlichungen Aufmerksamkeit geschenkt. Hinzu kommt noch eine weitere Persönlichkeit, die nicht gleich ins Auge springt, und sich erst noch entwickelt, dann aber überraschend eine gewichten Part übernimmt bzw. übernehmen wird in der aventurischen Geschichte.

Einen Grund, warum das Leben der Horas noch nicht ausgeschlachtet wurde, mag darin liegen, dass es ungefähr 1000 Jahre vor der Zeit endete in der das aktuelle Aventurien spielt. Das Aventurien, welches durch zahlreiche Rollenspieler belebt wird. Der Roman richtet sich auch in aller ersten Linie an diese Leserschaft. Für Leser, die mit „Dem Schwarzen Auge“ noch nicht besonders viel Kontakt hatten, ist der Roman weniger geeignet.

Für „Insider“ bietet „Die letzte Kaiserin“ aber hochinteressantes Hintergrundwissen, verpackt in eine spannende Geschichte, die gut geschrieben ist und richtig Lust auf den zweiten Teil macht. Vorbei sind die Zeiten, langweiliger DSA-Romane. Hier wurde eine wichtige Epoche der aventurischen Geschichte zum Leben entdeckt, authentisch und farbenprächtig. Hinzu kommt das Charisma des einen Protagonisten. Der Roman lädt einfach zum Mit fiebern ein.

Die Ausgabe ist broschiert mit einer typischen, und in diesem Falle sehr gut gelungenen Illustration. Die Aufmachung und das Format fügen sich nahtlos in die Reihe bisheriger DSA-Romane ein. Nicht fehlen durfte hier ein Glossar. Ein Anhang mit der "Dramatis Personae" war widerum scheinbar entbehrlich.


„Die letzte Kaiserin“ ist für DSA-Spieler eindeutig zu empfehlen. Auch als Nicht-DSA-Spieler mag man durchaus seine Freude an dem Roman haben, auch wenn man nicht ganz so viel daraus zehren kann. Wer allerdings den ersten Teil gelesen hat, wird auf keinen Fall die Fortsetzung verpassen wollen. Auf „Der erste Kaiser“ darf man gespannt sein.

Viel Spaß beim Lesen.



Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den FanPro Verlag.
 
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