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Sci-Fi / Fantasy Die zerbrochene Welt

Tufir

Drachling
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Seite 404 schrieb:
Vom oberen Rand der Arena erscholl ein Horn. Das Gemurmel auf den Sitzen verebbte. Ein für Kirrieverhältnisse großer, schlanker Mann trat in die Mitte des Kampfplatzes, stellte nach alter Sitte die beiden Kontrahenten vor und erklärte die Spielregeln:

Wer zuerst stirbt, hat verloren!

Berith ist eine Welt, die in ferner Vergangenheit von einer kosmischen Katastrophe heimgesucht wurde. Der Planet zerbarst in einen Scherbenhaufen von großen und kleinen Bruchstücken ohne jedoch komplett auseinander zu driften und einen Asteroidengürtel zu bilden. So tragen die größeren Landmassen immer noch eine Atmosphäre und der Raum zwischen den einzelnen Scherben ist mit einer extrem verdünnten Luftschicht, dem Äther gefüllt. In dieser Welt haben sich bizarre Lebensformen entwickelt, die teilweise sogar in der Lage sind, mit Hilfe von Tieren, die sich angepasst haben und im Äther zu leben imstande sind, zwischen den einzelnen Schollen hin und her wechseln zu können. Dabei gibt es fischähnliche Wesen, die durch Kiemen atmen, um sowohl auf ihrer Scholle als auch im Äther zu agieren, als auch rein luftatmende Menschen und die amphibischen Zeridianer, die sowohl Lungen als auch Kiemen besitzen und somit überall zurechtkommen.

Dieses Berith ist die Welt Taramis‘, des zeridianischen Tempelwächters, der auserkoren ist, die Welt vor der dagonisischen Plage zu retten. Doch das weiß Taramis zuerst nicht. Während er im Auftrag seines Oberhaupts auf der Jagd nach einem Monster ist, überfallen Dagonisier seine Tempelscholle und töten dabei sowohl Taramis Braut als auch seine Mutter. Taramis erscheint erst zum Ende des Kampfes um den Tempel und kann die Geschehnisse ohnehin nicht mehr ungeschehen machen. So stürzt er sich aus Wut und Rache in den Kampf und wird von einer Übermacht geschlagen. Zusammen mit anderen aus seinem Orden wird er in eine Strafkolonie auf einer weit entfernt liegenden Scherbe verfrachtet. Zusammen mit seinem Kameraden schmiedet er Fluchtpläne und mit einer Handvoll Getreuer gelingt schließlich der Ausbruch. Damit startet Taramis seine eigene Odyssee und nimmt den Kampf gegen die dagonische Plage auf!

Ralf Isau ist genial! Ohne simpel oder flach zu wirken, zeichnet er in einem dennoch einfachen Stil und mit profanen Mitteln ein Epos an den Fantasyhimmel, welches bestimmt lange Zeit seinesgleichen suchen wird. Nur mit der Freiheit seiner Gedanken nimmt seine Phantasie Formen an, die eine deutliche Abwechslung bietet zu dem Einerlei-Eintopf aktueller Zwergen-Elben-Drachen Fantasy. Sein Held Taramis ist durchaus gleichzustellen mit Jason aus der griechischen Argonautensaga oder Lancelot aus der König-Arthus-Geschichte. Ein starker Held mit menschlichen Schwächen und ein paar Waffen, die ihn selbst immer wieder auf die Probe stellen. Alleine ist er zwar gut, aber ohne seine Gefährten immer wieder in Gefahr sich selbst zu verlieren. So zieht Taramis mit einer stetig kleiner werdenden Anzahl von Gefährten nach seiner Flucht von der Strafkolonie von Scholle zu Scholle und versucht, das Geheimnis hinter der dragonischen Invasion zu ergründen und gerät dabei von einem Kampf in den nächsten. Dazu findet der Autor immer die Gelegenheit neue Wesen menschlicher, tierischer oder fantastischer Form ins Spiel zu bringen.

Seite 437 schrieb:
Es folgte ein kurzes Schweigen, ungefähr zehn Drachenkrötenflossenschläge lang.

Als der Hauptgegner dann erledigt ist, hat man immer noch 100 Seiten vor sich und erlebt einen weiter steigenden Spannungsbogen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz in Ralf Isaus Roman und am Ende bleibt tatsächlich noch ein Faden offen – ohne der Erzählung einen Abbruch zu tun – , der Hoffnung lässt, dass es weitere Geschichten um den Helden Taramis in der Welt Berith geben wird.

Keine Frage – „Die zerbrochene Welt“ ist ein heller Stern am aktuellen Fantasyhimmel, der all denjenigen ans Herz gelegt wird, die nach schaler Hausmannskost aus Zwergen und Elben endlich mal wieder eine Praline aus waschechter Phantasie verschlingen möchten! Der goldene Würfel ist mehr als verdient!

Eine Anmerkung noch zum Erscheinungsbild: Das hochwertige Hardcover kommt mit einem Lesebändchen daher – welches man möglicherweise nicht benötigt, da das Buch ohnehin verschlungen wird – und der Schutzumschlag bietet ein passendes Bild der Scherbenwelt Berith! Es steht zu hoffen, dass dieses für die Taschenbuchausgabe übernommen wird!

Ralf Isau (* 1. November 1956 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller. Er arbeitete zunächst als Organisationsprogrammierer, PC-Verkäufer, Systemanalytiker und Niederlassungsleiter eines Software-Hauses, Projektmanager und seit 1996 als selbstständiger EDV-Berater. Zu dieser Zeit hatte er bereits ein Kinderbuch und drei Romane veröffentlicht. Zum Schreiben kam er 1988, als er mit der Arbeit an der Neschan-Trilogie begann. 1992 überreichte er Michael Ende anlässlich einer Lesung ein kleines, selbstgebundenes Märchenbuch (Der Drache Gertrud), das er für seine Tochter geschrieben hatte. Ende empfahl ihn dem Thienemann Verlag, wo Ralf Isau seither über ein Dutzend Romane für jüngere und ältere Leser veröffentlichte, die in zwölf Sprachen übersetzt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden sind. Ein Merkmal seiner Romane, die er selbst als „Phantagone“ bezeichnet, ist die Vermischung von Fiktion mit historischen Tatsachen. Mit Romanen wie Der silberne Sinn (2003) und Der Herr der Unruhe (2004) wagte Ralf Isau den Schritt vom Jugendbuch zur Erwachsenenliteratur. Im Roman Die Galerie der Lügen Oder: Der unachtsame Schläfer (2005) setzt er sich mit der Darwinschen Evolutionstheorie auseinander, die er zugunsten einer auf Intelligent Design basierenden Sichtweise ablehnt. Isau lebt mit seiner Frau in Asperg bei Ludwigsburg.


Viel Spaß in einer Fantasy vom Feinsten wünscht euch
Euer Tufir


Unser Dank geht an den Piper-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte!
 
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