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Sci-Fi / Fantasy Die Elfen

feuervogt

Auf Abenteuer
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Kaltherzig und überheblich sind die Elfen aus der Sicht der Menschen und Zwerge, glaubt man dem Buchrücken. Doch die beiden Autoren James A. Sullivan und Bernhard Hennen, der federführend als Autor des Werkes erscheint, erschaffen in dieser 900 Seiten starken Geschichte ein weitaus vielschichtigeres Bild einer fantastischen Welt.

Klirrende Kälte herrscht im Land am Fjord, als Mandred Torgridson mit seinen Gefährten auszieht, die Bestie zu jagen, die nahe seinem Dorf ihr Unwesen treibt.

So beginnt der Klappentext und damit auch die Geschichte des Buches. Der Leser findet sich unmittelbar in der eisigen Welt des Fjordlandes inmitten einer Jagdszene wieder. Mandred, Jarl aus Firnstayn führt eine Gruppe Krieger auf der Jagd nach einem Tier, das in den umliegenden Wäldern für Unruhe sorgt. Schnell wird den Menschen klar, dass sie kein gewöhnliches Tier jagen, sondern ein Wesen jenseits aller Vorstellungskraft, einen Manneber, gegen den sie nicht den Hauch einer Chance haben. Als letzter Überlebender schleppt sich Mandred in den verfluchten Steinkreis im Wald, in der Hoffnung, der Dämon würde ihm dorthin nicht folgen.

Als Mandred wieder aufwacht, findet er sich in der Welt der Elfen wieder. Emerelle, die Königin der Elfen erhört seine Bitten und stellt einen Jagdtrupp zusammen, die legendäre Elfenjagd, die den Dämon, von dem die Elfen sagen, er sei ein Devanthar, Todfeind der Elfen und darauf aus, sie restlos zu vernichten. Doch der Preis, den Mandred zahlen muss ist, höher als er sich vorstellen kann. Auch hat Emerelle eigene Pläne, in die sie Mandred nicht einweiht...

Noroelle, eine Zauberin der Elfen, wird von zwei jungen Elfen umworben, die beide unterschiedlicher nicht sein könnten, der eine ein todbringender Schwertkämpfer und in seinem Wesen verschlossen, der andere ein zauberkundiger Poet. Noch hat sie keinem ihr Herz geschenkt und so können die beiden ungleichen Freunde jeder darauf hoffen, auserwählt zu werden. Die beiden Elfen werden von Emerelle zur Elfenjagd berufen und Noroelle will sich nach deren Ende für einen der beiden entscheiden.

Doch die Entscheidung wird den dreien abgenommen, denn der Dämon treibt sein eigenes Spiel so glaubt Noroelle die beiden Elfen tot. In einer schicksalsschweren Nacht zeugt sie mit dem vermeintlichen Geist des einen ein Kind. Dieses Kind ist jedoch das Kind des Devanthars, der all das schon vorher geplant hatte. Emerelle will das Kind töten lassen, worauf Noroelle es in der Welt der Menschen versteckt und selbst in der zerbrochenen Welt verbannt wird.

Farodin und Nuramon machen sich mit Mandred, der sich den beiden verpflichtet fühlt, auf die Suche nach Noroelle, jeder aus anderen Motiven.
Auf ihrer Suche müssen sie auf den Albenpfaden wandeln, magischen Verbindungen zwischen den Welten. Der Übergang zwischen den Welten ist auf den Kreuzungen der Pfade, den sogenannten Albensternen möglich. Doch die Albenpfade sind verschlungen und nicht immer einfach zu beschreiten. Wer einen Albenstern öffnet, kann nie sicher sein. Vor allem bei den kleineren Albensternen, an denen sich nur wenige Pfade kreuzen. So vergehen für die Freunde oft nur Tage, Wochen oder vielleicht Monate, die Welt außerhalb entwickelt sich dabei oft um ein vielfaches schneller.

Auf ihren Reisen begegnen sie Zwergen, Trollen, Priestern der Tjuredkirche und vielen anderen Charakteren, die ihnen nicht immer wohlgesonnen sind. Dabei muss nicht nur der ein oder andere Kampf geschlagen, sondern auch das ein oder andere Fass Wein angestochen werden.

Es ist die Geschichte von Mandred Torgridson, dem Menschen, Jarl von Firnstayn und Elfenfreund, der den Manneber erschlug.

Es ist die Geschichte von Farodin und Nuramon, den beiden Elfen, gemeinsam auf der Suche nach ihrer ewigen Liebe und doch zwischen Freundschaft und Unverständnis füreinander zerrissen.

Es ist die Geschichte von ewiger Liebe, aufrichtiger Freundschaft und doch auch von Trauer und Gewalt, Intrigen und Heimlichkeiten.

Es ist aber auch letztlich eine Geschichte, die ihren Anfang in winzigen Dingen nimmt, im Laufe der Zeitalter aber eine Dimension erreicht, die leicht als Basis für unzählige weitere Geschichten dienen kann. Eine sich stetig wandelnde Welt, die aus der Sicht einiger weniger betrachtet wird.

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Fazit:


Bernhard Hennen und James A. Sullivan erschaffen eine fantastische Welt, die in der Lage ist, in ihrem Umfang epische Ausmaße zu erreichen.
Man kann der Welt anmerken, dass Hennen sich in irdischen Sagen und Religionen bedient. So sind beispielsweise die Zwerge, ganz nach altgermanischem Vorbild der Schwarzalben, die lichtscheuen Kinder der Elfen. Auch persische Einflüsse lassen sich nicht verleugnen.


Anders jedoch, als bei Tolkien im Herrn Der Ringe, fußt der enorme Detailreichtum nicht auf riesigen Landschaften und unzähligen Völkern sondern lebt vielmehr von der Tiefe der Charaktere, die den Leser tief in ihre Seelen blicken lassen. So passiert es ein ums andere Mal, dass der Leser sich mit den Protagonisten identifiziert und Freud als auch Leid mit ihnen teilt. Die beiden Autoren schaffen es problemlos, den Leser in der Geschichte zu fangen.

Der einfache Sprachstil, in dem das gesamte Buch gehalten ist, hilft dabei und erzeugt durch die Verwendung vieler einfacher Sätze eine Atmosphäre, die sofort gefangen nimmt. Dabei bleibt die Geschichte immer unvorhersehbar und nimmt Wendungen, die ein paar Seiten vorher kaum denkbar wären, ohne dabei jedoch zu verwirren.

Einziges Manko daran ist der mittlere Teil der Geschichte, bei der die Handlungsstränge der einzelnen Figuren auseinandergerissen werden. Man verliert kurzzeitig die Übersicht und es wird etwas langatmig, weil der rote Faden zu fehlen scheint. Tatsächlich aber werden neue Fäden gesponnen, die zu einemüberraschenden aber interessanten Ende führen.
Hervorzuheben ist noch, dass die beiden Autoren die Zeitsprünge sehr gekonnt in Szene setzen, in dem sie die betroffenen Kapitel mit einem Auszug aus Chroniken oder Sagen der Erzählwelt beginnen.

[…]Wir empfingen Valeschar gemäß unseres Brauches. Und wie immer war er ein guter Gast. Er trank und aß mit uns in Frieden und erfreute sich an unseren Geschenken. Die beiden blassen Girat hießen Faraschid und Neremesch, der Girat des Feuers aber Mendere. […]

Die so erzeugte Stimmung wirkt sehr real und schafft spielend den Sprung zwischen der Erzählzeit der Helden und der ihrer Welt. Eine Technik, die bereits in Frank Herberts Wüstenplanet gut funktionierte, dort aber eher dazu diente, die Geschichte vor einem anderen Betrachtungswinkel zu sehen.

Letztlich sind sowohl der angenehme Sprachstil als auch die spannende Geschichte der Grund, warum dieses insgesamt 910 Seiten fassende Buch schneller gelesen ist, als man ursprünglich vielleicht denkt. Dass es sich dabei um eine fast tausendseitige kitschige Liebesgeschichte handelt, merkt man erst auf den zweiten Blick.

Wer sich darauf einlassen kann, eine klassische Fantasywelt zu erleben, die nur am Rand mit der Mittelerde Tolkiens Kontakt aufnimmt und in der die einzelnen Charaktere weniger eindeutig gut oder böse sind, sondern die ein ehrliches Bild von sich selbst zu zeichnen versucht, wird mit einem Werk belohnt, dass nicht jedes Klischee bedienen will, dies aber trotzdem gerne macht und kann getrost zu diesem Buch und seinen mittlerweile erschienenen Nachfolgern und Parallelerzählungen greifen.

Der Preis von zehn Euro ist für ein Taschenbuch dieses Umfangs völlig in Ordnung und nicht zuviel. Beim Cover darf man keine großen Kunstwerke erwarten, da "Die Elfen" als Antwort auf Bücher wie "Die Zwerge" und "Die Orks" erschien, orientiert sich das Cover dort und ist sehr schlicht gehalten.

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[MI]Ich habe versucht, mich kurz zu fassen und bin extra unter 6500 Zeichen geblieben...


Außerdem habe ich versucht, möglichst nicht denselben Tenor anzuschlagen, wie bisherige Rezensionen dieses Buches.

Nachdem das Buch seit acht Jahren auf dem Markt ist und bereits unzählige Publikationen dazu exisitieren, war das aber nicht so einfach, also dachte ich, es ist nicht falsch, eine Rezension abseits bewährter Meinungen zu erstellen und einen anderen Betrachtungswinkel zu beleuchten. Mandred kommt normalerweise viel zu kurz weg...

Gerade wegen des Alters ist es aber auch nicht sehr einfach, ein Buch zu rezensieren, zu dem die meisten Meinungen bereits gefestigt sind.

So, jetzt dürft Ihr mich rezensieren...hehe aber immer schön daran denken, der Onkel hat leichte Züge von Mandred ->:krieger_1:
Für vernünftige Kritik bin ich aber sehr gern zu haben!

[/MI]
 
AW: Die Elfen

Ein kleiner Nachtrag:

Aktuell kostet die Taschenbuchausgabe bei der freundlichen Amazone stolze vierzehn Euro. Auf meinem Buchrücken prangt noch der runde Zehner.

Wie bereits geschrieben, sind zehn Euro für diesen Schinken durchaus gerechtfertigt. Bei einem Preis von 14 Euro würde ich persönlich aber zwei Punkte beim Preis-/Leistungsverhältnis abziehen, weil ich diesen Preis für ein Taschenbuch grundsätzlich als überhöht empfinde, wenn es nicht mit extrem guter Aufmachung aufwartet. Und die "Hardware" im vorliegenden Fall ist allenfalls Durchschnitt, selbst, wenn das Cover der aktuellen Ausgabe etwas bunter gestaltet ist als die mir vorliegende Ausgabe.
 
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