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Sci-Fi / Fantasy Der Tag der Messer

Luzifer

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Sehr knappe sechs Monate nach seinem Auftaktroman "Gefährten des Zwielichtsin eigenen Gefilden im Reich der Fantasy „ schießt Alexander Lohmann die Fortsetzung mit „Der Tag der Messer“ hinterher, welche genaugenommen auch als eigenständiges Buch durchgehen würde. Aber wer den Vorgänger gelesen hat, verschaffte sich dadurch einen kleinen aber feinen Wissensvorsprung und wird einigen Bekannten wiederbegegnen.


12 Jahre sind vergangen, dass die „Gefährten des Zwielichts“, oder was von ihnen übrig blieb, das Herz Leuchmadans gerettet und nach Daugazburg zurück gebracht haben. Das Land wurde seit dem von der düsteren Fei regiert. Die Grauen Lande sind nach wie vor schwer zu bewohnen und noch lange nicht so bewachsen, wie Wito der Gnom es sich wünschen würde. Als einer der Gefährten des Zwielichts wurde er Berater der Schwarzen Fei, was ihm schließlich seine Hinrichtung einbrachte. Als Begründer der „Grünen Lande“ , einer politischen Partei der Gnome, gewann er der Fei zu viel an Einfluss, weswegen sie sich kurzerhand seiner entledigte.
Aber sie hatte nicht mit seinen Anhängern gerechnet, insbesondere nicht mit Darnamur, Witos altem unterstellten Offizier und langjährigen Freund. Darüber hinaus ist er Anführer der „Knochenmesser“, dem militanten Arm der Gründen Lande.

Und was niemand für möglich gehalten hatte passiert: Die kleinen Gnome proben den großen Aufstand. Mit der Möglichkeit sich so klein wie ein Käfer zu zaubern, andere so zu überwachen oder sich in deren Schlafgemache zu schleichen um unliebsame Gegner zu meucheln, haben die Gnome alle Möglichkeiten an der Hand die Fei vom Thron zu treten und einen Bürgerkrieg anzuzetteln. Denn Mitnichten lassen es sich die erhabenen Nachtalben, die brutalen Goblins oder andere der Finstervölker gefallen, von Gnomen Befehle entgegen zu nehmen.

Intrigen, Verrat, Terror und Hetzte sind die Instrumente, die Darnamur einsetzen muss um das lodernde Feuer der Revolution zu nutzen um die Grauen Lande in eine neue Form der Gesellschaft zu bringen.
Niedere Mittel für einen höheren Zweck: Gleichberechtigung aller Völker. Zusammen. Für Alle.

Es ensteht ein Vakuum der Macht, der nur durch konsequente und gewissenlose Brutalität erhalten werden kann. Darnamur sieht sich Parteien gegenüber, welche die gleichen Mittel nutzen können, wie er auch. Zu allem Überfluss nutzen die lichten Völker just in dieser Zeit die Gunst der Stunde und die Zerrissenheit der Grauen Lande um einen vernichtenden Schlag gegen sie zu setzen. Angeführt von Gulbert dem Zauberer, einem alten Gegenspieler Darnamurs und Witos.


Während „Gefährten des Zwielichts“ noch als Hommage an Tolkien verstanden werden konnte und viele Vergleiche zum „Herrn der Ringe“ hergestellt werde konnten (weil sie teils auch bewusst und ironisch so gesetzt wurden), ist „Der Tag der Messer“ ein vollständig eigener Roman. Es ist für die Handlung nicht notwendig den Vorgänger gelesen zu haben. Einige Details kann man sich dadurch natürlich besser zusammen reimen und verfügt über ein besseres Hintergrundwissen. Aber verständlich bleibt „Der Tag der Messer“ auch so.

Der Roman ist um ein vielfaches erwachsener, als „Gefährten des Zwielichts“. Parteien, Verbände, Politik, Revolution, Umstürze, Machtgefüge, Bürgerkrieg. All das erwartet man zunächst nicht ohne weiteres in einem Fantasyroman. Und es wirkt auch nicht fehl am Platze. Alexander Lohmann beweist ein politisch und soziologisch ausgeprägtes Gespür und demonstriert den Weg einer Machtergreifung auf nachvollziehbare und eindringliche Art und Weise.

Der Leser fühlt sich dabei mehrfach der Frage gegenübergestellt, für welche der vielen Gruppierungen man nun Partei ergreifen soll. Und hat man sich entschieden, zeigt eben jene Gruppe eine andere Seite im Taktieren, Intrigieren und Handeln. Aufgewühlt und überrascht verfolgt man, wie auch der Kleinste alles erreichen kann – selbst an einem Ort, der von Gewalt, Macht und Hinterlist geschaffen wurde. Ob er das Erreichte dann auch beibehalten kann , oder eben nicht und aus welchem Grund wird dann ebenso anschaulich, wie sinnbildlich beschrieben.

Alexander Lohmann vermag es durchgängig den Leser im Bann zu halten durch Einbringen neuer Verwicklungen. Das Abenteuer liegt hierbei nicht in der Erfüllung einer Queste, sondern in der Errichtung einer neuen Staatsform. Die Abkehr vom Gewohnten, hin zum Unerwarteten ist eine große Stärke des Buches.
Eine Schwäche jedoch ist das Ende. Während man bis zum Ende von vielen Entwicklungen überrascht wird, ist das Finale selbst flach gehalten und schafft nicht zu befriedigen. Das mag daran liegen, dass der Autor die eingeführten Protagonisten auch gerne aufgibt (was nicht heißt, dass sie sterben), aus dem Zentrum des Interesses verstößt oder tatsächlich sterben lässt.
Was am Anfang des Romans mit der Hinrichtung Witos erschreckt und in ein selten da gewesenes Szenario führt, dass man einen lieb gewonnen „Held“ von dem man sich mehr erhofft, sofort verliert, klappt im Finale nicht. Zurück bleibt eine leichte Enttäuschung über die Art und Weise, wie der Autor es angepackt hat. Aber er scheint ebenfalls nicht ganz zufrieden damit zu sein, denn auf der eigenen Homepage hat er angekündigt neben „Deleted Scenes“ auch ein Alternatives Ende, das dem Lektorat zum Opfer gefallen ist, zu veröffentlichen. Der Leser hat wie bei anderen Medien also auch hier die Möglichkeit nochmal in die Geschichte einzutauchen und für sich die Geschichte anders ausgehen zu lassen. Ein sehr moderner Ansatz.


Der Tag der Messer“ ist ein empfehlenswerter Roman von einem talentierten Autoren. Er versteht es diffizile politische Zusammenhänge zu entwirren und in die Welt der Gnome, Nachtalben und Trolle einzubinden. Heraus kommt ein politischer und soziologischer Fantasyroman, der so unberechenbar ist, wie der Einschlagsort eines Blitzes. Und dabei sprachlich einfach aber bunt gehalten, ohne trist zu wirken, so dass ein Goblinkämpfer und ein alter Magier gleichermaßen Spaß an diesem Werk hätten.


Über den Autor:

Alexander Lohmann wurde 1968 in München geboren. Er ist als Lektor und Übersetzer, u.a. beim Bastei-Lübbe-Verlag tätig. In Köln studierte er Germanistik und Geschichte. Basierend auf dem Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ veröffentlichte er bereits die Romane „Thronräuber“ und „Die Mühlen der Träne“.
Alexander Lohmann wohnt heute in Leichlingen, zusammen mit seiner Partnerin Linda Budinger (alias Marion Frost), welche ebenfalls Schriftstellerin ist.

Eine Rezension zum Vorgängerroman "Gefährten des Lichts" ist hier nachzulesen.

Vielen Dank an den Bastei-Lübbe-Verlag, der diese Rezension ermöglichte.
 
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