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Sci-Fi / Fantasy Saat der Erde

Tufir

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Saat der Erde – Michael Cobley

Franz Birkenhauer - sf magazin 25.03.2009 schrieb:
Michael Cobley holt sich aus dem Handbuch für Politik viele archetypische Handelsweisen und packt sie mit viel Historie zwischen humanoiden und fremdartigen Spezies in den ersten Band seiner Space-Saga „Humanity's Fire“.

The Guardian schrieb:
Cobley ist ein faszinierender, komplexer Thriller in den Weiten des Alls gelungen.

Komplex ist der richtige Ausdruck! Das erste Zitat dagegen hört sich nach gutem Mix aus vielen Genres an. Doch Michael Cobley ist kein Arthur C. Clarke, kein Greg Bear und schon gar kein Isaac Asimov. Er holt sich aus vielen, mittlerweile abgegriffenen Töpfen der menschlichen und politischen Handlungsweisen ein wenig heraus. Die Mixtur bleibt abgestanden, obwohl Cobley sie in eine wirklich faszinierende Zukunft trägt. Das Buch hat vieles von dem, was eine Reihe von SF-Fans schätzen: neue Spezies, Millionen Jahre alte Verstrickungen und Rivalitäten, viele Akteure. Aber elegant erzählt ist das alles nicht.

Der Plot ist schnell wiedergegeben: Während des die Erde bedrohenden „Schwarm-Krieges“ konnten drei Kolonistenschiffe flüchten und ihre Spuren verwischen. Allerdings auch für die Menschheit, die den Krieg im weiteren Verlauf doch noch (mit Unterstützung andere Aliens, wie sich später klärt) für sich entscheiden konnte. 150 Jahre später, die Menschheit hat seit langem Kontakte, Allianzen - und weitere Kriege - mit anderen Spezies, entdeckt ein Scout-Schiff tatsächlich die Kolonie der Nachfahren aus einem der Flucht-Schiffe. Diese Kolonie zählt 2,7 Millionen Bewohner. Gleichwohl bisher nicht wahrgenommen, liegt sie in einem Raumsektor, der geschichtlich schon einiges gesehen hat und (für die Menschheit unbekannt) Schlachtfeld ganzer Völker war. Auch momentan liegt die Region mitten in der Rivalität mindestens zweier Mächte …

Michael Cobley spannt hierum quasi die Geschichte eines beginnenden Goldrauschs, als sich diese Neuigkeit der Entdeckung der Kolonie und der einheimischen Aliens wie ein Lauffeuer in der Galaxie verbreitet. Die archaische, zurückgebliebene Welt soll von wenigen egoistisch handelnden Parteien unterschiedlichster Spezies möglichst sanft in die moderne Zeit eingebettet werden und noch weitaus mehr Fraktionen schicken sich an, viele Hebel in Bewegung zu setzen um ein Geschäft zu machen mit den zurückgebliebenen „Hinterwäldlern“. Hinzu kommen etliche Geheimnisse untergegangener Völker auf dem Planeten und seinem ebenfalls - von einer anderen Spezies - bewohnten Mond.

Der Autor versucht unwahrscheinlich viele Zutaten in seiner „Saat der Erde“ zusammen zu rühren und erzeugt doch nur wenig Faszination, wie bei einem Mixgetränk, das letztendlich zu viele Ingredienzien enthält.

Schon alleine der Aufbau seines Romans verursacht durch ein bekanntes und ungeliebtes Muster einiges an Kopfschmerzen: Von Kapitel zu Kapitel wechseln sich die Protagonisten ab, um per innerem Monolog oder in der dritten Person der Geschichte Bausteine und Erfahrungen hinzuzufügen. Die schiere Anzahl an Personen, deren Wichtigkeit für die Geschichte anfangs nicht erkannt werden kann, lässt den Leser das Buch ein ums andere Mal wieder aus der Hand legen. Außerdem mag sich auch anfänglich keine Richtung, kein Ziel vor des Lesers Auge einstellen, auf das alles zuläuft. Cobley scheint sich zu sehr an das Schema dieser Kapitelabfolgen, an eine bestimmte Frequenz, zu klammern. Eine Variation in Länge und Erzählstruktur, die Bedeutungsunterschiede hervorheben oder klare Kontrapunkte setzen würde, findet nicht statt. Zudem bleibt die „Melodie“ der Kapitel unabhängig von der erzählenden Figur stets gleich. (Dies kann natürlich auch an der Übersetzung liegen.) So wirkt das Ganze schnell mühselig wie bei einem Schulbuch, von dem man sich über lange Zeit Kapitel für Kapitel als Stoff sich aneignet. Dementsprechend kommt der Leser keiner der vielen Figuren wirklich nahe. Um aber den Faktor Mensch zu ignorieren und eine rein technische SF-Geschichte zu sein, fehlt dem Roman genau dieser Faktor in entscheidendem Maße.

Als Fazit kann man dem Roman eine faszinierende Idee und eine sehr gute Absicht unterstellen. Alleine die Umsetzung ist nicht als gelungen zu bezeichnen!

Trotzdem viel Spaß beim Schmökern für die, die es lieben, wünscht euch
Euer Tufir


Michael Cobley wurde geboren in Leicester, studierte Ingenieurswissenschaften an der Universität von Strathclyde. Als Herausgeber verschiedener Magazine und durch seine Kurzgeschichten machte er sich schnell einen Namen in der Fantasy-Literatur. »Schattenkönige«, sein erster Roman, war in Großbritannien auf Anhieb ein riesiger Erfolg. Cobley lebt und arbeitet in Glasgow.


Unser Dank geht an den Heyne-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte!
 
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