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Sci-Fi / Fantasy Der Name des Windes

Shadow

Kampferprobt
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„Der Name des Windes“ ist der erste Teil der „Königsmörder-Chronik-Trilogie“. Der Erscheinungstermin des Folgebandes ist noch unbekannt.

Kvothe wird als Sohn fahrender Spielleute geboren. Dort lernt er einige Leute kennen, die ihm Zahlreiches beibringen. Auch innerhalb der Truppe lernt er so einiges und führt ein sehr harmonisches Leben mit seiner Familie und Freunde in der Truppe. Schon bald kommt es allerdings zu einem schrecklichen Ereignis: Der gerade einmal elfjährige Kvothe findet nach einer kurzen Abwesenheit die komplette Truppe tot vor. Es heißt seine Eltern hätten die falschen Lieder gesungen und seien deswegen getötet werden. Kvothe ist davon überzeugt, dass die Chandrian seine Truppe ermordet haben. Das Problem ist aber, dass niemand so genau weiß wer die Chandrian genau sind. Für viele gelten sie nur als Dämonen aus Ammenmärchen. Nach einer harten Zeit auf der Straße schafft es Kvothe an der Universität aufgenommen zu werden. Hier handelt es sich aber um keine gewöhnliche Universität, denn es werden Magier ausgebildet. Dort versucht er alles Mögliche über die Chandrian herauszufinden, doch dies ist nicht einfach. Er kann mit kaum jemanden darüber reden, da man ihn sonst für verrückt halten würde. Doch selbst wenn die Universität schon eine starke Besserung gegenüber dem Straßenleben ist, kommt keine einfache Zeit auf Kvothe hinzu. An der Uni herrschen einige strenge Regelungen und Strafmaßnahmen, wie zum Beispiel das Auspeitschen. Da Kvothe auf sich allein gestellt ist, gerät er immer wieder in finanzielle Not und kämpft darum sich sein Studium leisten zu können. Das erlernen der magischen Künste ist nicht gerade ungefährlich. Schon einige unterlagen der geistigen Verwirrung. Neben all diesen und weiteren Problemen versucht Kvothe immer noch mehr über die mysteriösen Chandrian herauszufinden.

Die Charaktere wirken sehr lebendig. Wenn man das Buch liest, kann man sich so richtig in die Situation hineinversetzen und mitfühlen.
Meister Hemme ist ein typischer Lehrer, der wohl sicherlich viele Leser an jemanden aus der Realität erinnert. Um es kurz zu fassen, er verhält sich gegenüber den Studenten recht geringschätzig, verteilt bei den kleinsten Vergehen schon Strafen, ist aber bei den Studentinnen nicht ganz so streng... Als Kvothe ihn vor seinen Mitstudenten blamiert, kommt beim Lesen richtig Schadenfreude auf.
Der wohl unterhaltsamste Charakter ist der etwas verrückte Lehrmeister Elodin. Es ähnelt einem Wunder, wenn man es fertigbringt von ihm eine sinnvolle Antwort auf eine Frage zu bekommen, denn er spricht gern in Rätseln. Manchmal wirkt er etwas abwesend und lächelt zwar überaus freundlich, aber in unpassenden Momenten. Er hat sehr außergewöhnliche Methoden seine Studenten auf die Probe zu stellen, da kann es schon mal zu Knochenbrüchen kommen. Schon bald erfährt Kvothe, dass Elodin einige Zeit in einem eigens für verrückte Magier errichteten Irrenhaus verbringen musste.
Nicht zu vergessen ist der adelige Ambrose, der auch für interessante Szenen sorgt. Er kann Kvothe überhaupt nicht leiden. Es kommt ständig zu Auseinandersetzungen. Der Adelige nutzt natürlich seine finanzielle Macht und Kvothe kontert mit seiner Gerissenheit.

In diesem Buch trifft man aber auch auf viele Klischees, wie zum Beispiel die besonderen Talente des Hauptcharakters. Des weiteren kommt es auffällig oft zu glücklichen Zufällen, die Kvothes aus der Klemme helfen. Dennoch macht es Spaß dieses Buch zu lesen. Kvothe hat auch seine Schwächen und macht Fehler. Der Schreibstil ist sehr überzeugend und da werden sogar scheinbar uninteressante Szenen spannend.

Wem die Beschreibungen im Buch nicht reichen, kann sich die im Buch befindliche Karte mit einigen wichtigen Ortschaften anschauen. Darauf folgt noch eine Übersicht zu den Kapiteln. Am Ende des Buches findet man noch Erläuterungen zu dem aturischen Kalender und der kealdische Währung.

Patrick Rothfuss wurde 1973 in Wisconsin geboren und lebt auch heute noch dort. Er studierte in Wisconsin und setze sein Studium an der Washington State University fort. Nun lehrt er selbst an der Universität von Wisconsin Englisch.
Schon in seiner Kindheit las er viel und gerne. Er schreibt gerne satirische Kolumnen und verfasste nun mit „Der Name des Windes“ seinen ersten Roman. Er wurde sowohl mit dem „Quill Award“ als auch mit dem Publishers Weekly Award für das beste Fantasy-Buch des Jahres ausgezeichnet. Es sind noch zwei Folgebände geplant.

Dieser Roman ist sowohl spannend, witzig, romantisch als auch einfallsreich. Somit hat er alles, was zu einem guten Buch dazu gehört und die Auszeichnungen durchaus verdient. Gegen Ende bleiben viele Fragen offen, so dass man am liebsten sofort den zweiten Teil lesen möchte.​
 
Auftakt einer Saga

Vorneweg gesagt: Der Name des Windes ist eines der besten Bücher, das ich in diesem Jahr lesen durfte. Keiner sollte es sich entgehen lassen.

Ich persönlich wurde durch die schöne, aber (wie so vieles gutes) auf einen deutlich zu späten Sendeplatz liegende ARD-Sendung „Druckfrisch“ mit Denis Scheck auf den Roman aufmerksam. Inmitten einer Sendung, die sich meist um ernsthafte, aber zugängliche Bücher kümmert, eine wahre Lobeshymne auf einen Fantasy-Roman! Nach andauernden Verrissen der Twilight Bücher und vieler anderer Bestseller! Da soll man nicht neugierig werden?

Die Handlung des Romans hat Shadow ja schon gut zusammengefasst – dazu muss ich an dieser Stelle kaum mehr Worte verlieren und kann mich mehr um mir wichtige Details kümmern:
Der Name des Windes ist vom Grundaufbau klassisch. Ein des Kämpfens müder, extrem mächtiger Magier, beschließt Ruhe darin zu finden, eine Dorfwirtschaft zu betreiben – fernab der Welt und aller die ihn und seine offenbar nicht immer astreine Lebensgeschichte kennen könnten. Doch die Welt will ihn nicht in der Anonymität ruhen lassen – nicht nur tauchen verstreute dämonische Kreaturen in der Nähe des Dorfes auf – auch ein Chronist hat sich aufgemacht, den alten Kvothe aufzuspüren und seine Geschichte zu dokumentieren.

Kvothes Widerstand gegen dieses Ansinnen erstirbt rasch, er fordert drei Tage, um sein Leben zu erzählen und beginnt mit seiner Geburt als Ruh, einer Gruppe hochgebildeter fahrender Künstler, dem Tod seiner Eltern duch die Hände der mysteriösen Chandrian, seinem Weg aus der Gosse an die magische Universität und wie er als armer Außenseiter sich dort seinen Platz erkämpft. 860 Seiten wird dieser erste Tag am Ende füllen.

Betrachtet man die Zusammenfassung kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass man solche Geschichten schon oft gelesen hat. Die Parallelen erkennt man schnell – Kvothe ist nicht nur ein Mitglied der legendären Ruh, privilegierter und dennoch unabhängiger Künstler, er wird auch ein extrem begabter Magier und wohl auch ein begabter Kämpfer werden – ein Allroundtalent eben. Und damit genau der Charaktertyp, den man oft in schlechter Fantasy findet. Doch – und das kann man Patrick Rothfuss nicht hoch genug anrechnen – Kvothes Geschichte ist eben keine Sammlung von Fantasyklischees. Trotz der traditionellen Linien fesselt der Roman von Beginn an. Rothfuss Schilderung seiner Welt ist beeindruckend, sie besticht durch eine großartige Sprache, wunderschöne Schilderungen und viele kleine Details, die diese Welt so lebendig machen. Nicht nur Kvothe, auch alle Nebencharaktere sind lebendig ausgearbeitet, die Geschichten seiner Jugend sind kurzweilig und feselnd und jede Handlung hat Folgen, wie es sie auch in der Realität hätte.

Allerdings sollte man sich auch nicht über zwei Fakten hinwegtäuschen:
1. Dies ist nur der erste Teil einer Trilogie, deren zweiter Band gerade eben erst auf Englisch erschienen ist. Er schildert also nur eine Einleitung, eine Einführung Kvothes und nur Andeutungen zu den großen Ereignissen, die die Handlung noch ausmachen werden. Trotzdem umfasst der Roman 860 Seiten. An dieser Stelle kann man also durchaus einmal den oft missbrauchten Vergleich mit Tolkiens „Herrn der Ringe“ bemühen – der Leser braucht auch hier einen etwas langen Atem und sollte nicht mit den großen Enthüllungen rechnen – die bleiben späteren Teilen vorbehalten.
2. Trotz der Kunstfertigkeit des Autors bleibt das Allroundtalent als Hauptcharakter – und auch ein Rothfuss schafft es nicht immer die Klippe zu umschiffen, schicksalhaft das Machtniveau Kvothes genau zum richtigen Moment zu erhöhen. Das entfremdet leider hin und wieder mit dem Protagonisten und erinnert an den deus ex macchina. Nicht immer, nicht einmal oft, aber trotzdem.

Und dennoch – ich kann den Roman nur jedem ans Herz legen! Endlich wieder eine richtige Saga! Ob eine wirklich große Saga, das werden wir wohl erst in ein oder zwei Jahren wissen, aber es lässt sich gut an.
 
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