• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Sci-Fi / Fantasy Die Furcht des Weisen, 1

sonic_hedgehog

Geweiht
Beiträge
4.467
Punkte
133
Lange hatte es gedauert, hauptsächlich aufgrund von Schicksalsschlägen in der Familie des Autors, bis Patrick Rothfuss endlich den zweiten Teil seiner Königsmörder Chronik veröffentlicht hatte. Etwas Übersetzungszeit später ist nun „Die Furcht des Weisen, Teil 1“ bei Klett-Cotta erschienen. Teil 1? Ja. Da das Original über 1000 Seiten umfasst und da in der Übersetzung traditionell noch etwas (man munkelt von bis zu 30%) dazu kommt, hat man sich bei Klett dazu entschlossen, den zweiten Teil der Reihe nochmals aufzuteilen. Darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein: Einerseits sind 1500 Seiten umfassende Bücher etwas unhandlich und haben so dünnes Papier – andererseits bedeutet das, dass der Roman im deutschen etwas unvollendet wirkt und es bleibt ein G'schmäckle... Wenigstens ist der zweite Teil des zweiten Teils schon für Januar 2012 angekündigt.

Worum geht es?
Kvothe hat sich aus seinem alten Leben geflüchtet und als Wirt in einem kleinen Ort niedergelassen, wo er von einem Schreiber gefunden wird und sich schließlich bereit erklärt, diesem in drei Tagen seine Geschichte zu erzählen. Tag 1 füllte in Der Name des Windes über 800 Seiten und wurde weltweit als hervorragender Fantasyroman gefeiert. Am zweiten Tag setzt Kvothe seine Geschichte fort:
War seine erste Zeit auf der Universität schon durch Schwierigkeiten mit den Meistern und der Rivalität mit Ambrose, einem arroganten Adeligen geprägt, spitzt sich nun die Lage weiter zu. Um seiner „Freundin“ einen Gefallen zu tun, sieht sich Kvothe sogar dazu genötigt, in Ambroses Quartiere einzudringen – eine Aktion die ihm sehr gefährlich werden wird und ihn letztlich sogar zwingt, eine Zeit lang von der Universität zu verschwinden. Dazu reist er durch die halbe bekannte Welt, da ein Gönner ihm dort die Möglichkeit bietet, sich dem dortigen Herrscher anzuvertrauen. Doch auch dort lebt es sich alles andere als ungefährlich, gesellschaftliches Parkett kann glatt und Palastintrigen können genauso tödlich sein wie Magie.

Rothfuss Schreibstil ist seit dem ersten Teil der Trilogie weiter gereift – in unglaublicher Detailverliebtheit schildert er die Erlebnisse Kvothes und der anderen Beteiligten und seine wunderbar lebendige Fantasywelt. Die innere Logik dieser Welt ist verglichen mit durchschnittlicher Fantasyliteratur einfach überzeugend. Wieder einmal zieht er den Leser vollkommen in seinen Bann und besticht durch immer neue Ideen – so sehr, dass man als Leser lange Zeit die Schwäche des Romans übersieht. Damit meine ich nicht, dass die Kenntnis des ersten Teils für das Verständnis des zweiten Teils unverzichtbar ist. Das setze ich bei einer von vornherein als Mehrteiler ausgelegten Geschichte voraus. Das Problem ist leider in der eigentlich wunderschönen Detailverliebtheit zu sehen. Auf erneut über 800 Seiten passiert zwar eine Menge – die Geschichte selbst jedoch kommt fast nicht voran. Weder erfahren wir mehr über die rätselhaften Chandrian, noch durchlaufen Kvothe oder die anderen Protagonisten große Entwicklungen. Es ist als habe Rothfuss vor lauter Erzählfreude die Rahmenhandlung vergessen. Durch die Aufteilung des zweiten Teils kann ich hier zwar noch kein endgültiges Urteil über Teil 2 der Trilogie treffen, aber zum jetzigen Zeitpunkt scheint es mir unvorstellbar, dass ein weiterer Roman ausreichen könnte, um die Geschichte zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Selbst wenn Rothfuss das Erzähltempo drastisch anziehen sollte. Denn bisher haben wir keine Hinweise darauf, wie Kvothe sich vom talentierten Magiestudenten zum gefürchteten Meister und Königsmörder entwickeln sollte.

Nur damit hier kein Missverständnis aufkommt: Auch „Die Furcht des Weisen“ ist großartige Fantasy und ich neige immer noch dazu, Rothfuss Königsmorder-Chronik in einem Satz mit Tolkiens Herrn der Ringe zu nennen. Ein Vergleich der auch passt wenn man bedenkt, dass man Tolkien ebenfalls nicht vorwerfen kann zu schnell zum Punkt zu kommen. Trotzdem hat dieser im zweiten Teil die Handlung deutlich beschleunigt.
Interessanterweise ist aber trotz des relativen Stillstand der Handlung auch dieser Roman ein Pageturner, den ich nicht mehr aus den Händen legen konnte. Daher bin ich trotz aller Sorge dazu bereit zu glauben, dass Rothfuss genau weiß, was er hier tut. Möglicherweise spielt er mit der Erwartungshaltung des Lesers und präsentiert zum Abschluss eine vollkommen überraschende Lösung. Ich hoffe es jedenfalls und empfehle daher auch diesen Teil allen Fantasyfans aufs Wärmste.

Klett-Cotta, denen ich hiermit herzlich für die Möglichkeit zur Rezension des Romans danke, hat auch diesmal wieder weitere Details und eine Leseprobe auf der Verlagsseite bereitgestellt, worauf ich alle Interessanten gerne verweise: Klett Cotta
 
Zurück
Oben Unten