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Sci-Fi / Fantasy Der Elbenschlächter

Seppo

Auf Abenteuer
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Nophelet, die Hauptstadt des Königreichs Sdoom, wird von einem Schrecken heimgesucht, der die Slums der Stadt in wilden Aufruhr setzt. Ein unbekannter setzt den jungen Elbenmännern nach, die nach dem Abstieg ihrer stolzen Rasse ihr Geld als Lustknaben verdienen müssen. Doch es sind keine einfachen Morde, die der Stadtwache überlassen werden könnten. Verbotene Thaumaturgie ist im Spiel und nur zwei Männer können diesen Mörder dingfest machen. Doch die Helden Nophelets sehen nicht aus wie solche. Sie sind schlicht und ergreifend anders. Denn das Institut für angewandte investigative Thaumaturgie, kurz das IAIT, entsendet den Lichtadepten Meister Hippolit und seinen treuen Assistenten Jorge, einen Troll. Immer tiefer gerät das ungleiche Paar bei seinen Ermittlungen in die dunklen Ecken und finstersten Winkel der Stadt. Sie werden hineingezogen in einen Sumpf aus Intrigen, Drogen, Gewalt und verbotener Thaumaturgie. Auf ihrer Suche nach dem Mörder stoßen sie immer wieder auf neue Probleme. Sei es ein übereifriger Hauptmann der Stadtwache, zwielichtige Kreaturen oder Leute, die die beiden Männer unterschätzen. Es beginnt eine wilde Jagd durch die Straßen der großen Stadt und die Zeit ist gegen sie. Denn der Mörder hat sich sein nächstes Opfer schon ausgesucht.

Ein Fantasy-Thriller ganz ohne Einhörner, Feen und schwulstige Romantik – hier geben Humor und Action den Ton an. Eine spannende tour de force, wie sie Quentin Tarantino aberwitziger nicht hätte inszenieren können. Raffinierter als Holmes & Watson, schlagkräftiger als Spencer & Hill, abgedrehter als Clever & Smart. So wirbt der Klappentext für dieses Buch und noch während des Lesens muss man ihm beipflichten. Zwar entsprechen die beiden Hauptfiguren absolut nicht dem, was man von guten Agenten erwarten würde, aber sie passen perfekt. Der Troll Jorge ist ein Wesen des Genusses, sei es fleischlicher oder kulinarischer Lust, der seine enorme Kraft und sehr viele alte Trollweisheiten dazu nutzt, seinen Partner und Freund zu unterstützen. Und Meister Hippolit braucht diese Unterstützung. Denn durch einen tragischen Unfall ist der weit über hundert Lenze zählende Mann im Körper eines Kindes gefangen. Und damit nicht genug, fehlt ihm auch noch jegliche Art von Farbpigmenten im Körper, abgesehen von seinen Augen. Die Zusammenstellung dieses ungleichen Paares sorgt während des Lesens immer wieder für Action und sehr lustige Momente.
Schnell wird dem Leser klar, dass diese Fantasywelt etwas anders ist als die meisten anderen. Denn Magie und Technik arbeiten Hand in Hand und viele der Erfindungen lassen sich in unserer heutigen Welt wiedererkennen. Doch die Erfindungen sind nicht die einzige Parallele zu unserer Welt. Auch die Rahmenhandlung dieser Geschichte erinnert an eine Serie von Verbrechen. Die Morde von Jack the Ripper zum Ende des vorletzten Jahrhunderts hin scheinen den beiden Autoren ein Vorbild gewesen sein, wie es besser nicht umgesetzt werden konnte. Verschiedene Verdächtige, Theorien und falsche Fährten legen sich Jorge und Hippolit in den Weg. Gute Recherche, ein messerscharfer Verstand und legalisierte verbotene Thaumaturgie sind nötig, um das Morden in dem Elendsviertel Foggats Pfuhl zu beenden. Von den Slums hinauf in den Königspalast müssen Jorge und Hippolit jeden Stein umdrehen und jeder noch so kleinen Fährte folgen. Denn wer weiß, ob am Ende nicht ein aufgeschnappter Kommentar oder ein kleines Gerücht ausschlaggebend sein mag? Entdeckungen, mit denen nicht einmal der clevere Hippolit gerechnet hätte, setzen die Ermittler ins Staunen. Doch werden sie am Ende den Mörder fassen, entwischt er ihnen vielleicht oder werden sie selbst von ihm gefangen und in sein mörderisches Treiben eingebunden?

Das Cover dieses Taschenbuchs ist sehr passend gewählt. Ein dunkles braun auf den Klappen und ein ermordeter Elbenjüngling, der in den Straßen der Stadt liegt, zeigen dem Leser, dass dieser Roman keine zarte Welt preisgibt, wie andere Fantasyromane. Das Motiv des toten Jünglings zieht sich weiter über die Rückseite und die Klappeninnenseiten, was sehr gelungen ist. So fühlt man sich direkt hineinversetzt in das Geschehen. Die Schreibweise und der Stil machen es schwer, das Buch aus der Hand zu legen, wenn man einmal mit dem Lesen begonnen hat. Einige kleinere Herausforderung bieten zeitweise die Namen von Orten und die Umschreibungen für verschiedene Erfindungen, woran man sich aber schnell gewöhnt und was das Lesen noch interessanter macht. Diese Erstauflage scheint der Auftakt für eine Reihe weiterer Romane rund ums IAIT zu sein, denn der nächste Titel „Der Orksammler“ (Oktober 2010) ist schon angekündigt und weitere Romane sollen folgen. Man darf also gespannt und in freudiger Erwartung sein über die nächsten Abenteuer des originellsten Ermittlerduos aller Zeiten.

Mit diesem Buch feiern die Autoren Jens Lossau und Jens Schumacher ihren ersten gemeinsamen Einstieg in die Fantasy. Zusammen und einzeln veröffentlichten die beiden in unterschiedlichen Genres ihre Bücher. Lossaus letztes Soloprojekt war der Thriller „Düstere Nordsee“ und Schumacher veröffentlichte viele Kinder- und Jugendbücher. Ein sehr gelungenes Projekt dieser beiden Autoren und für Fans von Quentin Tarantino und Thrillerliebhaber ein wahres Muss.

Rundherum ist es ein gelungener Roman, der einem sehr schöne Stunden voller Spannung und Komik liefert, dabei aber auch ernst bleiben kann. Die fesselnde Story und die beiden Hauptfiguren lassen den Leser mitfiebern auf der Suche nach dem Mörder, doch nur wer genau hinsieht mag ihn erkennen, bevor es zum großen Showdown kommt.


Vielen Dank an den Verlag Egmont Lyx, der die Rezension dieses Werks ermöglichte.
 
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