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Sci-Fi / Fantasy Der Antares Krieg

Tufir

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Michael McCollum – Der Antares Krieg (Antares Trilogie)

Übersetzer: Walter Brumm
Preis: 9,95€


Titel der drei Original Romane: Antares Dämmerung, Antares Passage, Antares Sieg

Im zarten Alter von 10 Jahren las ich 1971 meinen ersten Science-Fiction Roman. Es war ein Jugendbuch, in dem sich ein junger Erwachsener auf das selbst gebaute Raumschiff seines Vaters schmuggelt, um die erste Reise der Menschheit zum Mars mit zu machen. Schnulzig ohne Ende und vollkommen vorbei an wissenschaftlichen Fakten und Realitäten, die doch auch damals schon bekannt waren, aber um die sich kaum ein Autor gekümmert hat. Mir war das schnuppe und mit wirklich nur sehr kleinen Abstechern in die Fantasy, bin ich, was die Belletristik betrifft, diesem Genre über all die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. Und so ergab es sich, dass ich mir im Laufe der Zeit eine eigene Hitliste – sozusagen eine persönliche Top Ten – von SF-Autoren erstellt habe. Um ein Stück meines Fazits vorweg zu nehmen – Michael McCollum wird es mit seiner Antares Trilogie nicht schaffen, in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Dennoch – um den interessierten Leser nicht gleich abzuschrecken – das Werk ist für manchen Fan sicherlich lesenswert und somit beginne ich mal von vorne.

Vom heutigen Zeitpunkt aus gerechnet ist die Menschheit im Laufe der nächsten Jahrhunderte endlich soweit, dass sie interstellare Reisen unternehmen kann. Dabei ist es weniger eine rasante technologische Entwicklung, die sie weiterbringt, sondern mehr und mehr die fortschreitenden Erkenntnisse, die sie über den Aufbau des Universums erlangt und welche sie somit in die Lage versetzen, vorhandene Technik entsprechend auszubauen und zu nutzen.

Dreh- und Angelpunkt dieser Erkenntnisse sind in Michael McCollums Universum sogenannte Faltpunkte im Weltraum, an denen aufgrund der Gravitationsverhältnisse der (Welt)Raum so zerknittert wird, dass er Faltlinien zu einem anderen Faltpunkt erzeugt. Diese Linien stellen sozusagen eine Art Abkürzung durch den Raum dar. Wer da jetzt an Wurmlöcher anderer SF-Autoren denkt, liegt nicht so ganz falsch. Auf jeden Fall ist somit die interstellare Raumfahrt geboren und der Mensch beginnt sich über einen gewissen Abschnitt des Weltraums auszubreiten, nachdem er gelernt hat diese Faltpunkte zu finden und zu nutzen. Andere intelligente Spezies trifft der Mensch nicht und somit beginnt eine relativ friedliche Epoche der Expansion.

Schließlich kommt es wie es in einem lebendigen Universum kommen muss: Der rote Riesenstern Antares explodiert in einer Supernova. Das Ereignis ist zwar unerwartet zum gegebenen Zeitpunkt aber durchaus im Rahmen der Parameter, die sich die Menschheit errechnen konnte. Dass dabei eine wertvolle Kolonie im Strahlensturm vernichtet wird, ist aber eine reine Nebensache. Die Veränderung der Gravitationskonstanten im nahen Raum um Antares sorgt für eine Änderung der Zerknitterung der Raumstruktur und somit auch für eine Neuordnung der Faltpunkte. Der einzige Faltpunkt im System Valeria der Kolonie Alta verschwindet und schubst die Kolonisten in eine 150-jährige Isolation. Dann erscheint erneut ein Raumschiff im System und das ausgesandte Schiff der Kolonisten findet das Wrack eines mächtigen irdischen Kriegsschiffs, dass für sich alleine in der Lage gewesen wäre, die Kolonie zu vernichten. Damit ergeben sich zwei Fragen: Wo führt der offensichtlich wieder vorhanden Faltpunkt hin und wer ist so mächtig, dass er ein irdisches Kriegsschiff dieser Größe vernichten kann?

Die eilig ausgerüstete Expedition trifft schließlich in der ehemaligen Schwesterkolonie Altas ein und findet die dortigen Menschen in einem seit fast 150 Jahren andauernden Krieg gegen eine nicht-menschliche Rasse, die Ryall, zentaurenhafte Wesen echsischer Abstammung. Mit der Erkenntnis, dass man einen unerbittlichen Feind hat, den man am Besten gemeinsam bekämpft, startet eine gemischte Expedition der beiden Welten zur Erkundung des neuen Raum-Zeit-Zerknitterungs-Gefüge im Antares Sektor. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der geneigte Leser am Beginn des zweiten Romans.

Michael McCollum wird von seinen Kritikern gerne der Military SF zugeordnet. Ich kann dieser Einordnung, was „Antares“ betrifft, nur bedingt zustimmen. Für mich schreibt McCollum mit dieser Serie eine Mischung aus harter und weicher SF – und somit eine Mischung, welche mir nicht unbedingt gefallen will. Was man ihm deutlich anmerkt, ist seine berufliche Herkunft aus der Raumfahrtindustrie mit dem Hintergrund eines Ingenieur. Die beschriebene Technik hat Hand und Fuß und driftet zu keinem Zeitpunkt ins Absurde ab. Dass eine Reise innerhalb eines Sonnensystems von einem Punkt zum anderen schon mal ein paar Wochen oder gar Monate dauern kann, bringt das Buch sehr nahe an den realistischen Stand heutiger Erkenntnisse von Reisen im Weltall. Erklärungen wissenschaftlicher oder technischer Zusammenhänge sind so gehalten, dass sie auch ein Laie mit einem Minimum an Denkaufwand verstehen kann. In diesen Punkten kann man McCollums Roman durchaus als gelungen betrachten.

Des Weiteren bietet McCollums Universum ein hartes und blutiges Dasein. Bis zum Ende lautet trotz vieler Versuche der Protagonisten sie zu ändern, die Devise „Wir oder Sie“. Der Spannungsbogen ist in dieser Hinsicht bis zum Ende gut, und die Frage rotten die Ryall die Menschen aus oder umgekehrt, wird tatsächlich erst auf den letzten Seiten des letzten Bandes gelöst. Allerdings muss ich McCollum auch vorwerfen, dass seine Art Spannung aufzubauen, leider allzu leicht durchschaubar ist und der Leser das Ergebnis recht schnell errät. Immerhin ist in den drei Bänden dazu jedoch klar eine abnehmende Tendenz feststellbar und die Tatsache, dass Band 3 erst 15 Jahre nach Band 2 geschrieben wurde, tut der Anthologie in diesem Fall gut.

Was man bei dieser Trilogie jedoch ebenfalls recht schnell feststellt, und welches sich über die Zeit nicht verändert hat, ist die Tatsache, dass McCollums Charaktere oberflächlich und flach bleiben. Sie erreichen nie die Tiefe, die notwendig ist, damit sich der Leser mit einem von ihnen identifizieren kann, was aber auch kein Wunder ist, wenn sich zwischenmenschliche Differenzen spätestens nach 2 Seiten in Wohlgefallen und gegenseitigem Verständnis der agierenden Personen auflösen. Da war sogar das Jugendbuch von 1971 besser. McCollums Welten bekriegen sich über Jahrhunderte hinweg und die Protagonisten haben selbst Spezies-übergreifend ständig Verständnis für die Handlungsweise des jeweils anderen. Irgendwie fehlt der sture, unverbesserliche Krieger, der auch mal andere mit in den Abgrund reißt.

Zum Schluss muss ich noch ein paar Worte zur Übersetzung verlieren. Mir ist schon manches Buch untergekommen, dass ich zur Seite legte und dachte „Hätte ich mal lieber das Original gekauft!“ Etwas durchaus Ähnliches blitze auch hier während des Lesens des Öfteren vor meinem geistigen Auge auf. Wohl bemerkt: Die Übersetzung ist an sich nicht schlecht, aber an mancher Stelle wollte mir der Gedanke, dass der Übersetzter hier möglicherweise ein Computerprogramm die Arbeit hat tun lassen und die Passage wörtlich ins Deutsche übertragen wurde, einfach nicht aus dem Kopf gehen. So ergibt es sich, dass sich dem Leser der eigentliche Sinn mancher Redewendungen erst erschließt, wenn er der Satz dreimal gelesen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass man als Leser automatisch eine Aversion gegen das Wort „Hegemonie“ in allen seinen Ausprägungen entwickelt, welches uns auf den 909 Seiten gefühlte 450 Mal begegnet. Endgültig kam mir die Galle jedoch an der Stelle hoch, an der ich unwiderrufbar feststellen musste, dass der Übersetzer offensichtlich keine Ahnung von der Schifffahrt hat. Der Leitende Ingenieur eines Schiffes mag im Englischen ein „Chief“ sein, aber deswegen ist er im Deutschen noch lange kein „Chef“!

Mein Fazit fällt also sehr durchwachsen aus. Wer als SF-Fan ein paar Stunden zum Abschalten braucht und dazu ein Buch lesen möchte, dass sein Denken nicht allzu sehr beansprucht, wird mit der Antares-Trilogie finden, was er sucht“. Vier (4) von zehn (10) Punkten – mehr habe ich dafür nicht übrig.


Der Autor:

Michael Allen McCollum wurde 1946 in Phoenix, Arizona geboren. Er besuchte die Arizona State University, die er mit Abschlüssen in Luftfahrt- und Nukleartechnik verließ. McCollum ist bei Honeywell in Tempe, Arizona, als leitender Ingenieur der Ventilfertigung angestellt. Er arbeitete während seiner Laufbahn unter Anderem am Vorläufer des Space Shuttle-Triebwerk, an einem Ersatz für das defekte Ventil des Atomreaktors Three Mile Island, an verschiedenen Lenkraketen, der Internationalen Raumstation, sowie an vielen unterschiedlichen Flugzeugtypen.
Neben seiner Tätigkeit als Ingenieur schreibt McCollum seit 1974 Science Fiction-Romane. Er veröffentlichte ein Dutzend Kurzgeschichten sowie mehrere Romane, die zum Teil in Zyklen aufeinander aufbauen. Seine Romane zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Realitätsnähe aus: McCollum verzichtet weitgehend auf Dinge wie Beamen, künstliche Gravitation oder Überlichtantriebe und hält sich stattdessen an physikalische Grundlagen, lässt seine Raumschiffe Transfer-Orbits benutzen und beachtet auch die Verzögerung bei der lichtschnellen Kommunikation.
Michael McCollum ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Der Übersetzer:

Walter Brumm ist der Übersetzer der ersten Warhammer und Warhammer 40.000 Romane aus der Black Library für den Willhelm Heyne Verlag München.

Die katastrophale «Qualität» seiner Übersetzungen, insbesondere bei den WH40K Romanen wurde von vielen Lesern in der Vergangenheit als Grund angeführt, warum sie die Titel lieber im Englischen Original lesen.



Trotzdem viel Spaß beim Schmökern wünscht euch
Euer Tufir

Diese Rezension entstand in freundschaftlicher Zusammenarbeit der RPG-Foren.com und DSA-Fantasy.de - Vielen Dank auch an den Heyne-Verlag.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Der Antares Krieg

Auch ich habe mir diese Trilogie mal zu Gemüte geführt und empfinde ähnliche Enttäuschung, wie ich sie auch aus Tufir Rezension entnehmen kann.

Auch meine Enttäuschung beruht nicht auf dem Plot, den McCollum in der Antares Trilogie entfaltet - der Krieg gegen die Ryall ist spannend (wenn auch mitunter vorhersehbar) und ließ mich mit der Menschheit bangen. Bis zur letzten Seite bin ich nur vorgestoßen, weil ich mir sicher sein wollte, wie der Roman endet.

Abgesehen von dieser Spannung jedoch, wurde das Buch quälender, je weiter ich darin vorankam. Und das liegt vor allem an den Charakteren. Die Antares Kriege sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie man eine spannende Idee durch schlechte Charakterzeichnung zerstören kann. Nicht nur störte mich der das Buch wie ein roter Faden durchziehende chauvinistische Unterton, viel schlimmer ist, dass die Charaktere bedeutungslos bleiben und mich nie in ihren Bann zogen. verstärkt wurde dies durch den Stil McCollums, der mich mehr an einen bericht als an einen Roman erinnerte und durch die logischen Fehler. Ein Beispiel sei, dass im zweiten Teil der Trilogie Übersetzungsgeräte verwendet werden um mit gefangenen Ryall zu sprechen, im dritten Teil dafür aber Dolmetscher benötigt werden.

So exakt die wissenschaftlichen Hintergründe der Romane sein mögen (monatelange Reisen, Beschleunigung die zu Andruckkräften führt, die trickreiche Umgehung der Relativitätstheorie durch die Faltpunkte, Verzögerungen bei der Kommunikation, ...), so bedeutungslos ist das Buch insgesamt. Und in der Tat - wo der erste Teil trotz dieser Fehler noch mäßig gut genannt werden kann, lassen die beiden folgenden Teile deutlich nach. So dass ich meinen ersten Eindruck, Tufirs 4 Punkte seien zu hart geurteilt, nach Abschluss des dritten Teils revidieren muss und ihm vollkommen zustimme. Dass Lektorat und Übersetzung bei einem solchen Roman keine Glanzleistung liefern, kann ich verstehen. Trotzdem muss ich sagen - Gott sei Dank habe ich den Roman auf Deutsch gelesen (auf Englisch hätte ich länger gebraucht...) und wenigstens entstammte er einer "Mängelexemplar"-Kiste - hätte ich nur geahnt, dass der Mangel der Roman ist...
 
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