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Sci-Fi / Fantasy Krieger des Feuers

Tufir

Drachling
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Krieger des Feuers – Brandon Sanderson

ACHTUNG: Diese Rezension enthält Spoiler zu Teil 1 (Kinder des Nebels)!!


Mit der Fortsetzung seiner Trilogie um die nebelgeborenen Allomanten legt Brandon Sanderson erneut ein fast 1000seitiges Mammutwerk vor.

Nachdem Vin zusammen mit Kelsier und dessen Mannschaft von Kennern und Könnern es gelungen ist, das Letzte Reich in die Rebellion zu treiben, den Obersten Herrscher zu töten und die Skaa zu befreien, ist ein Jahr vergangen. Kelsier wurde zwar im vorletzten Kampf gegen den Obersten Herrscher von diesem getötet, doch letztendlich gelang Vin das Unmögliche und sie besiegte diesen Tyrannen in der letzten Schlacht. Der Geist von Kelsier, dem Überlebenden von Hathsinn, seine Taten und Ideen beflügeln jedoch nach wie vor die Hoffnung und die Seelen der Menschen und so gründen Vin und ihre Freunde zusammen mit der Hilfe des verständigen und mehr als gemäßigten, adligen Thronerben Elant Wager eine neue, monarchistisch-demokratisch geprägte Regierung in Luthadel, der ehemaligen Hauptstadt des Letzten Reiches. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so rotten die vertriebenen Adligen von Luthadel und diverse andere Provinzherren Armeen zusammen und marschieren gegen die neue, freiheitlich gesonnene Stadt. Und während die neuen Herren dieser Stadt sich darum sorgen, wie sie diese verteidigen und gegen eine Belagerung sichern können, stellen sich Vin und andere die Frage, ob da im Nebel nicht noch eine größere Gefahr auf die Menschen lauert, gegen welche die rein menschlichen Herausforderungen wie eine Lächerlichkeit zu wirken scheinen.

Erneut gelingt es Sanderson in einem umfangreichen Werk den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, ohne dass er zu viele Dinge aus Teil eins wiederholt oder Details überstrapaziert. Erneut verzichtet er auf langwierige Beschreibungen von Landschaften, Gebäuden oder anderen Dingen, ohne jedoch an Tiefe zu verlieren. Durch den Tod seines Hauptcharakters am Ende des ersten Teils baut er notwendigerweise mit Vin eine neue Protagonistin auf, die zwar allgemein aus der Vorgeschichte genügend bekannt ist, die aber alleine aufgrund ihrer Jugend noch viel Entwicklungspotential bietet. Diverse offene Fäden werden von ihm aufgegriffen und der Leser darf sich darauf freuen, dass einige offene Rätsel aus dem ersten Teil ihre Lösung finden, während sich gleichzeitig neue auftun und teils in diesem Roman selbst gelöst als auch nur für den abschließenden dritten Teil vorbereitet werden. Etliche alte Bekannte begleiten Vin auf ihrem weiteren Lebensweg sowie auch neue Charaktere und sogar völlig neue Kreaturen die Geschichte bereichern. Trotz der Verknüpfungen zum ersten Teil seiner Trilogie ließe sich „Krieger des Feuers“ auch als eigenständiges Buch lesen, obwohl es dann sicherlich sehr viel Lust entfachen würde, die Vorgeschichte im Detail kennen zu lernen.

Eine rein philosophische Betrachtung der Geschichte, könnte Sandersons Werk politische Anleihen bei Englands Magna Charta und dem Bürgerkrieg um Chromwell nachsagen und gesellschaftlich lassen sich aufbereitete Ansätze aus George Orwells „Animal Farm“ durchaus wiederfinden. Ebenso lässt sein recht vorsichtiger und rarer Einsatz von nicht-menschlichen Wesen die Geschichte insgesamt sehr realitätsnah wirken und bereitet somit auch solchen Lesern weniger Identifikationsprobleme, die im Allgemeinen nicht allzu viel mit Fantasy am Hut haben oder Neueinsteiger auf diesem literarischen Gebiet sind.

Beim Spannungsbogen erwirkt der Autor ein Wechselbad der Gefühle beim Leser. Kontinuierlich aber langsam steigert er sich auf seinen 990 Seiten in eine immer höher werdende Frequenz von sich abwechselnden Höhen und Tiefen und wirft seinen Leser ein ums andere Mal ins kalte Wasser nachdem ihm gerade beim vorangegangenen Kapitel richtig heiß wurde. Ständig führt er ihn an der Nase herum und diverse Rätsel finden so ihre Lösung in gänzlich anderer Manier als sich der Leser es ausmalte. Das Ende dieses zweiten Teils ist dem ganzen Konstrukt dann vollkommen ähnlich. Im Schlachtengetümmel um Luthadel bemerkt der Leser eigentlich erst 100 Seiten vor Schluss, wohin das Ganz läuft, nur um dann aufzustöhnen, weil ihm auf diesem Endspurt die endgültige Lösung noch mehrfach entrissen wird.

Brandon Sanderson ist mit seiner „Mistborn“ Trilogie auf dem besten Weg, sich in die Reihen eines Tad Williams oder gar J. R. R. Tolkien zu schreiben.

Viel Spaß und Spannung mit Vin und ihrer Allomantie wünscht euch
Euer Tufir

Brandon Sanderson wurde 1976 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit phantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Sein Debütroman Elantris avancierte in Amerika auf Anhieb zum Bestseller. Seit seinen Jugendbüchern Alcatraz und die dunkle Bibliothek sowie Alcatraz und das Pergament des Todes gilt der junge Autor auch in Deutschland als einer der neuen Stars der Fantasy. Er wurde auserwählt, Robert Jordans großen Fantasy-Zyklus „Das Rad der Zeit“ fortzuschreiben und sein nächster Roman „Sturmklänge“ erscheint bei Heyne. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.

Mehr über Autor und Werk unter: www.brandonsanderson.com

Unser Dank geht an den Heyne-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte!
 
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