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Sci-Fi / Fantasy Kinder des Nebels

Tufir

Drachling
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Kinder des Nebels – Brandon Sanderson

Ungeheuer faszinierend – Brandon Sanderson hat eine völlig neue Welt erschaffen!“ – Orson Scott Card

Wenn ein bekannter Autor, den man zu den Altmeistern der Phantastik zählen muss, sich zu einer solchen Aussage hinreißen lässt, dann kann es dafür eigentlich nur einen von zwei Gründen geben: Entweder handelt es sich bei dem vorliegenden Werk um das Buch eines von ihm protegierten Schreibers oder er fand es wirklich so gut.
Im Falle von Brandon Sandersons „Kinder des Nebels“ neigt sich die Waage definitiv eher zur zweiten Möglichkeit. Sandersons Welt ist tatsächlich in großen Teilen neu und so noch nicht da gewesen und sie fasziniert auf alle Fälle.

Man nehme einfach eine Welt ohne Namen, erschaffe auf ihr „Das letzte Reich“, welches politisch ein monarchistisches Feudalsystem ist, in dem eine kleine Gruppe von Adligen die große Volksmasse der Skaa mit Gewalt und Willkürherrschaft unterdrückt, würze das Ganze mit einem ebenfalls namenlosen, aber unbesiegbaren und unsterblichen „Obersten Herrscher“, der den einzigen wirtschaftlich bedeutenden Rohstoff der Welt namens Atium monopolistisch kontrolliert, und fertig ist die Basis einer herkömmlichen Fantasywelt. Nun verfeinert man diese Mischung mit ein wenig Mystik, die aus einen alltäglichen, quasi permanenten Ascheregen und einem allnächtlichen Nebel mit seltsamen Geschöpfen besteht und schon schwindet das Herkömmliche ein wenig. Als letzten Kick erschaffe man dann eine völlig neue Art von Magie, die auf der innerkörperlichen Verbrennung von Metallen beruht, nenne dies „Allomantie“ und die Faszination beginnt sich einzustellen.

Kelsier ist ein sogenannter Allomant, die man auch als Nebelgeborene bezeichnet. Mindestens ein Elternteil einer solchermaßen „gesegneten“ Person muss adliger Abstammung sein, denn diese Fähigkeit wurde zu Beginn des Letzten Reiches den Adligen von Obersten Herrscher selbst gegeben, so erzählt es die Legende. Als Halblut dürfte Kelsier eigentlich nicht leben, aber manches Mal gelingt es Skaa-Müttern eben doch sich selbst und ihre Kinder, die aus einer Verbindung mit einem Adligen entstammen, zu schützen. Des Weiteren gelang es Kelsier selbst, obendrein die Gruben von Hathsinn zu überleben, den einzigen Ort, an dem der Oberste Herrscher das Atium von Sklaven fördern lässt. Als Kelsier dann nach Luthadel (zurück)kommt, hat er nur ein Ziel: Er will eine Rebellion anzetteln und den Obersten Herrscher töten und das Letzte Reiche mitsamt dessen adligen Vasallen stürzen. Auf der Suche nach Verbündeten trifft er dabei auf Vin, ein 16-jähriges Mädchen, das ebenfalls die allomantischen Kräfte besitzt, sich dessen aber nicht bewusst ist. Er übernimmt ihre Ausbildung in der Allomantie und gemeinsam mit anderen Freunden reift der Plan zur Rebellion.

Sanderson Welt wäre tatsächlich einfach nur eine weitere Fantasywelt, gäbe es nicht seine wirklich faszinierende Idee der Allomantie, bei der sich die übersinnliche Fertigkeiten einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich in anderen phantastischen Welten einfach als magische Personen etablieren würden, durch metaphysische Gesetze erklären lassen. Der Autor baut das gesamte Geschehen seines Romans um diese Fertigkeiten herum auf und gibt sich sehr viel erfolgreiche Mühe dabei, diese Fertigkeiten seinen Lesern verständlich zu machen. Er benutzt dieses Thema auch beim behutsamen Aufbau seiner Protagonisten und webt deren Leben rund um die Allomantie zu einem sehr dichten, bunten und detailreichen Teppich an sowohl besonderen als auch alltäglichen Erlebnissen. Die gesamte Geschichte erhält ihre Faszination zwar hauptsächlich aus dieser neuen Art von Magie, aber nicht nur ausschließlich. Auch die Dichte mit der Sanderson alle Geschehnisse seines Buches beschreibt und mit der er seine Charaktere aufbaut, trägt viel zu einem Lesevergnügen bei, welches sowohl beim Spannungsbogen als auch bei der erzählerischen Lebendigkeit kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Auf langatmige Landschaftsbeschreibungen á la Tad Williams verzichtet er jedoch ebenso wie auf komplizierte Verstrickungen seiner Charaktere in komplizierte gesellschaftliche Strukturen und deren Intrigen, ohne dass man solcherlei Dinge vermissen würde. Dabei vergisst er aber auch nicht, seine als Trilogie ausgelegte Geschichte um „Das letzte Reich“ mit einigen offenen Fäden und Rätseln zu versehen, die – hoffentlich – in den späteren Teilen gelöst werden. Darüber hinaus ist Sandersons Werk aber auch ein Heldenepos, das alle Verpflichtungen eines solchen bis zum Ende erfüllt.

Kinder des Nebels“ ist ein Fantasy-Lesevergnügen der besonderen Art mit dessen fast 900 Seiten man einige Abende an einem Kamin verbringen kann und dort immer wieder einen Scheit nachlegt, weil Sanderson dies in seinem Roman auch tut und man nur ungern unterbrechen möchte. All denjenigen, die eine neue, faszinierende Art von Magie kennenlernen und einer ruhigen und sanften Fantasygeschichte lauschen möchten, ohne dabei die Spannung in den Geschehnissen zu vermissen, denen sei Brandon Sandersons Buch dringend ans Herz gelegt.

Viel Spaß bei und mit der Allomantie wünscht euch
Euer Tufir

Brandon Sanderson wurde 1976 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit phantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Sein Debütroman Elantris avancierte in Amerika auf Anhieb zum Bestseller. Seit seinen Jugendbüchern Alcatraz und die dunkle Bibliothek sowie Alcatraz und das Pergament des Todes gilt der junge Autor auch in Deutschland als einer der neuen Stars der Fantasy. Er wurde auserwählt, Robert Jordans großen Fantasy-Zyklus „Das Rad der Zeit“ fortzuschreiben und sein nächster Roman „Sturmklänge“ erscheint bei Heyne. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.

Mehr über Autor und Werk unter: www.brandonsanderson.com

Unser Dank geht an den Heyne-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte!
 
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