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Brettspiel Vasco da Gama

Voltan

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Vasco da Gama

Vasco da Gama war ein berühmter portugiesischer Seefahrer aus dem 15. Jahrhundert. Berühmt geworden ist er vor allem deswegen, weil er den Seeweg nach Indien entdeckt hat.
Seit kurzem gibt es nun auch ein Spiel, das auf seinen Namen hört. Und tatsächlich stimmt das Cover schon sehr schön auf den Hintergrund ein. Man sieht einen Seefahrer, der wohl auch Vasco da Gama darstellen soll und hinter ihm drei wunderschöne Segelschiffe, die der untergehenden Sonne entgegenfahren.

Aber wirklich wichtig ist ja der Inhalt. Immer wenn ich eine Spielschachtel öffne und aufgrund der Qualität der Spielelemente, wie auch der Grafiken, ein jucken in den Fingern verspüre, nenne ich das den „Juck-Faktor“. Bei Vasco da Gama war der „Juck-Faktor“ sehr deutlich zu spüren. Alle Spielelemente sind aus hochwertigen Materialen hergestellt. Die Spielfiguren und Steine sind aus Holz. Die Marker und Goldmünzen aus stabilem Karton und die Bilder und Grafiken allesamt auf sehr hohem Niveau und vor allem sehr stimmig umgesetzt. Man möchte am liebsten unverzüglich mit einer Partie beginnen…wenn nicht das recht umfangreiche Regelheft wäre.

Also heißt es zu Beginn: Regeln lesen und vor allem begreifen. Dabei hilft einem das Regelheft sehr gut weiter, da es schön gegliedert ist und dem Leser immer wieder durch Beispiele und vielen Bildern die Regeln auf einfache Weise näher bringt.
Trotzdem sollte man insbesondere beim ersten Spiel das Regelheft zur Seite haben, um die unterschiedlichen Phasen nachschlagen zu können und keine Fehler zu machen. Denn Vasco da Gama ist zwar kein extrem komplexes Spiel, birgt jedoch viele Details die es zu beachten gilt und gerade zu Beginn gerne mal vergessen werden.

Das schön gezeichnete Spielbrett ist in fünf Bereiche aufgeteilt. Wobei die Spieler aber nur in vier Bereichen agieren können. Der fünfte Bereich wird benötigt, um die Zugreihenfolge und das Gold zu verwalten.
Die restlichen vier Bereiche, sind die eigentlichen Aktionsbereiche. Auf einem der vier Aktionsbereiche kann der Spieler Seefahrts-Projekte erwerben. Diese werden durch Marker dargestellt, auf denen man schon erkennen kann, wie wertvoll das Projekt werden wird. Sprich, wie viel Gold und/oder Siegpunkte der Spieler durch das Projekt erhalten kann. Allerdings handelt es sich vorerst nur um ein Projekt. Um aus diesem ein Schiff zu machen und dieses dann zu Wasser zu lassen, benötigt der Spieler noch eine Mannschaft und einen Kapitän. Jedes Projekt benötigt dazu eine andere Menge an Mannschaftsmitgliedern. Diese müssen immer verschiedenfarbig sein, wobei die Farbe selbst beliebig ist. Steht also auf dem Projekt beim Mannschaftssymbol eine drei, benötigt man drei farblich unterschiedliche Matrosen. Diese Matrosen und auch die jeweiligen Kapitäne der Spieler (die durch niedliche Mini-Pöppel dargestellt werden), kann man wiederum auf einem zweiten Aktionsbereich rekrutieren. Allerdings kann man immer nur die Matrosen rekrutieren, die aktuell in diesem Bereich angeboten werden. Sobald man die Matrosen beisammen hat, kann man den Projektmarker umdrehen und somit das Schiff zu Wasser lassen. Nur das Sao-Gabriel Projekt (von dem allerdings in jeder Phase nur ein Plättchen ausliegt), benötigt KEINE Mannschaft. Hier kann man das Projekt direkt zu Wasser lassen und benötigt nur noch einen Kapitän, um das Schiff an einen Hafen zu setzen. Dafür fallen jedoch die Kosten für dieses Projekt in der Regel höher aus.

Im dritten Aktionsbereich kann man sich Hilfe von vier mächtigen Charakteren holen. So gibt einem König Manuel I einen weiteren Aktionsstein (man hat dann also fünf Aktionen pro Runde zur Verfügung). Vom Priester erhält der Spieler in jeder Runde einen Missionar, der als weiße Spielfigur dargestellt wird und als weitere Matrosenfarbe genutzt werden kann. D.h. dass man mit dem Missionar schon einmal eine Farbe bei den benötigten Matrosen besitzt und damit einfacher Projekte zu Wasser lassen kann.
Der dritte Unterstützer im Bunde ist ein Händler, der seine Schiffe selbst finanziert. Der Spieler benötigt also für diese Handelsschiffe keine Mannschaft und auch keinen Kapitän. Dafür erhält er aber auch keine Siegpunkte, sondern nur die Belohnungen, die auf den jeweiligen Häfen stehen (dies kann Gold, ein Projekt, ein Matrose oder ein Kapitän sein).
Bartolomeu Dias gibt letztlich dem Spieler den Vorteil, als erster mit der Bestimmung der Zugreihenfolge zu beginnen. Außerdem erhält der Spieler in jeder Runde zwei Siegpunkte.

Der letzte Aktionsbereich ist der eigentliche Navigationsbereich. Hier sind sechs Häfen abgebildet, vor denen sich unterschiedlich viele Felder mit einem Navigationslimit befinden. Jeder Hafen bringt dem Schiffsbesitzer gewisse Bonis; jedes Schiff gewisse Siegpunkte. Ist ein Hafen voll besetzt (also alle Felder belegt), gibt sogar noch zusätzliche Siegpunkte. Deshalb sollte man beim legen seiner Schiffe darauf achten, möglichst Häfen zu komplettieren. Dazu kann man, wenn man die Gunst des Kaufmanns besitzt, auch die Handelsschiffe nutzen.

Die Bestimmung der Zugreihenfolge stellt in Vasco da Gama eines der wichtigsten und schönsten Phasen des Spiels dar. Denn die unterschiedlichen Aktionen erfolgen nicht in der üblichen Reihenfolge (z.B. Uhrzeigersinn). Vielmehr besitzt jeder Spieler vier Holzscheiben seiner Farbe, mit deren Hilfe er die Reihenfolge der Aktionen festlegen kann. In der Spielbrettmitte, also dem fünften Bereich, liegen 20 kleinere Holzscheiben, die allesamt mit Zahlen zwischen 1 bis 20 versehen sind. Zu Beginn jeder Runde wird durch ein „Vasco da Gama“-Marker festgestellt, welche die „Initialzahl“ ist. Diese Initialzahl wird durch einen weißen Mini-Holzpöppel markiert. Nun darf der erste Spieler, also derjenige, der die Unterstützung von Bartolomeu Dias besitzt, eine der nummerierten Holzscheiben an sich nehmen. Die Zugreihenfolge in der späteren Aktions-Phase des Spiels, beginnt dann mit der kleinsten Zahl aufwärts. Doch Achtung: Aktionen, die durch Zahlen, die kleiner als die Initialzahl sind, ausgelöst werden sollen, kosten zusätzliches Gold…und zwar nur um die eigentliche Aktion überhaupt nutzen zu dürfen (die eigentlichen Kaufkosten, die man sowieso für Matrosen, Projekte usw. zahlen muss, kommen noch zusätzlich hinzu). Nur wenn die Zahl über der Initialzahl liegt, ist das Auslösen der Aktion kostenlos. Wobei natürlich der Kauf von Projekten usw. immer noch mit Kosten verbunden ist.
Außerdem sollte man nicht vergessen, dass zu Beginn der 2.Phase ein weiterer „Vasco da Gama“-Marker umgelegt wird und dadurch die Initialzahl um bis zu drei Punkte in die eine, wie auch andere Richtung verändert werden kann. Nimmt man also eine sehr kleine Zahl (weil man unbedingt die Aktion zuerst ausführen möchte), könnte das am Ende sehr teuer werden und im schlimmsten Fall sogar für den Spieler unbezahlbar sein. Dann muss er womöglich auf die wichtige Aktion verzichten. Also sollte man hier nicht zu gierig sein und mit Augenmaß agieren.
Nachdem man also eine Zahl gezogen hat, legt man diese auf eine der vier eigenen Spielscheiben und setzt die beiden auf ein Aktionsfeld (Projekte kaufen, Manschaft/Kaptiän rekrutieren usw.). Auf diese Weise setzt jeder Spieler nach und nach seine Aktionsscheiben.

Haben alle Spieler ihre Spielscheiben abgelegt, beginnt die 2. Phase. Nachdem die Initialzahl nochmals um bis zu drei Punkte verändert wurde, beginnt der Spieler, der die kleinste Zahl ausgelegt hat, mit seiner Aktion (wenn er sie sich noch leisten kann).

Schon nach wenigen Runden (das Spiel geht insgesamt über fünf Spielrunden), sitzen die Regeln und man kommt immer tiefer ins Spiel hinein. Es gibt viele Dinge, die es zu beachten gibt. So sollte man z.B. nicht den Fehler begehen, zuerst die Aktion „Navigation“ zu wählen (also hier die kleinste Zahl zu setzen), bevor man die Aktion „Mannschaft/Kapitän rekrutieren“ begangen hat, da es sonst passieren kann, dass man gar keine Schiffe zu Wasser lassen konnte, weil einem die entsprechende Mannschaft fehlt. Somit hätte man eine Aktion sinnlos verstreichen lassen.
Auch kann man von Vasco da Gama Gold erhalten, wenn man doch mal knapp bei Kasse ist (was in diesem Spiel doch recht schnell und häufig geschieht). Allerdings sollte man sich beeilen, da es nur zwei Goldfelder gibt (eines mit mehr, das andere mit weniger Gold) und die anderen Spieler evtl. ja auch Gold benötigen und deshalb den gleichen Zug planen.

Die Schiffe weisen unterschiedliche Navigationslimits auf. Umso höher dieses ist, desto weiter darf das Schiff fahren und dies wiederum bringt dem Spieler mehr Siegpunkte ein. Wichtig ist es hier genau zu planen, wo man seine Schiffe platziert. In einem nahen Hafen ist die Belohnung pro Schiff relativ hoch. Dafür sind die Siegpunkte gering und man kann nicht so viele Schiffe platzieren.
In weiteren Häfen sind zwar die Siegpunkte höher. Dafür fallen die Belohnungen geringer aus. Abgesehen davon, benötigt man für entfernte Häfen, Schiffe mit hohem Navigationslimit.
Die Setz- und Zugregeln der Schiffe sind sehr schön gelöst und bringen immer wieder spannende Momente ins Spiel. Letztlich sollte der Spieler beim Setzen der Schiffe darauf achten, dass diese möglichst lange im Spiel bleiben und dabei langsam von einem Hafen zum nächsten fahren. Denn ist der nächste anzufahrende Hafen voll, oder das Schiff verfügt für den nächsten Hafen nicht das passende Navigationslimit, wird es aus dem Spiel genommen. Bleibt ein Schiff jedoch lange im Spiel und wandert dabei langsam von einem Hafen zum nächsten, erhält der Spieler immer wieder wertvolle Siegpunkte, ohne dass ihn dies noch weiteres Gold kostet. Auch sehr wichtig ist es, dass man möglichst oft Häfen komplettiert. Also alle Setzfelder eines Hafens mit Schiffen belegt (dies können auch Schiffe der anderen Spieler sein). Denn dann gibt es weitere Siegpunkte für jedes Schiff, das man in diesem Hafen stehen hat. Allerdings erhalten auch die anderen Spieler Siegpunkte, wenn sie Schiffe dort platziert haben.

Am Ende der 5. Runde wird überprüft, welcher Spieler die meisten Siegpunkte besitzt und damit als Sieger aus dem Spiel geht.

Bei nahezu allen Aktionsmöglichkeiten wird der Spieler immer schön an der Hand geführt, da auf dem übersichtlichen Spielbrett in Kurzform die Kosten und Möglichkeiten der jeweiligen Aktionen durch kleine Grafiken optisch dargestellt werden. So erkennt man schnell, was es kostet Matrosen anzuheuern, oder wie viel man zahlen muss, wenn man ein, oder gar zwei Projekte erwerben möchte. Da haben die Designer wirklich gut mitgedacht.

FAZIT:

Vasco da Gama überzeugt durch sehr schöne Regeln, eine fein abgestimmte Spielmechanik und qualitativ hochwertiger Ausstattung. Das Spiel macht dabei auch zu zweit richtig viel Spaß. Spielt man es zu viert, kann eine Partie durchaus auch mal mehr als anderthalb Stunden dauern, gewinnt aber dafür noch mehr an Dynamik. Auch Gelegenheitsspieler können sich ruhig an Vasco da Gama versuchen. Denn das Spiel ist nicht zu komplex, beinhaltet jedoch einige Kniffe und setzt immer eine gute Planung voraus. Und Vielspieler, die gerne Spiele mit Wirtschaftscharakter spielen und langfristige Planungen mögen, dürften sowieso ihren Spaß haben.

Natürlich spielt Glück auch hier eine gewisse Rolle. So werden die Projekte per Zufall gezogen. Genauso, wie die Matrosen, die man pro Runde rekrutieren kann. Dennoch sind es letztlich die jeweiligen Entscheidungen des Spielers, die zum Erfolg führen. Nur durch Glück kann man das Spiel nicht gewinnen. Genauso, wie man es auch nicht durch viel Pech verlieren kann. Eine falsche Planung, Fehlkäufe und schlechter Umgang mit den finanziellen Ressourcen, sind da eher die Zutaten, die zu einer Niederlage führen.
Ständig muss man aufmerksam sein und prüfen ob zum Beispiel gerade ein interessantes Projekt ausliegt, oder die verfügbaren Matrosen besonders günstig sind und diese, wie auch einige andere Aktionen, möglichst als erster angehen. Gleichzeitig muss man aber auch darauf achten, dass die Aktionen nicht zu teuer werden, in dem man sich einfach kopflos zu weit von der Initialzahl entfernt. Aber trotzdem ist manchmal ein Spieler risikofreudiger (oder hat die entsprechenden finanziellen Möglichkeiten) und schnappt einem das beste Projekt, oder den optimalsten Matrosenmix, vor der Nase weg. Das Spiel besitzt also durchaus eine hohe Interaktivität, so dass die beste Planung nichts nutzt, wenn ein anderer schneller ist. Auch die Gunst der vier Unterstützer ist enorm wichtig. So kann man anderen Spielern Unterstützer wegnehmen und sogar mehrere Unterstützer auf einmal haben. Möchte ein Spieler einen Unterstützer nicht verlieren, muss er in jeder Phase eine Aktion aufwenden, um diesen zu behalten und dabei hoffen (oder entsprechend viel Gold einsetzen), dass kein anderer ihm zuvor kommt.

Vasco da Gama reiht sich völlig mühelos in meine persönliche Top Ten der Gesellschaftsspiele ein und schafft es dabei sogar in die oberen Plätze. Die verschiedenen Aktionsmöglichkeiten und Spielmechaniken sind wunderbar gelöst, versprechen auch dauerhaft Spannung und wirken in ihrer Gesamtheit ausgewogen und rund. Dazu kommen die sehr schönen Grafiken, das hübsche und auch praktisch gestaltete Spielbrett und die hochwertigen Materialen, wie Spielmarker, Mini-Pöppel, Matrosen usw.

Unterm Strich bleibt bei diesen Zutaten nur eine Empfehlung: KAUFEN….AUSPACKEN….Regeln lesen….SPIELEN !

Wir danken dem Hutter Verlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Vasco da Gama

Hier einige Eindrucke des Spiels
 

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