• RPG-Foren.com

    DIE Plattform für Fantasy & Sci-Fi Rollenspiele

    Ihr findet bei uns jede Menge Infos, Hintergründe zu diesen Themen! Dazu Forenrollenspiele, Tavernenspiele, eigene Regelwerke, Smalltalk und vieles mehr zu bekannten und weniger bekannten RPG-Systemen.

Brettspiel Tribun - Die Brutier Erweiterung

Voltan

Heldenhaft
Beiträge
1.504
Punkte
58
Alter
52
TRIBUN – Brutier Erweiterung


Tribun gehört zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Es besitzt gut durchdachte Regeln, fein ausgearbeitete Spielmechanismen und eine überaus hochwertige und stimmige Gestaltung. Dies konnte man auch schon bei meiner Rezension des Basisspiels HIER nachlesen.

Karl-Heinz Schmiel hat aber wohl noch immer nicht sein gesamtes geistiges Feuerwerk zum Thema TRIBUN abgeschossen und präsentiert uns deshalb eine Erweiterung, die einige völlig neue Konzepte ins Spiel bringt.

Der Spielschachtel ist auf einem Blick die Verwandtschaft zum Basisspiel anzusehen. Prangt doch auf dem Deckel der (schmaleren) Box derselbe Römer; allerdings nun um einige Jährchen älter und womöglich auch erfahrener. Vielleicht ein verstecktes Indiz dafür, dass man für diese Variante auch etwas (Spiel)-erfahrener sein sollte?

Nach dem Öffnen der Schachtel offenbaren sich dem Käufer mehrere Dinge. Zum einen ist da der Erweiterungs-Spielplan, der ab sofort neben dem „alten“ Spielplan gelegt wird und neue Aktionsmöglichkeiten ermöglicht. Der neue Spielplan zeigt dabei die gleich hohe Qualität, wie beim Basisspiel. Auch hier blickt man von oben auf Rom, sieht schöne Gebäude (die als Ablagestelle für Plättchen und Marker genutzt werden) und viele Bürger, die auf den Straßen flanieren. Also kein (befürchteter) Stilbruch.
Gleichzeitig bietet der neue Plan aber nun auch die Möglichkeit, den Streitwagen zu parken und die Legionsmarker zu deponieren. Beides musste man im Basisspiel immer irgendwo neben dem Spielplan ablegen.
Weiter gibt es einen neuen Familienbogen namens „Brutier“. Dieser ist größer, als die bisherigen Familienbögen und beinhaltet auch andere Informationen. Brutier spielt sich mit ganz eigenen Mechanismen, auf die ich später kurz noch eingehen werde.
Für den Brutierspieler sind auch die 12 Aktionskarten und die 6 Aktionsscheiben-Marker.

Es gibt 6 neue Siegbedingungskarten, die natürlich auf die neuen Regeln und Möglichkeiten abgestimmt sind.
Weiterhin gibt es 5 Sklavenkarten (Nubierin, Germane und Grieche) und 3 Assassino-Karten, die alle zu den anderen (alten) Fraktionskarten beigemischt werden.

5 Ämter-Plättchen, 10 „Gunst des Imperator“-Plättchen, 6 Patron-Plättchen und einige zusätzliche Münzen (immerhin kann man die Erweiterung mit einem weiteren Spieler angehen) vervollständigen die (für eine Erweiterung) umfangreiche Ausstattung.

Alle die genannten Elemente zeichnen sich durch die gewohnt hohe Qualität aus, die man schon aus dem Basisspiel kannte. Zum einen grafisch, zum anderen aber auch in den verwendeten Materialien.

Doch kommen wir zu den eigentlichen Änderungen. Mit Brutier erhält der Käufer gleich zwei Möglichkeiten. Zum einen beinhaltet die Erweiterung einige neue Elemente, die das Spiel aufwerten und es auch etwas komplexer machen. Zum anderen kann man nun, allerdings erst ab 5 Spieler, mit dem Brutier ins Spiel gehen. Die Familie der Brutier nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, da diese nicht so gespielt werden, wie man es von den anderen Familien kennt. Somit ist diese Variante tatsächlich nur für diejenigen geeignet die (abgesehen von der erforderlichen Mindest-Anzahl der Spieler) auch über eine entsprechende Erfahrung und Kenntnis mit Tribun aufweisen können.

Die zusätzlichen Erweiterungen kann ich hier kurz skizzieren. Es gibt jetzt z.B. Ämter, die man durch das Setzen einer Figur auf ein Ämterfeld, erwerben kann. Diese Ämter geben dem Spieler gewisse Vorteile. So gibt es das Amt des Princeps, das dem Spieler ermöglich, immer 2 Figuren gleichzeitig zu setzen (während die anderen Spieler immer nur je eine Figur setzen dürfen). Der Quaestor erhält von jedem Spieler nach Abschluss einer Spielrunde eine gewisse Zahl an Sesterzen ausgezahlt, die Matrona kann die Gunst des Imperators leichter erlangen usw.
Die Ämter spielen eine recht wichtige Rolle und sollten deshalb immer im Auge behalten werden.
Weiter gibt es nun auch die Gunst des Imperators. Diese wird charakterisiert durch ein Plättchen, das in jeder Runde neu offengelegt wird. Auf dem Plättchen stehen nun die zwei Dinge, die man benötigt um die Gunst des Imperators (eine Siegbedingung) zu erlangen. Das können z.B. 12 Sesterzen UND die meisten Lorbeeren aller Spieler sein. Meint ein Spieler, dass er diese Anforderungen in dieser Runde erfüllen kann, sollte er einen Spielstein auf die Basilica stellen, denn dort liegt die Gunst des Imperators aus.
Mit dem Amt „Matrona“ hat ein Spieler die Wahl zwischen ZWEI Gunst des Imperator-Plättchen und kann sich damit die für ihn günstigere Variante aussuchen.

Auch die Sklavenkarten erfüllen einen Zweck. Denn zu den Siegbedingungen zählt auch der Titel „Patron“. Doch den kann man nur erwerben, wenn man drei beliebige Sklavenkarten (oder eine Nubierin und eine weitere beliebige Sklavenkarte) ablegen kann und den Wert der Karten in Sesterzen bezahlt. Man kann die Sklavenkarten jedoch auch für etwas anderes nutzen. So kann man für 2 griechische Sklaven 3 Lorbeeren erhalten, oder für 2 germanische Sklaven 1 Legion. Es ist also wohl zu überlegen, für was man die Sklavenkarten einzusetzen gedenkt.

Die Assassinokarten geben dem Besitzer einen Vorteil bei der Übernahme einer Fraktion. Wenn man bei einer Fraktionsübernahme erkennt, dass ein anderer Spieler, der in der gleichen Runde auch die Fraktion übernehmen möchte, höhere Karten ausgelegt hat und man dadurch eigentlich keine Chance mehr auf die Fraktion hätte, kann man die Assassinokarte abwerfen und dem Gegenspieler dadurch die höchste der gerade ausgelegten Karten entfernen. Einer Übernahme steht meist nach einem solchen Attentat nichts mehr im Wege.

Das wären die Erweiterungen, die man wohl in den meisten Fällen spielen wird. Hat man mal eine größere Runde zusammen und wagt sich an die Brutier-Variante, dreht sich das Spiel fast komplett.

Der Brutier setzt z.B. KEINE Spielfiguren in der Setzphase. Er besitzt dagegen Aktionsscheiben-Marker, die seine Aktionen bestimmen und Aktionskarten, mit denen er diese ausführt. Das bedeutet, dass der Brutier-Spieler keine Spielfiguren auf dem Spielplan verteilt, sondern seine Aktionen abhängig von den per Zufall gezogenen Aktionsmarkern tätigt. Dabei macht er den anderen Spielern das Leben schwer, indem er ihre Aktionen behindert, oder gar davon profitiert. Beispielsweise kann er von den anderen Spielern Sesterzen, oder gar Fraktionskarten erhalten. Im Grunde ist der Brutier ein recht zerstörerischer Spieler, der teilweise die Planungen der anderen Spieler ziemlich durcheinander bringen kann.

Eine Partie TRIBUN mit einem Brutierspieler ähnelt kaum noch dem bekannten Spiel. Neue Taktiken, neue Möglichkeiten und Gefahren werden ins Spiel gebracht.

FAZIT

Die Erweiterung ist ein voller Erfolg. TRIBUN wird hierdurch noch weiter aufgewertet, erhält weitere taktische Komponenten und bleibt damit auch für viele weitere Partien spannend und abwechslungsreich. Auch ohne die Brutier-Familie, sind die Änderungen bemerkbar und vielfältig. Aber erst wenn man die Brutier ins Spiel bringt, kommt man in den Genuss aller Möglichkeiten, die die Erweiterung bereit hält.
Jeder, der TRIBUN besitzt und es gerne spielt, darf sich „Brutier“ nicht entgehen lassen. Denn hat man die Erweiterung einmal gespielt, wird man TRIBUN ohne diese nie wieder spielen wollen.

Mein Dank gilt dem Heidelberger Spieleverlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten