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Sci-Fi / Fantasy Racheklingen

Voltan

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Racheklingen von Joe Abercrombie

Mit dem Roman „Kriegsklingen“ hatte Joe Abercrombie vor einigen Jahren den Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe namens „First Law“ rund um die Union und den Protagonisten „Neunfinger Logan“, „Glokta“, „Jezal“ und „Bayaz“ begonnen. Eine epische Geschichte, die vor allem durch fein gezeichnete Charaktere und ziemlich viel Brutalität und Zynismus vom typischen Fantasy-Brei herausragte.

Racheklingen spielt auch in dieser Welt und knüpft gewissermaßen an den Geschehnissen an, stellt jedoch keine echte Fortsetzung zu First Law dar.

Die Geschichte beginnt einige Jahre nachdem der neue König der Union gekrönt wurde (siehe auch Königsklingen) in Styrien und damit weit von Adua und der Union entfernt.
Monza, eine Söldneranführerin, wird von ihrem Auftraggeber verraten und beinahe getötet. Dabei stirbt ihr Bruder und sie selbst wird fast zu einem Krüppel. Doch sie überlebt und plant schon bald ihre Rache an alle beteiligten Personen. Einschließlich des Großherzogs.

Und dies ist im Grunde auch schon die ganze Geschichte. Das gesamte Werk beschreibt, wie Monza sich an ihren Peinigern rächt. Dabei geht es sehr blutig zur Sache und kaum ein Plan gelingt so, wie er eigentlich gedacht war. Die „Kollateralschäden“ sind unglaublich groß und die Schneise des Todes erweist sich bald schon als recht breit auf ihrem Weg der Rache.
Natürlich benötigt sie für ihre Morde Mithelfer. Dabei erhält sie Unterstützung einiger Personen, die man aus Abercrombies letzten Romanen kennt. So ist Caul Espe, der Nordmann, wieder im Boot. Er versucht ein neuer Mensch zu werden und mit dem sinnlosen Töten aufzuhören. Bis Monza seinen Weg kreuzt…
Auch der Söldnerhauptmann Cosca spielt in Racheklingen wieder eine Rolle. Sogar eine größere, als in der First Law-Reihe.
Ebenso gibt es kurze Begegnungen mit Jezal (der arme könnte einem wirklich Leid tun) und einigen andere bekannten Charakteren.
Dies und die Beschreibungen vergangener Schlachten und Personen aus First Law, lässt beim Leser die Illusion einer gewissen Kontinuität und lebendigen Welt entstehen.

Der Schreibstil Abercrombies hat sich nicht geändert. Noch immer schreibt er ein sehr erwachsenes Fantasy. Hier wird nicht gekuschelt, sondern hart miteinander umgegangen. Dabei brilliert Abercrombie wieder einmal mit einer sehr gelungenen ironischen Sprache und amüsanten Einfällen. Manchen mag seine Sprache etwas zu hart klingen. Aber sie passt zu den desillusionierten Charakteren und der harten Welt, die hier dargestellt wird.
Auch scheut sich der Autor nicht vor heftig und intensiv beschriebenen Sexszenen. Ebenso geht es den Kampfszenen, die sehr blutig, brutal und intensiv dargestellt werden. Racheklingen ist also nichts für zartbeseidene Menschen. Hier fließt viel Blut und Köpfe sind nur recht locker am Hals befestigt…

Der Geschichte selbst fehlt es diesmal etwas an wirklich zündenden Einfällen. Sie ist relativ stringent und ohne größere Überraschungen und Wendungen. Teilweise geht dem Leser etwas die Lust verloren, der sinnlosen Rache Monzas weiter zu folgen. Irgendwie fehlt doch der große Überhang, der den Leser fesselt und weiter vorantreibt. Das Motiv der Rache scheint für ein fast 1000 Seiten langes Buch, doch etwas zu wenig zu sein.

Trotzdem ist Racheklingen kein schlechtes Buch. Es ist eher ein Rohdiamant. Ein Werk, das durch seine ausgezeichnete Sprache und seine sehr gut beschriebenen Charaktere lebt. Denn diese sind zwar allesamt nicht gerade als strahlende Helden anzusehen. Doch trotzdem freundet sich der Leser mit einigen an und bemerkt bei vielen eine sehr schöne Wandlung, die durch die Erlebnisse nachvollziehbar und verständlich wird.
Abercrombie besitzt wirklich ein sehr gutes Gespür für realistische Charakterzeichnungen.
Seine Protagonisten würden in anderen Romanen stets als Bösewichte durchgehen. Strahlende Helden mit reinem Gewissen sucht man in seinem Werk vergeblich. Sie alle haben mindestens eine Leiche im Keller, sind selbstsüchtig und werden von allzu menschlichen Begierden geleitet. Und doch sind gerade deshalb die Personen greifbarer. Ihre Motive bleiben für den Leser eher begreifbar, als die der üblichen 08/15-Fantasyhelden.

Fazit:
Abercrombie ist mit Racheklingen wieder ein hartes, brutales und gutes Fantasywerk gelungen.
Wer allerdings eher auf ausgefeilte Hintergrundgeschichten, epische Ziele und weltenrettende Helden steht, dürfte von Racheklingen enttäuscht werden.

Diejenigen jedoch, die gerne harte Fantasy jenseits der Elfen und Zwergensagas mögen; die gerne brutale Kampfbeschreibungen lesen und sich über harte Charaktere und zynische Dialoge amüsieren können, werden Racheklingen lieben


Der Autor:

Joe Abercrombie wurde 1974 in England geboren. Er studierte Psychologie in Manchester und arbeitet als Drehbuchautor. Seine Fantasysaga „First Law“, hier bekannt als „Kriegsklingen“, „Feuerklingen“ und „Königsklingen“, stellte sein Debüt dar und wurde prompt zu einem großen Erfolg. Mit Racheklingen kehrt er wieder in die Welt von First Law zurück.


Vielen Dank an den Heyne Verlag, der uns die Rezension ermöglicht hat.
 
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