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Sci-Fi / Fantasy Blutklingen

Voltan

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Joe Abercrombie – Blutklingen –

Mit Blutklingen ist nun schon der sechste Roman von Joe Abercrombie veröffentlicht worden. Angefangen hatte es mit „Kriegsklingen“, „Feuerklingen“ und „Königsklingen“. Einer Trilogie über den Barbaren Logen Neunfinger und seiner Kumpanen, die besonders durch ihren schmutzigen und trotzdem auch teilweise humorvollen Erzählstil für viele Fans sorgte.
Danach folgten Racheklingen und Heldenklingen, die beide völlig neue Geschichten mit neuen Protagonisten erzählten. Trotzdem webte Abercrombie auch in diesen Büchern viele bekannte Personen aus seiner Trilogie ein und bewirkte damit bei den Lesern eine gewisse Vertrautheit und gab ihnen das Gefühl einer real existierenden Welt.

Blutklingen stellt das sechste Werk Abercrombies dar und spielt auch wieder in der bekannten Welt der Union, Nordmänner und Kanteser.

Als in den Bergen des Fernlands Gold gefunden wird, strömen Schatzsucher aus allen Teilen der Welt in die Region. Dies würde normalerweise eine kleine Familie im weit entfernten Handelsguth wenig interessieren.
Scheu ist eine junge Frau, die versucht ihren Hof aufrecht zu halten, die Felder zu bestellen und vernünftige Erträge zu erwirtschaften. Auf dem Hof lebt sie mit ihrer jüngeren Schwester, ihrem kleinen Bruder und ihrem Stiefvater Lamm…einem wahren Feigling, der jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen scheint.

Doch eines Tages wird ihr Hof überfallen und die Geschwister entführt. Niemand weiß warum und von wem…doch aufgrund Scheus recht dunkler Vergangenheit, kann sie die Spuren verfolgen. Zusammen mit Lamm macht sie sich auf den beschwerlichen Weg und lässt ihren Hof zurück. Merkwürdigerweise führt sie der Weg immer näher zu den Bergen Fernlands und damit zu den Goldsuchern.


Auch in Blutklingen zeigt Abercrombie, dass er nichts von seinem Schreibstil verlernt hat. Seine Sätze sind manchmal klar und kompromisslos wie Dolchstöße. Sein Humor ist trocken und scheint manchmal dem Leser im Hals stecken zu bleiben.
Auch sind seine Helden, wie in seinen bisherigen Werken, immer ambivalent zu betrachten. Es gibt keine strahlenden Helden mit großen Zielen. Vielmehr kämpfen die Protagonisten dort mit allerlei menschlichen Fehlern. Habgier, Feigheit oder auch Opportunismus sind hier selbst bei den Hauptpersonen völlig normal. Manchmal ekelt man sich vor dem ein oder anderen. Doch dann gibt es Stellen an denen der Leser erleben kann, wie der Protagonist versucht, ein besserer Mensch zu werden und seinen eigenen Wertvorstellungen zu entsprechen. Auch wenn dieser Versuch nicht immer gelingt, wirkt hierdurch der Protagonist verständlicher, näher und einfach lebendiger.

Blutklingen erzählt eigentlich eine recht einfache Geschichte. Hier geht es nicht um große Kriege und verzwickte politische Verwirrungen (wie es in der Trilogie und auch zum Teil in den beiden nachfolgenden Bänden der Fall war). Nein, hier geht es hauptsächlich um die Reise Scheus und Lamms bei ihrem Versuch, die Geschwister zu befreien.
Und doch spielen auch hier wieder viele bekannte Gesichter aus den bisherigen Bänden mit. So gibt es ein Wiedersehen mit Cosca dem Söldnerhauptmann, dem einäugigen Caul Espe und noch der ein oder anderen Person, die ich aber aus Spannungsgründen hier nicht erwähnen möchte. Nur so viel: [MI]Er ist wieder da![/MI]

Abercrombie hat nichts von seinem Biss verloren. Seine Geschichte, auch wenn sie recht trivial ist, lebt von den Personen, die er beschreibt. Seine Welt scheint tatsächlich zu atmen und entführt den Leser für einige Stunden in eine raue Scheinrealität, in der das Leben nicht viel Wert ist.
Auch hier rollen wieder Köpfe, Gedärme werden entwirrt und Blut spritzt aus fast allen Seiten des Buchs. Auch wenn die Zeiten der ganz großen Schlachten aktuell vorüber sind, so ist das Leben in Abercrombies Fantasywelt alles andere als ungefährlich.

Am besten gefallen haben mir in Blutklingen die tollen Charaktere. Es gibt einige sehr gut beschriebene Personen, die den Leser immer wieder überraschen und ihn so bei der Stange halten. Längen gab es kaum welche und aufgrund des tollen Erzählstils, waren selbst diese meist sehr unterhaltend.

Für mich gehört Abercrombie auch mit Blutklingen weiterhin und jetzt erst Recht zu den besten Fantasy-Autoren weltweit!
Seine Sprache ist hart, manchmal vulgär. Seine Sätze triefen vor Zynismus. Und seine Helden sind nahezu immer hoffnungslose Existenzen, die an ihren eigenen Ambitionen scheitern.
Das alles macht Blutklingen zu einem ganz besonderen Fantasyroman, der sich durchaus von anderen dieses Genre unterscheidet.

Der Autor:
Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen bisherigen Titeln schaffte er es mehrmals auf die Times-Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath, einer Stadt im Westen Englands.


Wir danken ganz herzlich dem Heyne-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
 
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