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Sci-Fi / Fantasy Nur Drachen leben länger

Tufir

Drachling
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Nur Drachen leben länger – John Moore

Wenn man als Ritter eine Prinzessin ehelichen möchte, dann muss man ja „nur“ einen Drachen erschlagen. Schließlich gilt das ungeschriebene Gesetzt, dass jeder Drachentöter die Tochter des Königs – sofern verfügbar – als Braut erhält. Mal abgesehen davon, dass das Erschlagen eines Drachen ein lebensgefährlicher Job ist, ist es mehr als dumm, wenn der Drache während der Jagd die Grenze zu einem anderen Königreich überquert und die dortige Prinzessin als jemand, der mit toten Tieren auf dem Mittagstisch und der passenden gekochten Gemüsebeilage redet, nicht gerade zum engeren Kreis der Wahl gehört.

Doch da die Auserwählte mit der Wahl ihrer Mutter für einen Verlobten ebenfalls nicht einverstanden ist, fingiert diese ihre eigene Entführung. Wiederrum dumm, dass der Ritter nun ausgerechnet als Personenschützer für diesen Verlobten herhalten muss, um ihn auf der Suche nach der verschwundenen Braut zu unterstützen. Als dann aus der gespielten Entführung auch noch eine echte wird und die Prinzessin als Jungfrau an einen Greif verfüttert werden soll, ist das Chaos perfekt. Dass der Greif obendrein das Schoßtiers eines Magiers, des Mittelalten Mann vom Berge (der Alte Mann vom Berge hatte sich kürzlichauf seinen Ruhesitz zurückgezogen), ist, verkompliziert sie Sache nur noch unwesentlich.

Alleine das Storyboard dieses Romans von John Moore macht das Buch zu einem begehrenswerten Gegenstand. Der Vergleich mit Terry Pratchett ist durchaus berechtigt und doch findet der Leser auch viele Parallelen zu den Romanen von Robert Asprin. Gekonnt verwebt der Autor seine mittelalterlich phantastische Welt mit Phrasen und Gegenständen aus der Gegenwart. Der erhobene Zeigefinger gegen die Fast-Food-Kultur wird durch die gesundheitsschädlichen Aspekte von geschnittenem Brot ersetzt und natürlich tut es einem Ritter vor dem Einsatz gut, wenn er alkoholfreies Bier zu sich nimmt anstelle von Wein.

Ebenso zieht sich der reale und ewige Kampf der Geschlechter mit zwinkernden Augen durch Moore Romans wie ein roter Faden.

Seite 49 schrieb:
Bist du blind? Manchmal könnte ich schwören, dass alle Männer blind sind.“ Sie warf den Kopf zurück und deutete auf ihre Haare. „Ich habe sie blond gefärbt!
Terry musterte sie kritisch. „Hast du nicht!
Oh doch!
Deine Haare waren schon immer blond.
Aber doch nicht so blond. Früher verwendete ich Honiggold hell. Jetzt habe ich Mandelmilch mittel ausprobiert.

Moores Spitzen gegen das gegenseitige Missverständnis von Mann und Frau sind genial und witzig und wechseln sich mit solchen Szenen ab, in denen sich Mann und Frau fast wortlos verstehen und dann andere Beteiligte zum Stirnrunzeln bringen. Er hält beiden Geschlechtern ohne einem davon einen Vorzug zu geben einen Spiegel vor und versteht es, seine Leser damit quasi über sich selbst lachen zu lassen.

Das Ganze wird dann noch sporadisch gewürzt mit strohdummen Schlosswachen, die ihrem Grafen das Leben schwer machen, Töchtern von verarmten Adligen, die als Köchinnen arbeiten müssen und einem reichen Schnösel, der beim geistigen Wettkampf mit dem Magier diesem zeigt, wo der Hammer hängt.

Moores Anschlag auf die Lachmuskeln seiner Leser ist ein voller Erfolg und kann jedem Fan von humoristischer Phantastik im Stile eines Terry Pratchetts oder Robert Asprin nur ans Herz gelegt werden.

Ein sehr angenehmer Satzspiegel sorgt im Übrigen dafür, dass das Buch ein wenigen Stunden in einem Rutsch durchgelesen werden kann - ideal für heiße Sommertage am Strand. Am öffentlichen Strand sei jedoch Vorsicht geboten. Die lauten Lacher werden die Aufmerksamkeit der Nachbarn erregen!

Viel Spaß und ein gutes Zwerchfell wünscht euch
Euer Tufir


John Moore
, geboren 1959, ist diplomierter Chemiker und arbeitete als Ölförderer und LKW-Fahrer in Texas, bevor er sich dem Schreiben widmete. Seit dem großen Erfolg seiner Romane „Blödprinz Charlie“ und „Handbuch für Helden“ zählt er neben Terry Pratchett und A. Lee Martinez zu den erfolgreichsten humorvollen Phantastik-Autoren. John Moore hat weder Kinder noch Haustiere und lebt als verantwortungsloser, verschwenderischer Single in Houston, Texas.

Zitat aus: „Nur Drachen leben länger“, J. Moore, 2007


Unser Dank geht an den Piper-Verlag, der uns diese Rezension ermöglichte!
 
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